Der Vermögensverwalter und Fondsmanager Hendrik Leber ist Gründer des Asset Management Unternehmen Acatis Investment. Mit rund zehn Milliarden Euro an Kundengeldern zählt das Unternehmen zu den größeren seiner Zunft.
In einem Handelsblatt Interview hat er sich über die Gefahr einer Spekulationsblase und das Problem unerfahrener Anleger geäußert.
Hier einige Auszüge aus dem Interview.
“Die Selbstüberheblichkeit der unerfahrenen Anleger hat deutlich zugenommen. Für mich ist das ein guter Indikator dafür, dass wir jetzt gerade den Gipfel des Booms erleben“, sagt er. Entsprechend bereitet sich Leber auf die nächste Phase vor.
Er hat Anteile an Technologieunternehmen wie Nvidia $NVDA (+0,31 %) und Palantir $PLTR (+0,59 %) reduziert. Stattdessen setzt er stärker auf „langweilige Unternehmen“, so Leber. „Es gibt eine ganze Reihe von Firmen, deren Kurs-Gewinn-Verhältnis sich halbiert hat, von etwa 30 auf 15. Und das, obwohl das Geschäft weiterhin läuft. Die sind nur an der Börse einfach nicht mehr beliebt“, stellt er klar. Dies könnte sich bald ändern, davon will er profitieren.
An den Bitcoin $BTC (-0,31 %) glaubt er weiterhin. Leber ist schon seit 2016 in die größte und älteste Digitalwährung investiert und rechnet mit weiteren Kurssteigerungen. „Ich habe kein konkretes Kursziel für das kommende Jahr“, sagt Leber, „aber mittelfristig sind die 300.000 Dollar realistisch.“
Welche “langweiligen” Unternehmen mag er?
”Zoetis Tiermedizin $ZTS (+5,6 %) ist so ein Fall. Fiserv $FI (+1,78 %), ein Zahlungsdienstleister, auch. Mein Favorit aus Japan, Sysmex $6869 (+7,69 %), gehört dazu. Die stellen Blutanalysegeräte her. Da haben natürlich auch die Zölle von US-Präsident Trump durchgeschlagen. Und in Europa gefallen uns die langweiligen Mittelständler. Ich denke da an Kontron $KTN (+0,35 %) in Österreich. Und an den Abfüllanlagenbauer Krones $KRN (+1,78 %). Da liegt das KGV bei unter 15 – und das Unternehmen ist Weltmarktführer in dem Bereich. Ich finde das toll, nur die Börse schaut nicht hin.”
Weiter führt er aus: “Wir sind seit neun Jahren bei Nvidia investiert und seit drei Jahren bei Palantir. Aber die Leute, die jetzt einsteigen, weil sie meinen, dass es an der Börse nur nach oben geht – die erinnern mich an die Anleger im Jahr 2000 …” … als die Dotcom-Blase platzte.
“Ich habe das damals als „Hausfrauen-Rally“ bezeichnet. Weil mir damals eine Hausfrau erklärt hatte, dass sie an der Börse viel mehr Geld verdiente als ihr Mann, der teurer Berater war. Damals habe ich viel Kritik für diese Bezeichnung bekommen. Aber das damalige Prinzip ist ähnlich wie heute: Viele Anleger haben noch nie erlebt, wie sich ein länger anhaltender Crash wirklich auswirkt. Bislang konnten sich die Anleger ja immer auf die Notenbanken verlassen, die die Kurse nach Einbrüchen wieder schnell stabilisiert hatten. Wenn das ausbleibt, wird das heilsam sein für viele Leute. Es bereinigt den Markt um die schlechten Spieler.”
Wo sieht der Investor heute noch Anzeichen für eine Spekulationsblase?
“Diese Überkreuzinvestments – etwa wenn Nvidia in OpenAI investiert und OpenAI wiederum Nvidias Chips kauft – sind für mich ein Warnsignal. Auch hochspezialisierte Cloud-Anbieter – Neo-Clouds genannt – wie Coreweave $CRWV (+5,94 %) zählen dazu. Sie sind oftmals hochverschuldet und investieren stark in Hardware, die in wenigen Jahren schon wieder veraltet sein könnte.”
Quelle Text (Auszug): Handelsblatt, 17.11.2025 / Grafik: Acatis Investment

