Meine Lieben, Politiker diktieren mal wieder den Börsenkurs einer Aktie.
Ist das für Euch eine Kaufgelegenheit, oder eher ein Grund zur Flucht aus der Aktie?
Der Börsenkurs des Rating-Unternehmens Fair Isaac ist steil abgetaucht. Der Auslöser dürfte auch die restliche US-Immobilienbranche aufhorchen lassen.
Das Rating-Unternehmen Fair Isaac (Fico) ist vereinfacht gesagt die Schufa des amerikanischen Immobilienmarktes. Wollen Amerikaner einen Hauskredit von ihrer Bank, entscheidet ihr Fico-Rating darüber, ob sie ihn bekommen. Diese hervorgehobene Stellung wurde Fair Isaac am Mittwoch zum Verhängnis: Der Kurs des Unternehmens stürzte um 15,74 Prozent ab. Die schlechteste Tagesbilanz im marktbreiten S&P-500-Index. Was war passiert?
Das eigene Haus ist fester Bestandteil des amerikanischen Traums, entsprechend schaut die US-Politik mit Adleraugen auf den Immobilienmarkt. Dort herrschte zuletzt Flaute: Laut dem Verband der US-Baufinanzierer (MBA) ist die Nachfrage nach Krediten in der vergangenen Woche um 5,1 Prozent zur Vorwoche eingebrochen. Chefökonom Mike Fratantoni machte dafür die hohen Zinsen bei Hauskrediten verantwortlich.
Bei Bill Pulte, Direktor der US-Finanzagentur für staatlichen Wohnungsbau (FHFA), trifft die Entwicklung wohl einen Nerv. Seinem Ärger machte der Behördenchef zunächst auf einer MBA-Veranstaltung und anschließend auf der Plattform X Luft: „Nach der harten Arbeit vieler großartiger Senatoren, darunter auch Senator Tim Scott, bin ich extrem enttäuscht über die Kostenerhöhungen von Fico für die amerikanischen Verbraucher.“ Im Anschluss sackte der Kurs von Fair Isaac ab.
Pulte ist Berichten zufolge vor allem die Entscheidung des Kreditbewerters aus dem November sauer aufgestoßen. Damals hatte Fair Isaac die Gebühr für die Vergabe von Hypothekenkrediten von 3,50 Dollar auf 4,95 Dollar angehoben. Eine Steigerung von mehr als 40 Prozent.
Der Behördenchef deutete zudem an, dass er die Bemühungen der FHFA zu einer veränderten Regulierung der Kreditratings wieder aufnehmen will. Seit 2022 plant die Behörde, die Regeln für Hausbauer so anzupassen, dass diese nur noch zwei statt drei Einschätzungen ihrer Kreditwürdigkeit vorweisen müssen. In der Immobilienbranche wird dieses Vorhaben kritisch gesehen, da es als weniger aussagekräftig gilt. Für Fair Isaac wiederum könnte es einen Einschnitt bei den Gebühren-Umsätzen bedeuten.
Doch wieso reagieren die Anleger so empfindlich auf die Aussagen eines Behördenchefs? Ein Grund könnte sein, dass es ist nicht das erste Mal ist, dass die Politik Fico explizit für die Lage am US-Immobilienmarkt verantwortlich macht. In einem Brief an das US-Justizministerium warf der republikanische Senator Josh Hawley Fico bereits im Juni letzten Jahres vor, seine marktbeherrschende Stellung zu nutzen, um die Preise nach oben zu treiben und forderte einen Eingriff der Kartellbehörden.
