Da steppt der Bär! 🐻 - 5 Bärische Szenarien für westliche Öl-Aktien.
Bereits seit den 1980er Jahren kämpft die Ölbranche in der Öffentlichkeit mit massivem medialem Gegenwind. Dennoch erweist sich das Sprichwort: „Totgeglaubte leben länger!“ immer wieder als gegeben.
Folgend habe ich einige Punkte gelistet, die aber tatsächlich bärische Szenarien in der westlichen Öl- und Gasbranche auslösen könnten. Die Wahrscheinlichkeiten dafür sind durchaus gegeben, obgleich diese nun realistisch sind, vermag ich mit dem Beitrag nicht zu beurteilen.
1. Entkopplung der Weltmärkte
So mancher hat es bestimmt in den Nachrichten erfahren. China vermittelt derzeit im Streit zwischen den Ölmächten Saudi-Arabien und dem Iran. Es soll auf eine Aussöhnung hinauslaufen und eine neue Allianz soll geschmiedet werden.
Der Ölhandel, explizit zwischen Saudi-Arabien und China, soll dann über den Yuan (der chinesischen Währung) gehandelt werden.
Was heißt das? Währungen haben keinen materiellen Wert. Es sind aufgedruckte Zahlen mit einem teilweise schicken Design, die den Handel in einem Land oder einer Währungsunion vereinfachen sollen. Hinter diesem Stück Papier steht aber immer die jeweilige Vorstellungskraft des Menschen zur Wirtschaftskraft der jeweiligen Nation. Nahezu der gesamte internationale Handel erfolgt in US-Dollar.
Saudi-Arabien besitzt ca. 13% der weltweiten Ölreserven (laut OPEC-Statistik). Nicht umsonst ist Saudi-Aramco $2222 zeitweise das wertvollste Unternehmen der Welt gewesen. China hingegen ist einer der größten Abnehmer für Erdöl. Wickelt man diesen Handel nun in Yuan ab, erleidet man einen relativ hohen Wertverlust im Dollar. Die Preise für WTI oder Brent, die für uns handelsüblich sind, würden unausweichlich ebenso an Wert verlieren, da die Nachfrage entsprechend einbricht. (Langfristig betrachtet)
Darüber hinaus sollte man die Aktivitäten Chinas auch bezüglich des Irans weiter beobachten. Denn auch der Iran besitzt riesige Ölvorkommen, die momentan am Markt nicht partizipieren können, aufgrund des Atomstreits und des daraus resultierenden Embargos.
2. Anhaltend hohe Preise
Auch die anhaltend hohen Preise können für unsere Öl-Industrie zum Verhängnis werden. Derzeit wird zwar kräftig Geld verdient und Aktionäre dürfen sich über schwindelerregende Rekorde freuen. Dennoch wird die Suche nach Alternativen attraktiver. Die hohe Nachfrage aus der Industrie kann kippen, sobald die hohen Preise an den Endkonsumenten nicht weitergegeben werden können, da es hierbei auch wieder zu Nachfragedefiziten und einem erhöhten Angebot kommen würde. Dies führt zu Produktionskürzungen und schließlich auch zu Nachfrageproblemen des Öls.
Die Suche nach Alternativen wird attraktiver, da man durch hohe Ölpreise für den Gesamtmarkt attraktiv wird. Das muss dabei nicht zwingend erneuerbare Energieträger beflügeln. Auch relativ niedrige Kohle und Gaspreise führen zu einer Umorientierung auf den Energiemärkten. Besonders deutlich kann man das durch die Preise der jeweiligen Rohstoffe aus 2022 lesen. Mit dem Unterschied, dass das Szenario auf Gas zutreffend war.
3. Poltisches Umfeld
Folgendes Szenario ist selbst zwar sehr unwahrscheinlich, da die Lobby in der EU einen durchaus großen Einfluss genießen kann. Dennoch ist man für Überraschungen durchaus tüchtig.
Angenommen politische Rahmenbedingungen in einem großen Wirtschaftsraum ändern sich rapide. Das kann verschiedene Gesetzmäßigkeiten bedeuten.
Beispielhaft nehme ich die Entkopplung von Alternativen von Öl- und Gasprodukten an. Biokraftstoffe könnten voll konkurrenzfähiger sein oder eine Steuererleichterung, wie in den 2000ern könnte eine Folge sein. Daraufhin sank die Nachfrage nach Öl ebenso stark, sodass die Bundesregierung folglich die Steuererleichterung zurücknahm und als Ausgleich das Kraftstoffquotengesetz verabschiedete.
4. Spekulationsblasen im Emissionshandel
Vielen ist es vielleicht nicht geläufig. In der EU sind Emittenten verpflichtet einen Ausgleich für ihre Emissionen zu schaffen. Dafür müssen in diesem Fall die zuständigen Konzerne Zertifikate kaufen. An diesem Markt partizipiert aber jeder Emittent. Entsprechend kann es dazu führen, dass auch hier sich Spekulationsblasen bilden. Die Konzerne geben diese Kosten an den Verbraucher weiter. Entsprechend verteuert sich natürlich das jeweilige Wirtschaftsgut.
Dieses Emissionshandelssystem ist aber nicht auf die EU begrenzt. Auch China und andere Länder besitzen solche Handelssysteme, obgleich die Preise dort im Vergleich eher nur symbolträchtig sind.
Darüber hinaus folgen natürlich nationale Emissionshandelssysteme, wie wir sie in Deutschland mit der sogenannten CO2-Bepreisung besitzen.
5. Überwurf im eigenen Umbau
Insbesondere die Mineralölkonzerne des europäischen Kontinents überbieten sich nahezu mit ihren Nachhaltigkeitszielen.
Während Total $TTE (+0,86 %) dennoch den Gasmarkt im LNG-Bereich solide für sich beanspruchen konnte, spielt Shell $SHEL (-0,74 %) darin kaum eine nennenswerte Rolle. Insgesamt haben sich auf dem Flüssiggasmarkt die US-Marken wie $LNG (+0,69 %) , $CVX (+0,4 %) und $COP (-1,23 %) etabliert.
Bitte beachtet, dass es sich dabei um den fossilen Markt handelt. Im Sektor der Erneuerbaren spielt Shell wiederum eine durchaus beachtliche Rolle bereits heute.
BP $BP. (-0,03 %) hingegen hält sich dahingehend eher bedeckt und zaghaft. Zurecht?
Das kann man natürlich nicht pauschal sagen, da keiner die Zukunft insbesondere die Rahmenbedingungen für die Zukunft zuverlässig vorhersagen kann. Dennoch kostet der Umbau der Mineralölkonzerne enorm viel Kapital und zerstört ihr ursprüngliches Geschäftsmodell. Man muss sich also in neue und ungewisse Branchen vortasten, in Märkte, die bereits von anderen namenhaften Unternehmen dominiert werden. Das Risiko sowohl Marktanteile in der Ölbranche zu verlieren, als auch in den sogenannten „Zukunftsbranchen“ ist daher sehr hoch.