Disclaimer: Keine Anlageberatung oder Empfehlung, Beitrag dient lediglich der Information. Bevor ihr euch für einen ETF entscheidet, schaut diesen euch noch einmal genauer an hinsichtlich Positionen, Sampling, Regionen etc. dies kann ich nicht alles darstellen, da es den Umfang sprengen würde.
Teil 1 (Definition, Kategorien
& Z-Score sowie Quality-Faktor): https://getqu.in/RCSY4a/
Teil 2 (Value-ETF): https://getqu.in/Nfnhqb/
Teil 3 (Low Volatility ETF): https://getqu.in/Ub7KpG/
Teil 4 (Momentum ETF): https://getqu.in/CNMgGw
Teil 5 (Small- und Growth ETF): https://getqu.in/0NoqmW/
Teil 6 (Dividenden ETF): https://getqu.in/NJtoF5/
Was sind Multi-Faktor ETF?
Wie der Name schon vermuten lässt, enthalten Multi-Faktor ETF mehrere tilts und sind damit keine Pure-Plays von bestimmten Faktoren. Das theoretische Fundament ist hierbei ebenfalls das CAPM/French Fama-Modell wonach, die erwartbare Aktienrendite sich durch Premiums ausdrückt: Volatility, Size & Value. Multifaktor-ETF verwenden mehrerer Dieser Faktoren um eine Outperformance gegenüber ihrem jeweiligen Parent-Index zu erreichen (oder geringes Risiko). Durch die Zusammenlegung verschiedener Faktoren ist diese ETF-Form aktiver als die bisherig betrachteten Smart Beta Faktoren.
Historische Renditen
Ob eine Outperformance wirklich erzielt werden kann, lässt sich aufgrund einer begrenzten Datenlage zum aktuellen Stand nicht wirklich sagen. So gibt es viele dieser ETF erst seit wenigen Jahren. Eine umfangreiche Untersuchung der bisherigen Multi-Faktor ETF kommt zu dem Schluss, dass sowohl für den US- also auch den Welt-Markt Multifaktor ETF eine Underperformance erzielt haben (während die Down-Side-Protection ein gemischtes Bild zeichnet) . Studie:
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10225753/
Jedoch lässt sich m.E. hier keine allgemeine Ableitung treffen, da wir schon in den vergangenen Teilen gesehen haben, dass die einzelnen Faktoren wie Size, Volatility und Dividenden in der jüngsten Vergangenheit eine Underperformance erzielt haben. Daher ist es nur logisch, dass auch die Multifaktor-Betrachtung in der jüngeren Vergangenheit Underperfomed.
👉Multifaktor-ETFs:
$HWWA (-0,15 %) (World | TER 0,25 % | TD n.A. | 1,3 Mrd. Investvol. | 3J Underperformance ggü. All-World -0,2%pt. | 5J. Underperformance -0,2%pt. | 10J Underperformance -14 %pt.)
Index-Methodologie: Aus dem Parent-Index (MSCI All Country World Index) werden relevante Aktien anhand folgender Faktorengewichtung identifiziert:
(1) Value: niedriges kgv/kbv , hohe Dividendenrendite wird bevorzugt
(2) Quality: stabile Erträge hohe Eigenkapitalrendite
(3) Momentum: Aktien die in der jüngsten Vergangenheit eine überdurchschnittliche Kursentwicklung gezeigt haben werden bevorzugt
(4) Low Risk: Titel mit geringerer Volatilität als der Gesamtmarkt werden bevorzugt
(5) Size: Kleinere Unternehmen (Small Caps) mit Potenzial für überdurchschnittliches Wachstum werden bevorzugt.
- Der Fonds kann bis zu 10% seines Vermögens in Derivate wie Total Return Swaps und Differenzkontrakte investieren.
$IBCZ (+0,05 %) (World | TER 0,50 % | TD 0,31 %.| 0,5 Mrd. EUR Investvol. | 3J Underperformance ggü. All-World – 4%pt. | 5J Underperformance – 11 %pt | 10J Underperformance – 34%pt.)
- Index-Methodologie: Fokus auf Value, Momentum, Quality & Size (Small Cap). Dabei wird ein ähnliches Risikoprofil wie das des All-World angestrebt. Die Faktoren werden gewichtet und mit Risiken bewertet anhand des „Barra Equity Models“ von MSCI. Diese verwendet über 40 Datenmetriken zu jeder Aktie und bietet u.a. für jede Aktie ein Value-at Risk Wert. Anhand der Fokus-Faktoren wird eine Gewichtung für die Positionen ermittelt, anschließend werden diese anhand von Risikomaßstäben angepasst, bspw. dürfen Länder- und Sektorengewichtung nicht mehr als 5 % vom Ausgangsindex abweichen.
$GERD (+0,39 %) (World | TER 0,5 % | TD n.a. | 0,4 Mrd. Investvol. | 1J Underperformance ggü. All-World -5%pt.)
- Index-Methodologie: Gerd Kommers Index darf hier allein aus respektgründen vor seiner Leistung nicht fehlen. Neben Size, Momentum, Value & Quality werden hier auch Ländergewichtungen zu 50 % nach BIP und zu 50 % nach Marktkapitalisierung vorgenommen und kleinere Spielereien wie der Ausschluss von Aktien um den IPO-Zeitraum sowie bei hohem Short-Interest. Dezidierte Betrachtung: https://www.youtube.com/watch?v=3IWp5OHn4Ps
$FEX (US | TER 0,65 % | TD n.a. | 0,2 Mrd. EUR Investvol | 3J Underperformance ggü. S&P 500 - 13 %pt. | 5J Underperformance – 30 %pt. | 10J Underperformance ggü. S&P 500 – 134 %pt.)
- Index Methodologie: Mix aus Wachstums- und Value-Faktoren. Wachstumsfaktoren: Momentum (3, 6 & 12 Monatskurssteigerungen), Umsatzmultiple, 1 Jahresumsatzwachstum. Value-Faktoren: Kurs-Buchwert-Verhältnis, Cashflow-Kurs-Verhältnis, Eigenkapitalrendite. Bewertung von Aktien aus dem Parent-Index (Nasdaq US Large Cap 500) anhand dieser Faktoren, Aufteilung & Gewichtung nach Quintilen, Top-Quintil ca 33% Gewicht, 2. Dann 27 %, etc. Vierteljährlich wird neu gewichtet
$IBC0 (+0,39 %) (Europe | TER 0,45 % | TD 0,22 % | 0,2 Mrd. EUR Investvol. | 3J Outperformance ggü EuroStoxx 600 + 2%pt. | 5J Outperformance + 6 %pt. | 10J Outperformance + 8 %pt.)
- Index Methodologie: mittels „Barra Equity Model“ erfolgt eine Faktorauswahl aus dem Parent Index (MSCI Europe Index für Large- und Midcap) über die Faktoren: Value, Momentum, Quality
Fazit – was bleibt?
Multifaktor-ETF versuchen durch eine Kombination verschiedener Faktoren, gegenüber dem Parent-Index eine Edge zu erreichen, getreu dem Motto: viel hilft viel, werden die Aktien nach verschiedenen Faktoren wie Size, Value, Momentum etc. gescreent, um mit dieser „eierlegenden Wollmilchsau“ Eine höhere Rendite bei gleicher oder geringer Qualität zu erzielen. Jedoch kann genau diese Komplexität auch ein Nachteil sein, dadurch, dass nach vielen Faktoren gescreent wird, kann es sein, dass sich einige Faktoren gegenseitig beeinflussen und damit in der Gewichtung im Index nicht so hoch sind.
Leider genügt die Datenlage noch nicht, um eine Aussage über den Investmentcase dieser Multifaktoren ETF zu treffen, die kurzfristen Renditen der Vergangenen 10 Jahre liegen jedoch hinter denen der Parent-Indizes hinterher (da die Faktoren im Einzelnen oft auch schlechter gelaufen sind).