Schon wieder ein Bärenmarkt? Nachdem wir bereits 2020 (Corona) und 2022 (Inflation, Zinsanhebungen, Ukraine Krieg) einen Bärenmarkt gesehen haben, sind wir nun in vielen Indices auch 2025 schon wieder in einem Bärenmarkt.
3 Bärenmärkte in 6 Jahren gab es in der Geschichte noch nie - Das bisherige Maximum von 3x in 7 Jahren gab es zwischen 1902-1909 und zwischen 1961-1968.
Der Unterschied zu vielen anderen Börsencrashs und Bärenmärkten ist, dass dieser Crash durch einen einzigen Mann ausgelöst wurde.
Was ist passiert?
Was lehrt uns die Geschichte?
Wie reagiere ich darauf bzw. was sind meine Lektionen aus vergangen Bärenmärkten?
Darum soll es in diesem (längeren) Beitrag gehen
(kleine Werbung in eigener Sache - Ich habe das Thema auch als YouTube Video verarbeitet: https://youtu.be/VjNNaSXe-XE)
Was ist passiert?
Am 2. April hat Donald Trump den "Liberation Day" ausgerufen und damit die schlimmsten Befürchtungen der Wall Street, Analysten, Investoren und Unternehmen bei weitem übertroffen.
Die Börsen weltweit sind seitdem massiv abgerutscht und in vielen Indices sind wir in einen Bärenmarkt eingetreten. Allein in den USA wurden über 11 Billionen an Marktkapitalisierung vernichtet, das entspricht mehr als 5x den gesamten DAX.
Extreme Beispiele finden sich dann auch unter den Einzeltiteln:
- Nike $NKE (+0,83 %) verlor in wenigen Tagen über 30%
- Apple $AAPL (+1,45 %) verlor über 20%
- TSMC $TSM (+4,44 %) verlor ebenfalls über 20%
Warum führt Donald Trump diese massiven Zölle ein?
Die USA haben ein stark negatives und wachsendes Handelsdefizit, welches Donald Trump ein Dorn im Auge ist.
Seine Argumentation ist die folgende:
- Das Handelsdefizit entsteht, weil andere Länder die USA ausnutzen würde
- Dadurch würden sich Jobs und am Ende Wohlstand aus den USA in andere Länder verlagern
Selbstverständlich gibt es aber dazu auch mehr als berechtigte Gegenargumente:
- US Bürger haben genug Wohlstand & Kaufkraft, um hochwertige Güter aus dem Ausland zu beziehen
- Viele Güter können im Ausland wesentlich günstiger produziert werden - Als Beispiel das IPhone was im Moment 1.599$ kostet und bei einer Produktion in den USA zwischen 2.500 - 3.000$ kosten würde
- Viele Menschen in den Industrieländer wollen gar keine Industrieberufe mehr ausüben - Auch hier bei uns, wer möchte gerne Elektronik im Akkord zusammenschrauben? Oder Textilien nähen?
- Wer kennt sie nicht? Den amerikanischen Kaffee oder den amerikanischen Champagner? Viele Produkte gibt es schlicht nicht in den USA und man ist auf Handelspartner weltweit angewiesen
Wie massiv werden die Zölle angehoben?
Die Tragweite der Zölle kann man an folgendem Chart sehr gut erkennen. Wir sehen mittlerweile Zölle wie wir sie seit den 1930er Jahren und der Großen Depression nicht mehr gesehen haben. Darüberhinaus ist das auch ein klarer Bruch mit dem seit dem 2. Weltkrieg anhaltenden Trend zu sinkenden Zöllen.
Die Zölle, die in Trumps erster Amtszeit (Handelskrieg China und Zollstreitigkeiten mit der EU) eingeführt wurden sind im Verhältnis quasi nicht sichtbar.
Wiederholt sich die Geschichte?
Um die aktuelle Dramatik besser verstehen zu können müssen wir einen Blick in die Geschichte werfen und zwar auf das Ende der Roaring Twenties und den Anfang der 1930er Jahre.
Die Roaring Twenties waren ein boomendes Jahrzehnt, die Wirtschaft lief und die Aktienmärkte gingen durch die Decke.
Damals wurde auch massiv mit Krediten durch die Bank am Aktienmarkt spekuliert.
Als es dann 1929 zum Börsencrash (Black Thursday) kam, brach die Große Depression an. Bankenpleiten, Deflation und Arbeitslosigkeit waren die Folge.
Daraufhin wurde der sogenannte Smoot-Hawley Tariff Act verkündet. Der Dow Jones brach massiv ein, nachdem das Gesetz beschlossen wurde und dann nochmal 1 Jahr später als die Zölle in kraft traten.
Die Idee war die heimische Wirtschaft durch Zölle zu schützen und damit Jobs und Wohlstand zu erhalten.
Die Folge waren allerdings massive Gegenzölle durch die Handelspartner.
Die Importe sanken zwar um 61%, allerdings gingen auch die Exporte um 66% zurück. Der gesamte Welthandel ist innerhalb von 3 Jahren um 60% gesunken.
Das Ziel Arbeitslosigkeit zu verhindern, wurde massiv verfehlt und die Arbeitslosigkeit in den USA stieg auf 25%.
Der Smoot-Hawley Act wird heute oft als warnendes Beispiel für die negativen Auswirkungen von Protektionismus angesehen und wird auf der offiziellen Homepage des US-Kongresses sogar als eines "der katastrophalsten Gesetze in der Geschichte des US-Kongresses" bezeichnet.
Natürlich kann man die Situationen nicht 1 zu 1 vergleichen. Damals war die Wirtschaft schon in einer Rezession, während wir heute (vor Trump) Wirtschaftswachstum gesehen haben.
Allerdings gibt es auch Parallelen, wie hohe Staatsschulden. Und natürlich ist der Welthandel heute auch um ein vielfaches vernetzter und damit anfälliger (siehe Lieferkettenschwierigkeiten nach Corona)
Übrigens eine spannende Anekdote: Die beiden Senatoren Smoot und Hawley wurden bei der nächsten Wahl massiv abgestraft und haben ihre Sitze verloren. Auch die Republikaner haben bei der nächsten Wahl massiv verloren gegen Franklin D. Roosevelt. Bei der folgenden Wahl 1936 haben die Republikaner das schlechteste Wahlergebnis aller Zeiten eingefahren - Mit 8 Wahlmännern, während Roosevelt 523 erhielt....
Wie reagiere ich auf den erneuten Börsencrash?
Seit 2020 ist das nun der dritte Börsencrash mit einem Drawdown von über 20%.
Wie man im Diagramm sehen kann, sieht man aber mittlerweile den Corona Crash schon fast nicht mehr!
Im Nachhinein waren bei Bärenmärkte extrem gute Einstiegszeitpunkte. So habe ich zum Beispiel im März 2020 Allianz $ALV (+0,47 %) Aktien für unter 120€ kaufen können und habe hier mittlerweile eine Dividendenrendite von über 13% p.a.
Wie geht man aber jetzt vor? Sollte man am besten alles verkaufen und dann am Tiefpunkt wieder einsteigen?
Hier habe ich zwei sehr spannende Studien bzw. Analysen dazu gefunden:
Hier sieht man die durchschnittliche Performance, wenn man zu 100% in Cash wechselt, statt in einem 60/40 Portfolio Buy & Hold zu betreiben (60% Aktien, 40% Anleihen).
- Nach 3 Monaten in Cash hat man eine Underperformance Wahrscheinlichkeit von 74% und im Durchschnitt eine Underperformance von 4,1%
- Nach 6 Monaten sind es 71% und eine durchschnittliche Underperformance von 7,4%
- Nach 12 Monaten ist die Wahrscheinlichkeit bei 87% und einer durchschnittlichen Underperformance von 13,3%
Hier ein weitere interessante Studie:
- Die durchschnittliche Rendite eines Buy & Hold Investors lag über die letzten ~20 Jahre bei 9,8%.
- Hat man die 10 besten Tage verpasst halbiert sich die Rendite schon fast auf 5,6%
- Verpasst man die besten 30 Tage ist man schon fast auf der Nulllinie mit 0,8% Rendite und bei 40 Tagen hat man über 20 Jahre sogar eine negative Rendite erzielt
- Das tragische an der Sache ist, dass die besten Tage meistens direkt auf die schlechtesten Tage folgen - 7 der 10 besten Tage sind innerhalb 2 Wochen nach den 10 schlechtesten Tagen aufgetreten.
- Noch dramatischer die folgende Erkenntnis: 6 der 7 besten Tage sind exakt am Tag nach einem der 10 schlechtesten Tage aufgetreten
Ist Diversifikation die Lösung?
Diversifikation gilt gemeinhin als Risikoreduzierung. Daher habe ich mir auf extraetf einmal alle Musterportfolios angeschaut und diese nach der YTD Rendite in 2025 sortiert.
Ganz oben fand sich ein Portfolio, das zu 60% aus Aktien, 20% Anleihen, 10% Rohstoffen und 10% Immobilien besteht.
Dieses diversifizierte Portfolio hat in 2025 bisher nur ~1% verloren.
Im Vergleich zum NASDAQ 100 mit über 20% Kursverlusten natürlich ein viel besseres Investment, oder?
Schauen wir uns den Vergleich einmal langfristig an:
- Der NASDAQ hat trotz dem aktuellen Kursrückgang von über 20% eine langfristige Rendite von 16% p.a. über die letzten 10 Jahre gemacht
- Über 30 Jahre liegt sie bei ~12%
Wie sieht es im diversifizierten Musterportfolio aus?
- Hier sieht man über die letzten 5 Jahre eine Rendite von ~3% und seit 2013 eine Rendite von ~4% p.a.
Welche Lehren ziehe ich daraus?
- Buy & Hold schlägt Market Timing - Ja, es gibt Investoren und kurzfristige Trader, die langfristig Buy & Hold schlagen können. Ich weiß für mich selbst, dass ich das nicht kann und vertraue daher auf langfristige Ergebnisse, dass Buy & Hold der beste Weg für Privatinvestoren ist
- Asset Diversifikation geht meistens zu Lasten der absoluten Rendite - Habe ich bereits Millionen oder Milliarden ist Kapitalerhalt wichtiger als die maximale Rendite. Ich bin jung, habe noch viele Jahrzehnte Zeit und muss das Kapital erst aufbauen. Daher setze ich zu fast 100% auf das historisch erfolgreichste Asset: Direkte Beteiligungen an erfolgreichen Unternehmen über Aktien
Wie seht ihr die aktuelle Marktlage? Haben die Menschen aus der Geschichte gelernt oder wir Donald Trump die selben Fehler begehen, die bereits vor ihm begangen wurden?
Im Youtube Video teile ich noch ein paar mehr Informationen also schaut gerne rein, wenn euch das Thema interessiert :)