Gold - (k)ein sicherer Hafen?
(aus der Reihe: Deine Frage zu Edelmetallen - Teil 2)
@HerkshireBathaway321 schreibt:
„… Bei mir geht der „,Riss" leider durch die Familie. Meine Angetraute vertraut in Hohem Maße dem (phys.) Gold.
Ich bin skeptisch.
Gold hätte bei den ganzen Verwerfungen der letzten Jahre eigentlich eine „3" vorne dran haben können, aber zumindest doch im Bereich oberhalb von 2000Dollar.
Nichts davon ist zu sehen, die Kurse bleiben gefühlt unbeeindruckt von Corona, Kriegsangst und Klimawandel etc.
Meine Sorge ist, dass zum ersten Mal in der Geschichte die Rolle von Gold als „Sicherer Hafen" verloren gehen könnte....“
Die Überlegung und Angst ob Gold ein sicherer Hafen sein könnte, ist eine Frage des Glaubens.
Die Frage ist daher in der Tat sehr individuell zu stellen. Wie in meinem Beitrag „Alles Gold was glänzt?!“ beschrieben (siehe: https://app.getquin.com/activity/ApWcaXFtjm?lang=de&utm_source=sharing
https://app.getquin.com/activity/ApWcaXFtjm?lang=de&utm_source=sharing) kann die Frage also auf unterschiedliche Art und Weise beantwortet werden.
Wie man an der aktuellen Lage und Preisentwicklung am Edelmetallmarkt sieht, lag ich mit meiner Einschätzung vor etwas mehr als 4 Monaten gar nicht so verkehrt, wenn gleich die Gründe wohl differenziert zu betrachten sind.
Damals erklärte ich unter dem Beitrag von @MaxD [Quelle 1] meine Ansicht bezüglich der Entwicklung des Preises für Gold und „sicherer Hafen“-Problematik wie folgt:
„…Der Goldpreis wird mit den nächsten Zinsanhebungen in EU und USA noch steigen, dann jedoch langsam an die Bären im Markt anschließen. Entweder erleben wir dann eine Phase der Seitwärtsbewegung oder eine Korrektur auf Grund eben der Tatsache, dass man „Gold nicht essen kann“.
Im Auge behalten sollte man auch die Lage in China, hier spielen neben dem Gold auch noch Währungseffekte eine entscheidende Rolle.“
Was die Gründe für eine derartige Entwicklung angeht, ist das natürlich wie angesprochen differenziert zu sehen und zu bewerten. Auch lassen sich die möglichen Gründe im Geschäft mit der Preisentwicklung und Prognose kombinieren oder ausschließen.
Hier spielen eben doch verschiedene Einflüsse entscheidende Rollen… Notbanken welche auf grosser Goldeinkaufstour sind [Quelle 2], gleichzeitig jedoch steigende Zinsen [Quelle 3] und dann noch die immer verzwicktere Lage in der Ukraine… von den ganzen Lieferkettenproblemen etc. etc. ganz abgesehen.
Warum sollte Gold also (als Industriemetall, Spekulationsobjekt und Technologiemetall) davon verschont bleiben? Die Zusammenhänge liegen ja ebenso klar auf der Hand wie bei Aktien oder anderen Assets.
Ein weiterer Punkt der unbedingt bei Gold beachtet werden sollte (wie in meinen damaligen Kommentar angeklungen…), sind die Währungseffekte: Der starke Dollar hat ganz andere Auswirkungen auf den Goldpreis in USD (1 Jahr: -6,76%), als die daraus sich ergebenen Bewertungen für Gold in Euro (1 Jahr: +8,68%). 💰 [Grafiken 1&2]
Gehe „ich“ davon aus, dass Gold als Industrie-/Technologiemetall immer und immer mehr Verwendung finden wird, so ist das doch ein anderes Szenario als auf den reinen „Glanz“ des Metalls zu vertrauen…
Da Industriemetalle aber auch immer an wirtschaftliche Lagen gebunden sind, ist die Preisentwicklung dementsprechend auch nachvollziehbar gekoppelt (Stichwort: Rezession).
Wie ich schon oben festhielt: Die Bedeutung von Gold als Technologischer Werkstoff ist eben nicht zu verachten und daher auch ein Spiegelbild der aktuellen, globalen Probleme der Industrie und nicht zuletzt Menschheit.
Woran du oder deine Familie glaubt ist also für jeden ganz individuell. Natürlich kann ein Klumpen Gold im Hauseigenen Tresor auch die Nerven beruhigen. Wenn deine „Angetraute“ darin Sicherheit verspürt, ist das zumindest mental gesehen ein wichtiger „Hafen“. ⚓️
Wie sagen „wir“ hier immer? Das Asset muss zur eigenen Risikoaffinität und Vorstellung passen. 💡
Der Gedanke des „sicheren Hafen“ muss also in sofern überdacht werden, als das die eigene Interpretation dazu gefunden werden muss.
Ein richtig oder falsch bezüglich Gold aber auch jedem anderen Asset, ist daher immer an das eigene subjektive Ziel dieser Anlageklasse und der eigenen Risikobereitschaft gebunden.
Quellen:
[1] Beitrag von @MaxD (https://app.getquin.com/activity/sPofciTMxJ?lang=de&utm_source=sharing
https://app.getquin.com/activity/sPofciTMxJ?lang=de&utm_source=sharing)
[2] Die Gold-Tricks der Notenbanken - FAZ vom 02.11.2022 (https://m.faz.net/aktuell/finanzen/die-gold-tricks-der-notenbanken-400-tonnen-gekauft-18431135.html?premium=0xd14578aa8949f9b04175a9e1ac2e8304&premium=0xd14578aa8949f9b04175a9e1ac2e8304&GEPC=s9)
[2] Warum Gold als Inflationsschutz versagt- ARD vom 07.01.2022 (https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/warum-gold-als-inflations-hedge-versagt-und-aktien-besser-sind-101.html)
Bildquellen:
[Bild 1] Kein sicherer Hafen? - Hamburg - Symbolbild von Hamburg24 (https://www.24hamburg.de/hamburg/wetter-sturm-hamburg-unwetter-sturmflut-hochwasser-flughafen-sturmschaeden-fischmarkt-dwd-deutsche-bahn-sturmtief-sabine-hermine-90002020.html)
[Bild 2 und 3] Goldpreis in Euro und USD von gold.de - Ansicht auf 1 Jahr.
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