Dividenden auf den Zahn gefühlt 🦷
Hi Leute, dieser Beitrag soll erläutern, warum eine reine, auf Dividenden ausgerichtete Investmentstrategie kein Allheilmittel ist und du dir als junger Hüpfer/junge Hüpferin der/die du bist, durchaus nochmal Gedanken machen solltest, ob du bei einem Anlagehorizont von mehr als 15 Jahren wirklich den Fokus voll und ganz auf Dividenden und Ausschütter legen solltest.
Halt! Was?
Dividenden machen doch immer Sinn! Immerhin kriege ich regelmäßig Geld aufs Konto gespült, ohne etwas dafür zu tun. Sowieso habe ich das Geld lieber direkt in der Hand, sodass es mir keiner mehr nehmen kann. Und überhaupt, Dividenden sind ein Qualitätsmerkmal, hat das Unternehmen die letzten 20 Jahre ausgeschüttet, wird es das auch die nächsten 20 Jahre tun.
Ach, und ich will doch im Alter von meinem monatlichen Cashflow leben, dann kann das Depot in Ruhe weiterwachsen und ich lebe von den Dividenden! Ist doch viel besser, als ständig etwas aus dem Depot zu entnehmen, irgendwann hab ich dann nämlich nichts mehr. Das kann mir mit Dividenden nicht passieren!
Na? Wer würde den ein oder anderen oben genannten Satz genauso unterschreiben?
Was, wenn ich euch sage, dass alles oben genannte ein Irrglaube ist, auf hineininterpretierten Annahmen beruht und eine Dividendenstrategie durchaus ihre Tücken haben kann. Was du beim Umsetzen deiner Dividendenstrategie im Hinterkopf behalten solltest klären wir in diesem Beitrag.
Wer nach diesem Artikel selbst weiter recherchieren möchte, der kann einfach die Begriffe "Dividend Fallacy" oder "Homemade Dividend Policy" googeln und/oder den in Quelle [3] angeführten Artikel von Gerd Kommer lesen.
Einleitung - Warum sind Dividenden eigentlich so beliebt?
In Zeiten der Nullzinsphase, in der wir auf unser Erspartes kaum noch Zinsen bekommen haben, wurden Dividenden zum Ersatz der Zinsen ausgerufen. 2008 gab es das letzte Mal annähernd durchschnittlich knapp 2% aufs Tagesgeld [1]. Von einer Verwöhnung der Sparer im letzten Jahrzehnt kann hier gewiss nicht die Rede sein. Es mussten also Alternativen her.
Wenn das Sparen nichts mehr abwirft, muss eben investiert werden. Auf dem Kapitalmarkt konnten in den vergangenen Jahrzehnten regelmäßig höhere Renditen erwirtschaftet werden, als das Zinsen gezahlt wurden. Was liegt da also näher, als die Dividende zum neuen Zins auszurufen?
Es klingt ja auch total simpel. Ich kaufe eine Aktie, die Dividende zahlt oder einen ETF, der ausschüttet, und bekomme regelmäßig Geldeingänge auf mein Konto. Das ist greifbar, das ist schnell erklärt, einfach verständlich und überhaupt eine Story, die sich erzählen lässt. Mit steigender Investitionssumme steigen die Dividenden. Mehr Geld rein, mehr Geld raus. Zack, wieder eine Story, die sich erzählen und auf getquin zu Hauf teilen lässt.
getquin bietet uns die allen bekannte Möglichkeit, unsere Portfolios mit anderen Investoren zu teilen. Eine Wortkombination liest sich mitunter sehr häufig in den eingeforderten Feedbacks. Die Rede ist vom Wunsch nach “monatlichem Cashflow”. Ausnahmslos wird versucht, diesen monatlichen Cashflow mittels Dividenden zu erreichen. Warum das eine mit dem anderen aber nichts zu tun haben muss, und welche Fallstricke beim Investieren in dividendenstarke Titel noch auf dich warten, möchte ich nun Schritt für Schritt angehen.
Fangen wir also an ein paar Zähne zu ziehen.
🦷#1 - Dividenden sind free money
Der Traum vom passiven Einkommen, Geld fürs Nichts-Tun bekommen. Oder zumindest sich einmal hinsetzen, die Mühe machen und danach ruhigen Gewissens Geld kassieren. Das ist das Ziel vieler Investoren. Wie gelegen kommen uns da die dividendenzahlenden Unternehmen, denn wenn ich doch ohnehin in das Unternehmen investiert bin und die Kursgewinne mitnehme, dann greife ich die zusätzlich gezahlte Dividende doch gleich mit ab. Dass es sich bei der Dividende aber keinesfalls um kostenloses Geld handelt, zeigt uns die Vergegenwärtigung, dass die Gesamtrendite eines Aktienkurses aus zwei Komponenten besteht:
Kursrendite + Dividendenrendite = Gesamtrendite.
Beispiel:
Ist eine Aktie einen Kurs von 100€ wert und hat in einem Jahr sowohl 5€ ausgeschüttet, also eine Dividendenrendite von 5%, als auch eine Kurssteigerung von 10% erfahren, so beträgt die Gesamtrendite 15%.
Die selbe Aktie würde ohne Dividenden auszuschütten ebenfalls 15% Gesamtrendite machen, nur dass dann die Dividendenrendite 0% und die Kursrendite 15% betragen würden.
In beiden Fällen wurden aus 100€ im späteren Verlauf 115€, nur, dass im einen Fall ein Teil ausbezahlt wird, im anderen Fall das Geld im Unternehmen bleibt.
Psychologisch gesehen gefällt uns die erste Variante besser. Technisch gesehen, macht es keinen Unterschied.
Denn sowohl die Kursrendite als auch die Dividendenrendite haben ihren Ursprung aus demselben Topf des Unternehmens: dem Gewinn. Auch wenn das Unternehmen die Dividende nicht ausschüttet, bleibt sie dennoch Teil des Gewinns und wird sich in der Kursrendite widerspiegeln.
Zu behaupten, dass Dividenden also free money sind, stimmt nicht, denn dreht man die obige Logik um und behält die Ausschüttung für sich, ohne sie zu reinvestieren, geht das deutlich auf Kosten der Gesamtrendite, was unterm Strich dazu führt, dass das Vermögen langsamer wächst. Wir bezahlen die Dividende also mit dem Preis der fehlenden Rendite.
Reinvestition der Dividenden. Das führt uns direkt zum nächsten Zahn.
🦷 #2 Einmal erhaltene Dividenden kann mir keiner mehr nehmen
Diese Aussage stimmt schon. Das Geld geht auf deinem Verrechnungskonto ein, also gehört es jetzt dir. Nun ist aber absolut entscheidend was du damit machst. Lässt du es auf deinem Konto oder nutzt es sogar, um deinen Fitnessstudiobeitrag zu bezahlen, schmälerst du deine Rendite. Warum? Weil wir unter 🦷#1 schon gelernt haben, dass ohne Dividendenrendite nur noch die reine Kursrendite übrig bleibt. Ist die nicht hoch genug oder der Abschlag der Dividendenrendite ohnehin sehr groß, hat das deutliche Auswirkungen auf unseren Vermögensaufbau.
Beispiel: Allianz
Schauen wir uns das abgelaufene Jahr 2022 der Allianzaktie an. Ohne reinvestierte Dividende betrug die Kursentwicklung -3,3%. Mit der Reinvestition der Dividende sind es dagegen +2,0% [2]. Ob wir die Dividende also fürs Fitnessstudio verwenden oder doch wieder ins Depot stecken, entscheidet selbst auf 1-Jahressicht zwischen Sieg und Niederlage. Bei einem langen Anlagehorizont fällt der niedrigere Zinseszins-Effekt noch gravierender auf.
Solange du dein finanzielles Ziel noch nicht erreicht hast, solltest du also nicht mit dem Gedanken spielen, die Dividenden für etwas anderes zu verwenden, als sie wieder ins Depot zurückzuführen. Investierst du die Dividende wieder in dieselbe Aktie, gibst du sie wieder aus der Hand und überträgst sie zurück ins Unternehmen. Also ja, eine ausgezahlte Dividende gehört dir, nur solltest du sie für den Vermögensaufbau trotzdem nicht behalten.
🦷#3 Je höher die Dividendenrendite, umso besser
Jeder seriöse Dividendeninvestor weiß, dass es nicht allein auf die Dividendenrendite ankommt, wenn es darum geht, Dividendentitel fürs Depot auszusuchen. Aber warum eigentlich? Eine gesicherte Rendite von mehr als 10% klingt doch verlockend.
Die Dividendenrendite setzt sich aus der auf der letzten Hauptversammlung vereinbarten Dividende und dem aktuellen Kurs zusammen.
Bei einer ausgeschütteten Dividende von 5€ und einem Kurs von 100€ haben wir eine 5%ige Dividendenrendite. Gerät unsere Aktie in Schieflage und verliert 50% an Kurswert, so beträgt die Dividendenrendite plötzlich 10% bei einem Kurs von 50€. Nun muss sorgsam analysiert werden, warum die Aktie eine so hohe Dividendenrendite besitzt und ob der dahinterstehende Kursverlust ernster zu nehmen ist. Niemand will sein Geld in Unternehmen stecken, die dem Untergang geweiht sind, auch nicht wenn man dafür vielversprechende Auszahlungen erhält. Bei einem nachhaltigen Kursverlust ist eine zeitnahe Kürzung oder Streichung der Dividende nicht ausgeschlossen, sondern sehr wahrscheinlich.
🦷#4 Dividenden sind ein sicheres passives Einkommen
Kommen wir zu dem Punkt, an dem wir den in der Einleitung genannten Satz "Dividenden sind die neuen Zinsen" auseinander nehmen. Während zumindest bei Festverzinsungen die Zinsen über den vereinbarten Zeitraum sicher sind, sind es Dividenden keineswegs. Zwar kann man aus der Vergangenheit Ableitungen für die Zukunft treffen, aber als gesetzt kann man keine davon betrachten. Dividenden werden freiwillig von den Unternehmen gezahlt, der Anteilseigner hat weder einen Anspruch auf Fortzahlung, noch kann er eine Kürzung oder gar Streichung verhindern, wenn vom Unternehmen beschlossen.
Somit existiert ein deutlicher Unterschied im Anspruch des Empfängers zwischen Zinsen und Dividenden, aber auch der Risikograd der eigenen Assetallokation erhält ein ganz neues Level, wird versucht, Dividenden mit Zinsen gleichzusetzen.
Dieser Umstand kann, muss aber nicht, dazu führen, dass eine sicher erwartete Auszahlung gekürzt oder gar nicht stattfindet, was natürlich Auswirkungen auf den bereits gewohnten monatlichen Cashflow hat.
🦷#5 Es ist dasselbe, ob ich Thesaurieren lasse oder die Dividende selbst wieder reinvestiere
Das stimmt nicht ganz. Thesaurierung und die Reinvestition von Dividenden ist nicht dasselbe. Da die Besteuerung bei Thesaurierung anders gehandhabt wird, als bei Ausschüttern ergeben sich auch hier Vor- und Nachteile.
Ein thesaurierender ETF konnte bis 2018 enorm von der sogenannten Steuerstundung profitieren. Dadurch, dass bis 2018 bei einem wiederanlegenden ETF während der Laufzeit keine Kapitalerträge angefallen sind, wurde die komplette Bruttodividende reinvestiert und es konnte maximal vom Zinseszins profitiert werden. Die Versteuerung wurde erst bei Verkauf fällig und wurde somit aufgeschoben, also gestundet.
Durch die Einführung der Vorabpauschale hat sich das ein Stück weit relativiert. Trotzdem ist die Steuerlast des Thesaurierers geringer.
Unterhalb des Freibetrags macht es tatsächlich keinen Unterschied, ob Ausschütter oder Thesaurierer. Alles was an Dividende anfällt landet 1:1 wieder im ETF, in beiden Fällen.
Anders sieht es oberhalb des Freibetrags aus.
Ausschütter-ETF:
Depotwert 01.01.: 100.000€
Depotwert 31.12.: 110.000€
Kursgewinn: 10.000€
Dividendenrendite: 2,01%
Gezahlte Dividende: 2.010€
Gesamtrendite: 12,01%
Gesamtgewinn: 12.010€
Zu Versteuern (70% der gezahlten Dividende): 1.407€
Zu zahlende Steuern (26,37%): 371,03€
Zur Reinvestition verfügbare Nettodividende: 1.638,97€
Neuer Depotwert: 111.638,97€
Wertsteigerung: 11.638,97€
Thesaurierer-ETF:
Depotwert 01.01.: 100.000€
Depotwert 31.12.: 112.010€
Gesamtrendite: 12,01%
Gesamtgewinn: 12.010€
Vorabpauschale 2023: 1,785%
Basisertrag: 1.785€
Zu Versteuern (70% des Basisertrages): 1.249,50€
Zu zahlende Steuern (26,37%): 329,49€
Neuer Depotwert: 111.680,51€
Wertsteigerung: 11.680,51€
Der Thesaurierer bleibt also leicht im Vorteil, wenn es um den langfristigen Vermögensaufbau geht. Der Unterschied bei dem, was nach der Besteuerung übrig bleibt, bei gleichen Kursgewinnen und Renditen, beträgt bei einem Depotwert von 100.000€ ca. 42€ für den Thesaurierer. Die gewählte Dividendenrendite entspricht der des FTSE All World Dist.
Bei der ganzen Rechnung spielt die Höhe der Vorabpauschale bzw. des zugrundeliegenden Basiszinses eine entscheidende Rolle. In den vergangenen Jahren war dieser sogar negativ, sodass die Vorabpauschale entfiel. Laut Finanztip ist eine durchschnittliche Vorabpauschale von 1,5% realistisch, also leicht unter dem in der Rechnung verwendeten Wert für 2023.
Wir können auch andere Variablen der Gleichung austauschen und einen High-Dividend-ETF betrachten. Der zu versteuernde Anteil wächst, die Kursrendite leidet, wie der Vergleich des FTSE High-Dividend-Yield mit dem FTSE All World zeigt.
Das ist der Grund, warum ich jedem, der einen Hoch-Dividenden-ETF in seinem Depot hat, heute nicht auf den monatlichen Cashflow angewiesen ist und einen Anlagehorizont von mehr als 15 Jahren mitbringt, raten würde, dieses Investment nochmal zu überdenken.
🦷#6 Dividendenzahlungen zehren nicht an der Substanz des Depots
Kommen wir zu dem wichtigsten Punkt der Liste und dem Aufhänger dieses Beitrags.
"Für einen monatlichen Cashflow sind keine Dividenden notwendig". Warum? Weil sowohl Dividendenzahlungen als auch der Verkauf von Anteilen an der Substanz des Depots zehren. Wieso ist das so?
Wir spulen ein paar Jahre in die Zukunft und stehen nun vor der Rente. Ab sofort wollen wir die Früchte ernten, die wir die Jahrzehnte vorher gesät haben. Unser Depot hat einen Wert von 1.000.000€ erreicht und wir schauen uns zwei Entnahmestrategien an. Einerseits bessern wir in Rechnung A unsere Rente mit 2% Dividendenausschüttungen auf und andererseits verkaufen wir in Rechnung B einfach 2% Anteile regelmäßig selbst. In einer ersten Betrachtung lassen wir Steuern und Transaktionskosten außen vor. Später gehe ich nochmal darauf ein.
Rechnung A
Depotwert Anfang: 1.000.000€
Anzahl Anteile im Depot: 10.000 Stück
Anteilswert: 100€
Ausschüttung (2%): 20.000€
Ausschüttung pro Anteil: 2€
Anteilswert nach Ausschüttung (Dividendenabschlag): 98€
Anzahl Anteile nach Ausschüttung: 10.000 Stück
-> Depotwert Ende: 980.000€
Rechnung B
Depotwert Anfang: 1.000.000€
Anzahl Anteile im Depot: 10.000 Stück
Anteilswert: 100€
Entnahme via Anteilsverkauf: 20.000€
Anzahl verkaufte Anteile: 200 Stück
Anzahl Anteile nach Entnahme: 9.800 Stück
Anteilswert nach Entnahme: 100€
-> Depotwert Ende: 980.000€
In beiden Fällen, also sowohl bei der Dividendenausschüttung, als auch der Entnahme durch Anteilsverkauf, verringert sich unser Depotwert. In diese Erkenntnisse fließen auch die vorher genannten gezogenen Zähne ein. Dividenden sind kein free money, sondern Teil des Unternehmensgewinns, der lediglich nicht ins Unternehmen zurückfließt, sondern ausgezahlt wird. Der Dividendenabschlag sorgt dafür, dass unsere Anteile weniger Wert werden und gleichen wir das nicht durch eine Reinvestition der Dividende aus, verliert unser Depot an Substanz.
Rein aus den eben betrachteten Blickwinkeln spielt es also keine Rolle, ob ich meinen monatlichen Cashflow durch Dividenden realisiere, oder ihn durch manuelle Entnahmen aus dem Depot ersetze. Diese Betrachtung wurde von den Herren Franco Modigliani und Merton Miller bereits 1961 aufgeführt, und als Erklärung geliefert, warum die Dividendenpolitik irrelevant für den Unternehmenswert ist. Eine Dividendenausschüttung könnte jederzeit vom Anleger nachgebaut und somit eine sogenannte Homemade Dividend Policy durchgeführt werden [5]. Die Herren erhielten unter anderem für diese Arbeit den Wirtschaftsnobelpreis.
Aber wie sieht es aus, wenn wir Steuern und Transaktionskosten berücksichtigen?
Eins vorweg: Ich bin der festen Überzeugung, dass sich in den nächsten 30 Jahren noch einiges ändern wird, was die Besteuerung, Transaktionskosten und den Verkauf von Aktien angeht. Mit an ziemlicher Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, werden wir in Zukunft die Möglichkeit haben Entnahmepläne bei unserem Broker anzulegen. So wie wir momentan monatlich besparen können, werden wir auch entsparen können. Das bedeutet, man muss schon einmal nicht jeden Monat oder jedes Quartal selbst aktiv werden.
Wie siehts nun bei den Steuern aus?
Die Besteuerung wird Änderungen erfahren, aber schauen wir auf die heutige Situation: 26,37% Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge und Teilfreistellung auf Aktien-ETFs. Dazu ein Freibetrag von 1000€.
Macht es da einen Unterschied, ob ich Dividenden erhalte oder Anteile verkaufe? Nein.
Steuern zahlen wir auf Kapitalerträge. Unter Kapitalerträge fallen sowohl die Dividenden als auch der Verkauf von Anteilen. Wir können natürlich nicht Äpfel mit Birnen vergleichen und gehen von der Ausschüttung/Entnahme aus einem ETF aus. Einzelne Aktien daher außen vor. Die Teilfreistellung gilt auch hier wieder für beide Varianten. Genau wie der Freibetrag.
Steuerliche Vor- oder Nachteile hat aus heutiger Sicht keine Variante.
Was ist mit Transaktionskosten?
Dividendenausschüttungen verursachen keine Transaktionskosten, Verkäufe dagegen schon. Ein Vorteil für die Dividenden. Sind die Transaktionskosten aber so hoch, dass sie das Aus für unseren monatlichen Cashflow durch Verkäufe sind? Das wird zum Einen vom Broker abhängig sein und zum anderen, von dem, was sich in den kommenden Jahren auf diesem Gebiet noch ändert. Heute sind Verkäufe schon bereits kostenlos oder kosten nur 1€. Bei Direktbanken ist man da schnell mit 1%-1,5% der Auszahlungssumme dabei. Klingt nicht so schön. Mit den bereits vorgestellten Entnahmeplänen könnte (Konjunktiv!) sich das allerdings auf die ein oder andere Art anpassen. Sparpläne zum Depotaufbau folgen ebenfalls einer anderen Kostenstruktur als Einmalkäufe. Natürlich muss für 1€ Transaktionskosten auch die Inflation berücksichtigt werden, aber ich für meinen Teil halte heute schon, und erst Recht in 30 Jahren, Transaktionskosten ebenfalls für vernachlässigbar.
Um Transaktionskosten zu senken, könnte man auch auf einen quartalsweisen Verkauf umschwenken.
Fazit
Ganz uneigennützig war dieser Beitrag ja nicht. Ich wollte mir die Frage beantworten, ob ich meine Anfangs ausgewählten Thesaurierer in naher Zukunft ersetzen muss. Der Sinn der Dividende leuchtete auch mir ein, auch wenn mich monatlicher Cashflow bisher nie in irgendeiner Form gereizt hat. Aber lieber heute schon ans Alter denken. Zudem kommt mit der Vorabpauschale eine bisher neue Komponente ins Spiel, die den Steuervorteil thesaurierender ETFs gegenüber Ausschüttern streitig macht.
Mit einer voraussichtlichen durchschnittlichen Vorabpauschale von ca. 1,5% (Aussage von Finanztip) haben Thesaurierer aber auch weiterhin den Zinseszins-Vorteil gegenüber Ausschüttern. Optimal also und weiterhin für mich die erste Wahl, wenn es um langfristigen Vermögensaufbau geht.
Und durch die gewonnenen Erkenntnisse kann ich nun auch Entnahmen aus dem Depot tätigen, wissentlich, dass Dividenden technisch gesehen nichts anderes sind. Psychologisch mögen Dividenden motivierend wirken. Allerdings ist es für mich schon Motivation genug, den Depotwert und das Vermögen wachsen zu sehen.
Bei Steuern und Transaktionskosten mögen noch Änderungen auf uns zukommen, doch selbst mit der heutigen Variante würden keine deutlichen Nachteile entstehen.
Ich habe damit ein Fazit für mich ziehen können.
Was könnt ihr aber daraus noch mitnehmen?
Den etwas anderen Blickwinkel auf Dividenden!
Sollt ihr jetzt was an eurer Strategie ändern?
Nein. Ihr sollt euch hinsetzen und eure eigenen Berechnungen und Recherchen machen. Zur eigenen Strategie gehören neben nackten Zahlen auch die eigene Psychologie, Risikobereitschaft und der Anlagehorizont.
Warum hab ich anfangs von einem Anlagehorizont von 15 Jahren gesprochen?
Innerhalb der nächsten 15 Jahren würde ich mit den heute geltenden Steuern und Kosten rechnen. Auf Änderungen zu spekulieren wäre fahrlässig. Da Dividenden keine Transaktionskosten verursachen und auch ich persönlich ein Millionendepot nicht beim Neobroker halten wollen würde, halte ich für diese Situation Ausschütter für die bessere Wahl.
Bei einem, und vor allem meinem, Anlagehorizont von 30+ Jahren sieht das wiederum anders aus. Da gehe ich mit dem Thesaurierer und der manuellen Entnahme. Dies ist meine persönliche Einschätzung.
Danke fürs Lesen!
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Quellen
[1] Tagesgeld - Entwicklung des Zinssatzes bis 2022 | Statista
[2] https://www.allianz.com/de/investor_relations/aktie/kurs.html
[3] https://gerd-kommer.de/dividendenstrategien-fakten-und-fantasien/
[5] https://m.diplom.de/document/227062
[6] https://finanzbiber.com/dividend-fallacy/
#dividenden
#dividendenstrategie
#cashflow
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