Dubai hat sich in den letzten Jahren als sicherer Hafen für Geld aus Konfliktregionen etabliert. Diese Entwicklung wird insbesondere durch zwei Faktoren angetrieben:
- Russische Kapitalflucht: Seit Beginn des Ukraine-Kriegs 2022 haben sich etwa 200k russische Staatsbürger in Dubai niedergelassen. Dazu zählen Oligarchen, vermögende Geschäftsleute und Companies, die westlichen Sanktionen entgehen wollen. Dies führte zu einem starken Anstieg der Nachfrage nach Luxusimmobilien, Bankdienstleistungen & Registrierung Unternehmens.
- Sanktionsumgehung und Handelsboom: Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben sich geweigert, westliche Sanktionen gegen Russland durchzusetzen*. Dadurch konnte Dubai sich als wichtiger Knotenpunkt für russische Finanztransaktionen durch Dirham-Rubel-Transaktionen, den Re-Export von Öl und den Goldhandel etablieren. Beispielsweise stiegen die russischen Öllieferungen zum UAE-Terminal Fujairah auf 141.000 Barrel pro Tag (Ende 2022), während die russischen Goldimporte in die VAE von 1,3 Tonnen (2021) auf 96,4 Tonnen (2022) anstiegen, also dem 74-Fachen.
*Westliche Sanktionen wären unter anderem: Der Ausschluss russischer Banken aus SWIFT, Einfrieren von 300 Mrd. Euro Zentralbank Reserven, Importstopp für russische Kohle, Investitionsbeschränkungen im Energiesektor, Exportverbote für High Tech, Importverbote für Stahl und Luxusgüter, Vermögenssperren und Reiseverbote für “Eliten”, Oligarchen und regierungsnahe Unternehmen, EU-Hafen- und Luftraumsperren und EU-Sendeverbote für russische Staatsmedien.*
Der Dubai Financial Market Index erreichte im Dezember 2024 ein Zehnjahreshoch. Haupt Driver dieser Entwicklung waren Immobilien- & Bankaktien, wie z. B. Emaar Properties. Dieser Anstieg lässt sich bsw. direkt auf die durch geopolitische Krisen getriebenen Kapitalflüsse zurückführen.
Warum Frieden Dubai schwächen könnte
Die Abhängigkeit Dubais von Crisis Capital bedeutet, dass eine geopolitische Entspannung wirtschaftliche Risiken mit sich bringt. Diese lassen sich anhand folgender Punkte erklären:
- Sollte es zu einem Friedensabkommen im Ukraine-Krieg kommen, könnten viele russische Investoren ihr Kapital repatriieren oder wieder in westliche Märkte investieren. Dies würde Dubais Immobilien- und Finanzsektor erheblich treffen.
- Falls westliche Sanktionen gegen Russland gelockert werden, verliert Dubai seine strategische Bedeutung als Finanz- und Handelsdrehscheibe für russische Companies. Besonders betroffen wären rubel-dirham-Abrechnungen und der Handel mit sanktionierten Gütern wie Halbleitern.
- Der Wert von Immobilien in Dubai hat sich seit 2021 nahezu verdoppelt. Analysten warnen, dass eine geopolitische Normalisierung dazu führen könnte, dass die Nachfrage aus Russland, der Ukraine und dem Nahen Osten stark zurückgeht, was eine Immobilienkorrektur zur Folge wäre.
- Während der DFMGI 2024 um 24,5 % gestiegen ist, erwarten Analysten für 2025 eine schwächere Entwicklung. Gründe sind unsichere $IOIL00 (-3,09 %) Preise, die potenzielle Kapitalabflüsse und eine geringere Nachfrage aus Krisenregionen.
Dubais Rolle im geopolitischen Wettbewerb
Neben wirtschaftlichen Implikationen hat Dubais Position als Krisenprofiteur auch diplomatische Konsequenzen.
Die VAE haben sich seit 2022 als Vermittler zwischen Russland und der Ukraine positioniert. Sie haben unteranderem 9 Gefangenenaustausche organisiert und diplomatische Beziehungen gestärkt. Der jüngste Austausch fand am 24. August 2024 statt, bei dem jeweils 115 Gefangene freigelassen wurden. Präsident Scheich Mohamed bin Zayed Al Nahyan führte Gespräche mit Wladimir Putin über bilaterale Beziehungen und globale Entwicklungen. Gleichzeitig empfing er auch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Ein Frieden würde diesen Einfluss mindern.
Während Dubai von anhaltenden Krisen profitiert, setzt Saudi-Arabien zunehmend auf Friedensinitiativen und langfristige Investitionsprogramme. Mit der Vision 2030 verfolgt Saudi-Arabien ein ambitioniertes Reformprogramm zur Reduzierung der Ölabhängigkeit und plant erhebliche Investitionen in den Bergbausektor und in ausländische Bergbauprojekte, mit dem Ziel, seine Position in mineralischen Lieferketten zu stärken. Eine Entspannung würde somit Saudi-Arabiens Position als führende Macht in der Region weiter stärken.
Falls sich die geopolitische Lage stabilisiert, könnten europäische Banken Cash in Flows erwarten, die derzeit nach Dubai fließen. Laut $UBSG (+0,91 %) steuern europäische Banken auf Rekordjahre zu, mit Dividendenauszahlungen und Aktienrückkäufen von über 120 Milliarden Euro in den nächsten zwei Jahren und der EY European Bank Lending Forecast prognostiziert ein signifikantes Wachstum des Kreditvolumens in der Eurozone -3,1% für 2025 und 4,2% für 2026.