Aus einer McKinsey-Studie, die mir heute über den Schreibtisch geflogen ist:
👉🏻Seltene Erden als Rückgrat:
Seltene Erden sind das Rückgrat der modernen Wirtschaft. Ohne sie stehen Elektromotoren, Windräder, Smartphones und Satelliten still. Doch Deutschland – und mit ihm Europa – ist gefährlich abhängig: 93 Prozent der seltenen Erden stammen aus China. Eine neue McKinsey-Studie warnt, dass mehr als eine Million Arbeitsplätze direkt von diesen Rohstoffen abhängen. Sollte Peking seine Exporte stoppen, wären insgesamt vier Millionen Jobs und rund 370 Milliarden Euro Wirtschaftsleistung in Gefahr – fast neun Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts.
„Fällt China als Lieferant aus, steht die Wirtschaft still“, sagt McKinsey-Partner Christian Hoffmann. Betroffen wären Schlüsselbranchen wie der Automobilbau, die Energietechnik sowie die Luft- und Raumfahrt. Preissteigerungen wären dann das geringste Problem – es ginge schlicht darum, ob Produktion überhaupt noch möglich ist.
👉🏻China als Machtfaktor
Mehr als 90 Prozent der weltweiten Verarbeitung seltener Erden findet heute in China statt. Das Land kontrolliert die gesamte Lieferkette – vom Abbau über die chemische Aufbereitung bis zur Herstellung von Hochleistungsmagneten. Peking nutzt diese Dominanz zunehmend als geopolitisches Druckmittel: Erst im Oktober verschärfte es erneut die Exportkontrollen für Technologien zur Verarbeitung seltener Erden. Damit wird der Export solcher Verfahren nur noch mit ausdrücklicher Genehmigung erlaubt – ein klares Signal an den Westen.
Die wirtschaftlichen Folgen sind bereits spürbar. Die sogenannte Germanium-Krise Ende 2024 zeigte, wie schnell ein Engpass eskalieren kann: Als China den Export dieses für Halbleiter und Glasfasern wichtigen Metalls in die USA stoppte, gingen auch die Lieferungen nach Europa um 60 Prozent zurück. In Deutschland mussten Automobil- und Elektronikhersteller ihre Produktion zeitweise stoppen – E-Motoren und Sensoren konnten schlicht nicht mehr gebaut werden.
👉🏻Versäumte Strategien
Dass Deutschland so verwundbar ist, sei selbstverschuldet, betont Cornelius Bähr vom Institut der deutschen Wirtschaft. Trotz jahrelanger Warnungen habe die Politik zu zögerlich reagiert. Zwar wurde ein Rohstofffonds der KfW aufgelegt, um neue Bezugsquellen zu erschließen, doch bisher kommen die Projekte kaum voran. Von 50 Interessenten haben nur zwei die Prüfphase erreicht. „Wir hoffen auf erste Entscheidungen bis Jahresende“, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium.
Für McKinsey-Experte Hoffmann ist das zu wenig. Er fordert eine umfassende Rohstoffstrategie, die Industrie, Forschung, Banken und Bergbauunternehmen gemeinsam entwickeln.
👉🏻Europa muss handeln
Die EU hat 34 Rohstoffe als kritisch eingestuft, darunter Lithium, Kobalt und alle seltenen Erden. Der Bedarf wächst – durch Energiewende, Digitalisierung und Aufrüstung. Doch Alternativen zu China sind rar. Japan gilt als Vorbild: Durch eine Kombination aus Diversifizierung, Recycling, Materialeinsparung und Forschung hat das Land seine Abhängigkeit deutlich reduziert.
Hoffmann empfiehlt Deutschland, ähnliche Wege zu gehen – etwa mit gemeinsamen Einkaufskonsortien, Rohstoff-Handelshäusern und strategischen Vorräten. Nur wer die gesamte Wertschöpfungskette – von der Mine bis zum Lager – im Blick habe, könne langfristig unabhängig werden.
👉🏻Zeit läuft davon
Während Europa noch Konzepte diskutiert, verschärft China seine Kontrolle. Die Nachfrage nach seltenen Erden steigt, der Druck wächst. „Ein Lieferstopp wäre ein Schock für den Standort Deutschland“, warnt Hoffmann – und zugleich das Resultat jahrelanger Untätigkeit.
Auch Nachbarländer wären betroffen: Rund 80.000 österreichische Arbeitsplätze hängen von der deutschen Autoindustrie ab. Würde sie ins Stocken geraten, hätte das gravierende Folgen für die gesamte Region.
Vor diesem Hintergrund scheint die Zolldrohung von Donald Trump nicht exzessiv zu sein. Gemessen daran, dass man auch wenig bis gar keine Kritik aus der EU bzw. anderen Ländern hört, scheint es mir doch so, dass die Maßnahme, wenn nicht abgesprochen, zumindest Billigung findet.
Ich persönlich glaube nicht, dass hier das letzte Wort gesprochen ist! Warten wir es ab... 😉
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