Der S&P 500 ist nach traditionellen Valuation überbewertet, zumindest erscheint es so.
1. Historische Überbewertung und Aktuelle Kennzahlen
Überbewertung anhand historischer Daten:
- 19 von 20 Bewertungskennzahlen deuten darauf hin, dass der S&P 500 teurer als der langfristige Durchschnitt ist.
Aktuelle Bewertungswerte:
- Das P/E Ratio liegt aktuell bei etwa 30,5.
- Das Price-to-Sales ratio befindet sich derzeit bei rund 3,2.
Diese Werte belegen, dass der Index nach traditionellen Maßstäben als „teuer“ gilt.
2. Warum ist der S&P 500 so hoch bewertet?
Dominanz von Mega-Cap-Aktien
Der S&P 500 durchläuft aktuell einen Wandel, der durch die zunehmende Dominanz von den Magnificent 7 ($GOOGL (-2,28 %) | $AMZN (-2,39 %) | $AAPL (+0,26 %) | $META (-1,11 %) | $MSFT (-1,57 %) | $NVDA (-3,63 %) | $TSLA (-4,32 %) ) geprägt ist. Unternehmen wie Apple, Microsoft und Nvidia nehmen aufgrund ihrer marktkapitalisierungsbasierten Gewichtung im Index eine überproportionale Rolle ein. Ihr starkes Wachstum, stabile Gewinne und ihre Positionen in Key Sektor, wie AI, Cloud Computing und Chip Tech rechtfertigen zwar höhere Valuations, doch hat sich ihr Anteil am Gesamtmarktwert des Index in den letzten Jahren stark erhöht:
Während sie vor einiger Zeit noch weniger als 10% des Index ausmachten, liegt ihr aggregierter Anteil mittlerweile bei rund 30%. Dies führt dazu, dass die teuren Bewertungen dieser Mega Caps die Gesamteinschätzung des S&P 500 verzerren. Die moderateren oder gar günstigen Bewertungen kleinerer Unternehmen im Index werden dadurch häufig überdeckt, was das Risiko birgt, dass die scheinbare „Teuerung“ des Gesamtmarktes weniger die breite Marktrealität als vielmehr die Mag 7 widerspiegelt.
Robustere Unternehmensfundamentale
Viele Firmen setzen heute gezielt auf wiederkehrende Einnahmequellen wie Software-as-a-Service oder Abo Modelle, die eine höhere Vorhersehbarkeit der Cashflows ermöglichen. Diese Strategie reduziert nicht nur zyklische Risiken, wie etwa durch geringere Abhängigkeit von Einmalverkäufen oder konjunkturanfälligen Märkten, sondern schafft auch ein verlässlicheres Fundament für langfristiges Wachstum. Gleichzeitig haben Unternehmen ihre Bilanzstrukturen optimiert und zwar durch niedrigere Verschuldung, hohe Cash Reserven und eine effizientere Capital Allocation, beispielsweise über gezielte Aktienrückkäufe oder Investitionen in profitables Wachstum. Diese Faktoren stützen höhere Valuations, da Investoren bereit sind, für stabile Erträge und geringere Ausfallrisiken einen Aufschlag zu zahlen. Zusammengenommen tragen diese Entwicklungen dazu bei, dass die scheinbar hohen Bewertungen des S&P 500 nicht nur durch Spekulation, sondern auch durch fundamentale Verbesserungen in Geschäftsmodellen und Finanzdisziplin gerechtfertigt sein könnten
Strategischer Wandel der Unternehmen
Ein zentraler Trend in der Unternehmensstrategie liegt heute bei derPriorisierung von Effizienz & Profitabilität anstelle aggressiver Expansion. Immer mehr Unternehmen setzen auf operative Perfektion und eher kapitalarme Geschäftsmodelle, vergleichbar mit Cloud Diensten oder Software. Diese Ausrichtung reduziert nicht nur die Abhängigkeit von teuren Infrastrukturprojekten oder physischen Assets, sondern steigert auch die Margen und die Widerstandsfähigkeit in volatilen Märkten.
Gleichzeitig zeigt sich ein tiefgreifender Strukturwandel im S&P 500, denn Anteil traditioneller Industrieunternehmen ist seit 1980 von 70 % auf rund 50 % gesunken. Diese Entwicklung spiegelt den Aufstieg digitaler, Tech Sektoren wider, die durch ihre Skalierbarkeit, globale Reichweite und oft höhere Gewinnmargen geprägt sind. Branchen wie Software, Cloud Computing oder AI dominieren zunehmend den Index, während kapitalintensive Industrien an Gewicht verlieren.
3. Risiken und Gegenargumente
Die Risiken und Gegenargumente zur aktuellen Situation des S&P 500 lassen sich in drei Hauptpunkte zusammenfassen. Erstens besteht ein Konzentrationsrisiko, da der Index stark von wenigen Tech Companies abhängt. Wenn diese Unternehmen durch regulatorische Maßnahmen oder unerwartete Wachstumseinbrüche beeinträchtigt werden, könnte dies den gesamten Markt belasten. Zweitens ist der Index zinsempfindlich. Steigende Zinsen könnten die hohen Bewertungen selbst bei Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten unter Druck setzen, da höhere Zinsen die Attraktivität von Wachstumsaktien verringern. Drittens basiert der aktuelle Bewertungsaufschlag auf der Annahme, dass die Unternehmen ihre optimistischen Gewinnprognosen erreichen. Wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden, könnte es zu einer Korrektur kommen, da die Bewertungen dann als überzogen angesehen werden könnten.
Aus meiner Perspektive ist ein Vergleich des heutigen S&P 500 mit historischen Bewertungen schwierig, da sich sowohl die Zusammensetzung des Index als auch die Geschäftsmodelle erheblich verändert haben. Die Dominanz von Tech und der Wandel hin zu effizienteren, skalierbaren Geschäftsmodellen machen den Index heute anders als in der Vergangenheit. Ich sehe auch, dass die aktuell hohen Bewertungen des S&P 500 nicht zwangsläufig überzogen sein müssen, sondern teilweise durch strukturelle Veränderungen gerechtfertigt sein könnten. Die Marktbedingungen haben sich angepasst, und höhere Multiplikatoren könnten ein „neues Normal“ widerspiegeln, das auf veränderte Guidance an Unternehmensgewinne und Marktstabilität zurückzuführen ist. Dennoch bleibt es wichtig, die Risiken im Blick zu behalten, da die Bewertungen stark von der Erfüllung dieser optimistischen Erwartungen abhängen.