8Mon.·

Überschätzen wir unseren USA Anteil? Warum wir alle eine massive Übergewichtung in Deutschland bzw. Europa aufweisen


Eine spannende Diskussion mit @Epi hat mich zu diesem Beitrag bewegt und ich bin gespannt wie weitere Meinungen dazu aussehen. [https://app.getquin.com/activity/MEZjmgeoSR?comment=581219&parent=580704]


Wir kennen alle die Diskussion ob der US Anteil im MSCI World mit über 60% nicht doch zu hoch ist. Sollte man deshalb nicht doch Europa, die Schwellenländer oder Japan höher gewichten und damit den USA Anteil reduzieren?


Ich möchte hier ein Argument anführen, dass in meinen Augen selten berücksichtigt wird und vor allem gegen eine Verschiebung nach Europa spricht.


Vorab möchte ich aber die klassischen Argumente für die US Übergewichtung ins Felde führen, die ich ebenfalls unterschreibe:

  • Die großen US Konzerne sind weltweit aktiv und erwirtschaften ihre Umsätze global
  • So werden ca. 40% der Erträge aus dem S&P 500 im Ausland erwirtschaftet, im Techsektor sind es sogar fast 60%
  • Dadurch hat man selbst mit einem S&P 500 schon eine deutliche Diversifikation über Länder erreicht und mit einem NASDAQ sogar noch stärker
  • Quelle: https://www.globalxetfs.com/sector-views-sp-500-sensitivity-to-global-factors/
  • Das ist mit Sicherheit eine eher subjektive Einschätzung, aber in meinen Augen kommen die besten Unternehmen der Welt aus den USA und sind deshalb häufig auch Marktführer mit entsprechenden Budgets für Forschung & Entwicklung
  • Starker Shareholder Value Gedanke in den USA, was sich auch an Dividenden und Aktienrückkäufen zeigt


Ein weiteres ausschlaggebende Argument ist aber unsere (deutliche) Übergewichtung in Deutschland und damit auch indirekt Europa:

  • Unser Cashflow (Gehalt) ist komplett abhängig von der Entwicklung in Deutschland. Wie entwickeln sich Tarifverträge? Wie entwickeln sich Steuergesetze? Ist Deutschland ein attraktiver Standort und schafft Arbeitsplätze, die zukunftssicher sind?
  • Das Mediangehalt liegt in Deutschland aktuell bei ~45.000€, das Durchschnittsgehalt bei ~53.000€
  • Bei einer angenommenen Arbeitszeit von 40 Jahren steht hier ein zu erwartender Cashflow in Höhe von ~2 Millionen €
  • Auch nach dem Berufsleben sind wir weiter von Deutschland abhängig, nämlich durch die Rente. Lassen wir die demografische Entwicklung außen vor orientiert sich die Rentenentwicklung vor allem an der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland (allgemeine Gehaltsentwicklung als Basis für Rentenerhöhungen)
  • Die durchschnittliche Rente liegt in Deutschland bei 1.543€, also ca. 18.500€ im Jahr - Traurig, aber das ist eine andere Diskussion
  • Die durchschnittliche Rentenbezugsdauer liegt je nach Geschlecht zwischen 15-25 Jahre. Ich nehme als Schnitt 20 Jahre an
  • Auch hier würde dann ein Anspruch in Höhe von ~370.000€ bestehen
  • Die eigengenutzte Immobile steht auf deutschem Boden. Auch hier sind wir wieder abhängig von den Entwicklungen in Deutschland (Steuern, Wertsteigerung,...)
  • Nehmen wir hier einen durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 2.700€ bei einer durchschnittlichen Größe von 150 Quadratmetern an
  • Damit liegt der durchschnittliche Wert eines Einfamilienhauses im Bestand bei ~400.000€


-> In Summe sind wir hier also schnell bei einer Summe von ~3 Millionen €, die direkt bzw. indirekt von Deutschland / Europa abhängig sind

-> Diese Kalkulation basiert zu großen Teilen auf den Durchschnittswerten in Deutschland. Da ich davon ausgehe, dass hier viele Mitglieder deutlich über dem Durchschnitt verdienen sind auch die entsprechenden Werte höher

-> Selbstverständlich ist das alles nur auf einem wenig detaillierten Level betrachtet und weitere Faktoren wie Inflation, Steuern oder auch persönliche Entwicklungen (z.B. Berufsunfähigkeit, Teilzeit,...) sind nicht berücksichtigt


3-5 Millionen Euro, die von Deutschland abhängig sind vs. einer US Übergewichtung?


Nehmen wir nun als Beispiel mein Depot in Höhe von ~200.000€, wovon ~75% in den USA investiert sind.

Bezogen auf die 3-5 Millionen Euro entspräche das damit nur noch einem US Anteil von ~3-5%.

Bei einem Depot in Höhe von 1 Million Euro läge der Anteil dann ebenfalls nur bei 15-20%


Berücksichtigt man den MSCI World, der nur 60% statt meinen 75% in die USA investiert hat und zusätzlich mein Hinweis vom Anfang, dass die US Konzerne ca. 40% der Umsätze außerhalb der USA erwirtschaften, würde das US Exposure nochmals weiter sinken.


Wie seht ihr diese Argumentation? Berücksichtigt ihr solche Gedanken für eure Investmententscheidung oder betrachtet ihr eure Kapitalanlage komplett isoliert?


#aktie
#stocks
#usa
#etfs
#vermögen
#portfolio
#strategie


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21 Kommentare

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Sehr interessante Sichtweise. Der Unterschied ist aber natürlich, dass das Gehalt nicht in Summe vorhanden ist, sondern regelmäßig eintrudelt. Ähnlich einem Sparplan.
Die Depotgröße ist absolut und entsprechend ist der US-Anteil quasi automatisch höher.

Weiterhin haben zwar sehr viele US Unternehmen ihre Umsätze im Ausland, sind aber dennoch von amerikanischer Politik abhängig (und zusätzlich natürlich auch der ausländischen Regierungen).
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Für eine Betrachtung im jetzt müsstest du die Rente und Gehaltssumme noch auf den Gegenwartswert abzinsen oder eben gehalt und Rentenwert lassen und dafür dein Portfolio auf 20-40 Jahre hochrechnen.
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8Mon.
Guter Ansatz.
Daher sehe ich z. T. auch Firmenaktien kritisch:
Man wegen seinem Gehalt abhängig von der Firma bei der man arbeitet.
Hat man dann zusätzlich noch Firmenaktien, ist man auch noch mit seinem Ersparten von der Firma abhängig.
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Absolut auch mein Ansatz. Ich habe 75% USA im Depot. Meine Immobilie (dreifacher Depotwert) steht in Deutschland. Da ist es doch fast unmöglich den US Anteil überzugewichten.
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Danke Mister 💪😊Deswegen Investiere ich nicht in $DHL 😂 zurzeit ist der 🇺🇸 Anteil bei ca. 70 % und wird weiter erhöht 😊👍
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Endlich schreibt es mal jemand auf. Bin exakt deiner Meinung. Kommt in die #gqevergreens
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Ich bin gegenüber der Argumentation kritisch. Das bequsste Übergewichten eine Landes, der USA, hat blasen-ähnliche Züge.

Für mich gilt: Ich orientiere mich am BIP eines jeden Landes/Kontinents/Region um deren Wirtschaftskraft anteilig an der Weltwirtschaft und damit meinem Portfolio ins Verhältnis zu setzen. Bei mir liegt der USA-Anteil vom Sparplan ausgehend bei 35 %.

Das reicht mir für den Zweck den mein eigenes Welt-ETF erfüllen soll (langfristige Alters- und Rentenabsicherung sowie möglicherweise frühzeitiger Berufsausstieg).
Für das Ziel mittelfristigen Vermögensaufbau (Hausbau, Vermögensaufbau generell) sehe ich das schon wieder anders. Da wäre für mich ein S&P500-ETF die erste Wahl aufgrund seiner unbestechlichen Perfomance.
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@Mister_ultra
Bei mir liegt der USA Anteil übrigens nur bei 30 % vom Portfolio.
Der Anteil Chinas liegt ausgehend von 27,5 % Portfolioanteils aller Schwellenländer und bei einem China Anteil von ca. 27.74 % im ETF insgesamt also bei ca. 7,63 % Anteil am Portfolio.

Ich habe keinen MSCI China ETF, da ich für alle Schwellenländer in einem ETF Anteile halte. Lediglich Indien habe ich bereits al Zusatz/Erganzung für den Schwellenländer-ETF.
Eine Aussplitterung zumindest der 10 größten Schwellenländer als Zustaz zur Optimierung der Gewichtung im ETF wäre denkbar. Leider gibt es das Angebot an ETFs auf dem Markt für einzelne Länder nicht her.
Es ist also denke ich im Rahmen.

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