Frankreich erlebt eine der schwersten politischen Krisen seiner jüngeren Geschichte. Die Regierung von Premierminister Michel Barnier wurde nach nur 3 Monaten durch ein Misstrauensvotum gestürzt, das von einem ungewöhnlichen Bündnis aus dem Linksbündnis und den Rechtsnationalen unterstützt wurde. Diese Ereignisse haben nicht nur innenpolitische Konsequenzen, sondern auch Auswirkungen auf die Wirtschaft, Finanzmarkt und den europäischen Stabilität.
Der Regierungssturz: Wie & warum?
Die Regierung unter Michel Barnier scheiterte an einem Misstrauensvotum mit 331 von 577 Stimmen, was die nötige Mehrheit knapp übertraf. Insgesamt 58 Abgeordnete mussten dafür einen Antrag einbringen. Ein Bündnis aus der politischen Linken und den rechtsnationalen Parteien unter Marine Le Pen, die ideologisch zwar weit auseinanderliegen, jedoch in der Opposition gegen die Mitte-Rechts-Regierung zusammen einig waren.
Gründe für den Sturz
- Frankreichs politische Landschaft ist stark durchmischt, wodurch keine Partei über eine eigene Mehrheit verfügt.
- Der Versuch, einen strikten Sparhaushalt durchzusetzen, stieß sowohl bei linken als auch rechten Abgeordneten auf Widerstand.
- Premierminister Barnier konnte keine breite Unterstützung innerhalb der Nationalversammlung gewinnen.
Auswirkungen auf Frankreich
- Wichtige Reformen und Gesetze bleiben auf Eis, darunter der Sparhaushalt für 2025. Ohne eine Verabschiedung des Haushalts könnten Defizite weiter steigen.
- Obwohl Macron formal unberührt bleibt, muss er eine neue Regierung bilden und das Vertrauen der Franzosen wiederherstellen. Auch das Vertrauen von Investoren ist zu beachten, denn die zeigen sich skeptisch, was die Stabilität der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone betrifft. Darauf werde ich später noch eingehen.
Überblick Renditen
- Die Renditen zehnjähriger französischer Staatsanleihen stiegen auf 3,02%, den höchsten Stand seit der europäischen Staatsschuldenkrise 2011/2012.
- Der Spread zu deutschen Bundesanleihen erreichte mit 90 Basispunkten ein Rekordhoch seit mehr als einem Jahrzehnt. Analysten erwarten, dass der Spread in Zukunft auf 100 Basispunkte steigen könnte.
Auch interessant ist, dass französische Bonds sich in ihrer Risikobewertung nun "Krisenstaaten" wie Italien und Griechenland nähern. Investoren ziehen sich auch massiv aus französischen Staatsanleihen zurück, was die Preise drückt und die Renditen deutlich weiter steigen lässt.
Gefahr von Spillover-Effekten
- Ansteckung in der Eurozone: Unsicherheiten in Frankreich könnten die Renditen anderer EU-Staaten beeinflussen und die Stabilität der Eurozone gefährden.
- Dennoch halte ich von einem Spillover zur aktuellen Lage noch nicht.
Benjamin Melman, Global CIO bei Edmond de Rothschild, argumentiert, dass die französischen Blue Chip Aktien bereits die meisten politischen Risiken, einschließlich des möglichen Zusammenbruchs der Regierung, eingepreist haben. Es könnte jedoch ein "Short Squeeze" auftreten, bei dem Investoren, die den Markt shorten, gezwungen sind, Aktien zurückzukaufen, was die Preise in die Höhe treiben könnte. Der CAC 40-Index hat 2024 schlechter abgeschnitten als andere europäische Indizes, mit einem Rückgang von 3,5%, während der $XSX6 (-0,79 %) um 7,9% gestiegen ist. Die Volatilität des $CAC (-0,22 %) bleibt hoch.