Die Telefonkonferenz von E.ON ($EOAN (+1,62 %)) zum Gesamtjahr 2024 zeigte ein Unternehmen, das nicht nur finanziell solide aufgestellt ist, sondern auch klare strategische Schwerpunkte für die kommenden Jahre setzt.
Mit einem Adjusted EBITDA von 9 Milliarden Euro erreichte E.ON das obere Ende seiner Prognosespanne, was die starke operative Leistung des Unternehmens unterstreicht. Die Investitionen stiegen auf 7,5 Milliarden Euro, ein Plus von 1 Milliarde Euro gegenüber dem Vorjahr, was die Entschlossenheit von E.ON verdeutlicht, die Energiewende aktiv zu gestalten.
Ein zentrales Thema der Konferenz war die Transformation der Energienetze. E.ON setzt verstärkt auf Digitalisierung, Standardisierung und Automatisierung, um Effizienzsteigerungen zu realisieren und die Infrastruktur auf die steigende Stromnachfrage vorzubereiten. Bereits heute zeigen sich deutliche Fortschritte in der digitalen Vernetzung der Netze, unter anderem durch die Einführung neuer Asset-Management-Plattformen und optimierte Kundenabrechnungssysteme.
Im Energy Retail-Segment konnte E.ON seine digitale Kundenplattform weiter ausbauen, was zu einer spürbaren Verbesserung der Kundenzufriedenheit führte. Besonders flexible Tarifmodelle, die es Verbrauchern ermöglichen, von der Volatilität der Energiepreise zu profitieren, stellen einen zukunftsweisenden Wachstumsbereich dar.
E.ON hat seinen Fünfjahres-Investitionsplan für Energienetze um eine weitere Milliarde auf nun 43 Milliarden Euro erhöht. Diese Entscheidung wurde vor allem durch regulatorische Verbesserungen in Deutschland begünstigt, die eine beschleunigte Abschreibung der Gasnetze ermöglichen.
Das Unternehmen machte jedoch deutlich, dass attraktive regulatorische Rahmenbedingungen eine Grundvoraussetzung für weitere Investitionen sind. E.ON erwartet, dass die Investitionen auch über 2028 hinaus auf hohem Niveau bleiben, wobei mögliche Steigerungen ab 2029 von der Attraktivität der neuen Regulierungsperiode abhängen werden.
Ein interessanter Aspekt war die Diskussion über die zukünftige Stromnachfrage. E.ON sieht eine deutlich wachsende Nachfrage, die vor allem durch die Elektrifizierung von Verkehr und Wärme sowie den steigenden Energiebedarf von KI-Rechenzentren angetrieben wird. Diese Entwicklung könnte langfristig dazu beitragen, die Energiewende auf eine breitere wirtschaftliche Basis zu stellen und Stromkosten stabil zu halten.
In der anschließenden Fragerunde standen insbesondere die kommenden Regulierungsentscheidungen in Deutschland, die Investitionsplanung sowie mögliche politische Einflüsse im Fokus.
Ein zentrales Thema war die nächste Regulierungsperiode ab 2029. Mehrere Analysten fragten nach E.ONs Erwartungen, insbesondere hinsichtlich der zukünftigen Renditen für Netzbetreiber. Das Management betonte, dass die regulatorischen Rahmenbedingungen entscheidend dafür sind, ob private Investoren weiterhin Kapital für die Modernisierung der Netzinfrastruktur bereitstellen werden. Bis Ende 2025 erwartet E.ON mehr Klarheit über die genauen regulatorischen Vorgaben.
Auch die Auswirkungen der deutschen Wahlen auf die Energiepolitik waren ein Thema. E.ON zeigte sich zuversichtlich, dass die Notwendigkeit hoher Investitionen in die Energiewende politisch breit anerkannt wird – unabhängig vom Wahlausgang. Ein mögliches Comeback der Atomkraft schloss das Management für Deutschland aus.
Ein weiterer Diskussionspunkt waren die Netzgebühren. Analysten fragten nach den möglichen Auswirkungen der geplanten politischen Maßnahmen zur Senkung der Gebühren, insbesondere im Zusammenhang mit den CDU-Plänen. E.ON erklärte, dass sich die Debatte primär auf die Übertragungsnetzebene konzentriert, während auf der regionalen Verteilnetzebene alternative Entlastungsmechanismen denkbar sind, etwa durch Einnahmen aus CO₂-Auktionen oder Steueranpassungen auf Strompreise.
In Bezug auf die CapEx-Planung ab 2027 oder 2028 erklärte das Management, dass eine mögliche Erhöhung der Investitionen von regulatorischer Klarheit und attraktiven Renditebedingungen abhängig sei. E.ON hält weiterhin an seinen Wertschöpfungskriterien fest.
Die Telefonkonferenz vermittelte ein klares Bild von E.ON als strategisch gut positioniertes Unternehmen, das von der Energiewende profitieren wird.
Mit starken finanziellen Ergebnissen, steigenden Investitionen in Netzinfrastruktur und einer klaren Digitalisierungsstrategie bleibt E.ON ein Schlüsselakteur in der Transformation des Energiesektors. Die geplanten 43 Milliarden Euro an Investitionen unterstreichen das langfristige Potenzial des Unternehmens. Allerdings hängt der Erfolg stark von attraktiven regulatorischen Bedingungen ab, insbesondere mit Blick auf die nächste Regulierungsperiode ab 2029.
Habt ihr Energieaktien im Portfolio? Wonach richtet ihr euch dort?