In dem Beitrag geht es nur indirekt um Crypto, vielmehr um Trump, Makro, Fiskalpolitik und solche "langweiligen" Dinge. Aber genau diese Faktoren sind fundamental, für Crypto.
Vorweg:
Vieles, was ich im Folgenden schreibe, ist größtenteils bereits vom Markt antizipiert und teilweise eingepreist. Generell sind viele der Punkte spekulativ, und ich gehe davon aus, dass ich in einigen Fällen falsch liegen werde. Ich möchte auch betonen, dass ich kein Profi bin – deine Meinung oder Erwartungen sind vermutlich genauso viel wert, wenn nicht sogar mehr als meine Einschätzungen.
Mein Ziel ist es, nicht nur den Fokus auf Themen zu legen, die von den Medien und dem Markt hervorgehoben werden, sondern ein umfassenderes Gesamtbild im Blick zu behalten.
Zusammenfassung:
• Zinsen & Inflation:
Langfristige Zinsen wirken aktuell etwas zu niedrig, obwohl sie im letzten Monat stark gestiegen sind, ebenso wie der USD. Kurzfristig könnte jedoch ein Rebounz kommen. Höhere Zinsen könnten riskante Anlagen und generell Aktien belasten. Die FED agiert aus meiner Sicht bereits eher stimulierend, weshalb Zinssenkungen in diesem Jahr ein Fehler wären. Die Wirtschaftsdaten werden für die FED schwierig zu interpretieren sein.
• Trump und der Markt:
Trump wird vermutlich den Aktienmarkt stärken wollen, was kurzfristig eine „Risk-on“-Stimmung auslösen könnte. Ich denke jedoch, dass seine Strafzollpolitik, Abschiebungen und Eingriffe in den Energiemarkt weniger extrem ausfallen werden, als von ihm angedeutet. Seine unberechenbare Politik und Rhetorik könnte dennoch langfristig für Volatilität sorgen.
• Europa & Asien:
Europa hat durch wahrscheinliche Stimulusmaßnahmen und einen Investitionsbedarf Aufholpotenzial, bleibt jedoch unsicher. Kurzfristig könnte der Euro an Stärke gewinnen(in realtion zu USD), während China durch eine Yuan-Abwertung auf Strafzölle reagiert. US-Allianzen bzw. Länder mit geringerem Risiko von Strafzöllen könnten verstärkt Investitionen sehen, um Strafzölle zu umgehen.
• ROI auf AI-MAG7 und politischem Stimulus:
Ohne den KI-Trend hätten wir in den letzten zwei Jahren nicht die Wachstumserwartungsausweitung gesehen. Darum denke ich, dass der Markt nun auch einen ROI sehen will, damit die Erwartungen an die AI-MAG7 gerechtfertigt sind. Es könnte sein, dass wir in diesem Jahr kein inflationsbereinigtes Wachstum des$VUSA (+0,3 %) S&P500/ AI-MAG7 sehen, falls die Margen rückläufig sind und der politische Stimulus nicht wie antizipiert ausfällt (Glaube ich aber nicht).
• Trends & KI:
Die Skalierung der Infrastruktur der Hyperscaler wird nachlassen. Nvidia könnte bei Margendruck durch ein rückläufiges Angebotsdefizit eine Einstiegschance bieten. Die MAG7 bleiben dominant und nutzen ihre Marktstellung, um in neue Geschäftsmodelle zu expandieren und Zukunftswachstum zu generieren. Allerdings wird das Premium nachlassen, wenn kein schneller ROI sichtbar wird.
• Marktbewertung:
Der US-Markt ist im historischen Vergleich stark überbewertet, vor allem durch die MAG7. Passive Investments in ETFs Konzentrieren das Kapital weiter und reduzieren die Flexibilität des Marktes und machen den S&P als auch NASDAQ abhängig von den MAG7
Nun etwas mehr ins Detail:
Zinsen, Inflation und die FED
Das aktuelle Zinsniveau bleibt eine zentrale Frage. Ich habe den Eindruck, dass die langfristigen Zinsen derzeit noch etwas zu niedrig sind, auch wenn ich kurzfristig einen kleinen Rebound erwarte – beispielsweise bei TLT (16Y US Gov Bonds), dessen Kurs bereits stark gefallen ist. Sollten die Zinsen jedoch weiter steigen, könnten insbesondere riskante Anlagen unter Druck geraten.
Die FED befindet sich dabei in einem Dilemma. Ihre Aufgabe, Preisstabilität zu gewährleisten, wird durch politische Einflüsse, insbesondere unter einer möglichen erneuten Präsidentschaft von Trump, erheblich erschwert. Ich schätze die neutrale Rate (den Zinssatz, der weder stimulierend noch restriktiv wirkt) bei etwa 4 %, wohingegen die FED sie bei 3 % sieht – ein Fehler aus meiner Sicht. Aktuell sehe ich die Geldpolitik der FED nicht als restriktiv an, sondern glaube, dass wir bereits stimulieren. Zinssenkungen halte ich in diesem Jahr daher nicht nur für unnötig, sondern für einen potenziellen Fehler.
Ich gehe davon aus, dass die FED grundsätzlich zu niedrigen Zinsen tendiert und wahrscheinlicher zu spät handeln wird, wenn es um Zinserhöhungen geht. Zwar wird sie erneut betonen, „datenabhängig“ zu agieren, doch sehe ich hier ein Problem: Die zugrunde liegenden Wirtschaftsdaten könnten sich aufgrund von Volatilität und Unsicherheiten als trügerisch erweisen.
Ein weiterer kritischer Punkt ist die mögliche Fehlinterpretation der Auswirkungen von KI auf den Arbeitsmarkt. Sollten Effizienzsteigerungen durch KI falsch als Schwäche im Arbeitsmarkt interpretiert werden, könnten Zinssenkungen als gerechtfertigt angesehen werden, was die Inflationsproblematik weiter verschärfen könnte. Ich halte ein Szenario aus einem schwächelnden Arbeitsmarkt bei gleichzeitig anziehender Inflation für realistisch – ein gefährlicher Zustand, da ein durch KI belasteter Arbeitsmarkt nicht durch niedrigere Zinsen stabilisiert werden kann. Dies würde die Inflation weiter anheizen.
Mögliche Inflationswellen
Ich denke, wir könnten vor einer weiteren Inflationswelle stehen, abhängig von auslösenden Katalysatoren. Folgende Faktoren beobachte ich als mögliche Treiber, die größtenteils bereits teilweise eingepreist sein könnten:
1. Inflationserwartungen, die sich selbst verstärken und zu weiterer Inflation führen.
2. Migrationspolitik
3. Energiekriege und ihre Folgen auf Rohstoffpreise.
4. Handelskriege (Strafzölle und Deglobalisierung).
5. Auswirkungen von KI auf den Arbeitsmarkt und ihre potenzielle Fehlinterpretation.
6. Government Spending
7. Vertrauen in den USD
Trump und der Markt
Historisch betrachtet zeigt sich, dass das Risikoaufschlag-Premium für US-Präsidenten zu Beginn ihrer Amtszeit oft stark eingepreist wird und im Laufe der Jahre abnimmt.
Ich gehe davon aus, dass Trump alles daransetzen wird, den US-Aktienmarkt und den USD stark zu halten. Es ist denkbar, dass er Katalysatoren einführt, die die Kaufkraft von Unternehmen und Konsumenten in den USA quasi sofort steigern könnten. Kurzfristig könnte dies von der Wall Street in einem massiven „Risk-on“-Modus gefeiert werden. Gleichzeitig sehe ich jedoch belastende Faktoren, da die Politik unter Trump vermutlich recht experimentell ausfallen könnte. Der Kapitalmarkt benötigt jedoch Planungssicherheit, und diese Unsicherheiten könnten wiederholt zu Volatilität führen.
Ich denke, dass das Alpha in diesem Jahr vor allem in ausgewählten US-Midcaps liegt, sowie kurzfristig und volatil in High-Risk-On-Segmenten. Es ist wichtig anzumerken, dass wir uns aktuell in einer anderen Ausgangslage befinden als während Trumps erster Amtszeit. Daher halte ich weniger Strafzölle und Abschiebungen für rational umsetzbar.
Ich vermute zudem, dass es in Trumps Interesse lag, vor seinem Amtsantritt die Marktstimmung gedrückt zu halten, um später eine starke Performance für sich beanspruchen zu können. Darüber hinaus denke ich, dass Trumps „Drill, Baby, Drill“-Politik die Inflationserwartungen stabilisiert hat. Ohne diese Erwartungen hätten die Inflationszahlen möglicherweise stärker angezogen. Allerdings hat die OPEC entsprechend gegengesteuert, was die Effekte begrenzte.
Europa & Asien
In Europa scheint das Sentiment weiterhin wie am Tiefpunkt zu sein. Dennoch sehe ich Bewertungspotenzial durch mögliche Stimulusmaßnahmen und die Erwartung eines kommenden europäischen CAPEX-Booms. Der ROI solcher Maßnahmen bleibt jedoch unsicher. Ein zusätzlicher positiver Impuls könnte von einem chinesischen Stimulus ausgehen, der europäischen Unternehmen zugutekommen könnte.
Kurzfristig erwarte ich eine leichte Stärkung des Euro, da der USD sich zuletzt so schnell gefestigt hat und die Zinssenkungserwartungen in den USA stark zurückgegangen sind. Gleichzeitig könnte China versuchen, den Yuan weiter abzuwerten, um potenziellen Strafzöllen entgegenzuwirken.
Ich sehe außerdem, dass ein Überangebot in Europa durch Strafzölle die EZB dazu verleiten könnte, die Zinsen niedrig zu halten. Dies könnte die Kapitalkosten gering halten und dadurch Schwung in die Wirtschaft und den Konsum bringen. Zusätzlich könnten vermehrte Investitionen in Länder der US-Allianz, anstatt direkt in die USA, dazu genutzt werden, Strafzölle zu umgehen.
Die Kombination aus europäischem Stimulus, einer stärkeren globalen Nachfrage und einer möglichen Abwertung des Yuan bietet Chancen, aber auch Risiken. Europäische Unternehmen könnten in einer günstigen Position sein, vorausgesetzt, die EZB sorgt für stabile Rahmenbedingungen.
Zu Europa werde ich bald noch einen Beitrag schreiben, da es hier viel zu sagen gibt. Ich werde das separat betrachten.
Wie kann mein Investment Gewinne bringen?
1. Dividenden:
Direkte Ausschüttungen, die für Stabilität sorgen.
2. Inflationsbereinigtes Gewinnwachstum:
Unternehmen, die real wachsen und so auch langfristig Wert schaffen.
3. Ausweitung der Erwartungen (P/E):
Unternehmen, insbesondere teure Growth-Titel, müssen nicht nur wachsen, sondern die Markterwartungen übertreffen, um Gewinne zu bringen.
Beispiel: Wenn man in$PLTR (-2,68 %) Palantir investiert, weil man von Wachstum überzeugt ist, reicht das nicht aus. Es müsste ein stärkeres Wachstum eintreten, als der Markt aktuell erwartet.
Historisch betrachtet sind die Erwartungen, gemessen am Shiller P/E-Ratio, sehr hoch. Nur während der Dotcom-Bubble 2000 und 2020 waren die Multiples höher.
Diese hohen Bewertungen werden maßgeblich von den größten 10 Aktien getrieben. Global gesehen ist der US-Markt dadurch nicht nur im Hinblick auf das P/E, sondern auch auf andere Metriken wie P/Sales, P/Book, P/Cashflow und P/Dividend der mit Abstand teuerste Markt.
Wann ich denke, dass ich kaufen/verkaufen werde:
1. Externe Schocks oder Flashcrashs:
Sollten fundamentale Zweifel am Geschäftsmodell fehlen, sehe ich solche Ereignisse als Kaufgelegenheit.
2. Zinspolitik:
Zinssenkungen der FED erwarte ich dieses Jahr nicht und halte sie auch für einen Fehler. Europa und China hingegen könnten bzw. sollten stimulierende Maßnahmen ergreifen.
3. Volatilität:
Ich rechne mit einem volatilen Jahr, in dem Spannungen und Unsicherheiten kurzfristige Belastungen bringen könnten. Politische Eskalationen halte ich zwar für unwahrscheinlich, aber sie sind nicht auszuschließen.
Trends und KI
• Langfristige Effekte der KI:
KI wird Industrien revolutionieren, Effizienz schaffen und Arbeitsplätze abbauen. Kurzfristig könnten jedoch hohe Investitionen ohne direkten ROI die Märkte belasten. In solchen Momenten könnten gute Einstiegsmöglichkeiten entstehen.
• Equal-Weighted vs. MAG7-Weighted S&P 500:
Ich erwarte, dass der Equal-Weighted S&P 500 eine ähnliche Performance zeigt wie der MAG7-Weighted Index, sollte das CAPEX keinen schnellen ROI bringen.
• KI-CAPEX:
Die Nachfrage wird sich von den „ersten Reihen“ (MAG7) auf die „zweiten Reihen“ verlagern, da Investoren zuerst ROI auf bestehende Investitionen sehen wollen. Sollten Margen und Preise bei Nvidia durch ein rückläufiges Angebotsdefiziet unter Druck geraten, könnten sich Einstiegsmöglichkeiten ergeben.
• MAG7 und ihre Dominanz:
Die MAG7 werden ihre Markteintrittsbarrieren weiterhin nutzen, um in neue Geschäftsmodelle zu skalieren. Sie könnten kurzfristig Margendruck erleben, langfristig aber monopolartige Positionen in Nischen aufbauen.
• LLMs und SaaS:
LLMs könnten SaaS-Produkte verbessern. Während kurzfristig Margen unter Druck geraten könnten, sehe ich langfristig Chancen, dominante Monopole relativ günstig zu kaufen.
Investmentgrundsätze
1. FOMO vermeiden:
Trends nicht hinterherlaufen. Gier ist ein Kontraindikator – Ruhe bewahren hilft, impulsive Entscheidungen zu vermeiden.
2. Katalysatoren für Unterbewertungen:
• Schein-Disruption durch neue Wettbewerber.
• Schein-Regulatorische Maßnahmen gegen Monopole.
• Geopolitische Unsicherheiten, die kurzfristig Druck aufbauen.
3. Rebalancierung:
Ich werde mein Portfolio regelmäßig anpassen, da ich von starken Schwankungen zwischen Risk-On und Risk-Off ausgehe.
Marktbetrachtung
Der Markt erscheint historisch stark überbewertet, besonders in den USA. Kapital konzentriert sich zunehmend in den MAG7 und fließt passiv in ETFs. Diese Entwicklung reduziert die Flexibilität des Marktes und birgt langfristige Risiken. Gleichzeitig befinden wir uns in einem ungewöhnlich langen Bullenmarkt, der durch massive Stimulierung und Zukunftserwartungen angetrieben wurde. Wir haben alle noch nie einen wirklichen Bären-markt gesehen!
⁉️Disclaimer:
Noch einmal am Ende: Alles bleibt natürlich spekulativ. Ich bin kein Profi und habe keinen Edge. Das hier ist lediglich meine persönliche Meinung und der Versuch, die für mich wahrscheinlichsten Szenarien zusammenzufassen, um langfristig informiert handeln zu können. Selbstverständlich ist das keine Anlageberatung, sondern einfach nur mein persönlicher Denkprozess.
Zu Crypto, speziell BTC, werde ich bald einen separaten Beitrag schreiben.
Zusätzlich werde ich auch einen Beitrag zu den Trades schreiben, die ich dieses Jahr machen möchte, inklusive der Logik und Strategie dahinter.
Wenn ich etwas Relevantes vergessen habe, bitte ich dich, dies zu kommunizieren. Es bringt nichts, wenn jeder nur für sich denkt. Du kannst nichts verlieren, wenn du deine Meinung kommentierst – also nur zu!