Worum geht es?
Wie bereits in meinem letzten Post geschrieben, hat der USDEUR-Kurs in den letzten Tagen seinen seit 2007 laufenden Aufwärtstrend gebrochen.
Warum ist das ein Problem für Anleger?
Ein fallender USD bedeutet Kapitalabflüsse aus dem US-Markt und der geht klassischerweise mit Problemen in der US- und Weltwirtschaft und damit mit fallenden Aktienindizes einher. Darüber hinaus bedeutet eine 30%-ige Abwertung des USD für Anleger in EUR einen zusätzlichen Verlust von 30%. Ergo: Den USD-Zyklus zu verstehen, ist durchaus wichtig für die eigene Anlagestrategie!
In dem folgenden Beitrag stelle ich euch 1. den USD-Zyklus vor, erkläre euch, 2. welche Assetklassen in welcher Phase des Zyklus am besten performen, 3. was die nächsten Jahre aus Zyklus-Sicht zu erwarten ist und 4. wie sich davon profitieren lässt.
Der USD-Zyklus
Hier zunächst der Langfristchart des USD-Index seit der Installation des aktuellen, internationalen Währungssystems (Bretton-Woods) 1971:
Dabei fällt eine gewisse Zyklik des USD auf. Grob lässt sie sich so fassen:
Hoch ca. 120 USD: 1971
Tief ca. 80 USD: 1978-80 -30%
Hoch ca. 160 USD: 1985 +100%
Tief ca. 80 USD: 1990-95 -50%
Hoch ca. 120 USD: 2000-02 +50%
Tief ca. 70 USD: 2007-11 -40%
Hoch ca. 115: 2022-2025 +60%
Wenn man sich die Hochpunkte 1969, 1985, 2001 und 2017 anschaut, erkennt man einen relativ stabilen 16-Jahres-Zyklus. Der nächste Hochpunkt wäre dann ungefähr 2033. Auch bei den Tiefpunkten gibt es einen 16-Jahres-Zyklus: 1978, 1994, 2010. Hier wäre der nächste ca. 2026. Grob ergibt sich daraus die Zyklik: USD fällt 9 Jahre und steigt dann 7 Jahre. Durchschnittlich wertet der USD im Aufwärtszyklus 70% auf und in einem Abwärtszyklus 40% ab (100 +70% -40% = 102). Der ökonomische Grund für diesen Zyklus ist wohl in den US-Wahlperioden und der unterschiedlichen Wirtschaftspolitik zu suchen.
Jeder Zyklus erzählt seine eigene Geschichte:
1969-1978: Ölkrise und Stagflation
1979-1984: Reaganomics
1985-1994: Politische Wende und Emerging Markets-Boom
1995-2000: Internet-Boom und Emerging Markets-Bust
2001-2010: Internet-Bust, Finanzkrise und Emerging Markets-Boom
2011-2016: Nullzinspolitik und US-Tech-Boom
2017-2026: KI-Boom/Bust und Trump(?)
Was bedeutet das für die nächsten Jahre? Die aktuelle Phase sah lange nicht aus wie eine Abwertungsphase. Noch stehen wir nur 10% unter dem Hochpunkt der letzten Aufwertungsphase 2011-16/17. Die laufende Abwertungsphase endet 2026/27. Damit der Zyklus der letzten 60 Jahre erhalten bleibt, müsste in den kommenden 1-2 Jahren eine deutliche USD-Abwertung von 30-40% erfolgen.
Ergo: Bleibt die Zyklik erhalten, stehen wir kurz vor einem wahren USD-Crash! Er wird natürlich alle ganz unverhofft treffen, vor allem unsere politischen Wirtschaftsexperten – nur euch nicht! Ihr kennt ja jetzt die Zyklik. Wie lässt sich nun davon profitieren?
2. Die Performance der Assetklassen in den Zyklus-Phasen
Hier seht ihr die Realrendite (Performance abzüglich Inflation) von den wichtigsten Märkten S&P500, Emerging Markets, Gold und Rohstoffen in den einzelnen Phasen des Zyklus in USD (Anleihen habe ich außen vor gelassen):
S&P 500
Zeitraum Real (p.a.)
1969–1978 -0,5 %
1979–1984 4,4 %
1985–1994 10,9 %
1995–2000 17,5 %
2001–2010 0,0 %
2011–2016 10,3 %
2017- 2025 7,5%
MSCI Emerging Markets Index
Zeitraum Real (p.a.)
1969–1978 –
1979–1984 –
1985–1994 12,0 %
1995–2000 2,0 %
2001–2010 9,4 %
2011–2016 -3,4 %
2017- 2025 2,1%
Gold (USD pro Unze)
Zeitraum Real (p.a.)
1969–1978 23,8 %
1979–1984 2,5 %
1985–1994 -4,9 %
1995–2000 -5,5 %
2001–2010 14,7 %
2011–2016 -5,0 %
2017- 2025 9,2%
Rohstoffe (CRB/BBG Commodity Index)
Zeitraum Real (p.a.)
1969–1978 5,0 %
1979–1984 -2,1 %
1985–1994 -4,2 %
1995–2000 -0,4 %
2001–2010 5,0 %
2011–2016 -10,4 %
2017- 2025 -0.7%
Wählt man daraus für jeden Zeitraum den Top-Performer, ergibt sich folgendes Bild:
Zeitraum 1. Platz (Realrendite p.a.)
1969–1978 Gold +23,8 %
1979–1984 S&P 500 +4,4 %
1985–1994 EM +12,0 %
1995–2000 S&P 500 +17,5 %
2001–2010 Gold +14,7 %
2011–2016 S&P 500 +10,3 %
(2017-2025 Gold +9,2 %)
Das Ergebnis ist recht eindeutig: In den Aufwertungsphasen des USD performt der S&P500 am besten. In den Abwertungsphasen performen Gold und mit Abstrichen Emerging Markets am besten. Das hat auch eine ökonomische Logik: Wenn die Wirtschaft in den USA brummt, fließt internationales Kapital in den US-Markt, was den USD stärkt und die Kurse steigen lässt. Gold wird in USD gehandelt und wird für Ex-US Anleger günstiger, wenn USD fällt und für US Anleger attraktiver, wenn die Aktienkurse sinken. Emerging Markets Unternehmen und Staaten sind oft in USD verschuldet, was bei fallendem USD die Schuldenlast senkt.
3. Zyklische Prognose für 2026/27
a) Der USD hat 2026 voraussichtlich sein zyklisches Tief. Da er noch nah am Hoch des letzten Zyklus notiert, müsste er in den kommenden 1-2 Jahren um ca. 30-40% abwerten.
b) Der S&P500 hat in den Abwertungsphasen durchschnittlich ca. 3,5%pa (real) gewonnen. Vom Stand 2400 Punkten in 2017 wäre das rechnerisch bei ca. 3% Inflation Ende 2026 ca. 4500 Punkte, also ca. 15% tiefer als heute (5300 Punkte).
c) Gold hat in den Abwertungsphasen durchschnittlich ca. 11,2%pa (real) gewonnen. Vom Stand 1300 USD in 2017 ergibt sich bei 3% Inflation Ende 2026 ein Goldpreis von ca. 4900 USD, also ungefähr 50% höher als heute (3300 USD).
d) Für Euro-Anleger muss man noch die USD-Abwertung einberechnen. D.h. ein in ungehedgter S&P500 ETF würde 2026 laut Zyklus ca. 45-55% tiefer stehen als heute und ungehedgtes Gold ca. 10-20% höher als heute.
e) Ab 2027 dürfte der USD sein Tief auspendeln und dann wieder steigen bis 2032. Das wäre dann auch die Performance-Phase für den S&P500.
4. Strategien und Anlagen
a) passive B&H-Sparplan-Investoren (S&P500/ MSCI World/ ACWI)
B&H Investoren bleiben konsequent investiert und besparen ihre ETFs weiter. Sie sollten sich aber auf einen massiven Test ihrer Strategie und Nerven einstellen. Der Drawdown könnte wegen des fallenden USD und fallender Aktienmärkte massiv werden (ca. -50%). Wer Emerging Markets beigemischt hat, sollte von einem fallenden USD weniger betroffen sein.
Wer die Möglichkeit hat, kann überlegen, zumindest die USD-Abwertung abzuhedgen. Am ehesten eignet sich dazu ein Faktor-Zertifikat oder -ETC. Wer 10% des Depotvolumens für ein Faktor-10 Short USDEUR reserviert, kann zumindest einen guten Teil der USD-Abwertung abfangen.
- Wisdomtree 5x Short USD EUR ETC, DE000A12Z322
- Vontobel 10x Faktor Optionsschein EUR long USD, DE000VP3NYZ9
Eine Alternative wäre, den Sparplan für den Aktien-ETF zu pausieren und stattdessen einen währungsgesicherten Gold-ETC oder einfach einen Geldmarkt-ETF zu besparen.
- WisdomTree Physical Gold - EUR Daily Hedged, JE00B8DFY052
Eine weitere Möglichkeit ist, auf währungsgesicherte ETFs umzuschichten oder den Sparplan dorthin umzuleiten. Solche ETFs gibt es günstig für S&P500, MSCI World und ACWI.
- Invesco S&P 500 EUR Hedged UCITS ETF IE00BRKWGL70
- iShares Core MSCI World UCITS ETF EUR Hedged (Dist), IE00BKBF6H24
- SPDR MSCI All Country World UCITS ETF EUR Hedged (Acc) IE00BF1B7389
b) aktive Investoren (Markettiming, Trading, Stockpicking)
Freunden des gepflegten, strategischen Markettimings stehen ein paar mehr Möglichkeiten offen.
Sie können entweder sofort in einen währungsgesicherten Gold-ETC umschichten oder auf eine Korrektur warten und z.B. in der Nähe des SMA100 über einen Faktor ETC in Gold investieren.
- WisdomTree Physical Gold - EUR Daily Hedged, JE00B8DFY052
- WisdomTree Gold 2x Daily Leveraged JE00B2NFTL95
Oder sie setzen direkt auf einen fallenden USD mit einem günstigen Faktor-ETC/ Zertifikat (siehe oben)
Aktien-Fans können neben Goldminen auch hoch in USD verschuldete Emerging Markets Unternehmen ins Visier nehmen, da diese besonders von einem fallenden USD profitieren. Hier können schnell einige 100% Gewinn auflaufen.
Kenner können schließlich mit inversen Index-ETFs auf fallende Kurse an den US-Märkten setzen. Wegen der asymmetrischen Volatilität ist hier aber eine gute Strategie und disziplinierte Umsetzung ein Muss.
- Amundi MSCI USA Daily (-1x) Inverse UCITS ETF Acc LU1327051279
Welche Ideen habt ihr noch, um von einer USD-Abwertung zu profitieren?
5. Zusammenfassung
Der USD-Zyklus war in den letzten 60 Jahren sehr zuverlässig. Ihn zu kennen, hilft, die großen Bewegungen an den Finanzmärkten besser zu verstehen. Nach dem aktuellen Trendbruch des USD könnte eine schnelle und starke Abwertung des USD in den nächsten 1-2 Jahren folgen mit gravierenden Auswirkungen auf die Finanzmärkte, insbesondere für deutsche Investoren mit USD-Anlagen. Wer den Zyklus kennt, kann sich dagegen schützen oder sogar davon profitieren.
Ich habe euch hiermit gewarnt.
Und nun weiter im Geschäft!
Euer Epi