Auf Grund von dem Post von @Aktienfox über $HIMS (-4,2 %) , hier ein kleiner Einblick in das Elliot Wellen Prinzip.
Über EWP:
In den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts entwickelte der ehemalige erfolgreiche Buchhalter Ralph Nelson Elliott eine Theorie über die Kursbewegungen an Aktienmärkten, die auf der von Charles Dow entwickelten Dow-Theorie sowie auf der Fibonacci-Zahlenfolge aufbaut. Auch heute noch findet das Elliott-Wellen-Prinzip große Beachtung bei vielen technisch orientierten Anlegern. In zwei Folgen werden die Grundaussagen der Theorie beleuchtet.
Elliott begann seine systematischen Studien in den frühen Dreißigerjahren anhand von vielen Jahrzehnten Kurshistorie von Aktien- und Indexcharts. Er untersuchte Zeiteinheiten vom Halbstundenchart bis zum Jahreschart und kam dabei zum Ergebnis, dass die Kursbewegungen nur scheinbar zufällig und unvorhersehbar seien. Vielmehr folgten sie laut Elliott »natürlichen Gesetzen« und konnten unter Anwendung der Fibonacci-Zahlenreihe vorhergesagt werden. Die nach dem bedeutenden italienischen Mathematiker Leonardo da Pisa – alias Fibonacci – benannte Zahlenfolge weist interessante mathematische Aspekte auf und kommt in der Natur häufig vor. Elliott veröffentlichte seine Erkenntnisse in zwei Büchern (»The Wave Principle«, 1938, und »Nature’s Law – The Secret of the Universe«, 1946). Weite Verbreitung fand die Theorie jedoch erst nach der Zusammenfassung der Erkenntnisse im Buch »Elliott Wave Principle« von A. J. Frost und Robert Prechter im Jahr 1978 und nachdem der studierte Psychologe und ehemalige Merrill Lynch-Analyst Robert Prechter durch mehrere korrekte Vorhersagen großer Trendwenden in den Achtzigerjahren sowie den Gewinn der US-Trading-Meisterschaften 1984 große Bekanntheit erlangte.
Kernaspekte
Die Wellentheorie enthält im Kern drei relevante Aspekte: Formationen, Längenverhältnisse und Zeitverhältnisse. Am wichtigsten sind die Formationen, gefolgt von den Längenverhältnissen und den Zeitverhältnissen.
Die Formationen behandeln den Aspekt der Wellenmuster, die sich im Kursverlauf nach bestimmten Regeln und Richtlinien identifizieren lassen. Die Längenverhältnisse behandeln die Frage, in welchen preislichen Ratios die einzelnen kategorisierten Wellen zueinander stehen. Diese Ratios finden praktische Anwendung bei der Ermittlung potenzieller Kursziele in der Korrektur (Retracements) sowie im Trendverlauf (Projektionen bzw. Extensionen).
Selbst viele Technische Analysten, die der Elliott-Wellen-Theorie eher mit Vorbehalten gegenüberstehen, nutzen losgelöst von der Formationstheorie diesen Aspekt häufig in ihren Analysen. Die Zeitverhältnisse werden wiederum auch in der Anwenderpraxis der Elliott-Anhänger aufgrund der als geringer eingeschätzten Zuverlässigkeit zum Großteil stiefmütterlich behandelt. Sie werden ebenfalls durch die Verwendung von Fibonacci-Ratios hergeleitet und können dazu dienen, die Analyse der Formationen und Kursziele zu bestätigen.
Zentrale Aussagen
Die wichtigste These der Elliott-Wellen-Theorie besagt, dass die Finanzmärkte einem festen Acht-Wellen-Zyklus von fünf Impulswellen in Trendrichtung und anschließend drei Korrekturwellen in entgegengesetzter Richtung folgen. Die Impulswellen werden bei der Bezeichnung mit den Nummern 1 bis 5 versehen, während Korrekturwellen durch die Buchstaben a, b und c gekennzeichnet werden. Es gibt verschiedene Ränge bzw. Größen von Trends. Elliott selbst kategorisierte gemäß den ihm zur Verfügung stehenden Daten neun Ränge, die von wenigen Stunden bis rund 200 Jahre reichten. Aufgrund des fraktalen Charakters der Märkte folgt dabei gemäß der Theorie, dass jede Welle Bestandteil einer Welle des nächsthöheren Rangs ist und selbst wiederum in Wellen des nächstniedrigeren Rangs unterteilt werden kann. Die genannte Acht-Wellen-Struktur bleibt dabei immer erhalten. Daraus folgt, dass man bei immer genauerer Unterteilung der Wellen bzw. Zyklen die Wellen-Sequenzen 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89 etc. erhält, die nichts anderes als die Fibonacci-Zahlenfolge darstellen. Ob eine Welle in drei oder fünf Wellen unterteilt wird, hängt von der Trendrichtung der nächstgrößeren Welle – also des nächsthöheren Rangs – ab. Die einzige Ausnahme stellen Dreiecke dar, die einen Impuls, das heißt eine Trendwelle, in fünf Subwellen korrigieren.
Impulswellen
Eine Impulswelle in Trendrichtung lässt sich immer in fünf Subwellen unterteilen. Dabei muss die Welle 1 immer eine Impulswelle oder ein sogenanntes Leading Diagonal Triangle (LDT) sein, bei dem die Begrenzungslinien konvergieren. Wie die Impulswelle besteht das LDT aus fünf Subwellen. Bei Letzterem kommt es jedoch zu einer preislichen Überlappung zwischen Welle 1 und Welle 4, während dies bei der Impulswelle nicht erlaubt ist. Die Welle 2 stellt eine aus drei Wellen bestehende Korrekturwelle der Welle 1 dar und darf dabei das Tief der Welle 1 nicht zu 100 Prozent erreichen. Die Welle 3 stellt dann wieder eine Impulswelle dar und darf niemals die kürzeste der fünf Wellen sein. Die Welle 4 stellt wiederum eine Korrekturwelle dar, die entweder dreiwellig oder ein aus fünf Subwellen bestehendes Dreieck ist. Mit Ausnahme des LDT (siehe Grafik 1) darf die Welle 4 die Preiskurve nicht bis in das Territorium der vorausgegangenen Welle 1 zurückführen. Die Welle 5 muss ein Impuls oder ein sogenanntes Ending Diagonal Triangle (EDT) sein. Beim EDT konvergieren die Begrenzungslinien und es kommt zu einer preislichen Überlappung von Subwelle 4 mit Subwelle 1. Anders als beim LDT bestehen die fünf Subwellen jedoch ausschließlich aus Korrekturwellen, sodass sich eine 3-3-3-3-3-Sequenz statt einer 5-3-5-3-5-Sequenz ergibt. Mit Blick auf die Richtlinien zu Impulswellen ist festzustellen, dass in der Regel eine der drei Impulswellen in Trendrichtung eine Ausdehnung aufweist, das heißt preislich signifikant länger ist als die anderen beiden. Im Bereich der Aktienmärkte ist dies meist die Welle 3, während es an den Rohstoffmärkten häufig die Welle 5 ist. Die einzelnen Impulswellen stehen dabei meist in einem Fibonacci-Verhältnis zueinander. Eine ausgedehnte Impulswelle erreicht häufig 161,8 Prozent der Länge der anderen Impulswellen. Weitere oft anzutreffende Ausdehnungsgrade sind 200 Prozent und 261,8 Prozent. Kommt es bei einer Impulswelle zu einer Ausdehnung – vor allem bei Welle 3 – so sind die anderen beiden Wellen in Trendrichtung häufig in etwa gleich lang. Kommt es bei Welle 5 zu einer Ausdehnung, so ergibt sich ein mögliches Kursziel, indem man 161,8 Prozent der Strecke vom Tief (im Aufwärtstrend) der Welle 1 zum Hoch der Welle 3 am Tief der Welle 4 nach oben projiziert. Ferner ist bei der Ausbildung der Welle 5 in der Regel eine Abschwächung der Trenddynamik (Momentum) sowie ein Rückgang im Handelsvolumen festzustellen.
Korrekturwellen
Die Korrekturwellen lassen sich unterteilen in die Formen Zig-Zag, Flat und Dreieck sowie in Kombinationen aus diesen dreien (komplexe Korrektur). Das dreiwellige Korrekturmuster Zig-Zag weist die Wellenstruktur 5-3-5 auf. Dies bedeutet, dass die erste – in Richtung des Korrekturtrends laufende – Welle a in fünf Subwellen unterteilt werden kann. Die anschließende Welle b korrigiert wiederum die Welle a in drei Wellen und darf nicht den Ausgangspunkt der Welle a erreichen. Darauf folgt schließlich die fünfteilige Welle c in Richtung des Korrekturtrends. Letztere läuft dabei über den Endpunkt der Welle a hinaus. Das dreiwellige Korrekturmuster Flat stellt eine eher seitwärts gerichtete Korrektur dar und weist die Wellensequenz 3-3-5 auf. Die Welle a ist somit ebenso wie die Welle b dreiwellig, gefolgt von einer fünfwelligen c-Welle. Das fünfwellige Dreieck – in der Regel auftretend mit konvergierenden Begrenzungslinien (Contracting Triangle) – weist die Wellenstruktur 3-3-3-3-3 auf und wird mit den Buchstaben a, b, c, d, e gelabelt. Es tritt als Welle 4 einer Impulsbewegung oder als Subwelle b einer einfachen Korrekturformation (Zig-Zag oder Flat) auf. Daneben kann es noch Bestandteil komplexerer Korrekturformen sein, deren Darstellung im hier vorliegenden Rahmen jedoch zu weit führen würde. Allgemein lässt sich zu den Korrekturwellen festhalten, dass sie gemäß dem Elliott-Wellen-Prinzip die vorausgegangene Trendbewegung in der Regel in einem Fibonacci-Verhältnis korrigieren (Fibonacci-Retracement), bevor sich der Trend fortsetzt. Typisch vorkommende Retracement-Niveaus sind 23,6 Prozent, 38,2 Prozent, 50 Prozent, 61,8 Prozent und 76,4 Prozent/78,6 Prozent. Die Korrekturwelle 2 korrigiert häufig 50 Prozent oder 61,8 Prozent der Welle 1, während die Welle 4 eher dazu neigt, 23,6 Prozent oder 38,2 Prozent der Welle 3 zu retracen. Gemäß der sogenannten Rule of Alternation ist es unwahrscheinlich, dass im Rahmen einer Impulsbewegung zweimal hintereinander dieselbe Korrekturform auftritt. Entwickelt sich also in Welle 2 ein Zig-Zag, so ist zu erwarten, dass sich Welle 4 als ein Flat oder Dreieck ausbilden wird. Wie bei den Impulswellen gibt es auch Zielprojektionen aus dem Verhältnis der Subwellen der Korrektur. Am wichtigsten ist die Richtlinie, dass die Welle c einer Zig-Zag-Formation preislich häufig genauso lang ist wie Welle a.
Quelle: Société Générale (Ralf Fayad)