Heute mal ein Rant über die merkwürdigen Mythen des Investierens.
Erst gestern hatte ich wieder einen derer die behaupten Dividenden sind das, was „compounding“ ausmacht, nicht Growth. Nur mit Dividenden enteilt das Investment dem Bedarf. Es wurde sogar mit Bildung angegeben und Warren Buffet. Der kann ja nicht irren mit seinen Millionen an Dividenden, oder?
Ständig liest man von Dividendenstrategie und das man das im Alter braucht oder um seine Miete irgendwann zu bezahlen. Free Money. Financial Freedom. Realty Income, obwohl deren Dividenden plus Wachstum einem Worl Etf hinterherhinkt. So flexibel, obwohl man an einen Dividendentag gebunden ist. Mehr Wachstum als ohne Dividenden, selbst wenn sonst die Unternehmen gleich wären, wenn man diese einfach in das besagte Unternehmen reinvestiert. Steuern und Handelskosten, who cares. Und im Vergleich zu Teilverkäufen kommt: aber man behält ja seine Anteile. Und wenn die dann mal wachsen macht man mehr Gewinn als hätte man Teilverkäufe gemacht. Und im Crash hat man Cashflow als würde nix passieren.
Nun die Frage: Irgendwo muss dieses freie Geld ja herkommen, oder? Bzw. der Irrglaube. Denn rein technisch ist eine Dividende ein Teilverkauf (nur vom Unternehmen induziert). Würden Dividenden einen Mehrwert erzeugen, müsste dies auch Teilverkauf plus Re-Invest. Tut es natürlich nicht. Aber Leute glauben das. Wieso? Und was sind andere Mythen, die eigentlich Nonsens sind.
Dividendenschneebälle: Ich wünscht es wäre nicht wahr, aber es gibt wirklich Menschen die glauben, dass eine Transaktion die den Wert eines Invests negativ beeinflusst in derselben Summe der Entnahme irgendwie auf magische Art und Weise positiv ist wenn man diese Entnahme reinvestiert. 1000 Euro Aktienwert minus 1% sind aber leider 990 Euro Aktienwert und eine Dividende von 10 Euro. Diese 10 Euro reinvestiert lässt einem bei einem Invest von 1000 Euro stehen. Halt, nein, natürlich nicht. Steuern und Trading Costs. Man hat Geld verloren. Und da Steuern beim Unternehmen und einem selber auftauchen mehr als wenn man gar nichts getan hätte. Dividenden schmälern das Investment (selbst wenn man sie reinvestiert). Leute verwechseln hier den Effekt des Wachstums (was bestenfalls natürlich die Dividende übersteigen sollte) mit einem Effekt der Dividende. 1000 Euro Aktienwert + 1% Wachstum = 1000 Euro Aktienwert + 1 % Wachstum - 1% Dividende + 1x Dividende Reinvest.
Das Einzige was interessant ist das Unternehmen nun mal Dividenden zahlen oder nicht. Also gibt es definitiv Unternehmen die mehr Wachstum + Dividendenabzug haben als Unternehmen ohne Dividende. Das ist aber kein Effekt der Dividende. Go figure.
Auch das Wachstum verändert sich nicht, da die Dividende keinen Mehrwert macht. Das Compounding kommt alleine vom Wachstum.
Auch die Anzahl der Anteile ändert nichts am Wachstum. 1 Anteil mit 100 Euro der um 10 % wächst ist dasselbe Geld wie wenn man 0,75 Anteile an einer Aktie mit 100 Euro Wert hält und die um 10‘% wächst.
Auch die Flexibilität ist Nonsens. Teilverkäufe machen dasselbe und sind flexibler. Mit Dividenden hat man die Handelskosten halt beim Aufbau des Portfolios (man muss ja die Dividenden wieder investieren), beim Verkauf nach Bedarf beim entsparen. Dafür hat man beim Verkauf ohne den Umweg der Dividende eine zeitliche Flexibilität, die man bei Dividenden nicht hat. Dividenden werden gezahlt (und schmälern den Wert des Invests), egal was der Markt gerade macht. Und nein sie sichern einem auch nicht beim Crash ab. 1% von 50 Euro Aktienwert sind nunmal nicht dasselbe wie 1% von 25 Euro Aktienwert. Merkwürdig das man das „gebildeten Menschen“ erklären muss.
Damit ist man auch da, wo man hinkommt, wenn man mal drei Sekunden nachdenkt: Reine Dividenden sind eine Vereinfachung des De-Investments, nicht des Ansparens. Von Motivation und besseren Unternehmen, die nunmal Dividende ausbezahlen, abgesehen, ist eine Dividendenschneelawine kompletter Blödsinn.
Was mir sonst so einfällt an merkelwürdigen Irrglauben:
Marktvorhersagen zu „wertlosen Spekualtions-Assets“ wie Coins: Unterhält man sich mit Leuten die in Krypto investiert sind, haben die alle eine starke Meinung wohin irgendein Coin gerade geht. Ohne jegliche Grundlage. Da wird der Bullrun gesehen, dann ein Bärenmarkt, da ein starkes Zeichen für einen Abstieg (nach dem Fakt). Warum dies nun gerade so passieren soll: Schweigen. Oder Verweis auf das, was der Coin gerade so täglich tut. Könnte man glatt in eine trübe Glaskuller schauen.
Nach 100k geht es schneller aufwärts: Ein Verwechseln vom Einsetzen eines spürbaren Zinseszins vs. der Investmentsumme. Würde man 10k pro Monat sparen oder gleich 100k irgendwo gewinnen wäre der Punkt, wo es spürbar nicht mehr von der Sparrate abhängt, trotzdem erst 7-10 Jahre später. Go figure. Trotzdem hunderte YouTube Videos von mathematischen Legasthenikern über dieses Thema.
Wert einer Sammlung: Leider selbst betroffen familiär. Die Sammlung ist soviel Wert!!!1111!!! Briefmarken sind die Aktien des kleinen Mannes!!!1111!11 Heb sie auf. Der Kontakt mit der Realität kommt leider erst für die Erben, wenn die sinnvollerweise nicht mehr zig Alben aufbewahren wollen. Wertloses Gedöns. Wer seinen Erben etwas Gutes tun will: Hard Cash. Meißner Porzellan, Umlaufmünzen aus dem Urlaub, Sammelpuppen: Solange es nicht in der OVP nie jemals angekratzt ist, ist es weniger wert als das Geld was dafür ausgegeben wurde. Und selbst wenn: Es ergibt weniger Rendite als wäre das Geld angelegt wurden. Also wenn es um die Nachfolge geht: Anlegen, nicht ausgeben.
Was fällt euch dazu ein?