Wasser – Chemie im Alltag
Heute ist ein Thema angesagt, welches vor allem durch Nestle $NESN (-0,22 %) in den letzten Monaten ordentlich in der Wahrnehmung stand. Aber auch an heißen Sommertagen wird immer wieder über unsere Lebensgrundlage und das Geschäft dahinter diskutiert.
Was war mit Nestle?
Nestle steht nahezu dauerhaft in der Kritik. Ich bitte ausdrücklich darum die Aktivitäten und die persönliche Meinung unter dem Beitrag nicht kundzutun. Der Geschäftsbereich „Nestle Waters“ betreibt in ca. 34 Ländern Produktionsstandorte beispielsweise für das Tafelwasser „Pure Life“. Die Kritik dahinter bezieht sich auf die Produktionsstandorte in Gebieten, wo traditionell eine Knappheit besteht und entsprechend des Abpumpens der Grundwasserspiegel weiter gesenkt wird. Ob man dahingehend Nestle nun primär eine Schuldzuweisung zukommen lässt, lasse ich offen. Es gilt ohnehin zu bedenken, dass in allen Ländern Wasserlizenzen offiziell an Nestle verkauft werden. Nichts desto trotz haben nun einige YouTuber für sich erkannt, dass man jede Menge Aufmerksamkeit und damit Geld generieren lässt, wenn man internationale Konzerne anprangert. Ich hoffe zumindest, dass sie künftig daran denken, wenn sie ihre Wagner-Pizza oder ihren Kitkat in Live-Streams genießen. Sonst käme das ja einer Doppelmoral gleich …
Wie man dazu nun auch immer stehen mag. Eine Gefahr der Verstaatlichung bei Wasserknappheiten bei privaten Wasserwerken besteht durchaus. Daher würde ich ein Investment dahingehend generell ausschließen. In der Trinkwasseraufbereitung kann man jedoch nicht auf die Privatwirtschaft verzichten. Zu vielfältig sind die Verwendungszwecke der einzelnen Produkte, dass man sie spezifisch für Wasser einsetzen könne.
Wie ist das nun aber in Deutschland?
Auf Grundlage des Lebensmittelgesetzes existiert in Deutschland die Trinkwasserverordnung. Ziel der Verordnung ist der Schutz der Gesundheit des Menschen, sowie der Gewährleistung der Qualität und der Reinheit. Seit der Aktualisierung von 2012 sind auch die Probleme der Legionellen berücksichtigt. Verantwortlich dafür sind die Versorger.
Genauer definiert sind die Daten in den Anlagen der Trinkwasserverordnung selbst. https://www.gesetze-im-internet.de/trinkwv_2001/BJNR095910001.html
Wie schaffe ich es nun aber Wasser nutzbar zu machen?
Das kommt natürlich in erster Linie auf eure regionale Herkunft an. Wasser besitzt immer unterschiedliche Güteklassen und muss entsprechend unterschiedlich aufgearbeitet werden. Entsprechend des Umweltbundesamtes werden knapp 63% des Trinkwassers aus dem Grundwasser erwirtschaftet. Signifikante Unterschiede gibt es aber insbesondere im Ost/West-Vergleich. Die vorschriftslose und rücksichtslose Planwirtschaft der ehemaligen DDR hat in der Umwelt auch heute noch ihre Spuren hinterlassen. Allgemein starke Beeinträchtigungen gibt es aber immer entlang der Industriemetropolen. Während insbesondere Saale, Oder, Ruhr und Ems die Spuren der Industrialisierung tragen, sind insbesondere die Böden rund um die Chemiestandorte Mitteldeutschlands noch stark beeinträchtigt. Entsprechende Anschuldigungen habe ich dem Wasser- und Bodenatlas entnommen.
Warum nun aber diese riesige Einleitung?
Sowohl in der Luft, als auch im Boden haben wir unzählige Verunreinigungen oder sogar toxische Partikel. Durch Regen werden diese ausgewaschen, gelangen in den Boden und somit letztendlich auch in das Grundwasser.
Im Zuge dessen werden müssen nun geeignete Methoden gefunden werden, um unsere Trinkwasserqualität aufrecht zu erhalten.
Wir haben also grundsätzlich die Möglichkeit die Stoffe mechanisch, thermisch oder chemisch vom Wasser gezielt zu trennen.
Wie funktioniert das?
Aufgrund des Unterschieds der regionalen Wasserqualitäten ist eine Trinkwasseraufbereitung natürlich immer sehr spezifisch zu betrachten. Dennoch erfolgt grundsätzlich eine chemische Behandlung mit Ozon im ersten Schritt. Über mechanische Trennstufen, wie Sedimentation und Filtration bis hin zu chemischen Trennungen bezüglich des Flockungsgrades und der pH-Wert-Regulierung gelangt das aufbereitete Trinkwasser in das öffentliche Netz. Regelmäßig erfolgen hierbei Probenahmen von den Behörden, die in unabhängigen Laboren getestet werden.
Wer profitiert nun aber von der Trinkwasseraufbereitung?
Aus persönlichen Aspekten betrachte ich die Anlage in einen privaten Trinkwasserproduzenten, wie Nestle oder Danone $BN (-0,89 %) als riskant. Zu sehr kann man in der öffentlichen Wahrnehmung denunziert werden und umso wahrscheinlicher kann eine Einstellung des Tafelwassers werden. Ferner kann man insbesondere in Ländern mit Knappheitserscheinungen auch durchaus eine Verstaatlichung der Produktions- und Aufbereitungsanlagen erwarten.
Darüber hinaus gibt es lukrative und aussichtsreiche Möglichkeiten zum Partizipieren in den Zulieferern.
Eine Investition in die Aufbereitung von Trinkwasser kann zwingend auch mit der Abwasseraufbereitung in Verbindung stehen.
Die prominentesten Vertreter der Privatwirtschaft sind hierbei American Water Works $AWK (+3,25 %) , bekannt als Dividendenkönig. In der direkten Konkurrenz, sofern man es räumlich überhaupt Konkurrenz nennen darf, steht hierbei Essential Utilites $WTRG (+3,09 %) , aber auch United Utilites $UU. (+0 %) in Großbritannien.
Auf dem deutschen Markt ist übrigens Veolia $VIE (-0,38 %) mit seiner Tochtergesellschaft Veolia Water dominierend. Man hält unzählige Beteiligungen an kommunalen Stadt- und Wasserwerken. Insgesamt versorgt hierzulande, laut eigener Website, ca. 5 Mio. Menschen mit Trinkwasser und verarbeitet deren Abwasser.
Auch abseits der direkten Trinkwasserverarbeitung gibt es sehr lukrative Ausrüster für Trinkwasserlösungen, sowie der Qualitätssicherung. Das bekannteste Beispiel ist wohl Xylem $XYL (+1,33 %) . Neben der Fluidtechnik, worunter Pumpenbau und weitere Apparate fallen, ist die Analytik-Sparte ein Sonnenschein für Investoren. Die breite Palette deckt die gesamte Wasseranalytik ab. Man partizipiert hier also nicht ausschließlich von kommunalen Wassersystemen, sondern vor allem auch von Industriekunden, die den gesetzlichen Vorgaben unterliegen. Nahezu vergebens kann man hier einen direkten Konkurrenten ausmachen, der so breit in diesem Segment aufgestellt ist.
Möchte man es dennoch versuchen, ist die Pumpensparte von KSB $KSB (-0,78 %) sehr repräsentativ in Europa. Wohingegen in den USA noch IDEX $IEX (+0,61 %) im Bereich technischer Pumpen eine Alternative bieten kann.
Aber auch im Bereich der chemischen Wasser- und Abwasserbehandlung haben sich einige Firmen spezialisiert.
Ecolab $ECL (+2,32 %) , eher bekannt für Reingungs- und Desinfektionsmittel, ist seit 2011 im Besitz von Nalco Water. Schwerpunkt hierbei sind Wasser- und Abwasserbehandlungsadditive, die auch zu jeder Trinkwasserverarbeitung gehören. Nennenswert darunter Schleimlöser für Biozide und Legionellen, sowie Korrosionsschutzadditive und Härtestabilisatoren.
Ein weiterer besonderer Wettbewerber ist DuPont $DD (-2,43 %) . Insbesondere die Sparte „Water & Protection“. Der Fokus hierbei liegt auf speziellen Harzen, die gezielte Stoffe aus dem Wasser adsorbieren und auch filtrieren können. Je nach Beschaffung geht es bis in den Nano- und Ultrafiltrationsbereich. Mithilfe von Ionenaustauschern kann zu dem eine höhere Reinheit des Wassers gewährleistet werden.
Habt ihr heute schon Wasser benutzt? Dann seid ihr wahrscheinlich schon heute mit einem dieser Vertreter in Berührung gekommen.