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Lohnt es sich Dividenden zu reinvestieren?

Es gibt einige Gründe warum man eine Dividendenstrategie für sein Portfolio wählen mag. Unabhängig von diesen Gründen, muss nach jeder Dividendenausschüttung eine wichtige Entscheidung getroffen werden: Auszahlen oder Reinvestieren?


Der Vorteil darin seine Dividenden zu reinvestieren, besteht in der Möglichkeit sein Kapital schneller wachsen zu lassen und so letztendlich auch mehr Dividenden zu erhalten. Denn indem von der Ausschüttung weitere Aktien des selben Unternehmens erworben werden, erhöht sich der Anspruch auf zukünftige Dividenden wodurch wiederum der Erwerb von noch mehr Aktien und damit noch mehr Dividende möglich ist und so weiter. Kurzum lässt sich durch das Reinvestieren von Dividenden also sehr schön vom Zinseszinseffekt profitieren. Dies ist insbesondere für Anleger von Vorteil die einen langen Anlagehorizont haben und das Vermögenswachstum über diesen maximieren möchten. Verdeutlichen lässt sich dieser Effekt sehr schön an einem kleinen Beispiel:


Hätte man Anfang 2013 für 1.000€ Aktien von Realty Income (WKN: 899744) erworben, gäbe es damals auf dieses Investment eine Dividendenrendite von 4,18%. Diese wäre über die nächsten Zehn Jahre um durchschnittlich 5,26% gesteigert worden. Im gleichen Zeitraum hätte eine Kurssteigerung von 4,52% pro Jahr stattgefunden. Bei einer vollständigen Reinvestition aller erhaltenen Dividenden ohne weitere Einzahlung, würde dies zu einem Endwert von 2.359€ führen.

Wären alle erhaltenen Dividenden über den Zeitraum verkonsumiert worden macht sich ein deutlicher Unterschied im Endergebnis bemerkbar. Der Endwert der Investition beläuft sich auf "nur" 1.553€.

Wie dieses Beispiel verdeutlicht sollten Dividenden auf jeden Fall reinvestiert werden, insbesondere wenn sich das Depot in der Aufbauphase befindet.


Anmerkung zum Rechenbeispiel:

Die Zahlen zur Dividendenrendite und Steigerung habe ich DivvyDiary entnommen. Die Berechnung (vor Steuern) ist mit dem Dividenden-Rechner (2.4) von Aktientraum erfolgt. Außerdem gilt wie immer vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Wertentwicklung.


Wie reinvestiere ich meine Dividenden eigentlich?

In den USA bieten viele Unternehmen ein sogenanntes DRIP-Programm (Dividend Reinvestment Plan) an, dabei erhält man anstelle eines Geldbetrags neue Aktien zum selben Wert. In den meisten Fällen unterstützen die deutschen Broker dies nicht und wenn, dann ist dies mit Gebühren verbunden, welche in ihrer Höhe im Vergleich zur erhaltenen Dividende in keinem Verhältnis stehen.

In meinem Depot habe ich bei Unilever und Diageo die Möglichkeit an einem solchen DRIP-Programm teilzunehmen. Bei Trade Republic fällt dies unter spezifische Kundenweisung und ist mit Kosten in Höhe von 5€ verbunden. Diese Weisung muss für jede Ausschüttung einzeln beantragt werden.

Da mir das zu teuer ist, handhabe ich die Reinvestition über meine Sparpläne. Dazu erhöhe ich die bestehenden Sparpläne um den ausgeschütteten Betrag. Meines Erachtens ist dies der einfachste und vor allem auch günstigste Weg.


Wann ergibt es Sinn seine Dividenden nicht zu reinvestieren?

Meines Erachtens gibt es drei wesentliche Szenarien in denen eine Reinvestition nicht sinnvoll ist:


Bei dem ersten Grund handelt es sich wahrscheinlich um den Offensichtlichsten. Mit Beginn des Rentenalters und damit i.d.R. auch dem Wegfall des Einkommens aus einer Anstellung, wird das zusätzliche Einkommen benötigt. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Zahlungen und Einkünfte aus anderen Quellen (z.B. gesetzliche oder betriebliche Rente, Versicherungen, Mieteinnahmen etc.) nicht zur Bestreitung des Lebensunterhalts ausreichen oder diesen für einen angenehmeren Lebensstandard durch Dividenden erhöhen sollen.Bei einer Reinvestition von Dividenden sollten auch die Auswirkungen auf die Depotgewichtung beachtet werden. Diese kann sich durch regelmäßige Reinvestitionen verschieben. Positionen mit einer höheren Dividendenrendite bauen sich logischerweise schneller auf als solche mit einer niedrigeren, woraus eine Übergewichtung entstehen kann. Performen die übergewichteten Positionen gut, ist das ein Vorteil. Sollten sie schlechter laufen, sind die Verluste umso größer und die Gesamt-Performance kann darunter deutlich leiden. Meines Erachtens gilt auch hier wieder das dies, nachdem Motto Buy & Hold + Check, durch regelmäßige Überprüfung der einzelnen Investment Cases aber vermeidbar sein sollte.Des weiteren bietet es sich an auf eine Reinvestition zu verzichten, wenn das Gesamtportfolio diversifiziert werden soll. So können die Dividenden beispielsweise dazu genutzt werden eine neue Position aufzubauen oder gar auch um in neue Assetklassen zu investieren, die eine Wiederanlage zu einer besseren Verzinsung erlauben.

Grundsätzlich lässt sich zu der Eingangs aufgeworfenen Frage sagen: Es kommt drauf an. Beide Alternativen bieten Vor- und Nachteile und so ist die Entscheidung, ob Dividenden reinvestiert werden sollten oder nicht, insgesamt eine persönliche, die von den jeweiligen Finanz- und Anlagemöglichkeiten sowie Zielen abhängig zu machen ist. Bei einem langfristigen Anlagehorizont macht es absolut Sinn seine Dividenden zu reinvestieren um den Zinseszinseffekt maximal auszunutzen. Also insbesondere dann wenn man sich in der Aufbauphase des Depot befindet und gleichzeitig ausreichend finanzielle Mittel zu Verfügung stehen, dass man das Dividendeneinkommen nicht benötigt. Wenn jedoch regelmäßige Einkünfte benötigt werden oder andere Anlageoptionen attraktiver erscheinen bietet sich eine Reinvestition der erhaltenen Dividenden nicht an.


Vielen Dank fürs lesen :) falls dir dieser Beitrag gefallen hat würde ich mich freuen wenn du mir folgst und einen like für mehr Content zum Thema Dividenden da lässt

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31 Kommentare

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@ccf ☺️👍
In 6 Jahren an der Börse habe ich bereits 20k € reinvestiert 😁👍
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Ist doch keine Antwort auf die Frage sondern nur ein profilieren !
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Hi,
Hab auch lange darüber nachgedacht ob ich einen ausschüttenden oder thesaurierenden ETF als Core bespare.

Da ich jetzt bereits keine Lust habe und vermutlich in den nächsten 30 Jahren auch nicht.. z.B. quartalsweise meine Dividenden zu reinvestieren, habe ich mich letztlich für einen thesaurierenden ETF entschieden.
Zumal ich für die 2000€ Freibetrag auch noch relativ lange benötigen würde.

Störfaktor ist hier für mich immer die Zeit zwischen Auszahlung und Reinvestition, über einen kostenlosen Sparplan (den man dann auch noch anpassen muss) oder Einzelkauf inkl. der Transaktionsgebühren. (Empfindet sicherlich manch einer als Kleinigkeit)

Dazu muss ich aber sagen, dass ich in der Rente die Lücke eher durch Mieteinnahmen füllen will und somit nicht auf regelmäßige Dividenden angewiesen bin.

Die quartalsweise ausgezahlte Dividende würde mir somit „aufgezwungen“ werden.

Da möchte ich lieber selber entscheiden wann und wie viel ich zu einem Zeitpunkt auszahlen möchte und auch benötige.

Letztlich unterscheidet es sich im Alter ja nicht ob ich Anteile verkaufe oder Dividenden ausgezahlt werden.

Danke für deine Sichtweise :-)
LG
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@VP kann deine Sichtweise absolut nachvollziehen. Da muss jeder seinen eigenen Weg finden und ein richtig oder falsch gibt es da eher nicht. Für mich ist aber auf jeden Fall klar das ich im Ideal Fall mal von den Ausschüttungen leben will und daher keine Anteile verkaufen möchte damit die Substanz des Depots erhalten bleibt :)
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@dividend_doctor jup sehe ich genau so.
Hoffentlich muss man nichts anrühren und kann der nächsten Generation gönnen 🥳
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Guten Abend - grundsätzlich ist Betongold in Form von Mieteinnahmen einer Dividende vorzuziehen - warum? Darum:

Aus einem Mietvertrag hast du durch das Schuldverhältnis gesicherte Einnahmen - monatlich wiederkehrend.

Eine Dividende wird durch das Unternehmen freiwillig gezahlt und kann auch auf Dauer bzw. langfristig gestrichen werden.

Demnach ist eine „Zusatzrente“ auf Basis von Dividenden immer mit erhöhtem Risiko verbunden.

Viel Erfolg beim investieren 👍🏻
@Leuchtturm können Mieten etwa nicht ausfallen?
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@Moep Können ja. Frage mal Vermieter, wie oft sie bisher von Mietausfällen betroffen waren 🤷🏻‍♂️ Und noch einmal: Miete Schuldverhältnis - Dividende kein Anspruch is keinem Schuldverhältnis. Immer schön sachlich betrachten 🤣
@Leuchtturm ich kenne ein paar Vermieter. Auch welche die ausschließlich Sozialwohnungen vermieten damit die Ausfälle möglichst gering oder eher praktisch null sind...
Fällt die Miete aus und das nicht nur einmal siehst du das Geld möglicherweise auch nie wieder. Dann musst du neue Mieter suchen und ob du die sofort hast... vielleicht bleibt die Wohnung oder das Haus ja noch ein paar weitere Monate leerstehend?
Also wie sicher die Miete ist kommt doch wohl sehr auf den Mieter an. Ebenso bei den Unternehmen mit ihrer Dividende und dementsprechend sieht dann meist auch der Preis aus.
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Ja, also ich bin Vermieter von 10 Wohneinheiten. Bei mir ist es in den letzten 5 Jahren schon 2 Mal vorgekommen, dass Mieter nicht mehr bezahlt haben. Das führt zu Stress und Anwaltskosten. Räumungsklage, Zahlungsklage usw. Vom 1. Fall habe ich ca. 60% des Ausfalls wieder bekommen. Beim 2. Fall kümmert sich noch das Gericht um die Zahlungsklage. Ob ich von den gut 2.500€ noch was bekomme wird sich zeigen. Und wenn, dann dauert das mindestens ein Jahr.
Dividenden sind da sehr viel entspannter und wenn sie komplett gestrichen werden, verkauft man die Aktie. Das ist auf jeden Fall passiver als säumigen Mietern hinterher zu rennen.
LG
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2J.
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@Dividenden_Tom ich beziehe mich auf Einzel-Aktien. Unsinn worst-case-Szenario könnten auch die Dividenden dort ausfallen. Selbst wenn sie nicht ausfallen, könnten sie reduziert werden 🤷🏻‍♂️
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@Leuchtturm Ich finde da werden Äpfel mit Birnen verglichen:

Für Mieteinnahmen gibt es soweit ich weiß keinen Freibetrag und keine Teilfreistellung, für Dividenden schon.

Bei einer Immobilie kann ich Investitionen von der Steuer absetzen soweit ich weiß, bei Dividenden nicht.

Eine Immobilie bindet mich bei der Verwaltung mehr oder weniger geografisch, Dividenden kann ich auf der ganzen Welt empfangen und verwalten.

Ein Aktienpaket kann ich nahezu jederzeit und überall verkaufen, bei einer Immobilie geht das nicht ohne Weiteres.

usw....
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@dividend_doctor Schöne Zusammenfassung.
Ich nutze die Dividenden und Ausschüttungen für einen Großteil meiner ETF Sparpläne.
Bespart werden Ausschüttende ETF die zusammen mit Dividenden Aktien eine Zusatz Rente bilden sollen.
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Meine Dividenden fließen größtenteils in den Jahresurlaub 🏝
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Danke für den Beitrag. Wie wäre denn die persönliche Dividendenrendite bei Realty Income bei deinem Beispiel? Wäre auch noch wichtig interessant, um auch das Dividenden Wachstum aufzuzeigen und das es super ist ☺️
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@Joris Gute Idee! Gemessen auf den BuyIn kommt man auf eine persönliche Dividendenrendite von etwa 10,4% im 10ten Jahr
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@ccf Dankeschön für deine Mühe
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Top Beitrag, Dankeschön 👍

@ccf
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@ccf und wieder einen Beitrag den man unzählige Male verlinken kann 🤩!
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ich hab noch ganze 30 jahre bis zur Rente, ich investiere 100% der Dividenden bisher.
Wenn mal der Gedanke richtung Ruhestand kommt dann werde ich sie wohl auch rausnehmen als Ausgleich zur geringen Rente.
Bis dahin schauen wir mal was noch kommt^^
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@DyeTech denke da machst du alles richtig! Da man sich auf die Rente nicht verlassen führt kein Weg an der Selbstversorger vorbei
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