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Recycling-Revolution - Telekom baut Router aus alten Handys

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Millionen Smartphones landen jedes Jahr nach kurzer Nutzung in Schubladen oder direkt im Müll. Dabei gehen viele Komponenten verloren, die noch funktionstüchtig sind.


Wie viel Potenzial in ausgeschlachteten Geräten steckt, zeigt die Deutsche Telekom $DTE (-0,86 %) jetzt eindrucksvoll an einem DSL-Router, in dem Elektronikteile von Althandys ein zweites Leben führen.


》Starke Leistung trotz alter Bauteile《


Router benötigen weniger High-End-Power als viele vermuten. Für Standardanschlüsse reichen ältere Chips, Speicher und Transistoren völlig aus.


Genau hier setzt der Prototyp "NeoCircuit" an, den die Telekom gemeinsam mit sieben Partnern entwickelt hat.


Der vollwertige Router setzt sich zu rund 70 Prozent aus Bauteilen ausrangierter Smartphones zusammen, darunter Prozessoren, Speicher und Transistoren.


Aktuell umgibt den NeoCircuit-Router noch kein Gehäuse, damit die Elektronik sichtbar bleibt. Doch bei Umsetzung wäre ein Gehäuse aus komplett recyceltem Kunststoff realisierbar.


In ersten Praxistests schafft der Router rund 100 Mbit pro Sekunde im Download. Das überrascht, denn die Konstruktion basiert auf Teilen, die viele längst abgeschrieben hätten.


Gleichzeitig senkt der Prototyp die CO₂-Emissionen gegenüber herkömmlichen Routern um die Hälfte.


Ein deutlicher Hinweis darauf, wie groß der ökologische Effekt recycelter Hardware ausfallen kann. Laut Telekom ließe sich der NeoCircuit bei einer ausreichend großen Stückzahl auch zu einem wettbewerbsfähigen Preis anbieten.


》Warum ausgerechnet ein Router?《


Henning Never von der Telekom erklärt, warum man sich gerade für einen Router entschieden hat.


"Viele Produkte des Unternehmens seien digital, also nicht greifbar. Ein Router dagegen lässt sich anfassen und ist aus technischer Sicht ein recht simples Gerät. Das ermögliche den Austausch gegen recycelte Komponenten, ohne dass spürbare Leistungsverluste entstehen."


Aktuell kostet der recycelte Router mehr als ein klassisches Modell. Das liegt vor allem an der aufwendigen Entnahme der Bauteile. Doch die Telekom blickt optimistisch nach vorn.


Mit größerer Stückzahl sinken die Produktionskosten deutlich, bis zu 20 Prozent unter dem Preis eines Standard-Routers hält der Konzern langfristig für realistisch. Dafür müssen Smartphones allerdings besser zu öffnen sein. Heute kleben viele Hersteller ihre Geräte, weil es in der Produktion günstiger ist und Wasserdichtigkeit als Argument dient.


》Was Kunden vom Recycling-Router haben《


Für Verbraucherinnen und Verbraucher könnte sich das Telekom-Projekt gleich mehrfach lohnen. Zum einen hilft ein solcher Router dabei, Elektroschrott zu reduzieren und Ressourcen zu schonen. Zum anderen profitieren Kundinnen und Kunden langfristig finanziell: Sinkt der Preis durch Skaleneffekte, sparen sie beim Kauf, erhalten dennoch solide Leistung und stärken gleichzeitig nachhaltige Produktionsketten. Zudem möchte das Industriekonsortium bestehend aus Telekom, Fairphone, Infineon $IFX (-2,47 %) und weiteren Partnern mit dem NeoCircuit-Prototyp Impulse im Markt auslösen und ein Umdenken beim Design neuer Endgeräte anregen.


In der Zukunft könnte also wesentlich mehr kreislauffähige Hardware in deutschen Haushalten zum Einsatz kommen.

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1 Kommentar

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Tolles Projekt. Im Grunde müsste es bei vielen kurzlebigen Elektrogeräten ein Pfand erhoben werden, um Rohstoffe zurückgewinnen zu können.

Bisher konnten sich jedoch Recyclingprodukte leider noch in keiner Branche vollständig durchsetzen, da der Endverbraucher dann doch eher auf den Preis achtet oder das Produkt nicht die Leistungsfähigkeit vergleichbarer Produkte erreicht.
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