Letzte Woche, in der Samstagsfolge von „Alles auf Aktien“ [1] wurde über einen Ausschnitt der Studie “Do Stocks Outperform Treasury Bills?” [2] gesprochen, die recht interessant klang und deren Inhalte ich im Nachgang nochmals genauer nachgelesen haben.
Es geht im Kern darum, dass lediglich ein kleiner Teil von Unternehmen für den Großteil der Rendite verantwortlich ist.
Sie dient somit als Reminder dafür, dass es für den „Durchschnittsanleger“, wohl die beste Wahl ist in einen bereit gestreuten ETF zu investieren.
Anbei die kurze Darstellung der Ergebnisse.
Hendrik Bessembinder von der W.P. Carey School of Business Arizona State University hat untersucht, welche Aktien wirklich langfristig den Markt antreiben.
Demnach haben seit 1926 nur 4% aller Aktien den gesamten Nettogewinn des US-Aktienmarktes erwirtschaftet [2].
Die anderen 96% der Aktien haben insgesamt nur so viel Rendite erzielt, wie sichere einmonatige US-Staatsanleihen oder noch weniger [2]. Die durchschnittliche monatliche Rendite lag hier bei 0,37% (was etwa einer jährlichen Rendite von 4,53% entspricht, wenn man den Zinseszins berücksichtigt).
Fast noch interessanter ist folgendes:
Die Top 50 Unternehmen waren für 39,29% der gesamten Wertschöpfung des US-Aktienmarktes verantwortlich und..
.. die Top 90 Aktien (nur 0,36% aller Unternehmen) haben sogar mehr als 50% des gesamten Marktgewinns generiert [2].
Denn die genannten 4% repräsentieren immer noch knapp 1.092 von über 25.000 Unternehmen. Scheint erstmal gar nicht so unrealistisch, diese auch zu finden.
Das Problem ist nur:
Die besten Aktien erkennt man meist erst im Nachhinein
- Apple, Mircosoft und Amazon waren vor 30 Jahren noch kleine, unbekannte Unternehmen.
- Viele Anleger hätten damals auf „sichere“ große Firmen gesetzt, doch einige davon (z.B. Kodak, oder Nokia) gehören heute nicht mehr zu den Top-Performern.
- Die heutigen 4 % Gewinner werden wir erst in der Zukunft kennen.
Selbst Profis scheitern oft daran
- Aktive Fondsmanager versuchen genau das: Die besten Aktien zu finden und die Schlechten zu meiden.
- Doch die meisten Fondsmanager schlagen den Markt nicht dauerhaft.
Timing ist oft extrem schwer
- Viele der besten Aktien sahen zwischenzeitlich wie Verlierer aus.
- z.B. fiel die Amazon-Aktie $AMZN (-2,39 %) nach dem Dotcom Crash knapp um - 90 %, auch nach Mitte 2021 verlor Amazon knapp - 50 %, hättest du sie gehalten?
Mehr als die Hälfte aller Aktien hat über die gesamte Lebensdauer hinweg sogar negative Renditen erzielt [2].
Das bedeutet: Die durchschnittliche Aktienrendite, die wir alle kennen, wird nicht vom „breiten“ Markt erwirtschaftet, sondern nur von diesen 4% der Aktien.
Weitere Ergebnisse der Studie:
Die Wertschöpfung am Aktienmarkt ist extrem ungleich verteilt.
- ExxonMobil $XOM (-0,73 %) allein hat mit 1 Billionen Dollar, die meiste Aktionärs-Wertschöpfung erzielt und war für 2,88% der gesamten Marktentwicklung von 1926 bis 2016 verantwortlich [2].
- Apple $AAPL (+0,26 %) (745,7 Mrd. $), Microsoft $MSFT (-1,57 %) (629,8 Mrd. $), General Electric $GE (-4,03 %) (608,1 Mrd. $) und IBM $IBM (-0,47 %) (520,2 Mrd. $) gehören zu den Top-5-Unternehmen, die zusammen über 10% der gesamten Börsenwertschöpfung ausmachen [2].
Jetzt stellt sich für uns als Anleger die Frage:
Glaube ich wirklich, dass ich diese 4% Gewinneraktien frühzeitig finden kann?
.. und kann ich mich gleichzeitig zumindest von den größten Verlierern aus den restlichen 96% fernhalten?
.. oder bleibe ich lieber bei John Bogle dem Gründer von Vanguard, welcher folgendes berühmtes Zitat wiedergab:
🧠 “Versuche nicht, die Nadel im Heuhaufen zu finden. Kaufe einfach den ganzen Heuhaufen.”
Der Heuhaufen ist in dem Sinne ein ETF:
- ETFs sind ein sich selbst optimierendes System, bei dem gut laufende Branchen und Unternehmen übergewichtet werden und schwache Unternehmen nach und nach an Bedeutung verlieren.
- Du musst die 4% nicht selbst finden, der ETF übernimmt das für dich.
Fazit
Ja, theoretisch ist es möglich, die 4% selbst zu finden, richtig zu timen und auch zu halten, sowie sich langfristig von den größten Verlierern der 96% fernzuhalten.
Die Frage ist: willst du dein Depot darauf wetten, oder lieber sicherstellen, dass du automatisch von den 4 % profitierst.
💡Für die meisten Anleger ist daher ein einfaches ETF-Investment als „Core“ vermutlich die beste Wahl.
Vielen dank fürs lesen 🤝
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P.S. Die Studie wurde 2017 veröffentlicht und 2018 zuletzt überarbeitet.
Bezüglich einer aktuelleren Analyse, die sich speziell auf die letzten Jahre bezieht, enthält die Studie keine separaten Ergebnisse für kürzere Zeiträume. Allerdings wird erwähnt, dass dieser Effekt in den letzten Jahrzehnten sogar noch ausgeprägter war, insbesondere seit den 1980er Jahren. Um eine detaillierte aktuelle Analyse zu erhalten, müsste man neuere Forschungen durchsuchen.
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Quelle:
[1] https://open.spotify.com/episode/7ik1W0e9zq7TBYacPW0eVl?si=Sw2Mu0XSSH2SQFp5cHtpLQ
[2]
veröffentlicht 01/2017, überarbeitet 06/2018
https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2900447&utm_source=chatgpt.com
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