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Sixt: ein Investment Case, den man auf der Straße findet.

Meiner Meinung nach handelt es sich bei Sixt derzeit um eine perfekte Investition, die langfristig Früchte tragen wird, jedoch als deutscher Mid-Cap im Moment noch unter dem Radar amerikanischer Großinvestor*innen fliegt.


Rund ein Drittel der europäischen Bevölkerung lebt in Großstädten. Die urbane Mobilität wandelt sich dahingehend, dass viele Großstädter*innen kein eigenes Auto mehr besitzen, jedoch trotz Radel und Öffis in manchen Situationen nicht auf die Vorzüge eines Pkw verzichten möchten.

Man sieht es jeden Tag auf den Straßen − zumindest hier in München: an jeder Ecke steht ein MILES-, ShareNow- oder eben Sixt-Share-Fahrzeug. In den letzten Monaten hat Sixt seine Flotte deutlich verstärkt, und man sieht inzwischen fast mehr SIXT als MILES. Spätestens, seitdem seit Kurzem Sixt-Autos nicht mehr über die Miles-App zu buchen sind (und umgekehrt), gibt es nun einen echten Wettbewerb, und SIXT hat die deutlich besseren Karten.


MILES ist als Start-Up auf Investorengelder angewiesen und hat dadurch, anders als ein Autovermieter mit jahrzehntelanger Tradition und großen Bargeldreserven, deutlich schlechtere Konditionen im Einkauf von Fahrzeugen, keine eingespielten Prozesse in der Wartung, keine Erfahrung auf dem Gebrauchtwagenmarkt und deutlich weniger Risikobereitschaft.

Hinzu kommt, dass Sixt seine Flotte viel flexibler einsetzen kann. Je nach Gemengelage können Autos aus dem Car-Sharing auch mal auf die Schnelle ins klassische Vermietungsgeschäft oder zu Geschäftskunden wechseln, da Sixt eben Car-Sharing nur als einen neuen Geschäftszweig ausbaldowert, während das existierende Geschäft schon längst erprobt und eingespielt ist und wie ein Schweizer Uhrwerk läuft.


Dass ein großer Teil der Aktien in Familienbesitz sind und diese Familie in den letzten Jahrzehnten häufig vorausschauende, kluge Entscheidungen getroffen hat, spricht auch für das Unternehmen. Innovationen wurden nicht verschlafen. Der Zeitgeist wurde früh erkannt: zum Beispiel hat Sixt schon in den 90ern das Internet erschlossen.


Ein letzter, subjektiver Punkt, der aber aus Kundensicht stammt und deswegen nicht geringzuschätzen ist: aktuell ist SIXT in München, sofern man nicht im Stau steht, günstiger als MILES (Abrechnung pro Minute vs. pro Kilometer). Die Sixt-Autos sind aber meist in viel besserem Zustand. Eine Rückfahrkamera ist eigentlich bei allen drin. Für solch (anschaffungstechnisch vergleichsweise günstige) Sonderausstattung ist man sich bei MILES zu geizig; im S- und M-Segment habe ich dort noch nie Rückfahrkameras erlebt. Das scheint nur ein kleines Detail zu sein, aber mir persönlich erleichtert das das Einparken immens, und wenn ich dann auch noch mehr dafür zahlen soll, es nicht zu haben: warum sollte ich!? Mitbewerber FreeNow wiederum bietet nur Stellantis-Autos an, operiert also auch fern dessen, was man Premium nennen könnte. Sixt hat also TROTZ Premium-Autos die besseren Preise – und hat dabei wahrscheinlich auch noch die besseren Margen.


Kurz zusammengefasst: Langfristig sehe ich im Carsharing in Deutschland nur einen Gewinner, und dieser heißt Sixt. Der Carsharing-Markt insgesamt wird in den kommenden Jahren mutmaßlich stark zunehmen, und zwar auch außerhalb Deutschlands. Sixt ist mit seinem klassischen Mietwagengeschäft längst in allen Ländern Europas aktiv, eine Expansion des Car-Sharings wird Sixt also deutlich leichter fallen als Miles, schließlich muss die gesamte Infrastruktur zur Flottenpflege, die Erschließung lokaler Gesetze usw. nicht von Null aufgebaut werden.


Und selbst, wenn die Carsharing-Wette aus irgendeinem Grunde nicht aufgehen sollte: Sixt hat ein extrem solides Fundament sowohl im B2B-Flottengeschäft, als auch als traditionelle Autovermietung.


Man soll laut Warren Buffet ja nur in ein Gewerbe investieren, das man selbst versteht. Und wenn ich ein Produkt selbst regelmäßig verwende und dabei glücklich bin, und es sich bei dem Produkt um ein recht neues Produkt handelt, das im Laufe der Jahre noch deutlich mehr Menschen ansprechen kann als bisher, dann sehe ich darin eine wirkliche Perle, zumal, wenn sie noch so niedrig bewertet ist.

Das ist keine Investition für kurzfristige Spekulationen, aber ich bin fest davon überzeugt, dass Sixt in den kommenden Jahren noch viel Freude bereiten wird.


Meint ihr, ich sehe das alles zu sehr durch die rosarote Brille, oder stimmt ihr meiner Einschätzung zu?


$SIX2 (+1,5 %)
$SIX3 (+1,24 %)


Stellantis, weil im Text erwähnt: $STLAM (+0,25 %)

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5 Kommentare

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Ich stimme Dir da nicht so ganz zu, zumindest was den Bereich Carsharing angeht. Zumindest hier in Köln gibt es neben Sixt,( taucht hier kaum auf) Miles ( sieht man ziemlich oft) noch mindestens 3-4 andere Anbieter u.a. Ford Car Sharing. Ich glaube München ist da wenig repräsentativ, da es der Stammsitz von Sixt ist. Wenn man an die Zukunft von autonomen Fahrzeugen glaubt, ist der komplette Car Sharing Markt und auch der Leihwagen Markt in seiner jetzigen Form überflüssig und hinfällig. Dazu kommt, dass wenn ich nur kürzere Strecken fahren muss, selbst ein Uber günstiger ist, als ein Mietwagen, oder Car Sharing.
Daher ist $SIX2 für mich kein Investment, auch wenn das mit den autonomen Fahrzeugen noch lange dauern wird in Europa.
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@Multibagger stimme ich dir voll und ganz zu, weiters kommt noch hinzu, das vermutlich irgendwann auch Privatpersonen / Kleinunternehmer ihre Fahrzeuge während der Stillstand Phasen anderen Personen ihr Fahrzeug / ihre Fahrzeuge zur Verfügung stellen könnten und sich so auch das Fahrzeug selbst finanziert und sie es arbeiten lassen. Wenn ich in dem Sektor investieren würde, dann nehme ich eher $GOOGL oder $UBER . Bei $GOOGL profitiere ich hier dann auch von mehreren Trends und diese sind derzeit auch sehr attraktiv bewertet.
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@Multibagger Danke für den Kommentar und auch den Hinweis zu Ford Sharing, das kannte ich gar nicht. Hab mal ein bisschen recherchiert und habe sonst europaweit bloß einen Anbieter (Zity) in Mailand und Madrid gefunden sowie einen, der im Baltikum und anderen Teilen Osteuropas operiert.

Was ist deine Prognose für ein flächendeckend akzeptiertes autonomes Taxi bzw. autonome Sammeltaxen in Deutschland und Europa? Zum Glück sind die Messlatten für die Sicherheit hierzulande ja extrem hoch, hinzu kommt eine generelle Skepsis in Deutschland gegenüber Technologien (Stichwort Bargeld) und zu guter letzt auch einfach der psychologische Unterschied, selbst das Steuer in der Hand zu halten, selbst die Route zu planen, selbst zu entscheiden, ob man über die gelbe Ampel noch drüber fährt... Ich weiß nicht, wie es in Köln ist, aber in München werden Carsharing-Autos auch oft für Wochenendausflüge genutzt. Ein Uber käme dafür nicht in Frage und eine klassische Autovermietung ist dafür deutlich unbequemer, da man erst zur Filiale muss und eine förmliche Übergabe hat.

Ich bin persönlich auch bei Google und Uber drin, sehe aber persönlich in Sixt das größte Potenzial bei geringstem Risiko. Und dass Sixt, das selten Innovationen verschläft, vielleicht eines Tages auch im europäischen Markt für autonome Taxis einsteigt, sobald der Weg dafür geebnet ist, möchte ich auch nicht ausschließen.
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@jonas189 langfristig bin ich nur bei $GOOGL drin, weil die selbst wenn Waymo floppen sollte, wovon ich nicht ausgehe, das sie am weitesten von allen sind und eine funktionierende und schon im aussagekräftigen Markt erprobte Technik haben, noch genügend andere Standbeine haben und vor allen Dingen stehen sie finanziell super da und können fällige Investitionen aus der Portokasse Zahlen. Da es in NRW ja nun Mal Ballungszentrum ist, werden für Ausflüge denke ich relativ wenig Carsharing Angebote genutzt. Hier hat auch jede Familie gefühlt 2 Autos, der Nahverkehr ist sehr gut ausgebaut, die U Bahn fährt die ganze Nacht im 20 Minuten Takt. Car Sharing ist hier nach meinen subjektiven Eindrücken eher was, dass von Geschäftsreisenden genutzt wird, die nicht hier leben, sondern zu Firmenbesuch, Messen etc. hier sind.
Ich würde nicht in $SIX2 , $UBER , oder sonstige Firmen in diesem Segment langfristig investieren. Traden würde ich nicht ausschließen und habe ich auch bei $UBER schon mehrmals gemacht.
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In den vergangenen fünf Jahren gelang es Sixt, den Umsatz durchschnittlich um 3,9% pro Jahr zu steigern. Hierin enthalten sind auch die durch die Corona-Lockdowns fast halbierten Erlöse. 2024 gelang schließlich mit einem Wachstum von 10,5% erstmals der Sprung über die 4-Mrd.-Euro-Marke. Dabei wächst Sixt im Peer-Vergleich äußerst profitabel: Das EBITDA stieg in den letzten fünf Jahren um 6,0% p.a., sodass sich die Marge seit dem Corona-Tief um 980 Basispunkte auf 36,5% verbesserte und damit über dem Vorkrisenniveau von 2019 mit 32,9% liegt.
Die US-Konkurrenz Avis Budget sowie Hertz können da nicht mithalten: Zwar wuchs Avis insgesamt um 5,1% pro Jahr – also stärker als Sixt –, verbuchte zugleich aber pro Jahr ein um 4,4% schrumpfendes operatives Geschäft. Hertz schrumpfte umsatztechnisch sogar jährlich um 1,5% und schrieb zuletzt operativ – und wie auch Avis unter dem Strich – rote Zahlen. Beide Konzerne werden 2025 nur einstellige EBITDA-Margen vorweisen, während Sixt bei rund 35,0% landen dürfte. Der Grund für die hohen Verluste der Konkurrenz sind unter anderem die rapide fallenden Fahrzeugrestwerte im Nordamerikageschäft, die zuletzt auch Sixt einmalig belasteten. Die Konkurrenz ist mit einem US-Anteil von 70% jedoch stärker von diesem Markt abhängig. Regional sehen wir Sixt deutlich besser diversifiziert.
Der Expansionskurs in allen drei wichtigen Regionen Deutschland, Europa und USA mit jeweils rund einem Drittel Umsatzanteil lässt Sixt zwar rasch wachsen. Gleichzeitig ist der Wettbewerb aber insbesondere in Europa mit Europcar, Enterprise, Avis und Hertz intensiv. Vor allem die USA werden immer unwägbarer, sodass die Konsumlaune dort zuletzt kräftig nachließ (das US-Verbrauchervertrauen ist im Februar von 105,3 auf 98,3 Punkte gefallen). Auf Nachfrage erfahren wir von einem Unternehmenssprecher, dass Sixt zumindest durch die Zoll-Politik Donald Trumps „aktuell keine negativen Folgen“ für das US-Geschäft befürchte, die Entwicklungen aber sehr genau beobachte. Das sind gute Nachrichten für den Wachstumsmarkt, in dem Sixt erst seit 2011 tätig ist: Zwar expandiert Sixt in allen Regionen, doch die USA waren zuletzt mit 22% Wachstum besonders stark
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