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GTAA – Der Weg zum optimalen Modell (Teil 2)

Liebe Quins,


im Anschluss an meine kleine Einführung in GTAA (Global Tactical Asset Allocation) (Link 1) gab es einige Fragen zum Erstellen des eigenen Modells. Daher habe ich mir eine Weile Gedanken gemacht, wie ich diesen Prozess am besten allgemeinverständlich und trotzdem spannend erklären kann. Hier das Ergebnis. Viel Spaß!


1.  Schritt: GAA – Global Asset Allocation        

2. Schritt: GTAA 1 – GAA mit Dual Momentum         

3. Schritt: GTAA 2 – GTAA mit Assetdifferenzierung 

4. Schritt: GTAA 3 – GTAA mit Faktor

5. Schritt: GTAA 4 – Optimiertes GTAA         

6. Bonus: GTAA Max

7.  Fazit   

8. Links  


1.     Schritt: GAA – Global Asset Allocation


                          i.    Auswahl der Assets


Die erste Frage beim Aufbau eines Global Asset Allocation – Portfolios lautet: Welche Assetklassen gibt es und in welche lässt sich per ETFs investieren? Dazu genügt zunächst ganz einfach ein Blick in die Kategorien einer ETF-Suche auf einem guten ETF-Portal (Link 1). Diese zeigt die üblichen Verdächtigen: Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Geldmarkt, Immobilien, Crypto.


Hier suchen wir für jede Assetklasse einen günstigen ETF, der möglichst die gesamte Klasse abdeckt. Crypto bleibt außen vor (Sorry, liebe Cryptofans, aber die Entschädigung folgt am Ende, versprochen!). Das heißt:

Aktien: All-World ETF;

Anleihen: Aggregate Bond ETF;

Rohstoffe: All Commodity Index ETF;

Immobilien: Global Reit ETF;

Geldmarkt: Tagesgeld


                         ii.    Backtest


Wie hat sich dieses Weltportfolio im Vergleich mit B&H All-World-ETF in den letzten 20 Jahren geschlagen? Für den Backtest-Vergleich nutzen wir das mächtige Tool „Portfoliovisualizer“ (Link 2).


Leider gibt es ein paar Einschränkungen: Handelbare All-World-ETFs gibt es erst ca. 10 Jahre, einen All-Commodity-ETF gibt es im Tool auch nur seit 2008. Entsprechend muss man ähnliche oder gleichgelagerte Assets fürs Backtesting finden. In unserem Fall sind es:

SPY (S&P500 für All-World-ETF)

LSGBX (Intl. Bonds für Aggregate Bond ETF)

^GOLD (Goldindex für Rohstoffe);

VGSIX (REITs-ETF für Immobilien).


Gewichtet man die Assets in GAA analog zum ARERO Weltfonds mit 50-35-15-10 und vergleicht das Portfolio sowohl mit dem S&P500 als auch mit dem klassischen 50-30-20 Weltportfolio, dann wurde aus 10000$ in der Zeit 2001-2022 folgendes (Link 3 – bitte selbst eintragen zur Nachprüfung!)


Ergebnisse      (Portfolio, Endbetrag, Jahresrendite, Maximaler Drawdown)

S&P500:          $44,046           6.97%      -50.80%          

Weltportfolio: $39,215           6.41%            -55.93%          


GAA:            
 $47,394          7.33%            -34.62%


Im Vergleich zum S&P500 ist das klassische Weltportfolio in jeder Hinsicht etwas schlechter: weniger Rendite bei mehr Risiko. Das GAA-Portfolio ist in jeder Hinsicht etwas besser.

Zum Weiterdenken: Im Sparplan kehrt sich die Reihenfolge um (gern ausprobieren!). Eine andere Gewichtung der Assets hat z.T. auch spürbare Auswirkungen auf die Performance.


2.    Schritt: GTAA 1 – GAA mit Dual Momentum


                          i.    Auswahl der Strategie


Nachdem die Asset Allocation steht, stellt sich die Frage, mit welcher leicht nachvollziehbaren und wartungsarmen Strategie man das Risiko senken und die Chancen erhöhen könnte. Zwei klassische Kandidaten: 200-Tage-Strategie und Dual Momentum.


Die 200-Tage-Strategie hat folgende, maximal simple Regel: Halte ein Asset, wenn es zum Monatswechsel über dem 200-Tage-Durchschnitt notiert, andernfalls halte Cash.

Dual Momentum hat folgende zwei Regeln. 1: Addiere am letzten Tag des Monats für jedes Asset die jeweilige Rendite von 1,3,6,12 Monaten und ordne sie der Reihe nach. Regel 2: Sofern das stärkste Asset über dem Momentum von Cash notiert, investiere das komplette Kapital in dieses Asset. Andernfalls halte Cash.


                         ii.    Backtest


Wenden wir die beiden Timing-Strategien, GD200 und Dual Momentum, auf GAA an und vergleichen sie untereinander und mit B&H S&P500 (Link 4).


Ergebnisse      (Portfolio, Endbetrag, Jahresrendite, Maximaler Drawdown)

S&P500          $44,046           6.97%            -50.80%

GAA              $47,143           7.30%            -33.60%


GD200            $44,293           6.92%            -12.70%          


GTAA1          
$86,959           10.33%            -29.06%


Das GD200-Modell hat ungefähr dieselbe Rendite wie B&H S&P500, aber bei dramatisch gesenktem Risiko (Renditereihenfolge wichtig für die sichere Entnahmerate in der Rente!). Das GAA-Dual Momentum Modell hat ein mittleres Risiko bei deutlich gestiegener Performance.

Zum Weiterdenken: Andere Durchschnitte (z.B. 100d) oder Momentumperioden (z.B. 1,6 Monate) verändern die Performance z.T. erheblich. Es gibt eine Reihe anderer, einfacher und komplexer Modelle auf Monatsbasis (Geberts Börsenindikator).


3.    Schritt: GTAA 2 – GTAA mit Assetdifferenzierung


                          i.    Erweiterung der Assets


Lässt sich die Rendite steigern, wenn Dual Momentum das stärkste Asset nicht nur zwischen verschiedenen Assetklassen, sondern auch innerhalb dieser zwischen verschiedenen Märkten auswählt? Folgende klassische Differenzierung der Assetklassen nehmen wir an:  

Aktienmarkt: USA, EU, EM (SPY VEURX VEIEX)

Anleihen: US Treasuries, Welt-Bonds (VBMFX ESICX)

Sachwerte: Gold, Immobilien (VGSIX ^GOLD)


                         ii.    Backtest


Wenden wir nun Dual Momentum auf die neue, differenzierte GAA an.

Ergebnisse      (Portfolio, Endbetrag, Jahresrendite, Maximaler Drawdown)


S&P500      $44,046         6.97%             -50.80%

GAA              $47,143           7.30%             -33.60%

GTAA1          $86,959        10.33%           -29.06%


GTAA2         $102,498      11.16%            -30.37%


Die Aufsplittung der Assetklassen in Regionen führt zu einem weiteren Renditeanstieg bei nahezu gleichem Risiko.

Zum Weiterdenken: Verschiedene Zeitperioden haben unterschiedliche durchschnittliche Performance. Das GAA Modell zeigt vor allem in schwierigen Markphasen seine volle Stärke, z.B. 2001-2009.


4.    Schritt: GTAA 3 – GTAA mit Faktor


                          i.    Optimierung der Assets


Lassen sich vielleicht die klassischen Faktorprämien (Growth, Small Cap) für eine weitere Differenzierung in unkorrelierte Assetklassen nutzen, damit Dual Momentum seine Stärken noch besser zeigen kann?


Hier ist viel Recherchearbeit nötig. 1. sind nicht alle Faktoren im Tool bis 2001 testbar. 2. sind nicht alle testbaren Assets in Deutschland oder beim eigenen Broker als ETF handelbar. 3. Ändert sich das Angebot ständig. Man muss also vergleichen, Kompromisse schließen, weitersuchen.


Folgende handelbare Faktoren habe ich gefunden, die wenig korrelieren:

US-Large-Growth: Nasdaq100 (QQQ)

EU-Small: EU Small Caps (PRIDX)

EM-Small: EM Small Caps (DEMSX)

US-Bonds: 30y Treasuries (VUSTX)

Welt-Bonds: Global Bonds (LSGBX)

Sachwerte: Gold (^GOLD), Immobilien (VGSIX)


                         ii.    Backtest:


Ergebnisse      (Portfolio, Endbetrag, Jahresrendite, Maximaler Drawdown)

S&P500      $44,046           6.97%             -50.80%

GAA              $47,143            7.30%             -33.60%

GTAA1           $86,959           10.33%           -29.06%

GTAA2           $102,498         11.16%           -30.37%


GTAA3          
$117,392         11.85%           -29.16%


Die Performance steigert sich weiter, ohne eine Erhöhung des Risikos. Das Modell kommt bereits fast auf eine Ver-12-fachung des Kapitals 2001-2022. Aber es geht noch mehr!

Zum Weiterdenken: Die Märkte lassen sich noch in weitere Faktoren aufteilen, z.B. Value, Momentum oder in Kombinationen davon, z.B. EU Small Cap Value. Oder in Regionen: Japan, Frontier Markets. Es gibt ETFs für fast(!) alles.


5.    Schritt: GTAA 4 – Optimiertes GTAA


                          i.    Optimierung des Modells


Lässt sich die Performance weiter steigern und gleichzeitig das Risiko senken? Hier ist wieder viel Recherchearbeit nötig, um 1. nachvollziehbare Stellschrauben zu finden und 2. die optimale Anwendung. Folgende Optimierungen habe ich bisher gefunden.


Zur Erhöhung der Rendite: 1. Konzentration des Modells auf die besten Assets. Diejenigen Assets, die die Gesamtrendite senken, fliegen raus. 2. Nicht nur Konzentration auf ein Top-Momentum-Asset, sondern auch auf zwei oder drei. Die stärkste Kombination bleibt.

Zur Verringerung des Risikos: 1. Anwendung der GD200-Strategie. 2. Verteilung des Risikos auf Top 2 oder 3. Der geringste Drawdown bleibt.


                         ii.    Backtest


GTAA4/1: GTAA3 mit GD200

GTAA4/2: GTAA3 ohne REITs mit GD200 und Top2


Ergebnisse      (Portfolio, Endbetrag, Jahresrendite, Maximaler Drawdown)

S&P500:         $44,046         6.97%             -50.80%

GAA:              $47,143            7.30%             -33.60%

GTAA1           $86,959            10.33%           -29.06%

GTAA2           $102,498          11.16%            -30.37%

GTAA3:          $117,392          11.85%            -29.16%

GTAA4/1       $218,607         15.05%           -18.96%


GTAA4/2      $260,531         
15.97%           -14.39%


Das optimierte Faktor-GTAA zeigt eine deutliche Zunahme an Rendite bei gleichzeitig deutlichem Rückgang des Risikos. Im Vergleich konnte das optimierte GTAA-Modell das anfängliche Kapital ver-26-fachen, gegenüber der Ver-4,4-fachung von B&H S&P500 (siehe Chart).

Zum Weiterdenken: Was ist das optimale GTAA-Modell – mit der höchsten Rendite bei geringstem Risiko? Lassen sich die Werte auch auf den Euroraum übertragen? Wie lässt sich die Wahrscheinlichkeit schätzen, ob die Perfomance auch in Zukunft erwartbar ist?


6.    Bonus: GTAA Max


                          i.    Auswahl von Top-Assets


Nun der Bonus für alle Renditefans! Wie weit lässt sich GTAA ausreizen, ohne das Risiko zu stark zu erhöhen? Folgende Bedingungen gibt es dabei: 1. Alles, was in Deutschland als ETFs handelbar ist, ist erlaubt. 2. Alle Durchschnitte und Momentum-Perioden sind erlaubt. 2. Keine Kreditaufnahme.


Folgende ETFs kommen dafür in Frage:

ETF auf 3-fach gehebelten Nasdaq100

ETF auf Bitcoin (Ja, liebe Bitcoiner, nyknyc! Es gilt aber obige Bedingung und man darf auch seinen Lieblingsexchange nutzen.)


                         ii.    Backtest:


Assets: TQQQ PRIDX VUSTX ^BTC (Zeitperiode 1/2015-3/2023)

Ergebnisse      (Portfolio, Endbetrag, Jahresrendite, Maximaler Drawdown)

GTAA5 Top 2: $358,174        54.30%           -32.36%


GTAA5 Top 3: $128,297       36.25%           -19.79%


GTAA5 Top 4: $79,330         28.54%           -14.60%


7.    Fazit


Welches das optimale GTAA-Modell ist, muss jeder für sich entscheiden: manch einer will eher Rendite, der andere eher Sicherheit, der dritte eine gute Kombination. GTAA bietet für jeden etwas! Aber das individuell passende GTAA-Modell zur Umsetzung mit ETFs zu finden, ist keine leichte Aufgabe. GTAA ist ein Prozess! Vielleicht hat ja jetzt der oder die eine oder andere Lust bekommen, selbst oder gemeinsam auf GTAA-Erkundungstour zu gehen? Teilt gern Eure Erkenntnisse und Gedanken!


PS.: Ja, ich setze die GTAA-Strategie mit meinem eigenen Geld um, weil mich die Logik dahinter und die Backtestergebnisse überzeugen. Ich baue sie langsam anhand von zwei Modellen auf, einem defensiven und einem offensiven. Im Rahmen der technischen Möglichkeiten auf GQ versuche ich, sie beide so gut es geht abzubilden. Schaut einfach vorbei, wenn es euch interessiert (Folgen und Entfolgen geht immer).


8.    Links

Link 1: https://getqu.in/HTC7DCSKVZ8H/gj9PsZf4V2/

Link 2: ETF-Suche: https://de.extraetf.com/etf-search

Link 3: https://www.portfoliovisualizer.com/

Link 4: https://www.portfoliovisualizer.com/backtest-portfolio

Link 5: https://www.portfoliovisualizer.com/test-market-timing-model?timingModel=6


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90 Kommentare

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Also erstmal vielen Dank für diesen Beitrag. Darauf habe ich in den vergangenen Tagen gewartet.

Muss definitiv nochmal ein Danke an dich ausrichten, wir haben ja in den vergangen Tagen doch schon so viel geschrieben. Jedes Mal wenn ich nen neuen Kommentar geschrieben habe, ist sogar die App jedes Mal abgestürzt.

Ich habe ja persönlich generell noch nicht so extrem viel Ahnung, aber du konntest mir schon echt viel Input liefern, dafür nochmal danke.

In diesem Sinne glaube ich auch das ich noch nicht das komplette System übernehmen möchte. Ich habe für mich entschieden erstmal den Fokus auf GTAA mit Assetdifferenzierung.

Dahin hab ich bereits schon ein paar wenige mir angeschaut.
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@willemkly Gern. Ich finde es gut, wie du dich so langsam an GTAA heranarbeitest. Dass du erstmal die einfachere Variante wählst, dürfte da eine kluge Entscheidung sein. Es ist ja eine Kombination vom klassischen Weltportfolio mit der Sicherheit der GD200-Strategie. Ob du Top1 machst oder einfach die Strategie auf die Positionen anwendest, kannst du ja überlegen. Ist wohl auch eine steuerliche Frage und dabei eine der Depotgröße. Je kleiner, desto eher Top1.

Beachte aber bei der Umsetzung den psychologischen Faktor. Knapp 30% Drawdown oder 5 Jahre 0-Rendite muss man auch verkraften können.
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@Epi @Epi als Beispiel jetzt.

Vanguard All World (gehört jetzt nicht zu einem bestimmten etf den Ich beobachte aber mal als theoretisches Beispiel)

SMA200: 95,12€
Aktueller Kurs: 95,33€ so gesehen durchbrochen am Monatsende

Momentum:

1 Monat: 1,70%
3 Monate: -0,08%
6 Monate: 3,59%
YTD: 4,07%

Wie würdest du diese Situation also jetzt beurteilen?
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@willemkly addiert wäre das Momentum insgesamt 9,28% und mein Tagesgeld liefert mir 4% also wäre es doch nach dem Ansatz zu investieren oder hab ich was falsch gemacht?
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@willemkly Was sind denn deine Regeln?
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@Epi na ich habe erstmal so übernehmen wenn eben die 200 Tages Linie am Monatsende durchbrochen wird und eben das insgesamt Momentum über dem meines tagesgeldkontos steht oder vergess ich was?
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@willemkly Kommt darauf an, welches Modell du genommen hast. Für GD200Modell reicht GD200. Für Dual Momentum brauchst du das Gesamtmomentum, aber dann reicht es nicht als Kaufgrund.
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@Epi ich meine das gesamtmomentum
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@Epi aber das Momentum wäre doch über dem vom Cash, wie bei dir da steht
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@willemkly
1/3/6 Monate + YTD erscheint mir persönlich als wenig sinnvoll...eher 1/3/6 + 12 Monate
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Frage für mein Verständnis: Was bedeutet im Schritt 2 Regel 2? Wie kann man über dem Momentum von Cash sein?

Und kann man allgemein die Reihenfolge der Regeln selbst festlegen oder folgt das einer festen Reihenfolge?

Allgemein zum Thema, da mich das richtig angefixt hat 😌:
Wenn ich das richtig interpretiere kann ich bei Anwendung dieser Strategie zum jedem Asset jeden ETF wählen den ich möchte? Oder gibt es hier Kriterien außer das er günstig sein soll und nicht korrelieren sollte? Gerade bei Anleihen werden ja zig Laufzeiten unterschieden. Wobei ich das (hoffentlich richtig) als weitere „Diversifizierung“ nach der regionalen Diversifizierung sehe…

Und wie sollte idealerweise die Asset-Gewichtung sein? Mir würde zum „Üben“ folgendes vorschweben:

Aktien (All World) 45%
Anleihen (Aggregate Bond) 30%
Rohstoff (Gold) 10%
Immobilien (Reit) 10%
Krypto (Bitcoin) 5%

Cash (Verzinstes Verrechungskonto/Geldmarkt ETF)

Fragen über Fragen, aber wer nicht fragt bleib dumm 🤷🏼‍♂️😅
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10Mon.
@Weisswurstsepp Wer nicht fragt, bleibt dumm, wie wahr! Also:

1. Ein Asset liegt über Momentum von Cash, wenn es in den letzten 1,3,6,12 Monaten zusammen addiert stärker als Cash in 1,3,6,12 Monaten gestiegen ist. Also z. B. in D z. Z. Geldmarkt Xeon bringt 3,7%pa also in den letzten 12 Monaten. Wenn ein AnleiheETF nur 3,5% gebracht hat, wird er nicht gekauft, sondern Cash gehalten. Cash ist ja im Grunde nur eine Anleihe mit Laufzeit 1 Tag.

2. Du kannst die Regeln in der Reihenfolge festlegen wie du willst. Finde aber jeweils heraus, was das inhaltlich macht und was mehr Rendite bringt. Meist ist es egal.

3. Du kannst völlig frei wählen, welche ETFs du nimmst. Weil Portfoliovisualizer Backtests nur mit US-Werten zulässt, orientiere ich mich daran und versuche ETFs zu finden, die sich dort abbilden und testen lassen. Das Ziel ist ja, eine vergleichbare Rendite wie dort einzufahren. Anleihen, welche Laufzeit, welche Region, gehedged etc? Das Spiel ist interessant aber ziemlich zeitaufwendig. Beliebige ETFs zusammenstellen funktioniert nicht. Das musste ich am eigenen Portemonnaie erleben. Mein erster GTAA Versuch ist ziemlich nach hinten losgegangen.

4. Am besten funktioniert das System, wenn man vollständig unkorrelierte Assetklassen verwendet. Gold und Anleihen verbessern fast jedes Modell.

5. Die Frage der Gewichtung hängt vom Modell ab. Wenn du Dual Momentum fährst, hast du keine, denn du hast ja immer die TopX im Depot. Die Gewichtung ergibt sich dann höchstens über die Zeit, z. B. 10% der Zeit Rohstoffe, 50% Aktien. Das etwas sanftere Modell zum starten ist ein GAA mit 200d-Strategie. Dh. du hältst nur die Assets, die gerade darüber notieren in ihrer Gewichtung. Das ist dann aber nur einfaches Momentum. Völlig legitime Strategie, aber nicht die, die ich verfolge.

6. Deine Aufteilung eignet sich also nur für die 200d-Strategie. Die optimale Aufteilung ist dabei keine Frage des Geschmacks, sondern der Effizienz. Welche ergibt in den letzten 10/20 Jahren die höchste Rendite beim geringsten Risiko. Das kannst und musst du im Portfoliovisualizer selbst ausprobieren. Kannst den Link gern hier einstellen, ich schaue es mir dann an.

7. Für den Start: Allworld ist ungünstig, weil er zu viel aggregiert. Aufteilung in wenig korrelierte Faktoren oder Regionen oder Sektoren ist effizienter. Aggregate Bonds sind ungünstig, weil der Unternehmensbondsanteil zu stark mit Aktien korrelliert. Hier ist Konzentration auf langlaufende Staatsanleihen effektiver, weil sie im Bärenmarkt klassicherweise gut performen. Rohstoffe (Öl etc) würde ich von Gold unterscheiden, beides ist ziemlich gering korreliert. Reits verschlechtern die Gesamtperformance oft, muss man testen. Ich verzichte. Bitcoin kann man durchaus höher gewichten, da man mit der 200dLinie bereits einen Schutz hat.

8. Am besten, du machst dich mit Portfoliovisualizer vertraut und testest einfach mal verschiedene Ideen. Belese dich zu Assetkorrelationen, such im Netz nach Beispielstrategienbund versuche sie zu verstehen.

9. Ich selbst habe drei Modelle, ein konservatives bei einer Rentenversicherung, ein dynamisches inkl. BTC bei TR (beides z. Z. je ca. 40k) und ein 3x gehebeltes (z. Z. ca. 8k). Die ersten beiden tun, was sie sollen und bringen konstant und mit wenig Schwankung Rendite (10-20%pa). Das dritte geht ab wie die Luzie und macht Spaß (seit Beginn so +5%pro Monat). Aber das war viel Arbeit, um dorthin zu kommen. Die muss man erst leisten.

Viel Erfolg! 👍
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@Epi Ich bedanke mich herzlichst für deine ausführliche Antwort und Tipps. Du hast mir tatsächlich mehr Fragen beantwortet als ich hatte 😌!

Zu 5. noch: Der Gedanke, dass es die Gewichtung beim Dual Momentum nicht braucht, kam mir just in dem Moment als ich auf „Posten“ gedrückt hatte. Ich schieb es einfach auf die späte Stunde 😉
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Anmerkungen/Fragen:
Wenn man den Zeitraum auf 1995-2022 streckt, sieht das schon ganz anders aus im Vergleich zu der Performance vom S&P500, da dein Vergleich im Bild ja in einer Abschwungphase von Aktien startet.

Wieso hast du denn deine BTC verkauft?

Wie sieht der Spread bei den EM Small Caps aus? Lohnt es sich, den höheren Spread zB im Vergleich zu EM IMI in Kauf zu nehmen?

Man muss beachten, dass man höhere Spread- und Handelskosten hat, je mehr GTAA zwischen den Assets hin und herwechselt. Das wird ja nicht in den Backtests mit einbezogen. Sprich: so simpel/wenig Assets wie möglich. Zusätzlich stellt sich mir hier die Frage einer Pufferposition, falls ein gerade gehaltenes Asset nur eine Position unter die Haltegrenze rutscht.

Vieles der eben genannten Punkte gilt sicherlich nicht für deinen Rentenmantel, kostet zwar etwas p.a. und man ist etwas eingeschränkt, daher diese Fragen vor allem bezüglich deiner offensiven Variante.
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@theflyingsquirrel Ja, du hast natürlich Recht, dass der Vergleich ab 1995 anders aussieht. Ganz anders aber nicht. Ich habe mich aus zwei Gründen für 2001 entschieden. 1. Ich sehe die aktuelle Situation ganz ähnlich zu 2001: Langer Bullenmarkt voraus, US Large Tech massiv bewertet, Zinserhöhungen. Da möchte ich wissen, wie das Modell diese Phase meistert. Den Vergleich mit einer Boomphase hat man analog 2015-2021. Da sieht man, dass GTAA ein wenig hinterher hinkt, aber nicht viel. Entscheidend am GTAA finde ich die Outperformance in schwierigen Börsenjahren. Das war auch der Grund, warum ich angefangen habe, mit GTAA zu beschäftigen. 2. Ganz pragmatisch: das Tool gibt mir Nasdaq100 nur bis 2001 aus.
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@theflyingsquirrel Danke für den Hinweis auf den Spread des EM SC! Neben der Handelbarkeit und den TER ist das natürlich ein wichtiger Punkt, den ich noch stärker einbeziehen müsste. Bei meinem sind es ca. 70 Basispunkte, dh 0,7%.

Relevant bei der Einschätzung wäre wohl die durchschnittliche Haltedauer und Performance. Wenn man beim Kauf von EM SC 0,7% verliert und der durchschnittliche Gewinn ist 1%, dann bringt das gar nichts. Wenn der Gewinn beim EM SC aber 10% bei 5 Monate Haltedauer ist und beim EM IMI 5%,dann könnte es sich lohnen. Muss ich mal recherchieren.
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@theflyingsquirrel Die Handelshäufigkeit ist natürlich ein Punkt. Aber sie hängt nicht 1:1 von der Menge Assets ab. Eher sind es der SMA und die gewählten Momentumperioden. Mit ca. 4 Signalen pro Jahr hält sich das auch in Grenzen, denke ich. Man kann natürlich die Signalmenge auch weiter reduzieren, z. B. alle 2 Monate eins, aber das geht zulasten der Performance.

Wenn man GTAA mit mehr Assets fährt, hat man auch eine höhere Wahrscheinlichkeit, eines zu erwischen, dass alle anderen outperformt. Hat man nur ganz wenige (3),dann könnten die Signale ständig zwischen zwei mittelmäßigen hin und her wechseln.

Die Idee mit der Pufferposition ist natürlich nicht neu. Hatte ich auch schon überlegt, gerade, wenn das AssetUniversum etwas größer ist. Leider habe ich das nicht backtesten können und ich fürchte, dass das Modell dadurch nicht wirklich besser wird.

Aber im Grundsatz gebe ich dir recht. Wenn man die Wahl zwischen zwei ähnlich guten Modell hat, dann sollte man das mit weniger Signalen nehmen.

Zu BTC: ich habe die Position nicht vollständig aufgelöst, sondern auf ca. 20% reduziert. Ich habe festgestellt, dass ich mich mit dieser Größe bei dieser Vola wohler fühle. Dh solange das Kaufsignal aktiv ist, bespare ich BTC jeden Monat.
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@Epi Interessant mit dem Vergleich der jetzigen Situation zu 2000. Was mir noch wichtig wäre zu sagen: Je mehr Assets man in der Momentumauswahl drin hat, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Assets etwas stärker korrelieren, diese dann relativ gleich laufen und dann die Signale wenns ganz blöd läuft zwischen denen jeden Monat hin und her pendelt. Da würde ich halt einfach vorsichtig sein bei der Auswahl: Für mich wichtige Parameter bei der Auswahl: Top1-3 auswählen je nach Depotvolumen; Assets mit wenig Korrelation, da ist EMU SC gut aufgestellt finde ich und man hat den SC Faktor drin; Assets mit klaren Trends wählen; Währungen bei den einzelnen Assets aussuchen, dabei meist in €; so simpel wie möglich und so komplex wie nötig wegen Spreadkosten usw.; immer die Spreads bei den Assets beachten und abwägen, da finde ich Xetra Gold zB auch besser als Euwax 2; ich bin eher pro Pufferposition, da es das ganze simpler macht und etwas Trägheit ins System bringt, dadurch leidet natürlich das Momentum aber könnte auch Fehlsignale reduzieren im Gegenzug, die geringeren Kosten durch das wenigere Wechseln kann man ja gegen eine geringere Performance gegenrechnen, Röhl hat in seinem semigut recherchierten Video auch erwähnt, dass die Pufferposition kaum Performance kostet und es sich deshalb lohnt, woher er das Wissen haben soll keine Ahnung, aber wollt ich dich nur wissen lassen.
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@Epi da bin ich mal gespannt, was du in Bezug auf den EM SC rausfindest, ich sehe mir auch mal den Spread vom dem neuen EM SC ESG ETF an, vllt ist da ja der Spread geringer. Ich würde mich übrigens mal freuen, wenn du doch mal deine 2 Strategien komplett erläutern könntest, da ich merke, dass ich in eine gleiche Richtung tendiere, dann können wir darüber debattieren und beide unsere individuellen Stellschrauben daran anpassen.
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@Epi nicht einfach das ganze Thema, aber es kommt immer mehr Licht ins Dunkle. Bzgl BTC: habe mich nur gewundert, da in deinem gq Profil BTC nicht angezeigt wird.
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@theflyingsquirrel BTC wird nicht angezeigt? Ich habe dort zwei Konten laufen, TR und mylife. TR müsste BTC anzeigen. Bei mir tut es das
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@theflyingsquirrel Ich gebe dir recht, je mehr Assets, desto höher die Korrelationswahrscheinlichkeit. Deshalb ja auch: mehr ist nicht unbedingt besser. Wenn ich die Assets teste, dann ist es bei mir auch ein mehrfaches Expandieren und Konzentrieren der Assets. Beim TR-GTAA bin ich jetzt bei 6 Assets plus BTC. 3x Aktien, 2x Anleihen, 1x Rohstoffe. Alles gering korreliert.

Ich habe auch schon überlegt, wie man das Pendeln jeden Monat vermeiden könnte. Da das meist in trendlosen Phasen passiert, könnte man evtl. einen Trendindikator hinzu ziehen. Andererseits kann man diese Phasen auch einfach aussitzen und stur handeln. Sie dauern selten länger als 3-6 Monate. Die Pufferposition lohnt sich evtl. ab Top3 und bei einem großen Assetkorb. Bei der Minivariante US Tech, EU Small, US Treasuries Top 1 geht das nicht gut.
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@theflyingsquirrel Über extraetf kann man sich die Spreads anschauen. Die sind bei den EM SC tatsächlich am höchsten, so 0,6%. Vielleicht kann man ja sagen, dass dann bei allen Momentumzahlen dieser Spread einberechnet werden muss? Jedenfalls habe ich das mal mit dem EM IMI verglichen und der EM SC ist auch dann deutlich besser im System, wenn man bei jedem Signal 0,6% abzieht. Wenn Geld in die EM SCs fließt, dann ordentlich, die Trends dauern und sind stabil. Insofern kann man die Kosten vertreten.

Im Gesamtdepot komme ich auf einen durchschnittlichen Spread von ca. 0,15%. Macht bei 5 Signalen pro Jahr max 0,75% Performanceeinbuße. Finde ich vertretbar, wenn das Modell 15% bringen kann.

Gern können wir mal unsere Strategien im Detail besprechen, gern auch mit @randomdude. Ungern aber hier im öffentlichen Raum. Ideen?
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@Epi tatsächlich bei mir nein, es steht auch auf deiner Profilseite, dass du gerade 2 Positionen hältst.
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Top 3 lohnt sich erst ab so 8-9 Assets oder bei hochvolatilen Assets. Bei 5-7 Assets max Top 2, bei 3 Assets Top1.

Die Spreadanalyse findest du auf extraetf unter Analyse bei den ETFs und iXLM.
"wenn Geld reinfließt..." = Ich sehe GTAA als ein Folgen der internationalen Kapitalströme. Wenn sich EM als attraktiv erweisen,braucht das Kapital eine Weile,um dorthin zu fließen 1. Insider, 2. Institutionelle, 3. Fonds 4. Privatanleger - in der Reihenfolge. Bei EM SC ist es nicht einfach reinzukommen, dh. es dauert. Das kann man als kleiner Fisch mit GTAA nutzen.

Die Dauer der Investments wird in Portfoliovisualizer unter Timing Periods angezeigt.
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