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Liebe Community, 


Nachdem ich einige frühe Sünden im Depot bereinigt habe, bin ich nun bereit, mich dem Urteil der GQler zu stellen und würde gerne eure Meinung zu meinem Depot hören. Ich benutze dafür die Schritte von @DonkeyInvestor, damit ich nichts Wesentliches vergesse und packe noch einen Punkt 0 davor mit ein paar Eckdaten zu meiner Person für Kontext :-)


Schritt 0: Wat!? Wer bist du denn?

Ich bin Mitte 30 und wohne mit meiner Frau und zwei Kindern im Speckgürtel von Berlin. Hier haben wir 2018 ein EFH in einem Wohngebiet gebaut. Wir sind beide voll berufstätig - ich in der IT-Strategie eines großen dt. Konzerns und meine Frau im öffentlichen Dienst. In der Pandemie habe ich angefangen, mich mit dem Thema Aktien zu beschäftigen und seit September 2022 bin ich in diversen Titeln investiert. Mehr dazu weiter unten.


Schritt 1: Erzähle etwas über deinen Anlagehorizont und deine Ziele

Vorab: Das Haupt-Ziel des Investierens ist derzeit unsere eigene Immobilie. Ich sehe die Kreditraten mit als Sparsumme an, da wir damit jeden Monat ein Stück mehr von unserem Haus und Grund unser Eigen nennen können. Wir haben ein Kreditmodell gewählt, das uns bis zum letzten Euro Zinssicherheit (~2,1%) gibt, sodass wir keine Sorge haben, wie sich das Zinsumfeld in 10, 15 oder 20 Jahren gestaltet.


Neben dem Kredit stocken wir stetig unser(en) Notgroschen / Kleinprojektkapital / Urlaubskapital auf. In und um Haus und Garten sind immer wieder Themen aktuell, die uns das Leben einfacher oder zumindest schöner machen :-)


Für die übrige Invest-Summe gibt es derzeit zwei mögliche Szenarien.

Szenario 1: Über die nächsten ca. 15 Jahre soll etwas Eigenkapital für eine evtl. Ferien-Immobilie in DE oder im Ausland angespart werden.

Szenario 2: Wenn dieser Plan sich aus Gründen in der Zukunft zerschlagen sollte, ist der Anlagehorizont unbegrenzt bis zur Rente. In dem Fall wäre der Zeitraum noch etwa 30 Jahre.


Schritt 2: Lege deine Strategie dar und erläutere, wie du damit deine Ziele erreichen willst

Nachdem ich mich Online und mit Büchern mit dem Thema Finanzen etwas auseinandergesetzt habe, bin ich bei einer zweigeteilten Strategie gelandet. Ich spare monatlich 150 EUR verteilt auf 3 ETF und bilde damit einen 50/30/20 Ansatz World / EM / Europa ab. Ziel ist es, der starken US-Lastigkeit in den gängigen World-Indizes etwas entgegenzuwirken und mich näher an der Verteilung nach BIP weltweit zu orientieren. Außerdem hilft mir das, interessiert und bei der Sache zu bleiben, wenn sich verschiedene Positionen unterschiedlich entwickeln. Dann hat man immer mal was zu recherchieren 🙂

Alle ETF sind thesaurierend, weil meine Ziele nicht auf Dividenden ausgerichtet sind.


Einzelaktien habe ich ganz am Anfang mal in klitzekleinem Umfang ausprobiert, aber mittlerweile alle wieder abgestoßen. Ich habe zwar Interesse an Finanz-Themen, aber die Zeit, neben Familie, Job und Haus noch einzelne Firmen akribisch zu verfolgen, kann und will ich nicht aufbringen. Daher bleibt es hauptsächlich bei den ETF.


Als kleine Spaß-Wette habe ich ein bisschen Krypto beigemischt, das ich aber nicht aus meinem normalen Einkommen finanziere. Ich mache auf zwei Umfrageplattformen ein bisschen mit und komme damit so zwischen 30 und 40 EUR / Monat. Das Geld schiebe ich dann zu BISON und kaufe damit Krypto. Mir gibt das gute Gefühl, hier wirklich “Spielgeld” einzusetzen, wo mich auch ein Totalausfall nicht jucken würde. Im besten Fall geht das irgendwann zum Mond und hilft, die ernsteren Ziele zu unterstützen 🙂 Außerdem habe ich das Gefühl, Krypto ist ein guter Ort, um den Umgang mit Volatilität zu lernen. Wenn alle Panik schieben, weil die Börsen um 5-10-15% hin und her gehen, aber das bei Krypto mehr oder weniger alle paar Wochen passiert, macht es mich nicht mehr so verrückt 🙂


Schritt 3: Erkläre, warum du dich für genau die Werte in deinem Depot entschieden hast

Vorab: Ich habe mich bei allen ETF für eine ESG-Variante entschieden. Das hilft mir persönlich, hier langfristig mit gutem Gewissen dabei bleiben zu können.Das Gesamt-Konstrukt ESG steht ja immer mal in der Kritik, aber ich finde es zumindest näherungsweise funktionierend. Lege ich nämlich einen MSCI World ETF mit und ohne ESG nebeneinander, fallen ein Großteil der Firmen raus, die ich nach meinem Moralempfinden auch meiden würde. Ich möchte einfach nicht in Firmen investiert sein, die aktiv gegen die Zukunft  von mir und meinen Kindern arbeiten. Manchmal geht das ganze zwar über mein persönliches Empfinden hinaus, zum Beispiel beim Thema Alkohol, aber das ist dann nunmal so. Mein EUR-ETF hat aber zum Glück LVMH dabei ;-)


Also selbst wenn das System verbessert werden kann, was sicher der Fall ist, kommen am Ende Produkte raus, die ich besser finde als welche ohne ESG.


Zu den einzelnen Positionen:

$LESW: Mein Basis-World-ETF, der aber ziemlich strenge ESG-Regeln hat. Hier fliegt etwa die Hälfte der MSCI World-Firmen raus und es bleiben “nur” 748 Positionen übrig. Dieser ETF bekommt 75€ im Monat.


$EDM2 (-0,06 %): Der EM-ETF hat hauptsächlich die Aufgabe, das Portfolio als sich weiter zu diversifizieren. Habe keine besonderen Renditeerwartungen.

Hier investiere ich monatlich 45€


$SAUM (+1,18 %): Mit dem Europa (nicht nur Euro)-ETF gehe ich bewusst ein paar Überschneidungen mit dem World-ETF ein, die ich aber gut verkraften kann. Ich möchte damit im Gesamt-Portfolio die Gewichtung annähernd global nach BIP umzusetzen.

Hier fließen monatlich 30€ hinein.


$BTC (+1,49 %): Der Standard unter den Kryptowährungen. Meine kleine Wette auf den Status als “digitales Gold”.


$ETH (+3,23 %): Hier geht es mir um den Fokus auf Smart Contracts und weitere Anwendungen von Blockchain-Technologie. Da viele andere Chains auf Ethereum aufsetzen oder es sogar mit implementieren, sehe ich es als Basis für viele Web-Anwendungen der Zukunft und daher als eine Wette wert.


$XRP (+5,54 %): Mir gefällt hier, dass ein konkretes Problem (internat. Geldtransfers) gelöst werden soll und die Technologie daher für Kunden, Institutionen und Regierungen gut greifbar ist. Aus meiner Sicht hat das Konzept gute Zukunftsaussichten.


Schritt 4: Gib uns einen Einblick, wie du planst, dein Depot weiter auszubauen.

Hier wird es einfach: Wenn unser Familieneinkommen steigt, werde ich die ETF-Sparpläne im aktuellen Verhältnis nach oben skalieren - und Ende.

Im Krypto-Bereich habe ich Cardano noch im Blick, da mich der Ansatz des Projektes, sich mit wissenschaftlichem Vorgehen (Reviews, Peer-Reviews, Konsensverfahren in der Community etc.) zu absoluter Dezentralisierung zu entwickeln. Mir fehlt aber noch der Blick für einen möglichen Anwendungsfall in der realen Welt.


Schritt 5: Nicht vergessen mit der Community zu teilen, was du nicht in deinem Depot haben willst, auf welche Tipps du also verzichten kannst.


Einzelaktien sind für mich aus oben genannten Gründen derzeit nicht wirklich interessant.

Auch alle Vorschläge, die eine Reduzierung der Kredittilgung zugunsten von anderen Anlagen empfehlen, sind für mich hard limits. Ansonsten Feuer frei 🙂


Schritt 6: Absolute Werte teilen

Check 🙂

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20 Kommentare

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Sehr schön. Klares Ziel, klare Strategie und ein dazu passendes Portfolio 👏🏻👏🏻👏🏻
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Hallo Hendrik,

klares Ziel und klare Strategie. Wenn Einzelaktien für Dich nicht interessant sind, bist Du mit den ETFs fürs erste hervorragend aufgestellt.

Schau dir mal alternativ $IWDA oder den $VWCE mal an.

Hier gilt es nun richtig gut und konsequent reinzupumpen 📈🚀👍🏾
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@Cro Danke für dein Feedback. Sind ja die absoluten Klassiker, die du erwähnt hast - sichere Bank auf jeden Fall.
Habe für die Kinderdepots den $V3AA ausgesucht, der ist noch breiter gestreut und noch dazu ESG, worauf ich wert lege. Für mich die eierlegende Wollmilchsau ein bisschen. Habe den erst nach unserem Depotaufsatz entdeckt, sonst wäre er auch eine Option gewesen. Kann aber mit der Dreiteilung aktuell auch sehr gut schlafen :-)
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Solide durchdacht und aufgebaut. Was soll man zu dem Depot noch sagen?

Vielleicht nur drei kleine Sachen:
1. Mir wäre angesichts der ethischen Erwägungen zu ESG der China Anteil zu groß. China und Ethik - das passt irgendwie nicht.

2. Du verteilst das Kapital auf Aktien und Cryptos, beides Risk On Assets. D. h. du hast keinen Hedge im Fall einer Krise. Bei deinem ZeitHorizont wird die garantiert mal kommen. Du könntest z. B. etwas Gold einstreuen. Mindestens würde ich bei den Cryptos ein Risikomanagement zur Absicherung einziehen.

3. Hast du als Familienoberhaupt einen Plan B für eine Krisensituation, Job weg, Gehalt gekürzt, Haus unverkäuflich, Depot unten?
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@Epi Danke für dein Feedback :-) Deine Punkte sind allesamt valide - hier ein kurzer Kommentar:
zu 1.: Stimmt, das passt kaum zusammen und dessen bin ich mir bewusst. Das ist eine der Pillen, die ich schlucken muss für den Komfort, meine Investitionen in ETFs abzubilden. Ich kann aber aus zwei Gründen gut damit schlafen:
- Erstens ist China, ob ethisch oder unethisch, nun einmal faktisch ein großer Player in der Wirtschaft und das kann ich bei einem weltweiten Portfolio nicht ignorieren.
- Zweitens wird die grüne Energiewende weltweit mit extrem vielen in China gefertigten Komponenten umgesetzt. "Grüne" Firmen aus dem Rest der Welt zu berücksichtigen, aber deren essenziell wichtige Lieferanten auszuschließen, wäre für mich ein bisschen Doppelmoral.
Von daher finde ich den China-Anteil nicht fantastisch, aber kann damit gut leben.

zu 2.: Stimmt, das trifft für meine Invest-Summe zu. Ich persönlich würde aber mindestens unser Haus noch zu den Anlageklassen rechnen, was wiederum gegenüber Aktien und Krypto sehr unkorreliert ist. Wenn sich abzeichnet, welches Szenario aus meinem Beitrag eintreten wird, plane ich einige Jahre vorher teilweise in Anleihen und / oder andere weniger Volatile Assets umzuschichten. Gold wäre da durchaus eine Option. Aber jetzt nach noch weniger als einem Jahr lasse ich das erstmal noch laufen. Danke aber auf jeden Fall für den Hinweis. Das ist definitiv ein Thema, das ich ständig im Hinterkopf behalten muss.

3. Ich sehe mich nicht als Oberhaupt, sondern eher gleichberechtigt mit meiner Frau - aber das lassen wir mal als "Formalität" liegen ;-) Wenn ich deinen Punkt richtig verstehe, gehst du von einer Krise aus, in der alle genannten Punkte gleichzeitig eintreten. Dafür habe ich keinen Plan B, weil nach meiner Risikorechnung (Eintrittswahrscheinlichkeit * Schadenhöhe) dafür die Wahrscheinlichkeit einfach zu gering ist. Jede einzelne Krise ist zwar möglich, aber würde meine Familie nicht existenziell gefährden. Jobtechnisch sehe ich auch kaum Risiko bei uns. Meine Frau und ich sind beide in krisensicheren Wirtschaftszweigen als gut ausgebildete Fachkräfte tätig und noch eher am Anfang unserer beruflichen Laufbahn. Ich habe auch mal was mit IT gelernt und ein paar Jahre im Support gearbeitet. Wenn alle Stricke reißen, sucht bestimmt eine Firma trotzdem jemanden, der die User fragt, ob sie den Rechner schonmal aus- und wieder eingeschaltet haben ;-)
Die einzigen Szenarien, die wirklich bedrohlich sind aus meiner Sicht sind Krankheit, Tod oder Trennung. Gegen ersteres und letzteres Sorgen wir mit gesundem Lebensstil und Investitionen in unsere Beziehung (Urlaube, Erlebnisse, gemeinsame Projekte) vor. Gegen Tod haben wir noch keine Absicherung - da überlege ich schon eine Weile, ob eine Risiko-LV Sinn ergeben könnte.
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Find ich sehr gut 👍 klare Struktur, jeder Wert hat seine Aufgabe im Depot und wurde mit Bedacht gewählt. Anlagehorizont mindestens 15 Jahren mit der Option entweder nur ein Teil zu entnehmen oder auch weiterlaufen zu lassen, sollte im 15. Jahr ein Crash passieren.
Dein Plan steht und sieht gut aus 😊
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@Fabzy Danke für die Blumen :-)
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Kann man so machen. Die US Firmen sind Weltunternehmen, die von der Kultur und dem Umfeld der USA profitieren. Ich persönlich hätte keinen Schmerz mit einem hohen Anteil.

Womit ich ein Problem habe, ist XRP. Das ist so ziemlich die Definition von zentral und wenn eine Krypowährung zentral ist, hat sie keine Daseinsberechtigung. Cardano, ja, kann man machen. Ist für mich aber nur ein random coin zur Diversifizierung. Für Krypto empfehle ich ebenfalls meine Beiträge, die du angehefteten in meinem Profil findest 😁
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@DonkeyInvestor Wie ich XRP sehe, habe ich ja auch beschrieben. Ist für mich auch nicht Krypto, wie es gedacht ist, aber rational betriebswirtschaftlich ein aus meiner Sicht solides Modell. Sehe da keinen Haken momentan.
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@ChickenHenne und das ist das wichtigste. Klingt bei dir alles sehr durchdacht.
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@DonkeyInvestor Dankeschön 😊 Fand deinen "Ausstieg aus Einzelaktien"-Beitrag von neulich hat mich auch sehr angesprochen. Prinzipiell gehen deine Gedanken mit Job und bald Kind ja auch dahin, wo ich auch hingekommen bin. Macht mich immer zuversichtlich, wenn andere auch zu den Ergebnissen kommen wie ich. In diesem Sinne viel Erfolg beim Papa werden - das ist die vielleicht größte Zäsur im erwachsenen Leben :-)
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1500€. Da wär mir die zeit zu schade. Alles in den Etf und aufs Geld verdienen konzentrieren…
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@burlwater Wird jeden Monat mehr 😜
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@user5218de7156e347a6 Fintech finde ich etwas weit gegriffen, aber anders als BTC definitiv. Für mich dennoch spannend und sinnig.
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@DerCheruskerFuerst Habe SRI nicht ausgeschlossen, sondern habe mir in den ETF die TER, Anzahl der Positionen, Branchen und die Liste der Firmen angeschaut. Am Ende kamen dann diese drei ESG heraus. Hätte auch SRI werden können, wenn die mir von den Merkmalen her besser gefallen hätten.
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