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Hallo liebe Community,


Kurzerhand habe ich mich entschlossen ein paar Gründe zu sammeln, weswegen ich regenerativen Wasserstoff an der Börse zu überproportioniert erachte.


Zukünftig werde ich wohl eher Beiträge hinter technischen Aspekten und Verfahren schreiben, da es ja für ein Investment schließlich besser sein sollte das Geschäftsmodell auch zu verstehen, sofern das Interesse daran natürlich da wäre ...


5 ausgewählte Gründe, warum das Potenzial von „grünem“ Wasserstoff an der Börse überschätzt wird.


1.  Vorkommen:

Wasserstoff kommt auf der Erde nicht in reiner Form vor. Ich hoffe Kritiker verzeihen mir die angenommenen 0,03% in der Atmosphäre. Er ist stets gebunden. Momentan wird Wasserstoff überwiegend aus dem Prozess des „Steamreforming“ hergestellt. Ein relativ einfacher und tragbarer Prozess, der Anfang der 1920er Jahre entwickelt wurde und seitdem nahezu perfektioniert ist. Der Wirkungsgrad hierbei ca. 60-70%. Vorteil und auch Nachteil zugleich: Der Wasserstoffpreis ist hierbei unmittelbar an den Erdgaspreis gekoppelt.


2. Politscher Wille:

„Deutschland hat die Energie zur Wende!“: lautet der Werbeslogan eines guten Dividendenzahlers. Dem ist realistisch nicht so! Warum? Ganz einfach: Der Strompreis. Der Industriestrompreis in Deutschland beträgt nach offiziellen Angaben ca. 40ct Brutto. Das ist viel zu viel, um „nachhaltige“ Technologien auch zukünftig attraktiv zu machen, denn bekanntermaßen sind diese äußerst energieintensiv. Man denke dabei nur an die Elektrolyse von Wasser zu Wasserstoff.

Andere europäische Staaten sind da deutlich günstiger. Man denke nur an Norwegen, weshalb die auch das Glück haben werden wirklich zu einem Netto-Null-Staat zu werden, innerhalb Europas. Man kann natürlich auch naiv bleiben und denken, dass der künftige Import aus Norwegen nicht mit maximalen Gewinnen abgeführt wird.


https://de.statista.com/statistik/daten/studie/252029/umfrage/industriestrompreise-inkl-stromsteuer-in-deutschland/#:~:text=Industrie%20%2D%20Strompreis%20(inkl.,Stromsteuer)%20in%20Deutschland%20bis%202023&text=Der%20Industriestrompreis%20inklusive%20der%20Stromsteuer,40%2C11%20Cent%20pro%20Kilowattstunde.


3.Preis:

Letztlich wird der Endabnehmer immer nach dem günstigsten Preis konsumieren. Dies gilt für Gewerbe und Private gleichermaßen.

Pro kg ergeben sich folgende Preisspannen:

„Grüner“ Wasserstoff: 4-6€/kg

„Grauer“ Wasserstoff: 1-3€/kg

Dies sind Nettopreise. Also wundert euch an der nächsten H2-Tankstelle nicht, wenn Preise zwischen 9€ und 12,50€ aufgerufen werden.


4.  Branchenkampf der Zukunft:

Demzufolge entsteht der Hype um Wasserstoff gerade aufgrund der Neulinge rund um Nel $NEL (+0,25 %) , Plug $PLUG (-2,3 %) , Ballard $BLDP (+1,29 %) und Co.

Erstaunlich aber, wie dabei massentauglich angenommen wird, dass die Großen untätig sind. Im Bereich der Industriegase dominieren ohnehin Linde $LIN , Air Liquide $AI (+1,56 %) , Air Products $APD (-0,23 %) und viele mehr.

Aber auch hier kommen große neue Spieler ins Feld. Total $TTE (+1,13 %) , Shell $SHEL (+1,02 %) , BP $BP. (+1,12 %) und andere Mineralöl-Konzerne haben auch das Wissen dafür. Warum? Wasserstoff spielt bereits im Raffinerieprozess eine enorm wichtige Rolle. Natürlich möchte man sich unabhängig von den Gase-Riesen machen und darüber hinaus in neue Segmente vorstoßen. Was wollen also so kleine Fische in diesem Haifischbecken? Sie werden sich nicht durchsetzen können. Ihre Aktivitäten werden natürlich beobachtet, aber im richtigen Moment wird sich ein Gigant trauen ein Übernahmeangebot zu tätigen.


5.   Jeder Anleger überschätzt sich hier selbst, denn die FOMO „kickt“. Große Aktienmagazine machen seit Jahren Werbung für die Branche, doch die Realität holt die Träumer immer wieder ein. Viele unterschätzen den Aufwand an Material, Planung, Kosten und Preisdruck in der Branche, denn es dient ja einer Vision, die politisch gefördert wird und der Rettung der Menschheit diene.


An die Investoren: Seid ihr so naiv? Wasserstoff hat seine unersetzliche Berechtigung und wird auch in Zukunft an Bedeutung weiter gewinnen, aber nicht die Bedeutung, die den Börsenwerten entspricht.

Hier wird Nel mit ca. 2,5 Mrd. € bewertet, obwohl sie Geld verbrennen. Plug hat bereits eine Bewertung von ca. 8 Mrd. €, aber ist noch immer unprofitabel. Letztlich wird dafür einer bezahlen. Aber eines ist sicher: Großinvestoren ziehen das Geld ab und nehmen Gewinne mit oder minimieren Verluste. Ihr habt diese Möglichkeiten für Insider-Informationen nicht!


Wollt ihr eine Fortsetzung?

Wie ist euer persönliches Interesse an Wasserstoff? Möchtet ihr auch mehr über die Technologien der einzelnen Bewerber wissen? 

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26 Kommentare

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Bitte weiter so, habe erst vor kurzem einen Beitrag gehört, wo es darum geht wie die EU bzw Spanien, Portugal und Frankreich in die Wasserstoffproduktion investieren möchte. Nicht nur in Firmen, welche Wasserstoff in den genannten Ländern herstellen sollten, sondern auch in Pipelines die die EU versorgen sollten.
Das es ja schon erfolgreich Wasserstoff betriebe LKW'S in den 80er Jahre hergestellt wurden, jedoch von den die Patenten aufgekauft wurden (Öl Industrie) sehe ich persönlich durch den Klimawandel befeuert sehr positiv diesem Thema gegenüber. Ist mir persönlich lieber, als die "Wir müssen alle E-Autos fahren Politik".
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Interessanter Post! Um getypte Themen wie Wasserstoff oder auch Cannabis mach ich börsentechnisch immer einen Bogen!
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Scheiss auf Wasserstoff. All in Tesla ganz nach der Empfehlung der Tesla-Jünger hier 🤯🤯🤯
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Ja, Ja und Ja! Sehr Interressant. Siehst du denn die "kleinen" Player wie Plug oder Nel kritisch? Also das die garkeine Zukunft haben? Wie hoch siehst du die wahrscheinlichkeit das ein großer Player Linde, Air Liquid etc. sich so einen kleinen Player einverleibt, dafür stehen doch die chancen auch recht hoch oder?

Danke für deinen Beitrag
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Ich unterstütze konstruktive Kritik & liebe fachliche Diskussionen! ♥️ @ccf
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Der einzige Wasserstoff-Titel, der bei mir ernsthaft auf der Watchlist steht, ist First Hydrogen. Die entwickeln Klein-Transporter mit Wasserstoffantrieb. Zusätzlich bauen und entwerfen sie das entsprechende Tankstellensystem, inklusive Wartung etc.. Ein Full-Service-Angebot. Mit den Autos sind sie schon sehr weit, Prototypen sind schon im Einsatz. Mit MAN und Ballard Power hat man sehr großer Player im Team, die an der Version mitarbeiten. Europa und insbesondere UK sind schon sehr interessiert und winken sogar mit staatlichen Subventionen. Der Markt für Klein-Transporter ist riesig. Elektro-Batterien sind für das Liefer- und Transportsegement aufgrund der Ladezeiten nicht praktikabel. In diesem Markt ist das Unternehmen extrem gut aufgestellt und mit seiner Vision schon recht weit. Aber bis es wirklich serienreif ist, werden noch 2-5 Jahre mindestens vergehen. Für den Privatverkehr seh ich Wasserstoff auch nicht als massentaugliche Lösung, aber für diesen speziellen Bereich kann ich mir das wirklich sehr gut vorstellen. Wie seht ihr das? Bin ich zu optimistisch?
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Im Individualverkehr halte ich Wasserstoff aus physikalischen Gründen für Blödsinn.

Bei der allgemeinen Energiegewinnung habe ich mich noch nicht genug mit Wirkungsgraden beschäftigt, wenn ich ehrlich bin.

An der Börse habe ich einige Gewinne mit gehypten Sachen wie Plug Power gerne mitgenommen, aber halte sie für keine guten nachhaltigen Investments.
Würde der Staat logisch handeln, würde man anhand physikalischer Grundlagen Subventionen entsprechend verteilen.
Da hier aber die Lobby viel zu sagen hat, können wir es vergessen.

Zum Thema Energiepreise:
Ich halte viele der Statistiken für extrem geschönt. Insbesondere, da man bei Statistiken keine versteckten Subventionen in Form von Steuererleichterungen und Co berücksichtigt.
(Dazu habe ich mal einen Beitrag mit etwas älteren Zahlen gemacht.)
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Dieser Markt wird in der Zukunft wohl auch weiterhin sehr volatil bleiben und ich bin gespannt wie sich die Ölmultis positionieren. Shell macht das schon sehr gut(vorsichtig bin investiert 😉). Was haltet ihr von Unternehmen wie SFC Energy?
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Kommentar wurde gelöscht
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