Mit 54 Milliarden Euro haben die 40 im deutschen Leitindex Dax notierten Konzerne in diesem Jahr so viel an ihre Aktionäre ausgeschüttet wie im Rekordjahr davor.
Doch nur 21,7 Milliarden Euro dieser Dividenden, und damit drei Prozent weniger als im Jahr davor, flossen an heimische Anlegerinnen und Anleger. 26,9 Milliarden Euro wurden ins Ausland überwiesen. Das waren 2,4 Prozent mehr als vor einem Jahr und so viel wie noch nie.
52,6 Prozent der Aktien an den börsennotierten Top-Unternehmen befinden sich in der Hand ausländischer Investoren. Nur ein Drittel der Dax-Aktien werden noch in Deutschland gehalten – fast ein Prozentpunkt weniger als im Vorjahr. Rund 14 Prozent der Anteilsscheine lassen sich regional nicht eindeutig zuordnen.
Das zeigt eine aktuelle Untersuchung der Unternehmensberatung EY, die dem Handelsblatt vorab vorlag. 24 der 40 Dax-Konzerne, und damit drei mehr als im Vorjahr, werden demnach mehrheitlich von ausländischen Investoren gehalten.
Am höchsten ist der Auslandsanteil am Diagnostikspezialisten $QGEN (-1,27 %) Qiagen mit 93 Prozent, gefolgt vom Chemikalienhändler $BNR (-0,02 %) Brenntag mit 88 Prozent. Auch beim Luftfahrtzulieferer $MTX (-0,81 %) MTU , beim Immobilienkonzern $VNA (+2,08 %) Vonovia und beim Frankfurter Börsenbetreiber $DB1 (+0,29 %) Deutsche Börse befinden sich vier von fünf Aktien in ausländischen Depots.
Die höchste Überweisung ins Ausland tätigte die $ALV (+0,75 %) Allianz. Der Versicherer, dessen Aktien zu 58 Prozent außerhalb Deutschlands gehalten werden, zahlte nach seiner Hauptversammlung am 8. Mai Dividenden in Höhe von knapp 3,5 Milliarden Euro an ausländische Anleger. Auf die Konten deutscher Investoren flossen knapp 2,5 Milliarden Euro.
Auch der Industriekonzern $SIE (-0,19 %) Siemens, der Autobauer $MBG (+1,28 %) Mercedes und der Telekommunikationsanbieter $DTE (-0,48 %) Deutsche Telekom überwiesen jeweils mehr als zwei Milliarden Euro an ausländische Investoren. Die Aktien aller vier Unternehmen zählen seit Jahren zu den dividendenstärksten Titeln im Dax: gemessen an der absoluten Höhe, aber auch bezogen auf die Rendite und Zuverlässigkeit der Ausschüttungen.
Vor allem US-Anleger haben in den vergangenen Jahren ihr Engagement bei den deutschen Top-Unternehmen deutlich hochgefahren, gleichzeitig sind Investoren aus dem europäischen Ausland zurückhaltender geworden: Seit dem Jahr 2010 ist der Anteil nordamerikanischer Anleger bei denjenigen Dax-Unternehmen, für die entsprechende Zeitreihen verfügbar sind, von 17,1 auf aktuell 25,4 Prozent gestiegen. Der Anteil europäischer Investoren sank hingegen von 25,7 auf 22,9 Prozent.
Das starke Engagement ausländischer Investoren sieht Henrik Ahlers, Vorsitzender der EY-Geschäftsführung, als „einen Beweis für die nach wie vor große Attraktivität deutscher Top-Unternehmen und für das Vertrauen, das diese Unternehmen weltweit genießen“. Die Probleme des Standorts Deutschland seien zwar bekannt, „aber die meisten Dax-Konzerne sind inzwischen weltweit so stark aufgestellt, dass Deutschland nur noch ein Markt von vielen ist“.
Auch die zuletzt gute Aktienkursentwicklung zeuge von dem Vertrauen, das deutsche Top-Konzerne nach wie vor weltweit genießen, so Ahlers. Es belege das Ansehen und die Glaubwürdigkeit der deutschen Großkonzerne auf dem globalen Markt.
Quelle (Auszug) & Grafik (Auszug): Handelsblatt, 04.08.25