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Hallo zusammen,


ich brauche mal eure Hilfe bei einem Gedankengang. Seit einiger Zeit beschäftige ich mich immer wieder mit dem Thema Gold.


(Gleich vorweg: Die Diskussion mit welchen Mitteln (pysisch, ETC, ETF etc.) man in Gold investieren kann, spare ich mir hier. Ich habe hierzu meinen Entschluss gefasst (ETC - Euwax Gold 2) und dazu gibt es zahlreiche gute Beiträge hier)


Mir geht es hier eher die möglichen makroökonomischen Umfelder und wie sich Gold als Anlage hier schlagen könnte/ sollte. Ich habe hierzu zwei Szenarien im Sinn:


  • Rezession (die Notenbanken steigern den Leitzins immer weiter, um die Inflation zu drücken und verursachen eine Rezession)


  • (Stag-)Inflation (die Notenbanken schrecken irgendwann vor der schwächelnden Wirtschaft (und in Europa vor den schwächelnden Staatshaushalten) zurück und lassen die Inflation weiter wüten im Sinne einer Stagflation


Was mich beschäftigt ist folgende Frage: Irre ich mich oder sollte Gold eigentlich in beiden Szenarien performen?


Im Falle einer Rezession hat Gold in der Vergangenheit immer als "sicherer Hafen" gedient und relativ zum Markt performt (siehe Grafik). Natürlich nicht im Sinne eines Tenbaggers o.Ä., sondern mehr als Werterhalt, um diese Zeit zu überstehen ohne auszubluten. Also eigentlich sollte das bei unserer aktuellen Rezessionswahrscheinlichkeit (48% laut JP Morgen) doch ein Gewinner in dem Szenario sein?


Anderes Szenario der Stagflation, läuft ja ähnlich ab. Die Inflation wütet nur die Notenbanken versuchen die Wirtschaft zu retten, indem sie nur sachte die Zinsen erhöhen ("Soft landing"). Das hat in den vergangenen acht Zinsanhebungszyklen halt nur ein Mal funktioniert. Also wahrscheinlicher ist, dass die Wirtschaft ggf. so unter den massiven Zinsschritten leidet, dass die Notenbanken (vor allem die EZB) hier irgendwann stoppt. Das würde evlt. eine Rezession verhindern, aber eben die Inflation wüten lassen. Was das aktuell am Aktienmarkt anrichtet sehen wir ja und wir haben auch gesehen, was das mit dem Goldpreis macht (siehe Grafik). Hier käm ggf. noch als verstärkender Faktor in der EU hinzu, dass als alternativer "sicherer Hafen" zu Gold die Staatsanleihen nicht mehr funktionieren, da die Zinsen nicht so stark wie die Inflation angehoben werden und einzelne Länder (Italien, Spanien, Griechenland etc.) massive Fiskalprobleme bekommen. Das sollte Gold doch ebenfalls weiter anfeuern, als mehr oder weniger einzig "sicherer Hafen"?


Ich hoffe meine Gedanken sind verständlich und ihr lasst mir eure Meinung und meine evtl. vorhandenen Gedankenfehler in den Kommentaren.


Bleibt gesund und investiert!


https://invezz.com/de/news/2022/05/12/entwickelt-sich-gold-in-zeiten-von-rezession-und-inflation-wirklich-besser/


https://www.finanzen.net/rohstoffe/goldpreis

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6 Kommentare

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Deine Gedanken lassen sich im Bereich Goldinvestment auch abkürzen:
Gold funktioniert solange als „sicherer Hafen“, wie die Menschen daran glauben. Wer in Gold investiert, glaubt ja eben an den Wertspeicher an sich. Das tun Menschen nicht erst seit 10 Jahren (wie bei Bitcoin) sondern eben schon seit Jahrtausenden. Und warum? Weil es eben der begrenzten Verfügbarkeit unterliegt und auch für Industrien immer wichtiger wird. Die Frage die sich mir stellt… wie lang werden Menschen Ihre Goldreserven aufbauen und im Endeffekt halten können, bis sie wieder ins Fiatsystem zurückkehren müssen, weil eben mit Gold kein Bäcker bezahlt werden kann. Natürlich ist das vorliegende Szenario ein Indikator für einen Rohstoffbullenmarkt, aber in wie Weit Gold wirklich davon profitieren kann, ist halt eben auch eine Realwirtschaftliche Fragestellung, welche nicht zuletzt auch von privater Seite beantwortet werden wird.
Meine persönliche, berufliche Einschätzung. Der Goldpreis wird mit den nächsten Zinsanhebungen in EU und USA noch steigen, dann jedoch langsam an die Bären im Markt anschließen. Entweder erleben wir dann eine Phase der Seitwärtsbewegung oder eine Korrektur auf Grund eben der Tatsache, dass man „Gold nicht essen kann“.
Im Auge behalten sollte man auch die Lage in China, hier spielen neben dem Gold auch noch Währungseffekte eine entscheidende Rolle.

Da ich mit meinem Kommentar auch eine berufliche Einschätzung abgegeben habe, sei mir an dieser Stelle der Hinweis (welcher sonst lächerlich auf Socialmediaplattformen ist): „Keine Anlageberatung, meine persönliche Meinung!“, erlaubt.
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@InvestmentPapa Oh wow ich bin bisschen verblüfft über den Umfang der Antwort. Vielen Dank!
Ich gebe dir mit der Gesamteinschätzung, vor allem der Wertbegründung von Gold an sich, total recht. Nur die Begürdung für das abdriften in den Bärenmarkt kann ich nicht nachvollziehen. Ich sehe, dass erst wenn die Menschen den Glauben oder den Bedarf an einem sicheren Hafen verlieren. Beides sehe ich erst wieder bei einer erhöhten Risikopräferenz der Marktteilnehmer... und die sehe ich noch laaaaaaaaaaange nicht
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@MaxD Mhmmm schwierig. Vergessen darf man halt auch nicht, dass Gold ja nicht nur auf privater Ebene ein Bedarf hat. Vielmehr geht es ja um die Gesamtwirtschaftliche Betrachtung. Goldhersteller wie H+M, Umnicore, C.Hafner liefen in den vergangenen Monaten bisweilen bereits auf Anschlag… und da spreche ich nur von den Privatinvestmentprodukten (also Kleinbarren bis 31,1g). Ob es da noch Luft für Nachfrage nach oben gibt, ist für mich daher eher fraglich. Die Zeichen sprechen also eher für einen gut gesättigten (aber eben noch nicht ganz befriedigten Markt) bis zu den von mir dargestellten Szenarien.
Genaueres lässt sich natürlich so, zwischen Tür und Angel, nicht direkt erörtern.

Und was die Antwortenlänge (und hoffentlich auch Qualität) angeht: Wir kennen uns dann wohl noch nicht. ;-)
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@InvestmentPapa Ja da hast du natürlich recht. Auf den Goldpreis prasseln viele Einflüsse ein und meine Frage ist natürlich sehr einseitig auf das makroökonomische Umfeld bezogen. Hier kommen natürlich: Förderung, Nachfrage, Nutzen, Zentralbanken, industrielle Nachfrage, geopolitische Einschränkungen uvm. dazu.

Vllt ist denn gut das wir uns nun kennengerlernt haben xD
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@InvestmentPapa Danke für die Einschätzung! Bei mir geht der „Riss“ leider durch die Familie. Meine Angetraute vertraut in Hohem Maße dem (phys.) Gold.
Ich bin skeptisch.
Gold hätte bei den ganzen Verwerfungen der letzten Jahre eigentlich eine „3“ vorne dran haben können, aber zumindest doch im Bereich oberhalb von 2000Dollar.
Nichts davon ist zu sehen, die Kurse bleiben gefühlt unbeeindruckt von Corona, Kriegsangst und Klimawandel etc.
Meine Sorge ist, dass zum ersten Mal in der Geschichte die Rolle von Gold als „Sicherer Hafen“ verloren gehen könnte….
(PS: Bei dem Begriff „Sicherer Hafen“ fallen mir spontan antike Welthäfen ein, die jetzt entweder trocken liegen oder 20 Meter unter Wasser😬😳)
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@HerkshireBathaway321 Soweit richtig. Wie man an der aktuellen Lage am Edelmetallmarkt sieht, lag ich mit meiner Einschätzung gar nicht so verkehrt, wenn gleich die Gründe wohl differenziert zu betrachten sind. Hier spielen verschiedene Einflüsse entscheidene Rollen… Notbanken welche auf grosser Goldeinkaufstour sind, gleichzeitig jedoch steigende Zinsen und dann noch die immer verzwicktere Lage in der Ukraine… von den ganzen Lieferkettenproblemen etc. etc. ganz abgesehen.
Woran du oder deine Familie glaubt ist doch für jeden ganz individuell. Natürlich kann ein Klumpen Gold im Hauseigenen Tresor auch die Nerven beruhigen. Wenn sie darin Sicherheit verspüren, ist das zumindest mental gesehen ein wichtiger „Hafen“.
Wie ich schon oben festhielt: Die Bedeutung von Gold als Technologischer Werkstoff ist nicht zu verachten und daher eben auch ein Spiegelbild der aktuellen, globalen Probleme der Menschheit und Industrie. Der Gedanke des „sicheren Hafen“ muss also in sofern überdacht werden, als das die eigene Interpretation dazu gefunden werden muss.
Gehe „ich“ davon aus, dass Gold als Industriemetall immer und immer mehr Verwendung finden wird, so ist das doch ein anderes Szenario als an den reinen „Glanz“ des Metalls zu vertrauen…
Ein richtig oder falsch, siehe meine Einschätzung im Profil zu Papier- oder physischen Gold, ist daher immer an das eigene subjektive Ziel dieser Anlage und des Assets gebunden.
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