Der Krypto-Sektor steht möglicherweise vor einer neuen goldenen Ära. Der US-Senat hat am Montag mit einer deutlichen Mehrheit für das Voranschreiten eines wegweisenden Stablecoin-Gesetzes gestimmt. Ein Schritt, der laut Matt Hougan, CIO von Bitwise, den Weg für einen mehrjährigen Bullenmarkt bei digitalen Vermögenswerten ebnen könnte. Er verglich die Entwicklung gar mit einer „Hochzeit von Wall Street und Krypto“.
Mit 66 zu 32 Stimmen votierten die Senatoren für die Weiterbehandlung des sogenannten GENIUS Act. Auch 16 Demokraten, die sich vergangene Woche noch ablehnend geäußert hatten, schwenkten um und signalisierten parteiübergreifende Unterstützung. Führende Köpfe der Krypto-Branche und Gesetzgeber feierten die Abstimmung als „historischen Sieg“, der dazu beitragen könne, die „Dominanz des US-Dollars zu sichern“. Bevor das Gesetz jedoch endgültig verabschiedet werden kann, müssen nach dieser Verfahrensabstimmung noch mögliche Änderungsanträge genehmigt und eine finale Abstimmung abgehalten werden.
„Die Politiker in Washington haben das Richtige getan“, schrieb Hougan am späten Dienstag in einer Mitteilung an seine Kunden. „Ich will den Tag nicht vor dem Abend loben, aber es sieht so aus, als ob wir bis zum Sommer das erste vollwertige Krypto-Gesetz in den USA verabschiedet haben werden.“
Größer als Bitcoin-ETFs?
Abgesehen von der Zulassung der Spot-Bitcoin-ETFs im Januar 2024 sei dies der bedeutendste regulatorische Meilenstein in der Geschichte der Kryptowährungen, so Hougan. Möglicherweise sogar noch bedeutender.
Kritische Stimmen gibt es jedoch auch. Einige warnen, das Stablecoin-Gesetz könne eine Hintertür für eine digitale Zentralbankwährung (CBDC) schaffen. Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren kritisierte zudem, dass das Gesetz die Krypto-Verbindungen von Präsident Trump und die familiären Verflechtungen zu World Liberty Financials USD1-Stablecoin außer Acht lasse.
Ein 2,5 Billionen Dollar Markt in Reichweite
Das GENIUS-Act-Gesetz würde eine vollständige Deckung von Stablecoins durch US-Staatsanleihen und Dollar-Äquivalente vorschreiben und Bestimmungen für ausländische Emittenten einführen. Emittenten mit einer Marktkapitalisierung von über 50 Milliarden US-Dollar müssten sich zudem bei den Bundesbankaufsichtsbehörden registrieren lassen und jährliche Prüfungen durchlaufen. Auch Vorschriften zur Bekämpfung der Geldwäsche (AML) müssten Stablecoin-Emittenten für ihre Token umsetzen.
Stablecoins, eine der „Killer-Apps“ im Krypto-Bereich, haben laut Daten von The Block bereits eine Marktkapitalisierung von über 236 Milliarden US-Dollar erreicht. Sie existierten jedoch lange Zeit in einer regulatorischen Grauzone, merkte der Bitwise-CIO an. Das neue Gesetz würde ihnen nun staatliches Gewicht verleihen und es Großbanken ermöglichen, Stablecoins auszugeben, sowie Händlern, diese zu akzeptieren.
„Mit diesen Schutzmaßnahmen erwarte ich, dass dies in kürzester Zeit ein Markt von 2,5 Billionen Dollar sein wird“, prognostizierte Hougan. „Schließen Sie Ihre Augen und stellen Sie sich eine Welt vor, in der JPMorgan und Bank of America Stablecoins ausgeben, in der Amazon Ihnen zwei Prozent Rabatt gewährt, wenn Sie mit Stablecoins statt mit Visa bezahlen, und in der es so üblich ist, Stablecoins zu akzeptieren wie Venmo oder PayPal. Das ist die Welt, in der wir bald leben werden.“
„Ein wahrhaft genialer Schachzug“
Für Hougan sind Stablecoins erst der Anfang. Sobald der Transfer von Dollars über Blockchain-Netzwerke normalisiert sei und einige der größten Finanzinstitute der Welt daran teilnähmen, sei es nur noch ein kleiner Schritt, auch Aktien, Anleihen und andere Finanzanlagen über dieselben Schienen zu bewegen.
„Das ist die fundamentale These für Investitionen in Nicht-Bitcoin-Krypto-Assets wie Ethereum, Solana und Ähnliche: dass über 100 Billionen Dollar an Finanzanlagen schließlich über Blockchains bewegt werden. Die Verabschiedung dieses Gesetzes bringt diesen Ball ins Rollen“, so Hougan. „Ein wahrhaft genialer Schachzug.“
FAZIT
Die Aussagen von Matt Hougan haben Gewicht. Sollte das Stablecoin-Gesetz tatsächlich in dieser Form verabschiedet werden, könnte dies eine neue Welle der Adaption und des Kapitalzuflusses in den Krypto-Sektor auslösen. Investierte Anleger bleiben an Bord.