Der große Autobauervergleich: $BMW
& $MBG
in China
Hallo Leute,
wie angekündigt kommt dieses Mal ein Beitrag „vom Lager“ zu Mercedes und dessen Rolle in China. Leider haben sich dieses Mal nicht so viele Leute für den Autobauervergleich erwärmen können. Ich hoffe aber, dass euch der Beitrag trotzdem interessieren wird!
Wie immer starten wir zunächst mit meinem Disclaimer:
Disclaimer: Dies ist keine Anlageberatung. Es ist auch keine Aufforderung zum Kauf / Verkauf von Finanzprodukten. Ich schildere hier lediglich meine Meinung. Ihr habt eine eigene Verantwortung gegenüber euren Investments. Also übernehme ich auch keine Haftung.
Viele von euch werden sich sicherlich noch an meinen Beitrag zu BMW erinnern, der sogar den CCF gewann. Da wir aber bei Mercedes von 0 an beginnen, schlage ich folgende Struktur vor:
Mercedes in China
Teil 1
- Bedeutung von China für die Automobilindustrie
Teil 2
- Fundamentalanalyse zu Mercedes
Teil 3
- BYD vs. Mercedes (optional)
Im ersten Teil werde ich euch Basics zu der chinesischen Automobilproduktion sowie dem speziellen Clusterbau Chinas inklusive resultierender Probleme für deutsche Automobilisten wie Mercedes darstellen.
Im zweiten Teil werde ich die Unternehmensstrategie, die Kernprodukte sowie eine intuitive Bewertung der Aktie von Mercedes vornehmen. Darauf aufbauend werden wir eine spezielle Besonderheit von Mercedes kennenlernen und vor diesem Hintergrund ein abschließendes Fazit treffen.
Bevor das hier gefragt wird: Tesla ist nicht Gegenstand dieser Reihe und zahlt keine Dividenden aus. Da ich hier auf Getquin hauptsächlich meine Dividendeninvestorseite auslebe (und bisher keiner nach meinem Tech Portfolio gefragt hat), belassen wir es hierbei erstmal.
Solltet ihr entgegen meiner Erwartung (ihr seid alle größtenteils in Dividendentitel mit Core-ETF investiert) an einer Tesla Aktienanalyse Interesse haben, schreibt es mir in die Kommentare.
Bedeutung von China für die Automobilindustrie
- „Dass man so eine schnelle Bauchlandung macht wie jetzt in China, überrascht viele“ - Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer bezugnehmend auf die Preis & Absatzpolitik von Mercedes nicht nur in China (1)
Woran denkt ihr, wenn ich deutsche Automobilindustrie sage? In der Regel kommen neben Transformation, Energiepreise auch diverse Marken auf den Tisch. Oftmals findet sich auch Mercedes darunter - ein Urgestein deutscher Automobilingenieurskunst.
Was weniger bedacht wird: Mercedes befindet sich wie viele andere Automobilhersteller Deutschlands in gleich mehreren Krisen wovon die von Hrn. Prof. Dr. Dudenhöffer angesprochene Chinakrise gerade aus meiner Sicht die deutlichste ist.
China ist im Jahr 2021 mit 17.744,64 Mrd. USD Bruttosozialprodukt zweitplatziert im Ranking der größten BIP-Länder und in Asien stellt es sogar die größte Volkswirtschaft Asiens dar. Auch die potentiellen Abnehmer sind in keinem asiatischen Land absolut so sehr vertreten wie hier. In 2022 lag Chinas Gesamtbevölkerung bei 1.425,89 Millionen Einwohnern und nimmt eine Fläche von 9.596.960 Quadratkilometern ein (vgl. (2), (3)).
Was kümmert die Fläche?
Die Fläche ist höchst relevant. China besteht aus mehreren Industrie und/oder Wohnclustern, die mehrere Branchen, Unternehmen und Produkte enthalten können. ABER: Was wäre, wenn ich euch sage, dass es in China ein Mini-Deutschland, Mini-Italien und Mini-Mexico gibt?
Nein ich habe nicht getrunken - das stimmt tatsächlich. Fokussieren wir uns auf die 3 wichtigsten der angesprochenen Industrie- und Wohncluster, so bieten sich folgende an:
- Jing-Jin-Ji
- Das Yangzte River Delta
- Das Pearl River Delta
Was haben diese Cluster nun mit Deutschland, Italien und Mexico zu tun? Gibt es dort viele Einwohner aus diesen Ländern?
Nein. Aber deren GDP - also Bruttosozialprodukt.
Ja das stimmt wirklich. Ein einziger Cluster von ihnen kann es mit dem BIP unseres Landes aufnehmen - und das obwohl wir auf Rang 4 der Länder mit dem größten BIP stehen. Die zugehörige Studie wurde bereits im Jahre 2016 veröffentlicht und weist auf die strukturelle Überlegenheit dieser Clusterplanung beim Städte- und Fabrikbau hin (vgl. (2), (3), (4)).
Nehmen wir beispielhaft die Zahlen aus 2016, so erkennen wir, dass Jing-Jin-Ji unser Mini-Mexiko ist. Das Yangzte River Delta lag 2016 bei 2,76 Billionen USD und lag damit ca. auf einer Höhe mit unserem BIP und überstieg das französische BIP sogar um:
1-(2,76 Billionen USD / 2,473 Billionen USD) = 11,61%
Ja richtig gelesen - ein einziger chinesischer Cluster reicht, um eines der bedeuteten Länder Europas auszustechen (vgl. (5), (6), (7)).
Bleibt noch das Pearl River Delta. Dieses umfasst 85 Millionen Einwohner, erstreckt sich über 1,989 Quadratkilometer und erreichte 2016 ein BIP von 1,38 Milliarden USD. Italien zum Vergleich verfügt über eine Landesfläche von 302.073 Quadratkilometer. Italien lag bei ca. 1,877 Mrd. USD (vgl. (7), (8)).
Ja das waren bestimmt Ausnahmen und der Trend geht wieder zu uns nach Europa?
Leider nein. Im Falle des Pearl River Deltas beobachtet man im Zeitraum 2011 bis 2021 steigendes Wachstum und lag 2021 bei 7,9% Wachstum TROTZ Corona, Inflation und weiteren Erschwernissen für die Industrien (vgl. (8),(9),(10)). Ein Blick auf die jährliche Wachstumsrate des BIPs seit 2012 zeigt dabei sogar die Unterdurchschnittlichkeit des Pearl River Deltas im Vergleich zum nationalen Durchschnitt auf. Dieses lag 2021 bei 8,08%, sodass dieser Produktionscluster ein Beispiel für einen eher schwachen Cluster Chinas vom Wachstum her ist.
Bei all der Fläche, dem Wachstum, den tollen Clustern müssen sich doch enorme Chancen bieten?
Theoretisch ja - denn die Cluster sind so groß und umfassend, dass sie mehrere geographische Regionen umfassen und sich selbst in „First-Tier“ und „Emerging“ unterteilen.
Das, was du also mit deinem Portfolio ggf. machst mit Emerging Markets macht China bereits mit seinen Clustern. Bevor es cool war.
Die resultierenden Chancen sind hierbei beispielhaft in der Ansiedlung z.B. in Guangzhou (Stadt nahe Shenzhen) oder in Dongguan zu sehen. Letztere ist beispielhaft für „Emerging Cities“ also für aufstrebende Städte, deren Standards ggf. noch unter dem von in diesem Beispiel Guangzhou liegen.
Wie reagiert die deutsche Automobilindustrie?
Radikal. Quelle (11) weist zum Beispiel aus, dass BMW seinen X5 Bestseller, den vollektrischen 3er BMW und die meisten seiner Baureihen NICHT mehr in Deutschland bauen lässt, sondern in China (vgl. (11)).
Ja richtig gelesen. Eines der deutschen Urgesteine baut in China und setzt auf deren Clusterkonzept. Dafür nutzt BMW eine Art Joint Venture mit der 2003 gegründeten BMW Brilliance Automotive GmbH. Dieses ist mehr oder weniger ein Zusammenschluss von Konzernressourcen von der BMW Group und der Brilliance Group, das sich mit Einkauf, Produktion und Vertrieb von BMW Fahrzeugen in China beschäftigt. Es ist Arbeitgeber für 23.000 Mitarbeiter und hat in 2021 ALLEINE 700.000 BMW Fahrzeuge gebaut. Auf ihrer Website listen sie die typischen Modelle auf - vom BMW 1ner über die X-Reihe bis hin zu den (teil-)elektrischen Fahrzeugen um den BMW i3 ist fast alles vorhanden (vgl. (12), (13)).
Alles aus chinesischer Hand gefertigt und beispielhaft produziert in den Standorten in Dandong und Tiexi. Aber das reicht noch nicht - denn im April 2022 wurde sogar angebaut und das um eine Fläche von 125 Fußballfeldern. Offensichtlich läuft der Laden (vgl. (13)).
Hinzu kommt, dass bereits im Jahre 2012 mit 92% der Befragten Chinesen eine überwältigende Mehrheit ihren Lebensstandard als deutlich höhenwertiger einordnete als den ihrer Eltern. Nur 2% gaben an, ihr Lebensstandard hätte sich verschlechtert. Das war mit 2012 noch VOR dem großen Wachstum der 2010er Jahre (vgl. (14)).
Heute wirkt sich dieser gehobene Lebensstandard bedeutend auf die Mobilitätsentwicklung aus. Plötzlich ist es für fast jeden Chinesen möglich ein Auto zu besitzen. Das führt dann zwar leider zu abstrusen Stausituationen wie beispielhaft die Zulassungszahlen Pekings zeigen. Da kamen bereits um 2014 herum massive Stauvorkommen vor, sodass man in einer halben Stunde 500 Meter weit gekommen ist (vgl. (14), (15), (16)).
Ja aber die haben doch begrenzte Lizenzkonzepte ausgegeben? Müssen die deutschen Autobauer jetzt nicht um ihren Status bangen?
Eher nein - in China gilt ein Auto als bedeutendes Statussymbol, sodass das eingeschränkte Kontinent den gefühlten Wert eher erhöht hat. Man hat somit das Gegenteil dessen erreicht, was man ursprünglich schaffen wollte: Weniger Straßenbelastung - weniger Autos. Erhalten hat man: Mehr Interesse am Auto, gleiche Stauzeiten, eine mickrige Neuzulassungsabnahme von 2%.
Also goldene Zeiten für Autobauer?
Wir merken also jetzt schon, dass das Thema „Autobauer in China“ ein vielfältiges ist. Der Fakt, dass bedeutende Ressourcen in Form der BMW Modellreihen aus Deutschland abgezogen worden sind und stattdessen in China gefertigt werden, ist bereits ein Ausrufezeichen.
Dass anscheinend mit so großer Zufriedenheit, dass angebaut wird und….
Nein nicht ganz richtig - „100%“ zufrieden sind die deutschen Automobilhersteller nicht.
Warum?
Dies erzähle ich euch im nächsten Teil meiner Erkundung des chinesischen Automobilmarkts!
Findet ihr das Thema interessant? Wollt ihr einen zweiten Teil?
Wenn euch nach diesem eher marktlastigen Thema nach meinen Dividendenaktien für diesen März ist, dann schaut gerne auf meinem YT Kanal vorbei. Danke für 350 YT Abonnenten!
EUER BASS-T
Quellen
(3) https://de.statista.com/themen/135/china/#topicOverview
(6) https://www.destatis.de/EN/Press/2017/01/PE17_010_811.html
(8) https://countryeconomy.com/gdp/italy?year=2016
(9) https://www.statista.com/statistics/1172880/china-gdp-growth-rate-of-the-pearl-river-delta/
(10) https://www.statista.com/statistics/263616/gross-domestic-product-gdp-growth-rate-in-china/
(11) https://www.focus.de/finanzen/boerse/f100/x_id_29252510.html
(12) http://www.bmw-brilliance.cn/cn/en/pr/bba.html
(13) http://www.bmw-brilliance.cn/cn/en/pr/shenyang.html
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