Heute habe ich einen kleinen und unbekannten Wert für euch: 123Fahrschule. Den Führerschein haben sehr wahrscheinlich die meisten von euch, aber hat das Modell eines werdenden Marktführer in der Fahrschulbranche Zukunft?
Was macht 123Fahrschule?
Grob gesagt: 123Fahrschule digitalisiert die Theorieausbildung zum Führerschein. Dabei verzichtet der Konzern auf klassische Filialen. Die Fahrschüler könnensich von zuhause aus in den Unterricht einwählen. Darüber hinaus bietet 123 auch die praktischen Fahrstunden an, wozu ganz klassisch eigene Fahrlehrer beschäftigt werden.
123Fahrschule betreibt dabei den Rollout-Ansatz. Der des Erwerbs mehrerer kleineren Fahrschulen & deren Konsolidierung zu einem großen Unternehmen. Der gesamte Fahrschulmarkt wird in Deutschland auf 1,9 Mrd. Euro geschätzt. Durch die hauseigenen Softwareapplikation werden E-Learning, Booking und Payment miteinander vereint. 123 Fahrschule bildet zudem eigene Fahrlehrer aus und betreibt mit dem Verband “Innovative Fahrschulen” Lobbyarbeit und setzt sich für eine Sicherstellung der Qualität in der Branche ein.
Über 500% seit Januar?
Das Unternehmen ist in diesem Jahr bereits 521% gestiegen?! Nein, das täuscht auf den ersten Blick. 123Fahrschule ist per Reverse-IPO an die Börse gekommen. Das bedeutet, dass sich das Unternehmen in einen leeren Börsenmantel eingekauft hat und dann per Kapitalerhöhung durch Sacheinlage seine eigenen Anteile in das Unternehmen einbringt. Dadurch wird die Aktie neu bewertet und solche Kurszuwächse kommen zustande, ohne dass die Aktie dabei an der Börse bereits handelbar war. Von dem Grundprinzip ähnelt ein Reverse-IPO einem SPAC-Deal, nur dass dort lediglich der Börsenmantel genutzt wird, ohne dass der Inhaber aktiv nach einem Übernahmeziel sucht.
123Fahrschule in Zahlen:
Marktkapitalisierung: 28 Mio. €
KUV 22e: 0.72x
KGV 22e: -13.3x
Dividendenrendite: /
EBITDA-Marge 22e: -3.5%
Netto-Marge 22e: -8.0%
Chancen:
Der Fahrschulmarkt in Deutschland ist stark fragmentiert. Durch die expansive Wachstumspolitik können Marktanteile schnell gewonnen werden.
Die Anzahl der Fahrschulen sinkt seit Jahren. Die Konkurrenz nimmt dadurch ab. Über 30% der Fahrschulinhaber sind über 60 Jahre alt. Das birgt Chancen für kostengünstige Übernahmen.
Der Verzicht auf klassische Filialien spart hohe Fixkosten ein und erhöht die Skalierbarkeit des Angebotes. Der Führerschein kann so günstiger angeboten werden.
Durch die Covid-Pandemie ist der Onlineunterricht legitimiert worden. Die Hemschwelle der Schüler sich für digitale Angebote zu entscheiden ist stark gesunken.
Risiken:
In der Branche herrscht starker Fachkräftemangel. Dies führt dazu, dass die Personalkosten stark ansteigen. Darüber hinaus ist die Ausbildung selbst sehr teuer.
123Fahrschule ist ein Microcap-Unternehmen. Microcaps beinhalten ein erhöhtes Risiko und auch das Handelsvolumen is deutlich geringer als bei großen Unternehmen.
Der Rollout-Ansatz ist sehr kapitalintensiv. Das bedeutet, das weitere Kapitalerhöhungen nicht ausgeschlossen sind, welche das Grundkapital verwässert.
Mein Fazit:
Ich verfolge die Börsenstory von 123Fahrschule schon seit April, habe jedoch damals nicht investiert, da ich bei Microcaps zunächst sehr skeptisch bin. Das liegt daran, dass dort das Risiko im Vergleich zu etablierten Unternehmen wesentlich größer ist. Das ist es auch noch immer bei 123. Dennoch überzeugt mich CEO und Gründer Boris Polenske mit seiner Version, den Fahrschulmarkt zu konsolidieren. Ich kann auch dabei den OMR Podcast mit ihm empfehlen. Dort hört man wertvolle Einblicke in das Unternehmen und seinem Gründer. Da 123Fahrschule ein Microcap ist, sollte die Gewichtung nicht zu hoch liegen, um das Risiko zu senken. Des Weiteren muss man beachten, dass aufgrund des niedrigeren Volumens zu große Orders nicht zwingend erfüllt werden. Dort macht das Unternehmen gute Fortschritte und ist nun an mehreren Börsenplätzen gelistet, um die Liquidität zu erhöhen.