Coca-Cola $KO (-1,21 %) steht mit 2,5% Depotanteil in den Top 10 meiner größten Positionen. Daher anbei meine Einordnung des Q1 Reports [1] und Earnings Call [2].
Coca Cola ist für viele ein Klassiker im Depot, stabile Dividende, bekannte Marke, weltweite Präsenz.
Die Q1-Zahlen sehen stark aus. Doch wie immer gilt: Nicht nur auf die Headline-Zahlen zu schauen, sondern verstehen, was dahintersteckt.
Wie oft beginne ich nochmal mit ein.. zwei.. Erklärungen.
1. Was bedeutet „reported“ vs. „bereinigt (non-GAAP)“?
Unternehmen veröffentlichen oft zwei Versionen ihrer Zahlen:
- Reported (GAAP): Die offiziellen, bilanzrechtlich korrekten Zahlen nach US-Rechnungslegung
- Bereinigt (Non-GAAP): Zahlen ohne Einmaleffekte wie Sondereinflüsse, Abschreibungen, Verkäufe etc. also das „normale“ operative Geschäft
➡️ Beispiel: Coca-Cola hat 2025 eine große Einmalzahlung für Fairlife geleistet. Die bereinigte Kennzahl zeigt, wie das Geschäft ohne diesen Sondereffekt läuft.
➡️ Non-GAAP = „nicht nach Bilanzrecht, aber wirtschaftlich sinnvoll bereinigt“
2. Das Q1 in Zahlen
📊 ESTIMATES VS. REPORTED
Umsatz (reported): $11,1 Mrd. (-2 %)
- Rückgang durch Währungseffekte & Abgabe von Abfüllbetrieben..
EXKURS:
Coca-Cola hat in den letzten Jahren viele eigene Abfüllbetriebe an unabhängige Partnerunternehmen verkauft, diesen Prozess nennt man „Refranchising“.
Warum?
- Coca-Cola will sich stärker auf Markenführung, Rezeptur und Marketing konzentrieren, nicht auf teure Produktion & Logistik.
- Die Abfüller übernehmen Herstellung, Verpackung, Vertrieb, Coca-Cola kassiert dafür Lizenzgebühren und verkauft Konzentrate.
Was bedeutet das für die Zahlen?
- Wenn Coca-Cola einen Abfüllbetrieb verkauft, fällt dessen Umsatz aus der Bilanz raus, dadurch kann der reported Umsatz sinken, auch wenn das Geschäft gut läuft.
- Der organische Umsatz wird deshalb bereinigt dargestellt, um zu zeigen, wie sich das Kerngeschäft wirklich entwickelt.
➡️ Umsatzrückgänge durch Abgabe von Abfüllbetrieben sind kein schlechtes Zeichen, sondern Teil einer langfristigen Strategie.
Organischer Umsatz: +6 %
- Währungs- & strukturbereinigt – zeigt echtes Wachstum
Gewinn pro Aktie (EPS, reported): $0,77 (+5 %)
- Reingewinn pro Aktie, inklusive Sondereffekt
Gewinn pro Aktie (EPS, bereinigt): $0,73 (+1 %)
- Zeigt das bereinigte, operative Ergebnis je Aktie
Operativer Gewinn: +71 %
- Sieht heftig aus, liegt aber am Sondereffekt aus Q1 2024
Operative Marge: 32,9 % (Vorjahr: 18,9 %)
- Riesiger Sprung wegen Wegfall der fairlife-Abschreibung
Bereinigte operative Marge: 33,8 % (Vorjahr: 32,4 %)
- Deutlich stabiler, das ist der wirklich relevante Vergleich
Absatz (Unit Case Volume): +2 %
- Wichtige Kennzahl, zeigt, ob Menschen auch mehr trinken
CALL:
CEO James Quincey beschreibt das aktuelle Umfeld als „dynamisch, mit geopolitischen Spannungen und schwankender Konsumentenstimmung“. Dennoch betont er:
„Unsere Ergebnisse im ersten Quartal zeigen, dass unsere All-Weather-Strategie funktioniert. Wir liefern organisches Wachstum und eine höhere operative Marge, trotz schwieriger Rahmenbedingungen.“
➡️ Coca-Cola stellt sich als robuster Krisenplayer dar, mit Fokus auf Agilität, Konsumentennähe und lokaler Ausführung.
3. Was bedeutet „Unit Case Volume“ und warum ist es so wichtig?
Coca-Cola misst den tatsächlichen Getränkekonsum über das Unit Case Volume, also die verkaufte Menge in standardisierten Einheiten.
➡️ Wichtig, weil es zeigt, ob Coca-Cola wirklich mehr Produkte verkauft, unabhängig vom Preis.
➡️ Dieses Volumen stieg um +2 %, getrieben durch Indien, China & Brasilien, Länder mit wachsender Mittelschicht, steigender Nachfrage und großem Wachstumspotenzial im Außer-Haus-Konsum.
4. Preis-Mix: Mehr als nur Preiserhöhung
+5 % Preis-Mix-Wachstum bedeutet:
- Höhere Preise im Markt
- Besserer Mix (z. B. kleinere Dosen zu höheren Preisen, Premiumprodukte)
- Regionalverschiebungen (z. B. mehr Verkäufe in Hochpreisregionen)
➡️ Diese Strategie sichert Wachstum, selbst wenn die Stückzahlen stagnieren.
5. Produkt-Insights:
Wachstumsstars:
- Coca-Cola Zero Sugar: +14 %, klarer Megatrend!
- Wasser, Tee: +2–3 %
Schwächer:
- Kaffee (-2 %), betrifft v. a. Costa Coffee und Automatenangebote
- Sportgetränke (-1 %), etwa Powerade & BODYARMOR
6. Regionen im Überblick
🌍 Europa, Naher Osten & Afrika (EMEA):
- Absatz +3 %, Coca-Cola & Fanta laufen stark
- Preis/Mix +6 %
❗ Währungsbelastung -9 %, viele lokale Währungen (z. B. türkische Lira, afrikanische Märkte) verlieren gegenüber dem Dollar
➡️ falls du dich auch gefragt hast, warum genau diese Regionen zusammengefasst werden? Die operative Steuerung läuft bei Coca-Cola über Regionen mit vergleichbaren logistischen Märkten, kein geographischer Zufall.
🌎 Lateinamerika:
- Organischer Umsatz +13 %
- Bereinigter operativer Gewinn: +18 %
❗ Volumen stagniert, aber Preiserhöhungen treiben Umsatz
➡️ Starke Preisstrategie notwendig, weil in Ländern wie Argentinien oder Kolumbien hohe Inflation herrscht, das Unternehmen kompensiert das geschickt.
Warum Mexiko schwächelt:
„In Mexiko sehen wir eine gedämpfte Konsumentenstimmung, auch bedingt durch geopolitische Spannungen.“
➡️ Coca-Cola reagiert mit einer Kampagne zur Stärkung des Vertrauens („Hecho en México“) und günstigen Value-Packs, besonders wichtig in einem preisempfindlichen Markt.
🌎 Nordamerika:
- Absatz -3 %, betrifft vor allem klassische Cola & Wasser
- Preis/Mix +8 %, Kunden kaufen kleinere, teurere Produkte oder Premiumvarianten
- Operativer Gewinn +170 % (reported), aber nur +4 % bereinigt
➡️ Der große Sprung kommt vom Wegfall negativer Sondereffekte aus Q1 2024, z. B. Wertberichtigungen
➡️ Absatzrückgang ist ein Warnzeichen, aber (noch) nicht dramatisch, durch Preisstrategie ausgeglichen
das sagt Coca-Cola selbst dazu:
„Wir haben zwar Umsatz und Gewinn gesteigert, sind aber mit der Volumenentwicklung unzufrieden.“
„Besonders unter hispanischen Konsumenten nahm die Kaufbereitschaft zum Quartalsende hin ab.“
➡️ Coca-Cola nimmt die Absatzschwäche ernst und hat laut CEO bereits reagiert: mehr Fokus auf schnellere Entscheidungen und gezielte Investitionen, um das Volumen wieder anzukurbeln.
🌏 Asien-Pazifik:
- Volumen +6 %, starkes Wachstum in China, Indien
- Operativer Gewinn -5 % (reported), bereinigt +7 %
➡️ Währungsbelastung & höhere Marketingkosten drücken das Ergebnis, operativ aber top!
7. Fairlife: Ein starker Markenbaustein mit teurem Abschluss
Fairlife ist Coca-Colas wachstumsstarke Molkerei-Marke (laktosefreie Milch, Proteinshakes wie Core Power).
➡️ Bereits in meinem letzten Post zum Q4 war klar: großes Potenzial, starke Volumina.
➡️ Im März 2025 wurde die letzte Kaufpreiszahlung in Höhe von $6,1 Mrd. geleistet.
Wirkung: Der Free Cashflow sank auf -$5,5 Mrd., ohne diese Zahlung läge er bei +558 Mio.
Fazit: Ein starker strategischer Schritt, der kurzfristig wehtut, aber langfristig Sinn ergibt.
CALL:
„fairlife liefert weiterhin starke Performance. Wir erwarten eine Wachstumsverlangsamung, bis zusätzliche Kapazitäten online gehen.“
➡️ Der hohe Kaufpreis von $6,1 Mrd. hat kurzfristig den Cashflow belastet, aber Coca-Cola sieht die Marke klar als Wachstumsbringer.
Trotz Abschreibung 2024 bleibt das Momentum 2025 intakt. Man könnte sagen eine Milchmarke als Investmentcase.
8. Währungsrisiken und warum sie bei Coca-Cola besonders wichtig sind
Coca-Cola macht über 80 % seines Umsatzes außerhalb der USA.
➡️ Wenn der Dollar stark ist, werden ausländische Einnahmen beim Umrechnen weniger wert
➡️ Besonders problematisch in Schwellenländern mit schwachen Währungen: Türkei, Argentinien, Teile Afrikas
9. Ausblick 2025: was erwartet Coca-Cola?
- Organisches Umsatzwachstum: 5-6 %
- Bereinigtes EPS-Ziel: $2,94-$2,97
- Währungsbelastung auf EPS: 5-6 %
- Free Cashflow-Ziel (bereinigt): $9,5 Mrd
Weiterhin:
Ist die Währungswende in Sicht? Trump & der Dollar im Fokus
Im Q1 2025 belastete ein starker US-Dollar Coca-Colas Auslandsgeschäft, vor allem in Lateinamerika, Afrika und Asien, wo lokale Währungen gegenüber dem Dollar massiv an Wert verloren haben.
Doch aktuell (Ende April 2025) dreht sich der Wind:
- Der Dollar verliert an Stärke, u. a. durch politische Unsicherheit rund um die möglichen wirtschaftspolitischen Maßnahmen von Donald Trump.
- Trump äußerte mehrfach den Wunsch nach einem „schwächeren Dollar“, um US-Exporte zu fördern, Stichwort: Mar-a-Lago Accord 2.0.
Was heißt das für Coca-Cola?
➡️ Wenn sich der Dollartrend fortsetzt, könnten sich Währungsnachteile im zweiten Halbjahr in Vorteile verwandeln, das würde die berichteten Umsätze und Gewinne zusätzlich anschieben.
Spannungen durch Trump-Politik & Zölle, CFO warnt jedoch zu vorsichtig
„Die aktuelle globale Handelsdynamik kann sich auf unsere Kostenstruktur und die Konsumentenstimmung auswirken.“
„Wir beobachten die Entwicklung genau, sind aber durch unser lokales Geschäftsmodell relativ flexibel aufgestellt.“
➡️ Coca-Cola spürt die Risiken, glaubt aber an seine lokale Produktionsstruktur als Puffer gegen Handelsbarrieren.
10. Fazit:
Coca-Cola liefert operativ ab: Umsatz wächst, Volumen steigt leicht, und Marken wie Coke Zero boomen.
- Globale Stärke, besonders in Asien & Schwellenländern
- Starke Preissetzungsmacht, selbst bei stagnierenden Volumen
- Währungsrisiken und einmalige Sonderausgaben (fairlife) verzerren die Zahlen
- In Nordamerika sinkt die Nachfrage, das sollte man beobachten!
Meine Meinung, keine Anlageberatung:
Für Dividendeninvestoren bleibt Coca-Cola solide. Wer auf kurzfristiges Wachstum setzt, sollte auf bessere Einstiegsgelegenheiten warten. Ich werde meine Position halten und plane im nächsten Jahr weitere Einstiege.
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Vielen Dank fürs lesen! 🤝
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QUELLEN:
[1] Report: https://investors.coca-colacompany.com/news-events/press-releases/detail/1131/coca-cola-reports-first-quarter-2025-results
[2] Call: https://events.q4inc.com/attendee/694146189
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$KO (-1,21 %)
$PEP (-0,92 %)