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Wasserstoffperoxid – Chemie im Alltag


Jeder mag es, keiner merkt es. Eine neue Währung neben dem Euro wurde geschaffen. In der Corona-Pandemie war nichts beliebter als Toilettenpapier. Doch Papier hat nicht den weißen Glanz, den man im Supermarkt kaufen kann. Dazu werden Bleichmittel benötigt. Ein hervorragendes Bleichmittel stellt Wasserstoffperoxid dar. Es ist umweltfreundlich, ungiftig und vielseitig.



Was ist Wasserstoffperoxid?

Wasserstoffperoxid ist eine farblose, klare Flüssigkeit bestehend aus Wasserstoff H2 und Sauerstoff O2. In der Verbindung wird es chemisch als H2O2 ausgedrückt. Es handelt sich dabei aber um eine sehr instabile Verbindung, da unter natürlichen Bedingungen die Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff eher als Knallgas-Reaktion bekannt ist. Aufgrund dessen muss der direkte Kontakt von Wasserstoff und Sauerstoff vermieden werden! Das ist im Übrigen auch ein sehr gutes Beispiel, warum man aus Sicherheitsaspekten sich vielleicht noch einmal kritischer mit der Thematik der Wasserstoffheizungen und großflächigen Pipelines, sowie Großprojekten auseinandersetzen sollte.


Wie wird es also hergestellt?

Es existiert tatsächlich ein großtechnisches Direktkontaktverfahren über Elektrolyse. Weder rentiert es sich wirklich, noch findet es überzeugende industrielle Anwendung.

Um einen Direktkontakt daher zu vermeiden, muss ein Reaktionsträger verwendet werden. Dazu werden Anthrachinone verwendet. Sie werden in zwei unabhängigen chemischen Prozessen mit Wasserstoff und Sauerstoff beladen und zum Schluss mit Wasser ausgewaschen, sodass eine wässrige Lösung an Wasserstoffperoxid entsteht. Diese muss für die Reinheit des klaren Endproduktes weiterverarbeitet werden.

Wo wird Wasserstoffperoxid verwendet?

Wichtig: Bei der Anwendung von Wasserstoffperoxid kommt es zwangsweise zur Zersetzung dessen. Dabei entsteht Wasser und Sauerstoff. Vom Sauerstoff wiederum kann eine brandfördernde Eigenschaft ausgehen.


Tatsächlich ist Wasserstoffperoxid in unserer heutigen Lebensweise eine Grundchemikalie. Es wird als besonders umweltfreundliche Variante von Bleichmitteln in der Papierindustrie überwiegend eingesetzt. Das löst die ehemalige Chlorbleiche mehrheitlich ab und schont damit sowohl Mensch als auch Umwelt. Dadurch findet es aber auch wiederum Anwendung in der Zahnmedizin, insbesondere in der Zahnaufhellung für euer strahlendes Lächeln.


Auch in der Wassertechnik ist es sehr vielseitig. Es reinigt organische Verunreinigungen und tötet bakterielle Erreger ab.


Ferner wird es aufgrund seiner desinfizierenden Eigenschaften auch als Desinfektionsmittel verwendet. Dies wird allerdings in nur sehr niedrigen Konzentrationen bis 10% verwendet. Die Anwendung von Desinfektionsmitteln wiederum ist erneut sehr vielseitig und findet sich beispielsweise in der Landwirtschaft, Medizin, Biologie, Forensik und vielen weiteren Themengebieten wieder. 


Wer spielt dabei eine entscheidende Rolle?

Es gibt insbesondere 3 große nennenswerte Produzenten in der Industrie. Das sind Solvay $SOLB (-0,73 %) , Arkema $AKE (+0,21 %) und Evonik $EVK (-0,02 %) .

Kaum jemand braucht aber tonnenweise loses Gebinde, weswegen in diesem Bereich Chemikalienhändler einen Großteil der Abnehmer, neben Papierfabriken, darstellen. An der Börse ansässig so beispielsweise noch Brenntag $BNR (+0,14 %) und viele weitere Gesellschaften abseits des Kapitalmarktes.


Das unterliegt der Tatsache, dass großtechnische Massenkonzentrationen meist im Bereich zwischen 50% und 70% liegen. Für den allgemeinen Gebrauch ist das aber zu viel, sodass diese weiter verdünnt werden.


Wo liegen die Stärken dieser Sparten?

Wasserstoffperoxid stellt alles andere als eine Nische dar. Es stellt die Grundlage für die Herstellung vieler Spezialchemikalien dar, weswegen die Margen auch überdurchschnittlich für Chemikalien sind. Weiterhin kann man sich der Nachhaltigkeit verschreiben, da die Grundchemikalien im Wasserstoff und Sauerstoff liegen. Der Anwendungsbereich ist sehr breit und aus einer modernen, hygienischen Gesellschaft nicht wegzudenken. Die Verwendung „grünen“ Wasserstoffs würde somit auch in „grünem“ Wasserstoffperoxid“ münden.

Die Sättigung der Produktionsmärkte würde kaum weitere Wettbewerber in den Markt ziehen, sodass der Markt unter den Platzhirschen weitgehend aufgeteilt ist.


Wie liegen die Schwächen?

Die Herstellung von Wasserstoffperoxid ist immer an Wasserstoffpreise gekoppelt, die wiederum an Erdgas gekoppelt sind. Entsprechende Lasten waren 2022 zu tragen und auch aus den Bilanzen ersichtlich.

Man besitzt eine relativ anfällige Import-Abhängigkeit, da die Herstellung der Arbeitslösungsgrundstoffe fast ausschließlich in Indien und China stattfindet.


Der nachlassende Papiermarkt im Zuge der Digitalisierung zwingt die Hersteller neue Märkte zu erschließen. Besonders gefragt ist der Spezialitätenmarkt, auch aufgrund der hohen Margen von ca. 20%.


Wie ist die derzeitige Marktlage?

Erst am gestrigen Tage veröffentlichte der VCI (Verband der Chemischen Industrie) seine Erwartungen für das Gesamtjahr. Insgesamt leidet die chemische Industrie weiterhin unter anhaltend hohen Rohstoffkosten. Die Nachfrage ist im Allgemeinen denkbar schwach. Eine Erholung ist vorerst nicht in Aussicht.

Das deutet darauf hin, dass die Endkonsumenten, also wir im Supermarkt, sehr zögerlich agieren. Wir greifen offensichtlich nicht mehr zu den teureren Produkten oder lassen uns lieber auf Sonderangebote ein. Man bedenke, dass es zwar hier um die Großindustrie handelt, diese aber ihren Umsatz letztlich auch nur im Konsumenten verdienen kann. Eine Ungewissheit in unseren Köpfen und unserem Verhalten lässt die Industrie also leiden.


Daher: Bitte Toilettenpapier, Zahnpasten und ordentliches Weißpapier kaufen, denn ich bin in Arkema investiert. 😂

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