Vom 18-jährigen Möchtegern-Investment Banker zum erfolgreichen privaten Vermögensverwalter: Mein (holpriger) Weg zu 300.000€ im Depot
Teil 1 von X (mal sehen, wie viele es werden): Der neue Gordon Gekko? Zwischen chinesischen Small-Cap-Empfehlungen aus Börsenbriefen und „AT&T ist besser als Amazon“ (2010 - 2016)
Vorgeschichte:
Inspiriert von @DonkeyInvestor möchte ich nun auch meine Geschichte teilen und bei Interesse entsprechend fortführen. Danke für die coole Idee!
Meine Investmentreise begann etwa 2-3 Jahre vor meinem ersten Wertpapierkauf im Jahr 2013. Während mich die Finanzkrise (2007-2009) als ~15-Jähriger nur am Rande interessierte, weckte die aufkommende Eurokrise ab 2010 ein deutlich verstärktes Interesse an Wirtschaft, Staatsverschuldung und Co. So beschäftigte ich mich im Rahmen einiger Schularbeiten unter anderem mit der Schuldenkrise in Griechenland.
Durch Filme wie Wall Street oder Margin Call – Der große Crash entfachte sich langsam mein Interesse für die Börse. Mit meinem ersten Smartphone im Jahr 2012 konnte ich heimlich während des Unterrichts Aktienkurse checken – was jedoch häufig dazu führte, dass es der Lehrer konfiszierte 😂 Primär habe ich die Kurse „cooler“ Aktien wie Daimler, Hugo Boss oder Sony verfolgt.
Es wuchs in mir der Wunsch, selbst Investment Banker zu werden und nach New York an die Wall Street auszuwandern (Spoiler: Beides ist nicht passiert 😉).
Die ersten Käufe:
Meine ersten Käufe fanden unter widersprüchlichen Umständen statt. Ich war fest überzeugt, dass ein großer Crash bevorstand (Staatsverschuldung, Zinspolitik, …) und war sehr von bekannten Crash-Propheten wie Dirk Müller überzeugt.
Trotzdem wollte ich mitspielen und kaufte meine ersten Aktien.
Im Jahr 2013 begann ich dann mein duales BWL-Studium bei einer globalen Bank. Mit Beginn des Studiums tätigte ich auch endlich meine ersten Wertpapierkäufe. Einerseits flossen meine vermögenswirksamen Leistungen in den DWS Top Dividende, andererseits richtete ich mir einen ETF-Sparplan auf den DAX ein. 2014 kamen weitere Aktien wie AT&T $T (-0,8 %) , Verizon $VZ (-2,95 %) Shell $SHEL (-1,31 %) und Sony $6758 (+2,74 %) hinzu. Während Sony ein super Investment war, verkaufte ich die Aktie leider viel zu früh. Mein Kaufpreis lag bei ca. 12€, verkauft habe ich bei ca. 18€. Hätte ich Sony nicht verkauft, wäre es zeitweise ein Tenbagger gewesen.
Meine Hauptinvestmentkriterien damals waren:
• Niedriges KGV
• Hohe Dividendenrendite
• Und/oder „cooles“ Unternehmen
So musste ich mich 2014 zwischen Amazon $AMZN (+2,05 %) („cool, aber keine Dividende & viel zu hohes KGV“) und AT&T („hohe Dividende, niedriges KGV“) entscheiden. Und die Entscheidung war natürlich mit heutigem Wissen beschissen.
Ein weiteres Unternehmen war Macy’s $M (+0,89 %) . Als ich in New York war und dort im größten Einkaufszentrum der Welt, war ich mir sicher, die Aktie muss ich haben.
Die einzigen beiden Aktien, die ich aus meinen Anfangsjahren noch immer im Depot habe, sind Procter & Gamble $PG (-0,03 %) (gekauft 2015) und Unilever $ULVR (-0,19 %) (gekauft 2016).
2016 hatte ich insgesamt 14 Einzelaktien im Depot, von denen 12 in den folgenden Jahren verkauft wurden und wahrscheinlich nie wieder im Depot landen werden.
Das erste Lehrgeld:
Nachdem ich beruflich gemerkt hatte, dass der Weg ins Investment Banking und nach New York wahrscheinlich doch nicht der richtige ist (40 Stunden Arbeit sind echt schon anstrengend, 80 oder mehr im Investment Banking brauche ich nicht), stellte ich langsam fest, dass ich auch nicht der nächste Gordon Gekko oder Warren Buffett bin.
Es war mir zu langweilig, nur in Aktien zu investieren – ich wollte schließlich schnell reich werden und einen Porsche fahren! Also begann ich ab 2014 auch, in andere Dinge zu investieren (nein, leider kein Krypto).
Ich probierte mich an diversen Zertifikaten, Aktienanleihen und Co., alles mit wenig Erfolg. Das größte Learning hatte ich bei einem absolut heißen Tipp aus dem Internet. Es war ein klassisches Pump & Dump-Spielchen eines Börsenbriefes. Jemand hatte sich mit Aktien eines chinesischen Small Caps (Tianbao Holdings) eingedeckt und dann alle zum Kauf aufgerufen: „Aktie mit Chance auf 10.000% Rendite – Vergiss Apple und Co.“ So oder so ähnlich wurde es damals beworben.
Ich nahm mein gesamtes Monatsgehalt (ca. 800€) und dachte mir: rein da! Was das Unternehmen machte oder warum die Chance so groß sein sollte, war egal! Zunächst ging es nach oben, und ich war schnell 20% im Plus. Dann ging es bergab – der Erstinvestor hatte wahrscheinlich seine Rendite gemacht und das Geld abgezogen. Die Börsen merkten das schnell und stellten den Handel ein. Ich versuchte, die Aktien über diverse Börsenplätze zu verkaufen und konnte sie in Berlin, Bremen oder irgendwo noch loswerden – mit einem Verlust von 50%. Zwei Wochen umsonst gearbeitet. Obwohl es „nur“ 400€ Verlust waren, ärgerte mich das wirklich. Nicht nur der Verlust, sondern dass ich auf so etwas hereingefallen bin.
Im Nachhinein waren die 400€ extrem gut angelegt und haben mir sehr geholfen für meine weitere Anlegerkarriere.
Vermögensentwicklung & Rendite:
Wie liefen nun die ersten 3-4 Jahre an der Börse und wie hat sich mein Vermögen entwickelt?
Jahr Depotwert Rendite
2013 2.000€ -12%
2014 8.600€ -1%
2015 17.000€ +4%
2016 35.000€ +14%
Alles in allem waren das renditetechnisch verlorene Jahre für mich. Das sieht man auch an der grünen Linie, die meistens im negativen Bereich war.
Die Börsen liefen sehr gut, und trotzdem standen bei mir meistens nur Verluste bzw. sehr niedrige Renditen.
Fazit & Ausblick:
Im Jahr 2016 war mir also klar: Kein Investment Banking, kein New York, ich bin nicht der neue Warren Buffett und werde auch nicht über Nacht reich.
In den folgenden 3 Jahren von 2016 bis 2019 baute ich auf meinen ersten Erfahrungen auf und entwickelte mich langsam zu einem besseren Investor. Trotzdem folgten auch hier weitere große Fehler (Bitcoin, Wirecard, ...).