17Std.·

Kenn Ihr schon den Steuervorteil bei Dividenden?

Danke an @gloinvest für den Hinweis. @lawinvest bringt eine Zweite Rechnung für US-Aktien:


Beispiel für US-Aktien:

  • Du erhältst 100 $ Dividende.
  • 15 € werden in den USA einbehalten. ( Vorrausetzung Formular W-8BEN wurde eingereicht)
  • In Deutschland zahlst du auf die 100 $ nochmal 25 $ Steuer + .1,375 $ Soli
  • Aber: 15 € werden angerechnet → du zahlst nur 11,375 $ zusätzlich.

Beim ETF in Irland:

  • Du erhältst 100 $ Dividende.
  • 15 € werden in den USA einbehalten. ( auf Font-Ebene)
  • In Deutschland zahlst du auf 70% von 85 $ nochmal 14,875 $ Steuer + 0,8181 $ Soli
  • Keine Anrechnung von Quellensteuer


Also gibt es hier einen 4,31% Vorteil bei Direktinvest bei US-Aktien


Bei Ländern mit höherer Quellensteuer (z. B. Schweiz 35 %, Frankreich 25 %, Italien 26 %) ist es viel komplizierter, weil die Anrechnung oft gedeckelt ist und du dir den Rest über Rückerstattungsverfahren mühsam holen musst.

ETFs haben oft eine bessere Quellensteuereffizienz, weil große Fondsgesellschaften teilweise Erstattungen/Rückforderungen durchführen können, die du als Privatanleger gar nicht hinbekommst.


📊 Dividenden clever versteuern – ETF vs. Einzelaktie ?

( Gilt für D, auch andere Länder? in AT werden Fonts pauschalbesteuert ( KEst) in CH gibt es Vermögenssteuer ..... )


Du hast Colgate im Depot und wunderst dich, warum die Dividende mit 26,36 % versteuert wird, während dieselbe Dividende über einen Dividenden-ETF nur mit 18,46 % belastet wird? Hier kommt die Erklärung – und ein smarter Tipp für alle Dividendenfans!


💡 Der Unterschied: Teilfreistellung bei ETFs

In Deutschland profitieren Aktien-ETFs von der sogenannten Teilfreistellung:

  • 30 % der Erträge sind steuerfrei, wenn der ETF mindestens 51 % in Aktien investiert.
  • Dadurch sinkt die effektive Steuerlast auf Dividenden von 26,375 % auf ca. 18,46 %.

Einzelaktien wie Colgate unterliegen hingegen der vollen Abgeltungsteuer – trotz teilweiser Anrechnung der US-Quellensteuer.


🧾 Fazit

🔹 Einzelaktien = volle Steuer aber Anrechung von Quellensteuer

🔹 Dividenden-ETFs = steuerlich optimiert, vor allem für nicht US-Aktien mit höherer Quellensteuer interessant. Wichtig bei breiter Streuung!

🔹 Teilfreistellung = Ausgleich muss durgerechnet ob es sie lohnt.


Kann langfristig ein VORTEIL sein? Nach der oberen Berechnung liegt der Vorteil bei Direktinvest für reine US Aktien, sonst ist ETF einfacher und ergiebiger.


hier ein paar Beispiele:


🌍 Globale Dividenden-ETFs

  • Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETF $VHYL (+0,51 %)
    ISIN: IE00B8GKDB10
  • Ausschüttend, quartalsweise
  • TER: 0,29 %
  • Teilfreistellung: 30 %
  • Investiert weltweit in dividendenstarke Unternehmen
  • iShares MSCI World Quality Dividend UCITS ETF $WQDS (+0,24 %)
    ISIN: IE00BYYHSQ67
  • Fokus auf qualitativ hochwertige Dividendenzahler
  • TER: 0,38 %
  • Ausschüttend, mit globaler Streuung
  • SPDR S&P Global Dividend Aristocrats UCITS ETF $ZPRG (+0,36 %)
    ISIN: IE00B9CQXS71
  • Enthält Unternehmen mit langjähriger Dividendenhistorie
  • TER: 0,45 %
  • Ausschüttend

🇩🇪 Dividenden-ETFs auf deutsche Aktien

  • Deka DAXplus Maximum Dividend UCITS ETF $EL4X (-0,22 %)
    ISIN: DE000ETFL235
  • Fokus auf höchste Dividendenrenditen im HDAX
  • TER: 0,30 %
  • Ausschüttend
  • Amundi DivDAX UCITS ETF Dist $E903 (+0,27 %)
    ISIN: DE000A0F5UH1
  • TER: 0,25 %
  • Ausschüttend, basiert auf DivDAX Index

🇺🇸 US-Dividenden-ETFs mit guter Quellensteuerstruktur

  • Vanguard Dividend Appreciation ETF (VIG) $VIG (+0,24 %)
    ISIN: US9219088443
  • Fokus auf wachstumsstarke Dividendenzahler
  • Achtung: US-Domizil → Quellensteuer beachten
  • SPDR S&P US Dividend Aristocrats ETF (SDY) $SPYD (+0,46 %)
    ISIN: US78464A7634
  • Enthält US-Unternehmen mit mind. 25 Jahren Dividendensteigerung


Welchen ETF habt Ihr im Depot? Oder wieso doch Einzel-Aktien?


P.S. Bevor jetzt alle sagen, ist doch bekannt. Man kann solche Infos nie zu oft verteilen. Vielleicht habe ich es vor 5 jahren gehört, aber aktuell habe ich nicht dran gedacht. So wird es doch sicher auch anderen gehen, oder?

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39 Kommentare

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Zu all den Dividenden ETF

https://youtu.be/RGxhve3D03c?si=GsoOdQZk6QAc2c0Q

Da erzielt man mit einem Wolrd ETF schon bessere Rendite 😂

Warum Einzelaktien? Mein Dividenden Wachstum Portfolio ist verwässert auf 1 Jahr Sicht um ca. 17 % gestiegen, und das beste keine Ter Gebühr und vorab pauschale 😁
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@Simpson der VanEck Morningstar ist in den letzten 5 Jahren besser gelaufen als der S&P. Bist bisschen inkompetent oder?
Und dein Grinsen ist etwas sehr breit für deinen kleinen Depotwert 🤷‍♂️
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Das überrascht mich jetzt schon etwas, dass Leute hier das nicht wussten.
Das war so mit das erste, über das ich gestolpert bin, als ich mit Investieren angefangen habe und mich über ETFs und Steuern grundsätzlich informiert habe. 👀
(So als deutsche Anlegerin...)
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@Metis jeder hat ein anderen Weg, das darf man nicht vergessen. Deswegen sind wir hier um uns gegenseitig zu helfen.
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@MainTyp Das ist jetzt nicht negativ gemeint oder so, ich bin wirklich nur ehrlich überrascht.

Weil wenn man mit ETFs anfängt, steht man ja vor der Frage, ob ausschüttend oder thesauierend und spätestens da kommt man zum Thema Steuern, Vorabpauschale und Teilfreistellung.
Egal, welches Video, egal welcher Artikel, die mir dazu zwischen die Finger kam, alle haben diese Punkte behandelt bei acc vs dist.
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@Metis bin da auch überrascht. Vielleicht sollte ich schon mal meinen Bademantel herrichten weil Klingbeil demnächst nochmal 4 Milliarden fehlen.
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Da fehlt mir eine wesentliche Komponente… unterstellt Colgate sei die einzige Aktie im ETF.

100 USD Ausschüttung der Aktie in den ETF (vereinfacht USD Kurs = Euro Kurs)

Der ETF zahlt 15% quellensteuer wie jeder andere
=> bleiben 85€

Die schüttet er aus. Darauf zahlst du dann deine teilfreigestellten Steuern
Vereinfacht ca 17€ Steuerlast
Auf dein Konto kommen also: 68€
___
Colgate zahlt direkt an mich 100 USD (wie oben = Euro)
15% Quellensteuern => 85
Dann: auf den vollen Ertrag noch KESt und Soli.
Circa 28€… davon aber 15€ US quelle Steuer anrechenbar => weitere zahllast 13€

Daher kommen auf mein Konto 72€

Wo stehe ich jetzt besser ?
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@lawinvest @gloinvest was sagst du dazu? Für mich erscheint es nachvollziehbar.... für US-Aktien ! Aber es gibt auch andere....
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@lawinvest ich habe den Betrag um diese Rechnung erweitert. Das deht es jetzt komplett für US-Aktien. gut das wir über das Thema sprechen !
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@MainTyp danke :)
Was die Tabelle von @gloinvest angeht. Offen gesagt ist sie mir zu lang um das alles komplett zu lesen… Aber mir fehlt dort gerade die Quellensteuer Komponente. Man möge mich korrigieren; wenn ich da falsch liege, und sie drin ist
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@MainTyp wenn du mir noch ne Korrektur erlaubst: es werden natürlich auf 100 USD 15% einbehalten. Ich hatte hier nur USD = Euro gesetzt für die Einfachheit. Ich würde das vlt. in dem Beitrag oben bei dir noch klarstellen
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@lawinvest ich habe EURO genommen . hätte auch Steine nehmen können :) Aber da es nur für US-Aktien gilt. Ändere ich es, danke :)
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@MainTyp ja ich meine nur, da könnte dann jemand auf die Idee kommen, zu korrigieren
;)
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@lawinvest Sehr gerne, denn in Ihrer Rechnung ist die Deckelung und der Anrechnungsüberhang nicht berücksichtigt. Hier ist die Erklärung zur Teilfreistellung bei einem Dividenden-ETF unter Berücksichtigung der US-Quellensteuer. Das Zusammenspiel dieser beiden Regelungen ist entscheidend für die Nettorendite von Anlegern.
Das Wichtigste vorab: Zwei Steuervorteile im Blick
Wenn Sie in einen ETF investieren, der Dividenden von US-Unternehmen ausschüttet, kommen zwei wesentliche steuerliche Regelungen zum Tragen:
1. US-Quellensteuer: Die USA erheben eine Steuer auf Dividenden, die an ausländische Anleger gezahlt werden. Dank des Doppelbesteuerungsabkommens (DBA) zwischen Deutschland und den USA wird diese für deutsche Anleger in der Regel von 30 % auf 15 % reduziert. Diese 15 % werden direkt an der Quelle in den USA einbehalten.
2. Deutsche Teilfreistellung: In Deutschland sind bei Aktien-ETFs (Aktienquote > 50 %) 30 % der Erträge (Dividenden und Verkaufsgewinne) steuerfrei. Das bedeutet, Sie müssen nur 70 % der Dividende in Deutschland versteuern.
Der entscheidende Punkt ist, wie diese beiden Regelungen zusammenspielen. Die bereits gezahlte US-Quellensteuer kann auf die deutsche Abgeltungsteuer angerechnet werden, allerdings nur bis zur Höhe der tatsächlich anfallenden deutschen Steuer auf diesen Ertrag. Und genau hier wirkt sich die Teilfreistellung aus.
Das Zusammenspiel: Schritt-für-Schritt erklärt
1. Dividendenzahlung & US-Quellensteuer: Ein US-Unternehmen im ETF schüttet eine Dividende aus. Bevor das Geld bei Ihrem Broker ankommt, werden automatisch 15 % US-Quellensteuer abgezogen.
2. Ankunft beim Anleger (Brutto): Die Brutto-Dividende (vor Abzug der deutschen Steuer, aber nach US-Quellensteuer) wird Ihrem Verrechnungskonto gutgeschrieben.
3. Anwendung der Teilfreistellung: Ihr deutscher Broker wendet nun die Teilfreistellung von 30 % an. Das bedeutet, nur 70 % der Brutto-Dividende sind in Deutschland steuerpflichtig.
4. Berechnung der deutschen Steuer: Auf diesen steuerpflichtigen Anteil (70 %) wird die deutsche Abgeltungsteuer (25 % zzgl. Soli und ggf. Kirchensteuer) berechnet.
5. Anrechnung der US-Quellensteuer: Nun wird die gezahlte US-Quellensteuer (15 % der ursprünglichen Dividende) auf die eben berechnete deutsche Steuerschuld angerechnet. Wichtig: Die Anrechnung ist gedeckelt. Sie können nicht mehr Quellensteuer anrechnen, als Sie in Deutschland an Steuern zahlen müssten. Durch die Teilfreistellung ist die deutsche Steuerschuld geringer, was dazu führen kann, dass die US-Quellensteuer nicht vollständig angerechnet werden kann. Dies wird oft als "Anrechnungsüberhang" bezeichnet.

Fazit der Rechnung
Obwohl die 15 % US-Quellensteuer in diesem Fall vollständig auf die deutsche Steuerschuld angerechnet werden können, ist die Kombination aus Quellensteuer und Teilfreistellung für den Anleger günstiger als nur die deutsche Besteuerung allein (diese läge bei 26,38 € auf die vollen 100 €). Die Gesamtsteuerlast beträgt effektiv nur 18,46 %.
Die Rolle des Fondsdomizils ist entscheidend
Die obige Erklärung gilt für ETFs mit Domizil in Deutschland oder Luxemburg, die direkt in US-Aktien investieren. Eine steuerlich noch vorteilhaftere Struktur bieten oft ETFs mit Sitz in Irland:
• Aufgrund eines speziellen Steuerabkommens zwischen den USA und Irland wird auf Dividendenzahlungen von US-Unternehmen an irische Fonds ebenfalls nur 15 % Quellensteuer einbehalten.
• Zwischen Irland und Deutschland gibt es keine weitere Quellensteuer auf die Ausschüttungen des ETFs an Sie.
• Als deutscher Anleger profitieren Sie dennoch von der 30 % Teilfreistellung auf die Erträge des irischen ETFs.
Effektiv haben Sie bei einem irischen ETF, der in US-Aktien investiert, die gleiche reduzierte US-Quellensteuer auf Fondsebene, aber es entsteht kein komplizierter Anrechnungsüberhang auf Ihrer persönlichen Ebene. Dies macht ETFs mit irischem Domizil für Anlagen in US-Aktien oft zur steuerlich effizientesten Wahl.
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@gloinvest Ja genau so habe ich ver verstanden. aber mit Zahlen ergibt sich doch ein Vorteil für Direktinvest. ( Siehe Berechnung in Beitrag )
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@gloinvest
1. Es gibt keinen Raum für eine Deckelung, weil mein Quellensteuerabzug die deutsche Steuerlast nicht übersteigt.

2. die vorstehende Rechnung ist mE fehlerhaft. Sie suggeriert, dass bei einem deutschen ETF auf dessen Ausschüttung eine Anrechnung der vom Fonds abgeführten US-Quellensteuer erfolgt. Das ist nicht richtig. Ausweislich der Gesetzesbegründung zum Investmentsteuergesetz BT-Drucksache 18/8045 ist gerade diese Nicht-Anrechnung der Grund für die Schaffung der Teilfreistellung.
Bezüglich Irland stimmt zwar, dass man in den Genuss der Teilfreistellung gelangt. Trotzdem hat der irische Fonds, wie festgestellt, 15% Quellensteuer gezahlt. Nichts anderes habe ich auch vorgerechnet. Der Unterschied: Ich kann sie nicht auf meine Steuerlast anrechnen. Das kompensiert die Teilfreistellung (aber nicht vollständig).
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@lawinvest gleich Platz doch jedem der Kopf :)
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Its definitely not common knowledge. Thanks for sharing
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DANKE 🤩 für mich ein wichtiger und hilfreicher Beitrag.
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Danke für die Erwähnung. Für mich sind DiviEtfs die Erweiterung meines Topf2. (Siehe Andreas Beck: 3 Töpfe Strategie).

Ich sehe sie als Ergänzung zu Zinsanlagen mit den expliziten Vorteilen:

- relativ niedrigere Vola als Topf3 (MSCI ACWI)
- höhere Rendite als Fixed Income One
- steady income
- ~25% weniger Steuerlast auf Gesamtrendite
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Wusste das nicht, danke!
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Analyse der steuerlichen Mehrrendite: Colgate-Palmolive Dividenden im Direktinvestment vs. ETF-Mantel für deutsche Privatanleger

Einleitung: Die entscheidende Rolle der Steueroptimierung in der Dividendenstrategie
In der Welt der Kapitalanlagen ist das Streben nach Rendite ein zentrales Anliegen für jeden Investor. Während die Auswahl der richtigen Wertpapiere und das Timing von Markttransaktionen oft im Vordergrund stehen, wird eine ebenso wirkungsvolle, wenn auch subtilere Komponente der Renditegenerierung häufig vernachlässigt: die steuerliche Optimierung der Anlagestruktur. Die Nettorendite, also der Betrag, der nach Abzug aller Steuern und Kosten tatsächlich im Portfolio des Anlegers verbleibt, ist die einzig relevante Messgröße für den Vermögenszuwachs. Die Fähigkeit, durch eine intelligente und gesetzeskonforme Strukturierung von Investments die Steuerlast zu minimieren, generiert eine Form der Mehrrendite, die oft als „Steuer-Alpha“ bezeichnet wird. Dieses Alpha entsteht nicht durch überlegene Marktprognosen, sondern durch ein tiefes Verständnis des regulatorischen Rahmens.
Die vorliegende Analyse widmet sich exakt dieser Thematik und untersucht eine fundamentale Fragestellung für deutsche Privatanleger, die in ausländische Dividendentitel investieren: Wie wirkt sich die Wahl des Anlagevehikels – konkret der direkte Kauf einer Aktie im Vergleich zum Halten derselben Aktie innerhalb eines Exchange Traded Fund (ETF) – auf die Nettodividendenrendite aus? Als Fallbeispiel dient die Aktie der Colgate-Palmolive Company (CL), ein etablierter US-amerikanischer Dividendenaristokrat, dessen Ausschüttungen für viele einkommensorientierte Anleger von Interesse sind.
Der Kern der Untersuchung liegt in der Analyse des deutschen Investmentsteuergesetzes (InvStG) und seiner zentralen Regelung zur Teilfreistellung für Aktienfonds. Diese gesetzliche Bestimmung gewährt Anlegern in Aktien-ETFs einen signifikanten Steuervorteil, der bei einer Direktanlage in die zugrunde liegenden Aktien nicht zur Anwendung kommt. Ziel dieser Ausarbeitung ist es, den daraus resultierenden finanziellen Vorteil präzise zu quantifizieren. Es wird die absolute und relative Mehrrendite der Colgate-Palmolive-Dividende berechnet, die durch die Investition im ETF-Mantel im Vergleich zum Direktinvestment entsteht.
Um eine klare und nachvollziehbare Analyse zu gewährleisten, wird der Bericht systematisch vorgehen. Zunächst wird die finanzielle Basis – die Bruttodividende von Colgate-Palmolive – ermittelt und in die Referenzwährung Euro umgerechnet. Anschließend erfolgt eine detaillierte Erläuterung des deutschen Besteuerungsmodells für Kapitalerträge, das die Grundlage für alle weiteren Berechnungen bildet. Darauf aufbauend werden zwei Szenarien durchgerechnet: die Besteuerung der Dividende im Direktinvestment und die Besteuerung im ETF-Mantel unter Berücksichtigung der Teilfreistellung. Eine vergleichende Analyse quantifiziert schließlich die exakte Mehrrendite. Abschließend werden die strategischen Implikationen dieser Ergebnisse erörtert, um eine fundierte Handlungsempfehlung für den steuerlich optimierten Aufbau eines Dividendenportfolios abzuleiten.
1. Fundamentalanalyse der Dividende: Colgate-Palmolive (CL)
Einführung des Basiswerts
Die Colgate-Palmolive Company, gehandelt unter dem Tickersymbol CL an der New York Stock Exchange (NYSE), ist ein global führender Konzern im Bereich der Konsumgüter. Das Unternehmen gilt als klassischer Vertreter der sogenannten „Dividendenaristokraten“. Diese Bezeichnung wird an Unternehmen vergeben, die ihre Dividendenausschüttungen über einen langen Zeitraum, typischerweise mindestens 25 Jahre, kontinuierlich gesteigert haben. Im Fall von Colgate-Palmolive erstreckt sich diese Historie sogar über mehr als 50 aufeinanderfolgende Jahre, was ein starkes Indiz für finanzielle Stabilität, ein robustes Geschäftsmodell und eine aktionärsfreundliche Ausschüttungspolitik ist. Diese Verlässlichkeit macht die Dividende von Colgate-Palmolive zu einem idealen und relevanten Basiswert für die vorliegende steuerliche Analyse, da sie für langfristig orientierte, einkommensorientierte Anleger eine planbare Ertragsquelle darstellt.
Ermittlung der Bruttodividende (USD)
Für eine präzise steuerliche Analyse ist die exakte Höhe der Bruttoausschüttung die entscheidende Ausgangsgröße. Verschiedene Finanzdatenanbieter weisen für Colgate-Palmolive konsistent eine voraussichtliche jährliche Dividende (Forward Dividend) von $2.08 pro Aktie aus. Diese Summe ergibt sich aus den vierteljährlichen Ausschüttungen des Unternehmens. Die jüngsten und prognostizierten Ausschüttungen belaufen sich auf $0.52 pro Quartal, was annualisiert eben jene $2.08 ergibt. Für alle nachfolgenden Berechnungen wird dieser Wert als definitive Bruttodividende pro Aktie in US-Dollar zugrunde gelegt.
Währungsumrechnung (USD in EUR)
Da die Besteuerung für einen deutschen Anleger in Euro erfolgt, ist eine Umrechnung der in US-Dollar gezahlten Dividende unerlässlich. Die vorliegenden Daten bieten eine Reihe von Wechselkursen von verschiedenen Anbietern. Um jedoch eine maximale Genauigkeit und offizielle Anerkennung zu gewährleisten, wird für diese Analyse der Euro-Referenzwechselkurs der Europäischen Zentralbank (EZB) herangezogen. Dieser Kurs gilt als autoritativer und neutraler Standard im europäischen Finanzwesen. Zum Stichtag der Analyse notierte der EZB-Referenzkurs bei 1 \text{ EUR} = 1.1754 \text{ USD}.
Daraus lässt sich der Umrechnungsfaktor von USD in EUR wie folgt berechnen:
Die Bruttodividende pro Aktie in Euro beträgt somit:
Dieser Wert von €1.7696 pro Aktie stellt die Brutto-Bemessungsgrundlage dar, von der aus die Steuerlast in beiden Anlageszenarien ermittelt wird.
Methodische Abgrenzung: Die Irrelevanz von Aktienkurs und Dividendenrendite
Es ist von entscheidender Bedeutung zu verstehen, dass für die spezifische Fragestellung dieser Analyse – die Quantifizierung der steuerlichen Mehrrendite einer Dividende – der aktuelle Aktienkurs und die daraus abgeleitete Dividendenrendite (z. B. 2.61% ) bewusst außer Acht gelassen werden. Die Analyse zielt darauf ab, den steuerlichen Effekt auf einen spezifischen, absoluten Cashflow (die Dividende von €1.7696) zu isolieren. Die Einbeziehung des Aktienkurses würde die Berechnung mit der Volatilität des Marktes vermischen und von der eigentlichen Variable ablenken, die getestet wird: die steuerliche Effizienz des Anlagevehikels (Direktinvestment vs. ETF-Mantel). Indem der Fokus ausschließlich auf die absolute Dividende pro Aktie gelegt wird, entsteht eine stabile und reproduzierbare Berechnung, die den Steuereffekt in seiner reinsten Form demonstriert. Die schlussendlich berechnete relative Mehrrendite wird prozentual identisch sein, unabhängig vom zugrunde liegenden Aktienkurs, da sie das Verhältnis zweier Nettogrößen darstellt, die von derselben Bruttogröße abgeleitet wurden. Diese methodische Vorgehensweise sichert die Klarheit und Eindeutigkeit der Schlussfolgerung.
2. Das deutsche Besteuerungsmodell für Kapitalerträge: Ein detaillierter Überblick
Um die Nettodividende in den beiden Szenarien korrekt zu ermitteln, ist ein fundiertes Verständnis des deutschen Steuersystems für Kapitalerträge unerlässlich. Seit der Einführung im Jahr 2009 unterliegen die meisten Kapitalerträge von Privatpersonen in Deutschland der sogenannten Abgeltungsteuer. Dieses System ist als Quellensteuer konzipiert, was bedeutet, dass die depotführende Bank in Deutschland die anfallende Steuer automatisch einbehält und an das Finanzamt abführt. Für den Anleger ist die Steuerschuld damit in der Regel „abgegolten“. Die Analyse geht davon aus, dass der jährliche Sparer-Pauschbetrag von €1,000 für Ledige bzw. €2,000 für Verheiratete bereits durch andere Kapitalerträge ausgeschöpft ist und somit für die hier betrachtete Dividende nicht mehr zur Verfügung steht.
Die Gesamtsteuerlast auf Kapitalerträge setzt sich aus drei Komponenten zusammen: der Abgeltungsteuer selbst, dem Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls der Kirchensteuer.
Grundlagen der Abgeltungsteuer
Die Abgeltungsteuer wird als Pauschalsteuer auf Zinsen, Dividenden und realisierte Kursgewinne erhoben. Der gesetzlich festgelegte Steuersatz beträgt einheitlich 25% auf den steuerpflichtigen Kapitalertrag.
Der Solidaritätszuschlag (Soli)
Zusätzlich zur Abgeltungsteuer wird der Solidaritätszuschlag erhoben. Es ist wichtig zu beachten, dass dieser eine Ergänzungsabgabe ist, die sich nicht auf den Kapitalertrag selbst, sondern auf die Höhe der festgesetzten Abgeltungsteuer bezieht. Der Satz für den Solidaritätszuschlag beträgt 5.5%.
Für einen Anleger ohne Kirchensteuerpflicht ergibt sich daraus eine zusätzliche Steuerbelastung von 25\% \times 5.5\% = 1.375\%. Die effektive Gesamtsteuerbelastung beträgt somit 25\% + 1.375\% = 26.375\%.
Die Kirchensteuer
Für Mitglieder einer kirchensteuererhebenden Religionsgemeinschaft in Deutschland fällt zusätzlich Kirchensteuer auf Kapitalerträge an. Der Kirchensteuersatz variiert je nach Bundesland: In Bayern und Baden-Württemberg beträgt er 8%, in allen anderen Bundesländern 9%.
Hierbei ist eine entscheidende steuerliche Feinheit zu berücksichtigen, die für eine präzise Berechnung unerlässlich ist. Da die gezahlte Kirchensteuer steuerlich als Sonderausgabe abzugsfähig ist, reduziert sie die Bemessungsgrundlage für die Abgeltungsteuer selbst. Dieser Effekt wird direkt von den Banken beim Steuerabzug berücksichtigt und führt zu einer leichten Minderung des Abgeltungsteuersatzes, bevor Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag aufgeschlagen werden.
Die Formel zur Berechnung des geminderten Abgeltungsteuersatzes lautet:
Für den Fall von 8% Kirchensteuer (Bayern/Baden-Württemberg) ergibt sich:
Für den Fall von 9% Kirchensteuer (übrige Bundesländer) ergibt sich:
Auf Basis dieser geminderten Sätze werden dann die Kirchensteuer und der Solidaritätszuschlag berechnet, was zu den effektiven Gesamtsteuersätzen führt. Die folgende Tabelle fasst die Berechnung der Gesamtsteuerbelastung für alle drei relevanten Anlegerprofile zusammen und dient als Referenz für die nachfolgenden Szenarien.
Tabelle 1: Effektive Gesamtsteuerbelastung auf Kapitalerträge in Deutschland (ohne Teilfreistellung)
| Komponente | Anleger ohne Kirchensteuer | Anleger mit 8% Kirchensteuer (BY/BW) | Anleger mit 9% Kirchensteuer (übrige BL) |
|---|---|---|---|
| Kapitalertrag (Beispiel) | €100.00 | €100.00 | €100.00 |
| Anwendbarer Abgeltungsteuersatz | 25.00% | 24.51% | 24.45% |
| Abgeltungsteuer | €25.00 | €24.51 | €24.45 |
| Solidaritätszuschlag (5.5% auf AbgSt) | €1.375 | €1.348 | €1.345 |
| Kirchensteuer (8% / 9% auf AbgSt) | €0.00 | €1.961 | €2.201 |
| Gesamtsteuerlast | €26.375 | €27.819 | €27.996 |
| Effektiver Gesamtsteuersatz | 26.375% | ca. 27.82% | ca. 27.99% |
Quellen: Eigene Berechnungen basierend auf. Die effektiven Gesamtsteuersätze entsprechen den in den Quellen genannten Werten.
Diese drei Sätze – 26.375%, 27.82% und 27.99% – repräsentieren die vollständige Steuerbelastung auf voll steuerpflichtige Kapitalerträge für einen deutschen Privatanleger und bilden die Grundlage für die nun folgende Szenarioanalyse.
3. Szenario A: Die Besteuerung der Dividende im Direktinvestment
Im ersten Szenario wird der Basisfall analysiert: Ein in Deutschland steuerpflichtiger Privatanleger hält Aktien der Colgate-Palmolive Company direkt in seinem Wertpapierdepot bei einer deutschen Bank. In dieser Konstellation unterliegt die ausgeschüttete Dividende vollständig der deutschen Abgeltungsteuer. Es kommen keine steuerlichen Freistellungen auf den Ertrag zur Anwendung.
Berechnung der Steuerlast
Die Bruttodividende von €1.7696 pro Aktie, wie in Abschnitt 1 ermittelt, bildet die Bemessungsgrundlage. Auf diesen Betrag werden die in Tabelle 1 hergeleiteten effektiven Gesamtsteuersätze angewendet, um die absolute Steuerbelastung für die drei unterschiedlichen Anlegerprofile zu berechnen.
* Szenario 1: Anleger ohne Kirchensteuerpflicht
Die Steuerlast berechnet sich durch Anwendung des effektiven Gesamtsteuersatzes von 26.375%.
\text{Steuerlast} = 1.7696 \text{ EUR} \times 26.375\% \approx 0.4667 \text{ EUR}

* Szenario 2: Anleger mit 8% Kirchensteuer (Bayern/Baden-Württemberg)
Hier wird der effektive Gesamtsteuersatz von 27.82% angewendet.
\text{Steuerlast} = 1.7696 \text{ EUR} \times 27.82\% \approx 0.4923 \text{ EUR}

* Szenario 3: Anleger mit 9% Kirchensteuer (übrige Bundesländer)
In diesem Fall beträgt der effektive Gesamtsteuersatz 27.99%.
\text{Steuerlast} = 1.7696 \text{ EUR} \times 27.99\% \approx 0.4953 \text{ EUR}

Ermittlung der Nettodividende
Die Nettodividende ist der Betrag, der dem Anleger nach Abzug der gesamten Steuerlast verbleibt. Sie ergibt sich aus der Differenz zwischen der Bruttodividende und der zuvor berechneten Steuerbelastung.
* Szenario 1: Anleger ohne Kirchensteuerpflicht
\text{Nettodividende} = 1.7696 \text{ EUR} - 0.4667 \text{ EUR} = 1.3029 \text{ EUR}

* Szenario 2: Anleger mit 8% Kirchensteuer (Bayern/Baden-Württemberg)
\text{Nettodividende} = 1.7696 \text{ EUR} - 0.4923 \text{ EUR} = 1.2773 \text{ EUR}

* Szenario 3: Anleger mit 9% Kirchensteuer (übrige Bundesländer)
\text{Nettodividende} = 1.7696 \text{ EUR} - 0.4953 \text{ EUR} = 1.2743 \text{ EUR}

Die folgende Tabelle fasst die Ergebnisse dieses Szenarios übersichtlich zusammen und zeigt die exakte Nettodividende pro Aktie, die ein Anleger bei einem Direktinvestment in Colgate-Palmolive erhält.
Tabelle 2: Nettodividendenanalyse für das Direktinvestment in Colgate-Palmolive
| Steuerszenario | Bruttodividende (EUR) | Effektiver Gesamtsteuersatz (%) | Steuerbelastung (EUR) | Nettodividende (EUR) |
|---|---|---|---|---|
| Ohne Kirchensteuer | €1.7696 | 26.375% | €0.4667 | €1.3029 |
| Mit 8% Kirchensteuer | €1.7696 | 27.82% | €0.4923 | €1.2773 |
| Mit 9% Kirchensteuer | €1.7696 | 27.99% | €0.4953 | €1.2743 |
Diese Nettowerte stellen die Referenzgröße dar, an der die Ergebnisse des ETF-Szenarios gemessen werden, um die steuerliche Mehrrendite zu bestimmen.
4. Szenario B: Die Besteuerung der Dividende im ETF-Mantel
Im zweiten Szenario wird die alternative Anlagestruktur analysiert: Der Anleger hält die Aktie von Colgate-Palmolive nicht direkt, sondern indirekt als Teil eines Aktien-ETFs. Diese Strukturänderung hat tiefgreifende steuerliche Konsequenzen, die sich aus dem deutschen Investmentsteuergesetz (InvStG) ergeben.
Erläuterung der Teilfreistellung
Die zentrale rechtliche Grundlage für den Steuervorteil des ETF-Mantels ist § 20 des Investmentsteuergesetzes (InvStG). Dieses Gesetz sieht eine sogenannte Teilfreistellung für Erträge aus Investmentfonds vor. Der Zweck dieser Regelung ist es, eine wirtschaftliche Doppel- oder Mehrfachbesteuerung zu kompensieren, die entstehen würde, weil bereits auf Ebene der Unternehmen (durch Körperschaftsteuer) und potenziell auf Fondsebene Steuern anfallen. Die Teilfreistellung sorgt somit für einen pauschalisierten Ausgleich, von dem der Endanleger profitiert.
Für die vorliegende Analyse ist die Aktienteilfreistellung relevant. Diese kommt zur Anwendung, wenn es sich bei dem Fonds um einen „Aktienfonds“ handelt. Gemäß den gesetzlichen Vorgaben ist dies der Fall, wenn der Fonds gemäß seinen Anlagebedingungen kontinuierlich mindestens 51% seines Wertes in Kapitalbeteiligungen (Aktien) investiert. Für einen Privatanleger, der seine Anteile im Privatvermögen hält, beträgt der Satz der Aktienteilfreistellung 30%.
Dies bedeutet, dass 30% aller Erträge aus dem Fonds – dazu zählen Ausschüttungen (Dividenden), die jährlich zu versteuernde Vorabpauschale bei thesaurierenden Fonds sowie realisierte Veräußerungsgewinne – von der Besteuerung freigestellt sind. Folglich unterliegen nur die verbleibenden 70% der Erträge der Abgeltungsteuer.
Berechnung der reduzierten Bemessungsgrundlage
Die Anwendung der Teilfreistellung erfolgt im ersten Schritt der Steuerberechnung. Die Bruttodividende von €1.7696 pro Aktie wird um den Freistellungsanteil von 30% reduziert, um die neue, steuerpflichtige Bemessungsgrundlage zu ermitteln.
Nur dieser reduzierte Betrag von €1.2387 unterliegt nun der Abgeltungsteuer inklusive Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer.
Anwendung der Steuer auf die reduzierte Basis
Auf diese neue Bemessungsgrundlage werden nun dieselben effektiven Gesamtsteuersätze aus Tabelle 1 angewendet wie im Szenario des Direktinvestments.
* Szenario 1: Anleger ohne Kirchensteuerpflicht (26.375%)
\text{Steuerlast} = 1.2387 \text{ EUR} \times 26.375\% \approx 0.3267 \text{ EUR}

* Szenario 2: Anleger mit 8% Kirchensteuer (27.82%)
\text{Steuerlast} = 1.2387 \text{ EUR} \times 27.82\% \approx 0.3446 \text{ EUR}

* Szenario 3: Anleger mit 9% Kirchensteuer (27.99%)
\text{Steuerlast} = 1.2387 \text{ EUR} \times 27.99\% \approx 0.3467 \text{ EUR}

Ermittlung der Nettodividende im ETF-Mantel
Die finale Nettodividende ergibt sich, indem die soeben berechnete, deutlich niedrigere Steuerlast von der ursprünglichen Bruttodividende abgezogen wird.
* Szenario 1: Anleger ohne Kirchensteuerpflicht
\text{Nettodividende} = 1.7696 \text{ EUR} - 0.3267 \text{ EUR} = 1.4429 \text{ EUR}

* Szenario 2: Anleger mit 8% Kirchensteuer
\text{Nettodividende} = 1.7696 \text{ EUR} - 0.3446 \text{ EUR} = 1.4250 \text{ EUR}

* Szenario 3: Anleger mit 9% Kirchensteuer
\text{Nettodividende} = 1.7696 \text{ EUR} - 0.3467 \text{ EUR} = 1.4229 \text{ EUR}

Die folgende Tabelle stellt die Berechnungsschritte und Ergebnisse für das ETF-Szenario transparent dar.
Tabelle 3: Nettodividendenanalyse für die Investition in Colgate-Palmolive via ETF-Mantel
| Komponente | Ohne Kirchensteuer | Mit 8% Kirchensteuer | Mit 9% Kirchensteuer |
|---|---|---|---|
| Bruttodividende (EUR) | €1.7696 | €1.7696 | €1.7696 |
| Teilfreistellung (30%) | €0.5309 | €0.5309 | €0.5309 |
| Steuerpflichtige Bemessungsgrundlage (EUR) | €1.2387 | €1.2387 | €1.2387 |
| Effektiver Gesamtsteuersatz (%) | 26.375% | 27.82% | 27.99% |
| Steuerbelastung (EUR) | €0.3267 | €0.3446 | €0.3467 |
| Nettodividende (EUR) | €1.4429 | €1.4250 | €1.4229 |
Ein direkter Vergleich der Nettodividenden aus Tabelle 2 und Tabelle 3 lässt bereits auf den ersten Blick einen signifikanten Vorteil zugunsten der ETF-Struktur erkennen. Die exakte Quantifizierung dieses Vorteils ist Gegenstand des nächsten Abschnitts.
5. Vergleichende Analyse: Quantifizierung der Absoluten und Relativen Mehrrendite
Nachdem die Nettodividenden für beide Anlageszenarien – Direktinvestment und ETF-Mantel – detailliert berechnet wurden, erfolgt nun die direkte Gegenüberstellung der Ergebnisse. Dieser Abschnitt synthetisiert die bisherigen Analysen und beantwortet die Kernfrage der Untersuchung: Wie hoch ist die absolute und relative Mehrrendite, die durch die Nutzung der Teilfreistellung im ETF-Mantel erzielt wird?
Berechnung der absoluten Mehrrendite
Die absolute Mehrrendite ist der zusätzliche Euro-Betrag, den ein Anleger pro Aktie und pro Jahr durch die Wahl des ETF-Mantels im Vergleich zum Direktinvestment erhält. Sie wird durch die einfache Subtraktion der Nettodividende des Direktinvestments von der Nettodividende des ETF-Mantels ermittelt.
* Szenario 1: Anleger ohne Kirchensteuerpflicht
\text{Absolute Mehrrendite} = 1.4429 \text{ EUR} - 1.3029 \text{ EUR} = 0.1400 \text{ EUR}

* Szenario 2: Anleger mit 8% Kirchensteuer
\text{Absolute Mehrrendite} = 1.4250 \text{ EUR} - 1.2773 \text{ EUR} = 0.1477 \text{ EUR}

* Szenario 3: Anleger mit 9% Kirchensteuer
\text{Absolute Mehrrendite} = 1.4229 \text{ EUR} - 1.2743 \text{ EUR} = 0.1486 \text{ EUR}

Interessanterweise ist der absolute Steuervorteil für kirchensteuerpflichtige Anleger sogar noch etwas höher. Dies liegt daran, dass der höhere Gesamtsteuersatz im Direktinvestment stärker ins Gewicht fällt als bei der bereits reduzierten Bemessungsgrundlage im ETF-Szenario, wodurch die steuerliche Entlastung durch die Teilfreistellung absolut gesehen größer wird.
Berechnung der relativen Mehrrendite
Die relative Mehrrendite drückt den prozentualen Anstieg der Netto-Einkünfte aus und ist eine hervorragende Kennzahl, um die Effizienzsteigerung zu veranschaulichen. Sie wird berechnet, indem die absolute Mehrrendite ins Verhältnis zur Nettodividende des Direktinvestments gesetzt wird.
* Szenario 1: Anleger ohne Kirchensteuerpflicht
\text{Relative Mehrrendite} = \left( \frac{1.4429}{1.3029} - 1 \right) \times 100\% \approx 10.75\%

* Szenario 2: Anleger mit 8% Kirchensteuer
\text{Relative Mehrrendite} = \left( \frac{1.4250}{1.2773} - 1 \right) \times 100\% \approx 11.56\%

* Szenario 3: Anleger mit 9% Kirchensteuer
\text{Relative Mehrrendite} = \left( \frac{1.4229}{1.2743} - 1 \right) \times 100\% \approx 11.66\%

Die Ergebnisse zeigen, dass der ETF-Mantel die Netto-Dividendenerträge um mehr als 10% steigert. Dieser Effekt ist rein struktureller Natur und unabhängig von der Marktentwicklung der Aktie. Die folgende Master-Vergleichstabelle fasst alle finalen Ergebnisse zusammen und liefert eine klare und prägnante Antwort auf die ursprüngliche Fragestellung.
Tabelle 4: Master-Vergleichstabelle: Mehrrendite durch den ETF-Mantel
| Steuerszenario | Nettodividende Direktinvestment (EUR) | Nettodividende ETF-Mantel (EUR) | Absolute Mehrrendite (EUR pro Aktie/Jahr) | Relative Mehrrendite (%) |
|---|---|---|---|---|
| Ohne Kirchensteuer | €1.3029 | €1.4429 | €0.1400 | +10.75% |
| Mit 8% Kirchensteuer | €1.2773 | €1.4250 | €0.1477 | +11.56% |
| Mit 9% Kirchensteuer | €1.2743 | €1.4229 | €0.1486 | +11.66% |
Die Zahlen belegen unmissverständlich einen erheblichen und konsistenten finanziellen Vorteil zugunsten der Investition über einen ETF-Mantel für alle betrachteten deutschen Privatanleger.
6. Strategische Implikationen und weiterführende Überlegungen
Die quantitative Analyse hat einen klaren steuerlichen Vorteil des ETF-Mantels für den Erhalt von Dividenden nachgewiesen. Eine umfassende strategische Bewertung muss jedoch über diese Berechnung hinausgehen und weitere Aspekte beleuchten. Die wahre Bedeutung der Teilfreistellung entfaltet sich erst im Kontext des gesamten Anlagehorizonts und der Total-Return-Perspektive.
Der universelle Vorteil des ETF-Wrappers: Mehr als nur Dividenden
Der berechnete Vorteil bei der Dividendenbesteuerung ist lediglich die Spitze des Eisbergs. Die fundamentale strategische Erkenntnis ist, dass die 30%ige Teilfreistellung gemäß § 20 InvStG nicht nur für Ausschüttungen gilt, sondern universell auf alle Ertragsarten aus dem Aktienfonds anwendbar ist. Dies umfasst explizit:
* Realisierte Kursgewinne: Wenn der Anleger seine ETF-Anteile zu einem späteren Zeitpunkt mit Gewinn veräußert, sind ebenfalls 30% dieses Gewinns steuerfrei. Bei einem Direktinvestment in die Aktie wäre der gesamte Kursgewinn voll steuerpflichtig. Über einen langen Anlagezeitraum, in dem der Kapitalzuwachs oft einen weitaus größeren Anteil an der Gesamtrendite hat als die Dividenden, potenziert sich dieser Steuervorteil erheblich.
* Vorabpauschale: Bei thesaurierenden (wiederanlegenden) ETFs, die keine Dividenden ausschütten, wird jährlich eine fiktive, steuerpflichtige Rendite, die sogenannte Vorabpauschale, angesetzt. Auch auf diese Vorabpauschale wird die 30%ige Teilfreistellung gewährt, was die jährliche Steuerbelastung während der Haltedauer reduziert.
Somit ist der ETF-Mantel nicht nur für den Dividendenertrag, sondern für die Gesamtrendite (Total Return) aus Aktienanlagen die steuerlich überlegene Struktur für deutsche Privatanleger. Der in dieser Analyse quantifizierte Dividendenvorteil ist ein wiederkehrender jährlicher Nutzen, der durch den identischen Steuervorteil auf die Wertsteigerung des Kapitals strategisch vervielfacht wird.
Analyse der Kostenfaktoren: Die Total Expense Ratio (TER)
Eine ausgewogene Betrachtung muss die Kosten des ETF-Mantels berücksichtigen. Die primäre Kostenkomponente ist die Total Expense Ratio (TER), die die jährlichen Betriebskosten des Fonds als Prozentsatz des Fondsvermögens angibt. Um den Nettovorteil zu bewerten, müssen die Steuerersparnisse den ETF-Kosten gegenübergestellt werden.
Nehmen wir einen Aktienkurs für Colgate-Palmolive von ca. $79.59 an, was bei dem verwendeten Wechselkurs etwa €67.70 entspricht. Die absolute jährliche Steuerersparnis pro Aktie liegt, wie in Tabelle 4 gezeigt, zwischen €0.1400 und €0.1486.
Angenommen, ein Anleger nutzt einen breit diversifizierten ETF auf den globalen Aktienmarkt mit einer marktüblichen TER von 0.20% pro Jahr. Die jährlichen Kosten pro gehaltener Colgate-Palmolive-Aktie im Wert von €67.70 wären:
Ein Vergleich zeigt, dass die jährliche Steuerersparnis (€0.1400 bis €0.1486) selbst bei diesem konservativen Beispiel die jährlichen ETF-Kosten (€0.1354) übersteigt. Bei Aktien mit einer höheren Dividendenrendite oder bei ETFs mit einer niedrigeren TER würde der Nettovorteil noch deutlicher ausfallen. Der steuerliche Alpha-Effekt der Teilfreistellung ist in der Regel mehr als ausreichend, um die laufenden Kosten des ETF-Mantels zu kompensieren.
Qualitative Unterschiede
Neben den rein finanziellen Aspekten gibt es qualitative Unterschiede zwischen den beiden Anlageformen:
* Diversifikation: Der offensichtlichste Vorteil eines ETFs ist die sofortige und kostengünstige Diversifikation über hunderte oder tausende von Einzelwerten. Dies reduziert das unsystematische Risiko, das mit der Anlage in eine einzelne Aktie (Konzentrationsrisiko) verbunden ist.
* Komplexitätsreduktion: Der ETF-Mantel vereinfacht die Anlage in ausländische Titel erheblich. Insbesondere die oft komplexe Anrechnung oder Rückforderung ausländischer Quellensteuern (z. B. die US-Quellensteuer auf Dividenden) wird auf Fondsebene professionell gehandhabt und ist für den Endanleger kein Thema mehr. Dies stellt einen erheblichen "Bequemlichkeitsvorteil" dar.
* Stimmrechte: Ein Aspekt, bei dem das Direktinvestment überlegen ist, sind die Aktionärsrechte. Als direkter Aktionär besitzt man Stimmrechte auf der Hauptversammlung des Unternehmens. Diese Rechte gehen bei einer Investition über einen ETF verloren, da sie von der Fondsgesellschaft wahrgenommen werden. Für die meisten Privatanleger ist dieser Punkt jedoch von untergeordneter Bedeutung.
Schlussfolgerung und Handlungsempfehlung
Die durchgeführte Analyse liefert ein eindeutiges und quantitativ fundiertes Ergebnis. Die Nutzung eines ETF-Mantels zur Anlage in dividendenstarke ausländische Aktien wie Colgate-Palmolive generiert für deutsche Privatanleger eine signifikante steuerliche Mehrrendite im Vergleich zum Direktinvestment.
Die quantitative Untersuchung hat gezeigt, dass die 30%ige Teilfreistellung nach dem Investmentsteuergesetz die Nettodividendenrendite, abhängig vom individuellen Kirchensteuerstatus, um 10.75% bis 11.66% erhöht. Dies entspricht einer absoluten Mehrrendite von €0.1400 bis €0.1486 pro Aktie und Jahr allein aus der Dividende. Dieser Vorteil ist strukturell im deutschen Steuersystem verankert und stellt eine verlässliche Quelle für zusätzliches Alpha dar.
Die strategische Abwägung verstärkt diese Schlussfolgerung. Der Steuervorteil der Teilfreistellung erstreckt sich über die Dividende hinaus auf realisierte Kursgewinne und die Vorabpauschale, was den ETF-Mantel zur überlegenen Struktur für die Maximierung der Gesamtrendite macht. Die anfallenden Kosten des ETFs in Form der TER werden in den meisten Fällen durch die Steuerersparnis mehr als kompensiert. Ergänzt durch die qualitativen Vorteile der Diversifikation und der administrativen Vereinfachung ergibt sich ein klares Bild.
Basierend auf dieser umfassenden Analyse lautet die Handlungsempfehlung für einen in Deutschland steuerpflichtigen Privatanleger unmissverständlich: Für das Halten von ausländischen dividenden-zahlenden Aktien wie Colgate-Palmolive ist die Nutzung einer Aktien-ETF-Struktur nicht nur eine bloße Alternative, sondern ein finanzrationales Gebot zur Maximierung der Nachsteuerrendite im Rahmen der aktuellen deutschen Gesetzgebung. Während das Direktinvestment für spezifische Zwecke (z. B. Ausübung von Stimmrechten) seine Berechtigung haben mag, ist es aus rein steuerlicher und renditeorientierter Sicht die klar unterlegene Option.
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Hier ein ausführlicher Podcast zur Colgate Aktie im ETF Mantel vs. Direktanlage

https://g.co/gemini/share/1ac276cf53dd
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Hmm, ich dachte, die Teilfreistellung sei nur für die Vorabpauschale relevant, also gerade den steuerlichen Nachteil von Fonds, nicht realisierte Gewinne versteuern zu müssen. Bei meinen ETF-Ausschüttungen werden jedenfalls stets munter 25% KESt plus 5,5% SolZ abgezogen. Die Anrechnung der Vorabpauschale bei (gewinnbringender) Positionsveräußerung wird ja auch nur nominal vorgenommen werden. Ich empfinde die Vorabpauschale eher als Verstoß gegen das Leistungsfähigkeitsprinzip des deutschen Einkommensteuerrechts, weil nicht realisierte Gewinne (dank Teilfreistellung immerhin zunächst nicht vollständig) besteuert werden.
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@amanaplanacanalpanama es werden 25% + 5,5% abgezogen. Aber nur auf 70% der Gewinne, und nicht auf 100%. Voraussetzung: 51% Aktienanteil im Fonds.
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@amanaplanacanalpanama welcher etf ist es ?
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@amanaplanacanalpanama hier ist es auch ein Aktien-ETF mit > 51% also passt es so wie oben beschrieben. Zusätzlich hast du durch Irland keine Quellensteuer auf Dividenden. Mit 0,10 % aucg sehr günstig (TER)
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Der Staat schenkt einem nichts. Das würde ich ganz schnell mal vergessen.
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Die ETFs werden auf Körperschaftsebene schon besteuert. Die Teilfreistellung gleicht das nur aus.
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@Psychedelic_Sunflower aber laut der oberen Rechnung nicht komplett
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Nicht jede Rechnung, die jemand im Internet postet, ist korrekt. De facto hast du trotz Teilfreistellung weniger mit einem ETF, da der Fond selbst besteuert wird und die Quellensteuer auf Fondsebene verloren ist.
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@Psychedelic_Sunflower ich habe es gegengeprüft und nachgerechnet :)
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@MainTyp
Direktanlage in Aktie:
Dividende 100 € → volle 100 € werden mit 26,375 % (Abgeltung + Soli) besteuert = 73,63 € netto.

Über Aktienfonds/ETF:
Dividende 100 €. Auf Fondsebene gehen 15 € Körperschaftsteuer ab → es kommen 85 € an.
Beim Anleger werden davon nur 70 % = 59,5 € steuerpflichtig.
Steuer darauf: 59,5 € × 26,375 % = 15,7 €.
Netto beim Anleger: 85 € – 15,7 € = 69,3 €.

→ Ergebnis:

Direktanlage: 73,6 € netto.

Über Fonds: 69,3 € netto.

Differenz: ca. 4,3 % Punkte Nachteil (also eine gewisse Zusatzbelastung).

Du siehst es hat sogar einen gewissen steuerlichen Nachteil über Fonds zu investieren. Den nehme ich aber auch zugunsten der Diversifikation und Einfachheit gern in Kauf
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@Psychedelic_Sunflower bei dem gleichen Ergebnis bin ich auch :)
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