Nachdem wir uns in Teil 1 mit der Geschichte des Geldes und in Teil 2 mit der Funktionsweise von $BTC (+0,13 %) beschäftigt haben, geht es heute mal um ein praktischeres Thema, in dem wir uns ansehen, wie man am besten Bitcoin kauft, wie man es verwahrt, wie man es später reibungslos verkaufen kann und auf was man generell alles achten sollte.
Aber zuerst - wieso sollte man Bitcoin kaufen?
Der Bitcoin Preis in Euro, Dollar und Co. ist immer noch sehr volatil. Langfristig kann man bei Bitcoin aber eine Sache feststellen:
Der Kurs, gemessen in Fiat, steigt - und das kontinuierlich.
Es existiert kein einziger 4-Jahreszeitraum, in dem der Bitcoin Preis nicht signifikant höher stand als vorher:
https://studio.glassnode.com/charts/btc-4yr-cagr
Der Bitcoin-Preis war in der Vergangenheit also sehr volatil, aber volatil nach oben.
Man sollte zwar basierend auf Vergangenheitswerten keine Rückschlüsse auf die Zukunft machen, aber sofern sich die Eigenschaften von Bitcoin nicht ändern - und die Wahrscheinlichkeit dafür ist sehr gering - wird das auch so weiter gehen.
Schließlich ist Bitcoin absolut begrenzt. Und das während sich die Fiat Währungen immer weiter und weiter ausdehnen. Wir Menschen sehen uns mit unglaublich vielen, sehr großen Herausforderungen konfrontiert.
Egal ob Krieg, Klimawandel, Migration, Demografischer Wandel, etc. - jedes einzelne Problem verursacht entweder direkt eine Ausweitung der Geldmenge, oder das Problem wird versucht, mit einer Erhöhung der Geldmenge (Schulden) zu lösen.
Von Krise zu Krise werden immer mehr Schulden gemacht (außer hier in Deutschland, da machen wir Sondervermögen😅).
Und das betrifft uns nun mal alle. Das geht auf die Kosten unserer Kaufkraft, da die Fiat-Währungen immer weiter an Wert verlieren.
Wir in unserer Investment-Bubble sind uns dessen bewusst, weshalb wir versuchen, mit Aktien, ETFs und Co. unsere Kaufkraft in die Zukunft zu transportieren. Sehr vielen Menschen ist das aber nicht bewusst. Die versuchen in der staatlichen Währung zu sparen und können sich Jahr für Jahr weniger davon kaufen.
Völlig egal, wie viele Schulden gemacht werden, völlig egal wie sehr die Fiat-Währungen entwerten, Bitcoin ist und bleibt absolut begrenzt. Bitcoin kann nicht verwässert werden.
Aktien verwässern, indem mehr Aktien ausgegeben werden. Bei Aktien bist du vollkommen auf die Entscheidungen des Managements angewiesen. Du bist darauf angewiesen, dass die Zahlen, die sie ausweisen, auch stimmen (Wirecard lässt grüßen). Unternehmen haben zudem Standortrisiken, regulatorische Risiken, politische Risiken, usw..
Immobilien "verwässern", wenn neue Gebäude errichtet werden. Es stehen wegen dem demografischen Wandel und der Verlagerung von Bürojobs in das mobile Arbeiten immer mehr Gebäude leer, was langfristig das Angebot im Markt weiter erhöhen könnte. Zudem hat man bei Immobilien Standort- und politische Risiken. Und Immobilien verursachen laufend Kosten.
Bei steigendem Goldpreis wird es plötzlich rentabel, tiefer zu graben und neue Vorkommen zu erschließen, was das Angebot ebenso erhöht.
Bei jedem Asset ist die Angebotsseite variabel - außer bei Bitcoin.
Das, und viele weitere Eigenschaften, lassen Bitcoin zu einer Art perfekten Wertspeicher werden https://getqu.in/G8t0Nm/
Wie Bitcoin kaufen?
Der Einstieg in Bitcoin beginnt meist mit der Frage: „Wie kaufe ich eigentlich Bitcoin?“ Grundsätzlich hast du zwei Herangehensweisen:
- Einmalkauf: Du investierst einen größeren Betrag auf einmal.
- Sparplan: Du kaufst automatisiert regelmäßig für einen festen Betrag Bitcoin, z. B. monatlich 100 €.
Beim Einmalkauf entscheidest du dich für einen Zeitpunkt - z. B. jetzt sofort - und kaufst z. B. Bitcoin im Wert von 1.000 €. Wenn der Kurs gerade günstig ist, freust du dich über viele sats. Wenn du aber Pech hast und genau zum lokalen Höchststand einkaufst, könntest du kurz darauf deine Entscheidung bereuen, weil dein Investment erst mal im Minus ist. Bitcoin korrigiert ja gerne mal schnell 20-30%.
Viele Anfänger neigen dann zu Panikreaktionen und verkaufen schlimmstenfalls gleich wieder - mit Verlust.
Beim Sparplan/DCA hingegen nimmst du einen Teil deines Geldes und kaufst regelmäßig kleine Beträge Bitcoin, z. B. jede Woche oder jeden Monat einen festen Euro-Betrag. Dadurch “durchschnittest” du deinen Einstiegskurs über die Zeit. Mal kaufst du zu höheren, mal zu niedrigeren Kursen - unterm Strich zahlst du einfach den Durchschnittspreis über Zeitraum x.
Das hat zwei große Vorteile:
- Du musst dir keine Gedanken darüber machen, wann der "richtige" Kaufzeitpunkt ist. Du eliminierst das Timing-Problem
- Du schützt dich vor deinen eigenen Emotionen. Du läufst weniger Gefahr, aus Gier beim Allzeithoch alles auf eine Karte zu setzen oder aus Angst beim nächsten Dip alles hinzuschmeißen.
Mit einem Sparplan kannst du dich freuen, wenn der Kurs steigt (weil das Vermögen wächst), aber ebenso wenn der Kurs fällt (weil du dann mehr Bitcoin für dein Geld bekommst).
Man kann beide Ansätze aber auch sehr gut miteinander kombinieren. Persönlich habe ich z.B. einen wöchentlichen Sparplan laufen und kaufe zusätzlich immer bei größeren Korrekturen gestaffelt nach.
Wo Bitcoin kaufen?
Bevor wir das klären, sollten wir zuerst die Frage beantworten, wo ihr Bitcoin nicht kaufen solltet. Und da wäre meine aktuelle Antwort: Neobroker
Bei Trade Republic, Scalable und Co. kauft ihr Bitcoin, die ihr euch niemals auf ein eigenes Wallet auszahlen könnt. Ihr seid damit vollständig von diesem Anbieter abhängig und könnt stattdessen eigentlich auch gleich einen Bitcoin-ETP kaufen. Das kommt auf das Gleiche raus :)
Auch wenn ich absolut kein Fan der ganzen Regularien bin und mir einen freieren Markt wünschen würde, empfiehlt es sich - vor allem für Einsteiger - bei regulierten Anbietern zu kaufen. Dezentrale Exchanges, P2P-Handelsplätze und Co. sollte man als Einsteiger erstmal vermeiden. Die Gründe dafür werden in dem Abschnitt, in dem es um das Verkaufen geht, näher erläutert.
Wenn ihr neben Bitcoin auch noch Altcoins kaufen möchtet, könnt ihr euch einen der größeren Anbieter einfach aussuchen. Ob ihr jetzt Coinbase, Bitpanda, Bitvavo, etc. nehmt, ist meines Erachtens fast schon egal. Da würde ich euch einfach empfehlen, dass ihr die Gebührenmodelle vergleicht.
Wenn ihr aber (meine Empfehlung) einfach nur Bitcoin kaufen wollt, würd ich euch empfehlen, dass ihr euch für einen Bitcoin-Only-Anbieter entscheidet. Diese Unternehmen werden von Bitcoinern geführt, die wirklich verstehen, was sie tun und trotz der Regularien so gut wie möglich eure Privatsphäre schützen. Außerdem haben diese Anbieter alle einen Kundenservice, der den Namen auch verdient.
Persönlich kann ich z.B. 21Bitcoin und Coinfinity aus Österreich, Relai aus der Schweiz und Strike aus El Salvador (ursprünglich aus USA) empfehlen. Das sind mit Sicherheit nicht alle, aber zumindest die, die ich persönlich schon benutzt und getestet habe :)
Hier hab ich euch die Unterschiede/Besonderheiten der Anbieter kurz zusammengefasst:
(1) 21Bitcoin
- Anbieter aus Österreich
- Custodial (21Bitcoin kann deine Bitcoin für dich verwahren; du kannst sie aber auch auszahlen)
- Einmalkauf kostet 1,49% an Gebühren; mit Referral 1,29%; Limit-Order kosten immer 1,49%
- Sparplankäufe kosten 0,99% an Gebühren; mit Referral 0,79%
- Verkäufe kosten generell 1,49% an Gebühren
- Euro Einzahlungen sind kostenlos; Euro-Auszahlungen kosten 1€ an Gebühren
- Bitcoin-Auszahlungen werden subventioniert und kosten immer - egal wie stark die Blockchain gerade ausgelastet ist - nur 1.000 Satoshis
- Wichtig: Zum aktuellen Stand kann man bei 21Bitcoin nur Bitcoin auf eine Hardware Wallet auszahlen; die Einzahlung von einer Hardware Wallet ist aktuell noch nicht möglich - ist aber schon lange angekündigt und versprochen
- Mein Ref-Code: 47FHR
(2) Coinfinity
- Anbieter aus Österreich; bereits seit 2014 im Markt
- Bei Kauf und Verkauf fällt eine Gebühr von 1,5% an; mit Referral gibt es 21% Rabatt für die ersten 6 Monate
- Non-Custodial (man erstellt sich entweder eine In-App Software-Wallet oder lässt sich sämtliche Käufe direkt auf die eigene Wallet auszahlen; Coinfinity hält also zu keiner Zeit deine Bitcoin)
- Besonderheiten:
- Kein Spread; bei den 1,5% ist alles inkludiert. Ihr bekommt immer aktuellen Kurs ohne Aufschlag
- "Smash-Buy"-Funktion - man kann zu jeder Zeit Bitcoin zum aktuellen Preis kaufen ohne, dass man bereits Geld überwiesen hätte. Coinfinity geht in Vorleistung und hält deine Bitcoin zum aktuellen Preis bereit - auch wenn der Kurs schon wieder gestiegen ist, bis du das Geld überwiesen hast.
- Lightning-Integration: Man kann auch Bitcoin direkt über das Lightning-Netzwerk kaufen
- Mein Ref-Code: BRIKEY1K
(3) Relai
- Anbieter aus der Schweiz
- Non-Custodial (gleiches Prinzip wie bei Coinfinity; Software Wallet oder direkte Auszahlung in das eigene Wallet)
- Gebühr beim Kauf & Verkauf jeweils 1%; mit Referral 0,9%; allerdings kommt da ein "kleiner marktüblicher Spread" oben drauf, wie Relai in ihren Nutzungsbedingungen stehen hat
- Besonderheit:
- Bis zu 100 Euro/CHF pro Monat ist der Sparplan gebührenfrei. Tolle Möglichkeit also, um mal mit einem Sparplan zu starten
- Mein Ref-Code: REL75589
(4) Strike
- Anbieter mit Sitz in El Salvador (ehemals USA)
- Custodial (Strike kann deine Bitcoin für dich verwahren, du kannst sie aber auch auszahlen)
- Einmalkauf/Verkauf ist abhängig vom monatlichen Handelsvolumen und bewegt sich in einer Range zwischen 1,29 und 0,49% an Gebühren
- Der Sparplan ist nach gebührenfrei ab dem 2. Kauf (bei wöchentlicher/monatlicher Ausführung), bzw. nach 1 Woche (bei stündlicher/täglicher Ausführung)
- Mit Referral erhält man außerdem 500€ an Freitrading
- Besonderheit
- gebührenfreier Sparplan
- kostenlose Auszahlung auf das eigene Wallet, wenn man bis zu 24h warten kann; schneller gehts mit Gebühren
- Volle Lightning Integration bei Kauf, Verkauf, Senden und Empfangen
- Mein Ref-Code/Link: https://strike.me/TMEG72
Ich hab bei jedem Anbieter mal meinen Ref-Code/Link hinzugefügt und freue mich natürlich, wenn der ein oder andere von euch einen davon verwendet - ihr könnt aber auch die großen Content Creator unterstützen und z.B. die Codes BLOCKTRAINER, SUNNYDECREE oder WASBITCOINBRINGT verwenden.
Selbstverwahrung
Wer Bitcoin wirklich besitzen will, kommt um dieses Motto nicht herum: “Not your keys, not your coins.” Nur wenn du die Kontrolle über die privaten Schlüssel zu deinen Bitcoin hast, gehören sie auch wirklich dir. Lässt du die Bitcoin auf der Börse liegen, hält letztlich die Börse die Schlüssel - du hast dann lediglich ein Versprechen der Plattform, dass sie dir die Bitcoin auszahlt, wenn du sie abziehst. Im Worst Case (Hackerangriff, Betrug, Insolvenz der Börse) kann das schiefgehen.
Deshalb meine klare Empfehlung ab Beträgen von mehr als ein paar hundert Euro:
Nach dem Kauf die Coins in die eigene Wallet übertragen und selbst verwahren!
Was macht eine Wallet?
Eine Wallet in dem Sinne ist erstmal dazu da, um dir den Zugriff auf dein BTC-Vermögen zu sichern. Auf einer Wallet liegen keine Bitcoin im physischen Sinn. Eine Wallet speichert jedoch die benötigten Schlüsselpaare - bestehend aus Private Keys und Public Keys - deiner Bitcoin Adressen. Damit kannst deine Bitcoin, nachdem du sie auf einer deiner Adressen empfangen hast, später auch wieder ausgeben.
Hard- und Software-Wallets (Erklärung folgt im Anschluss) erstellen erst mal eine sog. Seed-Phrase - bestehend aus 12 oder 24 Wörtern, die abgeleitet einen Schlüssel ergeben, von dem wiederum alle privaten und öffentlichen Schlüssel deinder Wallet abgeleitet werden. Heißt, wer die Seed Phrase in die Finger bekommt, erhält Zugriff auf dein gesamtes BTC-Vermögen.
Zusätzlich erstellen Hard- und Softwarewallets Transaktionen, signieren sie mit eurem privaten Schlüssel und leiten sie anschließend über eine Node an das BTC-Netzwerk weiter.
Welche Wallet-Arten gibt es eigentlich und was sind die Unterschiede?!
(1) Hardware Wallet
Hardware Wallets sind wahrscheinlich das, was euch beim Begriff "Bitcoin-Wallet" als Erstes in den Sinn kommt. Dabei handelt es sich um physische Geräte (meist sehen sie aus wie USB-Sticks), die deine privaten Schlüssel offline verwahren. Das heißt, die Wallet ist nicht an das Internet angebunden und kann dementsprechend von außen auch nicht erreicht werden, was einen Online Hack unmöglich macht.
Zusätzlich besitzen diese Wallets meist spezielle "Secure-Chip-Elemente", die dafür sorgen, dass eure privaten Schlüssel die Wallet niemals verlassen kann.
Ihr vergebt ein Passwort bei der Hardware Wallet und meist hat man 10 Versuche, um das Passwort einzugeben bevor sich der Inhalt der Wallet komplett löscht.
Dadurch sind Hardware Wallets sehr sicher und mittlerweile der Standard für die Verwahrung von größeren Beträgen an Bitcoin.
(2) Software Wallet
Eine Software-Wallet ist wie der Name schon sagt "Software". Es ist eine Applikation für Desktop-PCs oder Smartphones, die die privaten Schlüssel (meist verschlüsselt) auf dem Gerät speichern. Das bietet einen einfachen Zugang zum Bitcoin Netzwerk, da sich jeder so eine Wallet (z.B. Blue Wallet für das Smartphone, Sparrow für Desktop-PCs) innerhalb weniger Minuten einrichten und Bitcoin empfangen und versenden kann.
Da diese Wallets aber Internetzugang haben und die Schlüssel auf dem Gerät selbst gespeichert werden, sind Software Wallets natürlich unsicherer als Hardware Wallets. Für kleinere Beträge können Software Wallets aber bedenkenlos verwendet werden.
(3) Paper Wallet
Eine Paper-Wallet bezeichnet einen Ausdruck oder eine handschriftliche Notiz der privaten und öffentlichen Schlüssel. Man schreibt sich quasi den Zugang zu seinen Bitcoin Adressen auf Papier auf und verwahrt dieses. Das ist natürlich wieder relativ sicher, weil das Stück Papier nicht am Internet hängt - zum Senden von Bitcoin benötigt man dann aber wieder eine Hard- oder Softwarewallet, in die man seine Schlüssel einliest.
(4) Multisig Wallet
Multisig Wallets benötigen mehrere private Schlüssel, um Bitcoin bewegen zu können. Da werden sozusagen Verträge aufgesetzt wodurch es z.B. 2 von 3 oder 3 von 4 Schlüssel benötigt, um Bitcoin zu versenden. Diese Wallet-Art kann nochmal die Sicherheit von Hardware-Wallets erhöhen, was vor allem bei sehr großen Beständen sinnvoll sein kann.
Selbst wenn eine von drei Wallets kompromittiert werden würde, könnten die Bitcoin nicht geklaut werden. Dafür erhöht es natürlich auch die Komplexität und die Gefahr durch einen Fehler, die Bitcoin zu verlieren.
(5) Brain Wallet
Bitcoin ist reine Information. Und Informationen kann man sich auch merken - was eine "Brain Wallet" bezeichnet. Durch das Merken der Seed Phrase (meist 12 oder 24 Wörter) kann man die Bitcoin überall mit hinnehmen. Damit kommt man problemlos über jede Grenze der Welt und kann sein gesamtes Bitcoin-Vermögen einfach mitnehmen.
Da es aber natürlich auch passieren kann, dass man die Wörter vergisst und dadurch den Zugriff auf sein Vermögen verliert, gibt es mittlerweile auch sog. Border-Wallets - damit muss man sich nur ein Muster merken, das man sich selbst ausgesucht hat und ein einzelnes Wort. Falls ihr zu Border-Wallets mehr wissen wollt, schreibt es gern in die Kommentare, dann erstelle ich dazu mal einen kurzen Beitrag.
Selbstverwahrung = Eigenverantwortung
Mit der Selbstverwahrung geht Verantwortung einher. Bitcoin bietet dir die einzigartige Möglichkeit, dein Vermögen wirklich zu besitzen. Und zwar wirklich wirklich zu besitzen.
Aber was meine ich damit? Bitcoin kann man besitzen, ohne dass man irgendjemandem um Erlaubnis fragen müsste. Ich könnte dir jetzt ein paar Satoshis senden und niemand könnte sie dir wegnehmen. Niemand muss dir die Erlaubnis erteilen.
Für dein Bankkonto brauchst du die Erlaubnis der Bank. Um Aktien handeln zu können, brauchst du die Erlaubnis der Bank. Immobilien besitzt du - und dennoch bezahlst du laufend Grundsteuer und musst dich an sämtliche regulatorische Anforderungen des Gesetzgebers halten. Eben mal schnell die Immobilie im Kopf abspeichern, auswandern und mit über eine Grenze nehmen, ist nicht :D
Diese Fähigkeit bedingt aber auch, dass es niemanden gibt, der dir helfen kann, wenn du den Zugriff auf deine Bitcoin verlierst. Du musst also die Verantwortung für dein Handeln übernehmen, dich informieren und wissen was du tust. Das ist absolut essenziell bei Bitcoin.
Typische Anfängerfehler, die dich deine Bitcoin kosten könnten
(1) Gefälschte Wallets & Apps
Sehr gut gemachte Fake‑Apps schaffen es leider häufig in App‑Stores - mit geklauter Marke/Logo und Fake‑Reviews. Darunter z.B. vermeintliche Apps von beliebten Wallet-Herstellern wie z.B. Ledger - aufpassen!
Opfer geben dort ihren Seed ein oder zahlen Geld ein und verlieren dadurch ihre Bitcoin und/oder ihr Geld.
Schutz:
- Keine "beworbenen" Apps anklicken; Entwickler‑Namen im Store prüfen.
- Download am besten nur über die Original‑Website der Wallet/Hardware.
- URLs immer genau checken!
- Open‑Source bevorzugen und bei Hardware nach etablierten Geräten schauen (z. B. BitBox, Coldcard, Trezor, Jade).
(2) Ponzi-Schemata und Hochzins-Anlageprogramme
Diese Scams versprechen garantierte, überzogene Gewinne (z.B. 5 % täglich, Verdopplung des Bitcoin in einer Woche). Frühe Investoren erhalten möglicherweise Auszahlungen, die jedoch nur von den Einlagen neuer Investoren stammen - und schließlich kollabiert das System, und alle anderen verlieren alles. In viele solcher Scams kann man mit Bitcoin investieren. Die Auszahlung der Bitcoin im Anschluss klappt dann aber natürlich nicht mehr.
Schutz:
- wenn du nicht verstehst, wie ein Unternehmen Rendite generiert, bist du selbst wahrscheinlich die Rendite. Von solchen Dingen also fern halten!
- Vor allem sollte man immer extrem vorsichtig bei allem sein, was einen dazu drängt, andere zu rekrutieren.
(3) Phishing-Angriffe
Scammer geben sich als vertrauenswürdige Unternehmen, Dienste oder sogar Personen aus, um dich dazu zu bringen, sensible Informationen wie Passwörter, private Schlüssel oder Seed Phrases preiszugeben. Häufige Taktiken sind gefälschte Sicherheitswarnungen, gefälschte Support-Mitarbeiter, die nach Ihrem Seed Phrase fragen, gefälschte Giveaways und gefälschte Websites.
Schutz:
- Gib niemals irgendwo deine Seed Phrase online ein. Unter keinen Umständen. Auch nicht, wenn dich der Wallet Hersteller kontaktiert und dazu auffordert, dass du die Seed Phrase eingeben musst, um den Zugriff auf deine Bitcoin nicht zu verlieren (ja, so eine E-Mail hab ich tatsächlich schon bekommen😂) Die spielen gezielt mit den Emotionen der Opfer und wollen dich durch Angst/Panik dazu bringen, deine Seed Phrase preis zu geben.
- Kontaktiere den Support des Wallet Herstellers z.B. immer nur über die offiziellen Kanäle. Checke die URLs immer zweimal.
(4) Affinity-Scams:
Diese Scams greifen Bitcoin nicht direkt an, sondern loben es zunächst. Dann überzeugen sie Menschen, die bereits offen für Bitcoin sind, dass es etwas Besseres gibt - einen neuen Altcoin oder ein "nächstes Bitcoin", für das Sie deine Bitcoin oder dein Geld wollen. "Ja du hast die einzigartige Chance bei unserem neuen Projekt dabei zu sein. Mit 1 Million Satoshis kannst du dir zum ICO 10 Millionen GetQuin Tokens kaufen" - oder so ähnlich🤨😂
Argumente wie "Bitcoin ist eine veraltete Technologie" oder "dieses Projekt ist das, was Satoshi wirklich beabsichtigt hat" werden verwendet, um mit der Gier der Menschen zu spielen und ihnen dadurch ihre Bitcoin wegzunehmen.
Schutz:
- Frag dich, ob das Projekt ein Problem löst, das Bitcoin nicht auf einer höheren Ebene lösen kann, oder ob es eine Lösung auf der Suche nach einem Problem ist.
- Wenn das Marketing auf Influencern und Prominenten-Empfehlungen basiert, ist es wahrscheinlich eine gute Idee abzuhauen.
- Bleib bei Bitcoin, da jeder Altcoin Vertrauen in ein Team erfordert oder massive Kompromisse für geringfügige funktionale Verbesserungen eingeht.
(5) Ransomware und Erpressung
Hierbei versuchen Betrüger dich nicht von irgendwas zu überzeugen, sondern dich zu erschrecken oder zu zwingen, Bitcoin auszuhändigen. Bösartige Software kann z.B. Dateien sperren oder verschlüsseln und Bitcoin als Lösegeld verlangen. Erpressungsbetrügereien drohen damit, sensible oder gefälschte Informationen freizugeben, es sei denn, du zahlst. Oft gibt es nicht einmal einen echten Hack, nur Angsttaktiken und Androhungen.
Schutz:
- Erstelle Backups von wichtigen Dateien und halte deine Software immer möglichst auf dem neuesten Stand, um Schwachstellen zu beheben
- Sei extrem vorsichtig mit E-Mail-Anhängen und unbekannten Links. Nicht in Panik verfallen, falls du mal eine Erpressungs-E-Mail erhältst, da es oft nur ein Bluff ist.
- Verwende starke, eindeutige Passwörter und einen Passwort-Manager.
Damit weißt du jetzt, wie du deine Bitcoin in Eigenregie sicher aufbewahrst. Als Zusatz würde ich dir noch den folgenden Beitrag von mir empfehlen, in dem ich die Risiken einer Hardware-Wallet näher beleuchtet hab, empfehlen: https://getqu.in/P8dM2O/
Als Nächstes schauen wir auf die andere Seite der Medaille:
Wie verkauft man Bitcoin eigentlich wieder, wenn man es mal muss oder will?
Und was gibt es dabei zu beachten?
Vielleicht kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem du Bitcoin verkaufen und Euro/CHF/USD dafür zurückhaben möchtest - sei es, um Gewinne mitzunehmen, einen größeren Kauf zu finanzieren oder schlicht deine Position zu verkleinern. Der Verkaufsprozess ist im Prinzip das Umkehren des Kaufens, aber es gibt ein paar zusätzliche Stolpersteine, die man beachten sollte, damit alles glatt läuft.
Beispiel
Du hast über die Jahre bei einigen Anbietern gekauft. Alle Käufe liegen auf einer Wallet. Insgesamt hast du es geschafft, 0,5 BTC anzusparen. Jetzt steht die Renovierung des Eigenheims an und du möchtest den halben BTC veräußern.
Du schickst den halben BTC, der sich aus unzähligen, kleinen Einzelkäufen diverser Anbieter zusammensetzt von deiner Wallet zu einer Kryptobörse, um ihn zu verkaufen.
Szenario 1
Du sendest den halben Bitcoin zu einer vollständig regulierten Börse. Du denkst dir, besser benutze ich eine regulierte Börse zum Verkauf, damit ich anschließend keine Probleme mit meiner Bank bekomme.
Aber dann folgt die Überraschung:
Leider kannst du den Verkauf nicht durchführen, dein halber Bitcoin wird von der Börse eingefroren und du wirst aufgefordert, die Herkunft des halben Bitcoin nachzuweisen.
Szenario 2
Du sendest den halben Bitcoin zu einer unregulierten Börse. Die unregulierte Börse lässt dich den halben Bitcoin problemlos verkaufen - yay🥳
Anschließend sendest du dir dein Geld auf dein Bankkonto, aber dann folgt die Überraschung:
Du erhältst die größere Zahlung auf deinem Bankkonto, deine Bank meldet sofort einen Geldwäsche-Verdachtsfall, sperrt dein Konto. Zusätzlich hast du vergessen, dass in Deutschland Überweisungen aus dem Ausland >50.000€ an die Deutsche Bundesbank gemeldet werden müssen (AWV-Meldepflicht).
Soll heißen: Du bist total am Arsch.
Anschließend hast du viel Spaß und Freude dabei, all deine Bitcoin-Käufe, Wallet-Transaktionen usw. nachzuweisen, um wieder an dein Geld zu kommen.
Das sind mittlerweile leider zwei sehr realistische Szenarien. Die Frage lautet deshalb:
Was könnt ihr tun, um so etwas zu verhindern?
Tipps beim Kauf
- legt verschiedene Wallets oder Unterkonten in eurer Wallet für die verschiedenen Anbieter an, bei bei der ihr Bitcoin einkauft. Also ein Unterkonto für Strike, eins für Coinfinity, eins für 21Bitcoin, usw. Damit wisst ihr sofort, wo ihr was gekauft habt und könnt mit Leichtigkeit die Herkunft nachweisen
- benennt die eingehenden- und ausgehenden Transaktionen. Ihr könnt in eurer Wallet einen Kommentar bei einer eingehenden- oder ausgehenden Transaktion hinzufügen (z.B. Auszahlung von 21Bitcoin oder gesendet an @Ash für die Statue von Satoshi Nakamoto). Damit habt ihr nach einiger Zeit leicht einen Überblick dafür, was woher kam und was ihr wohin geschickt habt
- zieht euch regelmäßig die Transaktionshistorien und speichert sie gut ab. Im besten Fall benutzt ihr auch Services wie z.B. CoinTracking für die Steuererklärung und um einen Überblick dafür zu haben, wann welcher Anteil deiner Bitcoin steuerfrei wird
Tipps beim Verkauf
- Im besten Fall habt ihr einfach die 0,5 BTC von einem Anbieter gekauft und verkauft diese dort dann auch wieder. Dann wissen die natürlich sofort, wo die Bitcoin herkommen und dann seid ihr schon mal einige Probleme los
- Falls das nicht der Fall ist, kontaktiert die Kryptobörse am besten vorab. Schreibt eine E-Mail, in der ihr ankündigt, dass ihr z.B. 0,5 BTC verkaufen möchtet und fragt, was sie dafür von euch für Informationen benötigen. Sie wollen dann sehr wahrscheinlich wissen, wo ihr die Bitcoin gekauft habt. Das könnt ihr dann mit den Transaktionshistorien belegen, die ihr euch beim Kauf regelmäßig abgespeichert habt
- Wenn die Börse grünes Licht gibt, würde ich erstmal nicht alle hinsenden. Sendet erstmal einen kleineren Teil der Bitcoin zur Börse und verkauft diese. Zahlt euch das Geld dann auf euer Bankkonto aus und beobachtet, ob es Probleme seitens Börse oder Bank gibt.
- Kontaktiert auch eure Bank vorab bei größeren Überweisungen. Sprecht mit der Bank. Sagt, dass ihr Bitcoin verkauft und einen größeren Geldbetrag erwartet. Dann kann euch auch die Bank mitteilen, was sie für Informationen von euch benötigt. Wenn ihr den Verkauf bei einem regulierten Anbieter durchführt, gibt es dahingehend schon mal weniger Probleme.
- Und wie vorhin schon erwähnt - bei Überweisungen aus dem Ausland > 50.000€ die AWV-Meldepflicht beachten
Wenn du diese Tipps beachtest - und vor allen Dingen darüber Bescheid weißt, welche Probleme es geben kann, steht einem entspannten Bitcoin Kauf & Verkauf nichts mehr im Wege.
Ich fand es wichtig, euch diese Szenarien mal aufzumalen, weil die Probleme bei Bitcoin und Co. ganz anders als beim Kauf von Aktien oder ETFs sind und ich hoffe, dass ich euch damit hilfreiche Ratschläge mit auf den Weg geben konnte :)
Fazit/TL;DR
Für den Einstieg ist ein Sparplan (DCA) psychologisch wie praktisch meist überlegen.
Kaufen solltest du bei seriösen, idealerweise Bitcoin-only Anbietern und nicht bei Neobrokern, bei denen du dir deine Bitcoin nicht auszahlen lassen kannst.
Ab ein paar hundert Euro bzw. ab einem Betrag, ab dem dich der Verlust schmerzen würde, gilt "Not your keys, not your coins". Dann solltest du deine Bitcoin in Selbstverwahrung halten. Allerdings ist es wichtig, dass du dir deiner damit einhergehenden Verantwortung bewusst bist. Ein einziger Fehler kann zum Verlust deines Vermögens führen.
Für den späteren Verkauf ist Dokumentation enorm wichtig. Sammelt die Transaktionshistorien, Beschriftet die Ein-/Auszahlungen in eurer Wallet, um den Überblick zu behalten und sprecht - vor allem bei größeren Beträgen vorab mit den Kryptobörsen und eurer Bank.
Ich hoffe, der Beitrag hat euch gefallen und ihr konntet daraus wieder etwas mitnehmen. Fragen könnt ihr wie immer gerne in die Kommentare schreiben. Ansonsten würde mich interessieren, ob ihr noch einen weiteren Teil der Reihe haben möchtet und falls ja, welches Thema ihr euch wünschen würdet. Ich bin mir nämlich gerade unsicher, ob und was noch in so eine "Bitcoin für Anfänger"-Reihe gehört :)
Happy ATH und schöne Grüße✌️