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Gold als Inflationsschutz?

Gold als Inflationsschutz?

Ich habe mich in den letzten Wochen intensiv mit dem Thema Gold als Inflationsschutz beschäftigt. Dabei bin ich auf viele Grafiken, Beiträge und historische Entwicklungen und Videos gestoßen, die ein differenziertes Bild zeigen. Oft wird behauptet, dass Gold in etwa 90 % der Fälle besser abschneidet als die Inflation. Das ist statistisch nicht falsch, aber heißt das automatisch, dass es ein guter Inflationsschutz ist?

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In dieser Grafik ist zu sehen, dass Gold ab etwa 1982 langfristig die Inflation geschlagen hat. Dennoch verlief die Entwicklung nicht gleichmäßig. Der Goldpreis ging ab 1980 stetig abwärts bis zur 2000-Wende. Von da an lief es bis zu Finanzkrise 2008 seitwärts mit einem leichten Anstieg ab 2006. Nach der Finanzkrise 2008 ist der Goldpreis stark angestiegen. 2014 kam es durch politische Ereignisse wie die Krim-Annexion erneut zu einem Rückgang. In den darauffolgenden Jahren hat sich der Goldpreis eher seitwärts, leicht steigend bewegt. Besonders auffällig ist der Zeitraum ab 2020. Die Inflation ist stark gestiegen, und Gold konnte zwar mithalten, wurde zeitweise aber fast eingeholt.


Das zeigt: Gold reagiert nicht immer sofort auf Inflation. In Krisenzeiten kann es zwar einen gewissen Schutz bieten, aber es ist keine Garantie. Auch während der Corona-Pandemie hat Gold kurzfristig viele Indizes geschlagen – in ruhigeren Marktphasen mit niedriger Inflation dagegen oft unterdurchschnittlich abgeschnitten.

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Ein Blick auf die durchschnittliche Rendite bestätigt das. Gold liegt langfristig bei etwa 6,38 % pro Jahr. Der MSCI World kommt im gleichen Zeitraum auf rund 10,19 %. Das bedeutet, dass man mit Gold im Durchschnitt knapp 4 % pro Jahr weniger Rendite erzielt. Das ist nicht unerheblich, vor allem wenn man langfristig Vermögen aufbauen will.

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Natürlich gibt es Argumente für Gold. Es gilt seit Jahrhunderten als wertstabil, hat Kriege, Währungskrisen und wirtschaftliche Umbrüche überstanden. Es ist kein Produkt mit Gegenparteirisiko, physisch greifbar und in Extremszenarien durchaus sinnvoll. Aber Gold hat eben auch Schwächen. Es schwankt im Preis, ist nicht immun gegen Verluste, generiert keinen laufenden Ertrag und unterliegt als in US-Dollar gehandelter Rohstoff zusätzlichen Währungsrisiken für europäische Anleger.


Wenn man das alles nüchtern betrachtet, bleibt aus meiner Sicht folgendes Fazit: Gold kann zur Stabilisierung eines Portfolios beitragen, gerade als Beimischung in turbulenten Phasen. Aber es ist nicht der verlässliche Inflationsschutz, als der es oft dargestellt wird. Wer ausschließlich auf Gold setzt, verpasst in stabilen Zeiten häufig Rendite und auch in Krisen gibt es keine Garantie, dass Gold tatsächlich schützt.


Gold kann also sinnvoll sein, aber eher als Ergänzung. Nicht als alleinige Absicherung gegen Inflation.


Danke fürs Lesen. Für Feedback bin ich immer dankbar.


$965515 (+0,08 %)

#gold

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9 Kommentare

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Ich schwöre auf einen gewissen Goldanteil im Depot. Bei mir immer zwischen 10% und 15%. Die 5% greife ich immer nach einem Jahr mit steuerfreien Gewinnen ab. Bei Schwächephasen investiere ich wieder 5%. Der Bestand fällt so nie unter 10%.
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@Thomas_1963 10-15% Gold machen sich langfristig kaum bemerkbar. Die Gesamtperformance des Depots steigt um 0% und der Drawdown sinkt vielleicht um 5%.
Wozu der Aufwand?
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Freut mich, dass sich noch jemand tiefer in das Thema Gold eingedacht hat! Machen hier leider nicht so viele.
Ich selbst habe seit 2018 den gesamten B&H Anteil meines Depots in Gold (z. Z. fast 40%). Läuft deutlich besser als WeltAG.

Aber!

Das Thema Gold ist noch deutlich komplexer. Gold mag ein zuverlässiger Inflationsschutz sein, das aber nur über seeehr lange Zeiträume, so 100 Jahre. Für alle Zeiträume darunter ist der Punkt ziemlich irrelevant. Mittelfristig, so 10-30 Jahre sind die Korrelationen zu Realzinsen, Geldmenge, Staatsverschuldung relevanter. Noch kürzer, so 3-10 Jahre ist der USD Zyklus dominant. Kurzfristig 0-3 Jahre ist Gold fast völlig unkorreliert zu Aktien, was es zu einem hoch interessanten Diversifikationsasset in Multiassetstrategien macht.
Für jeden Punkt gibt es eigene Untersuchungen und Begründungen. Die wenigsten "Experten" kennen diese Palette und konzentrieren sich auf einen Aspekt.

Ich persönlich handele die Aspekte der Unkorreliertheit und des USD Zyklus. Heißt, ich baue bereits meine Goldposition langsam ab. In 2026, wenn Gold bei 4500 USD stehen dürfte, werde ich wahrscheinlich so 70-80% meines Goldes verkaufen. Weil bis dahin der USD aber 30-40% abgewertet haben dürfte, bleibt in Euro nicht viel von der Performance übrig. Also habe ich meine Verkäufe bereits begonnen.

Wie gesagt, es ist etwas komplizierter. Aber es lohnt sich. 👍
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@Epi Ja ich habe ja gesagt das es durchaus SInn machen kann GOld beizumischen aber das es nicht DAS Asset ist um Inflation auszugleichen. Ich selber habe aktuell auch Gold was ich halt geerbt habe
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@Christianxys Klar. Leider ist die Aussage "Es KANN sinnvoll sein, Gold beizumischen" für die meisten wenig hilfreich. Denn die Aussage trifft auf so ziemlich alle Assetklassen neben MSCIWorld zu.

Die Frage ist doch: WANN ist es für WELCHES Portfolio sinnvoll WIEVIEL Gold beizumischen?

Das Ergebnis meiner Recherchen (siehe meinen Beitrag dazu aus 2023): Risikokoptimal für B&H WeltAG sind 30%, Minimum sind 15%, alles unter 10% ist irrelevant.

Weiter: Im Moment würde ich nur gehedgedtes oder gehebeltes Gold kaufen. Alles andere ist wg des fallenden USD Unsinn.

Und auf die Inflation würde ich erst gar nicht schauen. Im Inflationsjahr 2022 lief Gold gar nicht, seit die Inflation sinkt, steigt es deutlich. Ich würde sagen, Inflation und Gold korrelieren kurz- bis mittelfristig gar nicht.
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@Epi Entry, Stop Loss, TP1/ TP2/TP3?
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@Ph1l1pp Gold funktioniert, wie gesagt, etwas anders. Aber für dich übersetze ich mal:
Entry: Jahr 2018/ 1200-1300 USD, SL: -, TP: Jahr 2026-27 oder 4500 USD.
Reentry: 2034
😏
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Interessant ist auch die Korrelation über z.B ein Jahrzehnt von Gold mit dem S&P500 und Gold. Habe dazu vor kurzem eine Grafik gefunden
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Gold ist Geld alles andere ist Kredit.
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