Meine Crypto-Exit-Strategie nach fast einer Dekade Crypto-Erfahrung:
Bevor ich konkret auf meine Crypto-Strategie eingehe, möchte ich klarstellen, dass Crypto stark vom Glauben lebt (Momentum: Es steigt, weil es steigt). Darum finde ich, dass man hier nur Geld investieren sollte, das man sofort abschreiben/verlieren kann. Eine vordefinierte Strategie wie die folgende kann helfen, rational zu handeln und Emotionen außen vor zu lassen.
Lesezeit: gefühlt eine Stunde
Totalverlustrisiko:
Wenn man sich entscheidet, Self-Custody (Eigenes Wallet) zu betreiben, hat das viele Vorteile, aber den massiven Nachteil, dass, wenn du deine Private Keys verlierst, du nicht beim BTC-Kundenservice anrufen kannst und einen Totalverlust erleidest. Auch wird es keinen neuen Bitcoin geben. Es dauert genau eine Minute, so einen "neuen Bitcoin" zu erstellen, und kostet keinen Euro. Zudem wird es nur so wimmeln von Scams und ICOs – darum vertraue nur der Marketcap! 99,99 % aller Projekte werden langfristig sterben. Je höher die Marketcap, desto wahrscheinlicher ist ein Überleben, aber dies ist niemals garantiert – selbst BTC könnte von einem Tag auf den anderen auf 0 gehen.
Dasselbe gilt auch für Yield auf deine Cryptos. Grundsätzlich ist es ein guter Gedanke, einen dezentralen Markt zu schaffen, und die Renditen wirken oft sehr attraktiv. Aber häufig werden die Coins, die man als Reward bekommt, massiv inflationiert. Zudem wird die Gefahr von Bugs im Code häufig unterschätzt. Letzteres kann ebenfalls zu Totalverlusten führen. Auch muss man hier den Impermanent Loss betrachten, aber das wäre Thema für einen eigenen Post. Rendite hat immer etwas mit Risiko und Informations-Arbitrage zu tun, darum: stay in the game > outperform the game.
Trading:
Für 99 % ist es vermutlich schlauer, einen HODL- (also Buy-and-Hold-)Ansatz mit ggf. DCA/Sparplan zu fahren, um eine Position aufzubauen. Dies sollte man aber nicht in Hype-Phasen machen, sondern wenn sich niemand mehr für Crypto interessiert. Traden wirkt zwar sehr attraktiv und cool, aber der Großteil wird damit gegenüber der B&H-Strategie underperformen. Abgesehen von den grauen Haaren und Spaß am Leben mit viel wichtigeren Dingen als Charts die man sich dadurch spart.
Zu meiner Einschätzung:
Allgemein denke ich, dass sich der Markt und die Performance verändert haben, speziell durch ETFs und die Infrastruktur, die in den letzten Jahren entstanden sind. Dadurch denke ich, dass anfangs dieser Zyklus stark von institutionellen Investoren getrieben werden könnte – nicht, weil die Anzahl so hoch ist, sondern weil diese einfach sehr kapitalstark sind und bereits geringes Exposure sehr viel Kapital bringt.
Ich denke, dass nach wie vor die psychologische Charakteristik aufrecht bleibt: Zuerst steigt $BTC (+4,12 %) , dann die "besseren" Shitcoins, bis am Ende dann alles steigt, was bisher noch nicht gestiegen ist. Wenn ich Shitcoins schreibe, soll sich aber bitte niemand angegriffen fühlen – ich erkläre später, warum ich das mache. Ich halte selbst welche. Nur kurz zu meiner Definition, wie ich weniger qualitative Shitcoins von qualitativen unterscheide:
- Gibt es eine Medaillonsfigur, die gut Geschichten erzählen bzw. reden kann? (Beispiel: Charles Hoskinson bei Cardano $ADA (-1,86 %) , ähnlich bei Ripple $XRP (+8,12 %) würde ich behaupten)
- Ist die Technologie wirklich dezentral?
- Wie sind die Tokenomics gestaltet? (Darum betrachte ich immer die Marketcap und nicht den Kurs.)
- Bringt es einen Mehrwert über das Buzzword Blockchain hinaus?
- Wie ist die Coin-Distribution aufgeteilt (Whale-Wallets)?
Zyklus im Zyklus:
Ich denke auch, dass wir diesen mini Zyklus im Aktuellen Zyklus bereits einmal durchlaufen haben, aber dass er sich im gesamten Momentum-Zyklus wiederholen wird und die Kursausschläge zugunsten der Shitcoins zunehmen werden. Meine Theorie dahinter ist, dass, wenn BTC gestiegen ist, die Mehrrendite gesucht wird, und dass, wenn die Returns die neuen Leute anziehen, diese oft keine Ahnung haben. Das "dumme Geld" fließt dann vermehrt in Shitcoins ohne Substanz (ohne jemandem Beleidigen zu wollen, die Bezeichnung hat sich bei mir so eingebürgert). Darum möchte ich auch die Shitcoin-Performance zusätzlich als Exit-Indikator heranziehen.
Exit-Strategie:
Ich werde maximal 50 % meiner Crypto-Holdings abverkaufen, da für mich die Performance-Erwartung rund 50 % meines Investments ausmacht und 50 % BTC eine Art Risikoabsicherung gegen das zentralisierte Finanzsystem darstellt. Den Verkauf werde ich in Tranchen von je 25 % durchführen. Dafür werde ich einen Grid-Bot verwenden. Beginnen werde ich, sobald der Crypto-Anteil 25 % meines Gesamtportfolios übersteigt. Neues Kapital werde ich vorerst nicht in Crypto investieren, sondern nur meine Shitcoin-Position durch einen leichten Hebel auf mein Margin-Konto ausweiten je nach Phase. Wenn ich von Hebel rede, meine ich keinen 25x, sondern eher 1.5x – da mir die Mehrrendite zugunsten meiner Sicherheit weniger wert ist. Meine Devise ist immer: stay in the game > outperform the game.
Am Ende wird nur BTC überbleiben bis zum nächsten Hype!
Zu den persönlichen Shitcoin-Sektoren-Favoriten:
Ich denke, dass DeFi stark performen wird, da aufgrund der potenziellen regulatorischen Sicherheit in den nächsten 6–12 Monaten substanziell mehr Sicherheit geschaffen werden könnte. Generell vermute ich jedoch, dass es relativ egal ist, welchen Coin man kauft, da die Vergangenheit gezeigt hat, dass gegen Ende des Zyklus sowieso alles gekauft wird, was noch keine 10x gemacht hat – ganz egal, ob es einen fundamentalen Mehrwert gibt.
Im Bezug auf die L1 denke ich, dass $ETH (+9,67 %) derzeit unterbewertet ist. Gründe dafür sehe ich darin, dass Vitalik Buterin ein miserabler Salesman ist (was ich sogar positiv finde), und Solana $SOL (+7,81 %) auf Kosten von Sicherheit viel günstigere Fees anbieten kann. Die einfache Programmierbarkeit lässt mehr Dapps entstehen. Generell denke ich, dass ETH besser dem Grundgedanken von Crypto entspricht als Solana, wobei man trotzdem erwähnen muss, dass Solana massiv an Adaption gewonnen hat – für mich ein Zeichen, dass die meisten Leute keine Ahnung haben, was sie eigentlich kaufen.
Die SUI -Architektur finde ich prinzipiell vielversprechend, würde das aber nicht übergewichten – bin aber auch nicht zu tief in dem Thema.
L2 sehe ich als sehr sinnvoll für ETH, wird aber erst outperformen, wenn die Transaktionskosten wieder astronomisch sind. Generell sehe ich Transaktionskosten als sehr guten Marktindikator für Timing als auch Leverage im Markt.
Memecoins:
Die Wahrscheinlichkeit, dass Dogecoin $DOGE (+1,71 %) weiter steigt, ist meiner Meinung nach hoch. Darum halte ich eine kleine Position. Besonders, wenn Elon Musk den Coin wieder pusht, könnten kurzfristig starke Kursbewegungen folgen. Sollte das passieren, werde ich auch weniger kapitalisierte Memecoins kurzfristig kaufen. Dabei muss man jedoch immer im Hinterkopf behalten: Es dauert nur ein paar Minuten und ein paar hundert Dollar in Netzwerken wie Solana, um einen neuen $PEPE (+10,48 %) , $SHIB (+3,48 %) oder anderen Meme-Coin zu erstellen. Solche Coins basieren oft rein auf Hype und Momentum
Langfristiger Ausblick:
Ich denke, dass wir nicht mehr early in Crypto sind, aber early in der Verwendbarkeit und im institutionellen Exposure. Jetzt wird erst der tatsächliche Wert geschaffen, indem Produkte verwendet werden können und die regulatorische Sicherheit steigt. Ich hoffe, dass die Volatilität von BTC durch die steigende Marktkapitalisierung sinken wird und es langfristig eher das moderne digitale Gold widerspiegelt als ein Risk-On-Asset.
Abschließend denke ich, dass das KI-Thema derzeit durchgelutscht ist und Crypto das neue Risk-On-Zugpferd sein könnte – zumindest kurzfristig, da dies auch fundamental durch die potenzielle Regulierung begründet ist. Dennoch denke ich, dass KI fundamental derzeit einen höheren Produktivitätsmehrwert bietet. Crypto braucht man eigentlich nicht, solange die zentralisierten Dienste bzw. Fiat-Währungen funktionieren. Auch hat der Großteil eigentlich 0 Mehrwert und reitet nur die Crypto-Welle, um Kapital anzuziehen. 99,9 % entsprechen nicht dem Grundgedanken.
Sollte ein Blackswan-Event kommen, wird kurzfristig alles abverkauft, speziell Risk-On-Assets. Darum halte ich immer Cash (derzeit sogar 20 %), um dann Liquidität zu haben, zu kaufen. Man darf niemals so naiv sein zu glauben, man hat zu 100 % recht, sondern immer schön humble bleiben, in Wahrscheinlichkeiten denken und Risikomanagement betreiben!
Zum Abschluss noch einmal:
stay in the game > outperform the game. Es wird keinen neuen Bitcoin geben, das traue ich mich sogar zu versprechen haha – alles andere ist spekulativ. Die Bezeichnung "Shitcoin" soll helfen, sich immer bewusst zu sein, dass es nicht vom fundamentalen Wert getrieben wird, sondern von der Gewinnerwartung!
Alles hier ist höchst spekulativ und keine Anlageberatung, nur meine bescheidene Einschätzung nach gut 8-9 Jahren im Cryptomarkt. Jeder soll bitte machen, was er für richtig hält, und dabei nicht über andere urteilen. "Das Einzige, was ich mit 100 % Sicherheit sagen kann, ist, dass ich nichts mit 100 % Sicherheit sagen kann,": Hat das Einstein gesagt?
Gratuliere, dass du es bis hierher geschafft hast und keine TikTok-Aufmerksamkeitsspanne hast. Prinzipiell habe ich das Ganze für mich geschrieben, weil mich @JJJ dazu inspiriert hat, stärker meine Gedankengänge schriftlich festzuhalten, um weiterhin rationale Entscheidungen zu treffen.– danke dafür! Auch ein Danke an @stefan_21 für die tägliche BTC-Bildung. Wenn ich ehrlich bin: BTC ist das Einzige Wahre. 😉
Zusätzlich ist es wichtig, seine Investitionsentscheidungen unabhängig von irgendwelchen Youtube Fin- oder Crypto-Influencern zu treffen. Diese sind großteils nur darauf aus, dich ins Handeln zu treiben, da sie Geld verdienen, wenn du mit ihren Affiliate-Links auf irgendwelchen Börsen tradest. Generell ist diese Finanz- und speziell Crypto-Influencer-Szene sehr, sehr lukrativ durch die Provisionen – das sollte einem immer bewusst sein!
Auch hat es mir enorm geholfen, mich mit sehr langweiligen Themen auseinanderzusetzen, um dadurch Rückschlüsse auf die spannenden Themen zu bekommen:
Anleihenmarkt, Zinsen, speziell Liquidität, Zins-Spreads, Fiskalpolitik, Finanzpsychologie, Momentum, Leverage, um ein paar Themen zu nennen.
Natürlich hat nicht jeder das Privileg, die Zeit zu haben, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen, aber sollte man sie haben, kann ich es nur empfehlen. Nicht, weil ich Volatilität handeln oder Anleihen übergewichten möchte, sondern weil es ein sehr gutes Verständnis für den Gesamtmarkt bietet und ein Grundbaustein für Risikomanagement ist.
Keine Ahnung, ob hier überhaupt noch jemand liest – egal. Selbst wenn nicht, hat es mir etwas gebracht. Für heute habe ich definitiv genug Gedanken aufgeschrieben, ich sollte mal wieder meine Mama anrufen.