Das Handelsblatt hat mithilfe von Daten der Vergleichsplattform ExtraETF knapp 1300 Fonds verglichen. Ziel war es, jene Anleihe-ETFs herauszufiltern, die in den vergangenen Jahren am besten zur Generierung eines passiven Einkommens geeignet waren. Untersucht wurden dafür fünf Kategorien.
Kategorie 1: Staatsanleihen
Anleihen ETF haben in der Regel keine feste Laufzeit, dadurch ist die Kursentwicklung wichtig: Damit Anleihe-ETFs einen Gewinn erzielen, müssen die Kurse der Anleihen in den Fonds steigen oder dürfen zumindest nicht so stark fallen, dass die Kursverluste die Zinszahlungen aufzehren.
Der iShares € Govt Bond 0-1yr UCITS ETF (Dist)“ $IBGE (+0,03 %) (ISIN: IE00B3FH7618) setzt ausschließlich auf Staatsanleihen von Euro-Mitgliedsländern mit höchster Bonität und einer Restlaufzeit von einem bis zwölf Monaten. Dadurch ist hier das Kursrisiko geringer.
Weil europäische Staatsanleihen als besonders sicher gelten, ist das Zimsniveau immer noch vergleichsweise gering. Die erwartete Ausschüttungsrendite liegt für dieses Jahr lediglich bei einem Prozent.
Kategorie 2: Unternehmensanleihen (Investmentgrade)
Beim besten ETF im Bereich Unternehmensanleihen mit guter Bonität fällt das Ergebnis besser aus. Hier stehen Anleger, die zum Jahresstart 2020 mit dem „iShares € Corp Bond Interest Rate Hedged ESG SRI UCITS ETF“ $IRCP (+0,03 %) (IE00B6X2VY59) investierten, derzeit bei einer Rendite von knapp 14 Prozent.
Das liegt vor allem an den höheren Ausschüttungen: Weil europäische Unternehmensanleihen selbst mit bester Bonität in der Regel ein höheres Ausfallrisiko als Staaten haben, müssen sie Investoren höhere Zinsen zahlen. Die erwartete Ausschüttungsrendite für dieses Jahr beträgt 3,4 Prozent, wobei die Tendenz durch die wieder sinkenden Zinsen negativ ist. 2024 lag die Ausschüttungsrendite noch bei 3,8 Prozent.
Der ETF bietet Zugang zu Anleihen von Unternehmen aus dem Investmentgradebereich. Aufgenommen werden Zinspapiere von Unternehmen aus der Industrie, von Versorgern und aus der Finanzbranche. Dabei werden die enthaltenen Titel nach ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) gefiltert. Gleichzeitig wird der ETF gegen das zugrunde liegende Zinsrisiko abgesichert, indem er Terminkontrakte auf deutsche Staatsanleihen kauft. Diese Absicherung mindert die Rendite, sorgt allerdings auch dafür, dass der ETF insgesamt stabiler ist.
Wie bei Staatsanleihen schwanken auch bei Unternehmensanleihen die Kurse von Zinspapieren mit geringen Restlaufzeiten weniger stark.
Kategorie 3: Unternehmensanleihen (High Yield)
Die höchsten Zinsen im Euro-Raum erhalten Anleger bei Anleihen von Unternehmen mit dem höchsten Ausfallrisiko. Außerhalb des als vergleichsweise sicher geltenden Investment-Bereichs spricht man von High-Yield-Anleihen.
Allein aus der Perspektive des passiven Einkommens betrachtet sind dementsprechend High-Yield-ETFs am interessantesten: Hier sind die Zahlungen am höchsten – allerdings ist die Gefahr auch größer, dass sie teilweise ausfallen.
Beim „iShares € High Yield Corp Bond UCITS ETF (Dist)“ $IHYG (+0,1 %) (IE00B66F4759), der Zugang zu den größten und liquidesten in Euro denominierten Unternehmensanleihen mit einem Rating unterhalb Investment Grade bietet, beträgt die erwartete Ausschüttungsrendite in diesem Jahr beispielsweise 5,8 Prozent.
Die Gesamtrendite aus Kurs und Zinsen beträgt seit 2020 trotz der hohen Auszahlungen derzeit nur knapp 15 Prozent. Der ETF wird dadurch vom „Xtrackers EUR High Yield Corporate Bond UCITS ETF (Dist)“ $XHYG (+0,18 %) (LU1109942653) geschlagen, der auf eine Gesamtrendite von 15,2 Prozent kommt.
Kategorie 4: US-Staatsanleihen
Wegen der niedrigeren Zinsen in Europa wirken auch US-Staatsanleihen attraktiv. Zehnjährige Papiere werfen derzeit eine Rendite von mehr als vier Prozent ab. Allerdings gehen Investoren hier ein Währungsrisiko ein. In diesem Jahr hat der Dollar beispielsweise elf Prozent an Wert verloren. Dadurch besteht die Gefahr, dass selbst die hohen Zinszahlungen die Währungsverluste nicht ausgleichen können.
Stattdessen können Investoren in ETFs auf US-Staatsanleihen investieren, die sich über Termingeschäfte gegen das Währungsrisiko absichern. Dadurch entstehen allerdings drei Probleme:
- Erstens ist die Absicherung relativ grob, eliminiert das Währungsrisiko also nicht komplett
- Zweitens kostet die Absicherung Geld und damit Rendite
- Drittens profitieren Anleger nicht mehr von positiven Währungseffekten
Nicht nur die Eigenheiten von währungsbesicherten ETFs setzten Fonds auf US-Staatsanleihen aber zu. Vor allem die hohen Zinsen in den USA schwächen sie. Indem das Zinsniveau dort höher ist als in Europa, fielen auch die Kurse stärker. Der „Xtrackers US Treasuries UCITS ETF EUR-Hedged“ $XUTE (+0,36 %) (LU1399300455) verlor beispielsweise gegenüber dem Jahresstart 2020 gut 21 Prozent an Wert.
Beim „iShares $ Treasury Bond 1-3yr UCITS ETF (Dist)“ $IBTS (-0,31 %) (IE00B14X4S71), der in US-Staatsanleihen mit Restlaufzeiten von einem bis drei Jahren investiert, hätten Anleger seit 2020 eine Gesamtrendite von 8,5 Prozent erzielt. Der Kurs liegt nur sechs Prozent im Minus, sodass diese Verluste durch Zinszahlungen von gut 1400 Euro überkompensiert worden wären.
Kategorie 5: Staatsanleihen aus Schwellenländern
Staatsanleihen von Schwellenländern verhalten sich zu Staatsanleihen von Industrienationen ähnlich wie High-Yield-Bonds zu Papieren im Investmentgrade-Bereich: Ihr Ausfallrisiko ist höher, daher verlangen Investoren eine höhere Rendite. Zudem gilt hier dasselbe wie bei US-Staatsanleihen: Investoren gehen ein Währungsrisiko ein, das sie durch währungsbesicherte ETFs mindern können.
Wer allein auf die Ausschüttungen schaut, findet hier die besten Ergebnisse in den vorgestellten Kategorien: Wer beispielsweise 2020 zum Jahresstart 10.000 Euro in den „Xtrackers ESG USD Emerging Markets Bond Quality Weighted UCITS ETF (Dist) EUR-Hedged“ investierte, bekam bereits mehr als 2700 Euro ausgezahlt.
Ähnlich wie die High-Yield-Bonds ließen aber auch hier die weltweit gestiegenen Zinsen die Kurse einbrechen. Dadurch erzielt nur einer der fürs Ranking qualifizierten ETFs seit 2020 eine positive Gesamtrendite: der „iShares J.P. Morgan $ EM Corp Bond UCITS ETF (Dist)“ $EMCR (+0,06 %) (IE00B6TLBW47).
Der ETF bietet Zugang zu in Dollar laufenden Unternehmensanleihen aus Schwellenländern mit sämtlichen Laufzeiten. Der Kurs ist seit 2020 zwar 15 Prozent gefallen, allerdings erhielten Anleger hier auch regelmäßig Ausschüttungen jenseits der Drei-Prozent-Marke. Die erwartete Ausschüttungsrendite für dieses Jahr liegt sogar bei 5,8 Prozent.
Inklusive der prognostizierten Ausschüttungen für dieses Jahr werden sich diese zum Jahresende auf 23,25 Euro pro Anteilsschein summiert haben. Bei einem Anfangsinvestment von 10.000 Euro wären es gut 2500 Euro, was zu einer Gesamtrendite von knapp zehn Prozent führt. Hier können auch die unbesicherten ETFs nicht mithalten. Sie kommen maximal auf eine Gesamtrendite von knapp sieben Prozent.
Quelle Text (Auszug) & Grafik: Handelsblatt, 10.08.25
Zinstreppe: Anleihe-ETF können Anlegern regelmäßige Auszahlungen liefern