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Bullenmärkte dauern nicht ewig

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Neues Research deckt die mathematischen Hintergründe von Aktienrenditen auf und empfiehlt Anlegern, sich auf Erschütterungen vorzubereiten

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Javier Estradas neueste Studie„Expected Stock Returns in Bullish Times” beleuchtet die mathematischen Faktoren, die Aktienrenditen beeinflussen – und erklärt, warum die derzeitige Marktexuberanz mit Vorsicht zu betrachten ist.


Durch die Analyse von US-Marktdaten aus mehr als 150 Jahren (1872–2024) hat Estrada die jährlichen Renditen in ihre Hauptkomponenten zerlegt: Dividendenrendite, Gewinnwachstum und Veränderungen des Kurs-Gewinn-Verhältnisses. Seine Ergebnisse zeigen, warum die Bedingungen für anhaltend überdurchschnittliche Gewinne selten lange bestehen bleiben, insbesondere nach starken Haussephasen.


Lehren aus den Bullenmärkten der Geschichte

Estrada’s Analyse des US-Marktes zeigt, dass Phasen schnellen Gewinnwachstums selten mit einer gleichzeitigen Ausweitung der Kurs-Gewinn-Verhältnisse einhergehen. Tatsächlich weisen diese beiden Faktoren über Jahrzehnte hinweg eine negative Korrelation auf (Korrelationskoeffizient von -0,5) – das bedeutet, dass Anleger bei schnell wachsenden Gewinnen nicht gleichzeitig die Bewertungen in die Höhe treiben und umgekehrt. Diese Beziehung wird besonders kritisch, wenn die Märkte extreme Bewertungen erreichen, wie dies sowohl Ende der 1990er Jahre als auch in der heutigen Situation der Fall ist.


Seine Analyse zeigt, dass die aktuelle Marktlage – hohe Kurs-Gewinn-Verhältnisse, niedrige Dividendenrenditen und durch die jüngsten Renditen getriebener Optimismus – einige Ähnlichkeiten mit der Situation im Jahr 1999 aufweist. Damals verzeichnete der S&P 500 beeindruckende Kursgewinne, aber die Bewertungen erreichten ein nicht nachhaltiges Niveau. Als schließlich die Rückkehr zum Mittelwert einsetzte, waren die Renditen in den folgenden zehn Jahren enttäuschend niedrig (nur 0,1 % annualisiert vor Inflation


Warum hohe Renditen schwieriger aufrechtzuerhalten sind


Estrada’s Modellierung zeigt, dass die Erwartung hoher zukünftiger Renditen bei überschwänglichen Märkten mindestens eine von zwei Voraussetzungen erfordert: ein extrem schnelles Gewinnwachstum oder eine starke Ausweitung der Kurs-Gewinn-Verhältnisse, oder beides. Die Geschichte zeigt, dass diese Bedingungen selten gleichzeitig erfüllt sind – sie jetzt zu erwarten, ist zunehmend unrealistisch.

Wenn Fundamentaldaten wie Gewinne und Dividenden zu ihren langfristigen Durchschnittswerten zurückkehren, sinken die zukünftigen Renditen.

Estrada schätzt, dass bei einer Normalisierung der Fundamentaldaten in den nächsten zehn Jahren annualisierte Renditen von etwa 0,4 % erzielt werden könnten.


Wichtige Erkenntnisse für Investoren:


Bewertung vor Extrapolation


Was ist der umsetzbare Ratschlag für Privatanleger?

Estradas Arbeit fordert eine Neujustierung der Erwartungen:

  • Bitte stellen Sie sich auf geringere Renditen an den Aktienmärkten in den nächsten zehn Jahren ein, insbesondere wenn eine Rückkehr zum Mittelwert eintritt.
  • Vermeiden Sie die Verzerrung durch Aktualität – den Drang zu glauben, dass eine kürzlich erzielte starke Leistung auf unbestimmte Zeit anhalten wird.
  • Priorisieren Sie fundamentale Bewertungen (Dividendenrendite, Gewinnwachstumsrate, Kurs-Gewinn-Verhältnisse) gegenüber der Verfolgung der Performance.
  • Erwägen Sie eine konservativere Allokation in Aktien und diversifizieren Sie Ihr Engagement in andere Risikoanlagen wie Private Credit, Infrastruktur, Immobilien und marktneutrale Long-Short-Strategien, wie sie beispielsweise von AQR Style Premia Alternative QSPRX verwendet werden.


Estrada’s Analyse der Aktienrenditen über einen Zeitraum von 150 Jahren vermittelt eine klare Botschaft: Je höher die Märkte steigen, desto unwahrscheinlicher wird es, dass alle Faktoren, die die Renditen beeinflussen, positiv bleiben. Die negative Korrelation zwischen Gewinnwachstum und P/E-Expansion bedeutet, dass beide Faktoren selten über lange Zeiträume gleichzeitig die Renditen steigern.


Das heutige Marktumfeld mit teuren Aktien und niedrigen Renditen stellt eine große Herausforderung für die Aufrechterhaltung der jüngsten Gewinne dar. Um optimistische Prognosen zu rechtfertigen, wäre eine perfekte (und historisch seltene) Kombination aus steigenden Gewinnen und sich vervielfachenden Bewertungen erforderlich.


Anstatt über den richtigen Zeitpunkt zu spekulieren, empfiehlt Estrada, genau auf die Bewertungen zu achten und die Portfolios auf geringere Renditen vorzubereiten. Die Rückkehr zum Mittelwert – die Tendenz der Märkte, wieder zu historischen Durchschnittswerten zurückzukehren – ist eines der beständigsten Merkmale des Aktienmarktes. Anleger, die diese Lehren beherzigen, sind weitaus besser positioniert, um die letztendliche Wende im Zyklus zu überstehen


Für Anleger ist die Botschaft klar: Richten Sie Ihre Erwartungen an historischen Daten aus, nicht an Hoffnungen. Starke Bullenmärkte werden letztendlich von Phasen mit moderaten oder sogar negativen Renditen abgelöst – und sich auf diesen Wandel vorzubereiten, ist ein Zeichen von Disziplin.


Eigene Einschätzung:

Zugegebenermaßen ist dies für informierte und bewusste Investoren keine gänzlich neue Erkenntnis. In Anbetracht der aktuellen Marktbedingungen wollte ich die Zusammenfassung der Studie dennoch mit euch teilen um vorallem auch neuen Marktteilnehmern eine analytische und langfristige (150 Jahre) Orientierung zukommen zu lassen.


Der Autor/Autorin oder die Autoren besitzen keine Aktien der in diesem Artikel erwähnten Wertpapiere. Informieren Sie sich hier Redaktions-Richtlinien von Morningstar.

Larry Swedroe is a freelance writer. The opinions expressed here are the author’s. Morningstar values diversity of thought and publishes a broad range of viewpoints.


Quelle

https://global.morningstar.com/de/maerkte/anleger-aufgepasst-bullenmrkte-dauern-nicht-ewig?utm_source=eloqua&utm_medium=email&utm_campaign=Germany_Weekly&utm_content=None_69633&utm_id=36229

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3 Kommentare

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Ja wir können nicht mehr. Jeder verdient mit egal was Geld an der Börse, und value oder fundamental Investoren gucken nur blöd aus der Wäsche die ganze Zeit.
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Orientierung für 150 Jahre finde ich extrem spannend 🧐 werde demnach alles so anpassen, Danke für den Input
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Danke für die gute Einschätzung.
Ich persönlich sehe die größte Gefahr darin, dass kein Wachstum mehr da ist, oder der Wachstum zurück geht.
Wie es z.b. bei corona war.
Hier war meiner Meinung nach, dass größte Problem, dass weniger konsumiert werden konnte.
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