Deutschlands Schlüsselindustrien zweifeln zunehmend an ihrer eigenen Zukunftsfähigkeit. Entsprechende Warnsignale zeigt eine Allensbach-Umfrage unter 169 Industrieunternehmen im Auftrag der Restrukturierungsberatung FTI-Andersch.
Die als repräsentativ geltenden Ergebnisse liegen dem Handelsblatt exklusiv vor.
Die wichtigsten Erkenntnisse der Erhebung:
- 51 Prozent der befragten Unternehmen fürchten, dass ihr Geschäft in den kommenden zwölf Monaten weiter stagniert oder sich gar verschlechtert.
- 60 Prozent der heimischen Autozulieferer haben aufgegeben, chinesische Autobauer als Kunden zu gewinnen, obwohl diese zunehmend an Bedeutung gewinnen.
- 51 Prozent der Maschinenbauer gehen davon aus, dass sie ihre Technologieführerschaft in den kommenden Jahren an ausländische Wettbewerber verlieren werden.
- Und 94 Prozent der energieintensiven Firmen, etwa aus der Chemie- oder Stahlindustrie, fürchten, dass es in ihrer Branche eine Abwanderung aus Deutschland geben wird.
Deindustrialisierung in Deutschland verstärkt sich
Die Anzeichen für eine Deindustrialisierung verdichten sich: So hat die deutsche Industrie im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 ihre Belegschaft um fast vier Prozent reduziert, zeigen Auswertungen der Beratung EY auf Grundlage von Zahlen des Statistischen Bundesamtes.
Auch unter den Jungunternehmern schwindet die Zuversicht. Im aktuellen Zukunftsbarometer der Wirtschaftsjunioren Deutschland gaben 77,3 Prozent der Befragten an, dass sie pessimistisch auf die kommenden zwei Jahre blicken. Vor einem Jahr lag dieser Wert noch bei 73,1 Prozent.
Die deutsche Autoindustrie verliert an Bedeutung. In den vergangenen Jahren haben Volkswagen $VOW (+3,26 %) , BMW $BMW (+1,95 %) und Mercedes $MBG (+2,48 %) in allen wichtigen Weltregionen weniger Fahrzeuge verkauft, obwohl die Märkte wachsen. Vor allem chinesische Wettbewerber wie BYD $1211 (-0,7 %) oder Xiaomi $1810 (-0,22 %) gewinnen.
Heimische Maschinenbauer stehen vor einem historischen Bruch. 51 Prozent gehen davon aus, dass die Technologieführerschaft künftig nicht mehr in Deutschland, sondern im Ausland liegt. 70 Prozent fürchten deshalb starke oder sehr starke Auswirkungen. „Dass die Mehrheit der Maschinenbauer nicht mehr an ihre globale Führungsrolle glaubt, ist besorgniserregend“, sagt FTI-Andersch-Chef Säuberlich.
Fast alle Firmen in energieintensiven Branchen wie der Chemie- oder der Stahlindustrie halten es der Umfrage zufolge für wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich, dass Unternehmen ihrer Branche aus Deutschland vollständig oder teilweise abwandern werden. Hauptgrund dafür sind die hohen Energiepreise.
Quelle Text (Auszug) & Grafik: Handelsblatt, 17.10.2025
