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Sektorale Neuausrichtung meines Portfolios – ein Blick auf Renditen, Risiken und Allokation

Ich möchte die derzeitige "black time" nutzen, um mein Portfolio besser zu strukturieren und stärker zu diversifizieren. Bisher habe ich einige Sektoren eher willkürlich übergewichtet, während andere komplett fehlen. 😅


Um eine fundiertere, sektorale Diversifizierung zu erreichen, habe ich mir zwei Dinge angeschaut:

1. Die langfristige Performance der Sektoren im S&P 500

2. Die maximalen Drawdowns dieser Sektoren über verschiedene Zeiträume


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Die folgende Tabelle zeigt die durchschnittlichen jährlichen Renditen der S&P 500 Sektoren über 10, 20, 30 und 40 Jahre.

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Dabei fällt auf: Einige Sektoren haben sich über längere Zeiträume deutlich besser entwickelt als andere. Besonders hervorzuheben sind:

• Informationstechnologie

• Gesundheitswesen

• Nicht-Basiskonsumgüter (zyklischer Konsum)


Diese Sektoren erreichten im langfristigen Durchschnitt jährliche Renditen von über 10 % p.a.


Weniger überzeugend schnitten hingegen folgende Sektoren ab:

• Energie

• Materialien (Grundstoffe)

• Immobilien


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Leider sind historische Drawdown-Daten nach Sektor nur begrenzt und nicht einheitlich verfügbar. Dennoch lässt sich ein klarer Trend erkennen: Die verfügbaren Daten zeigen, dass defensive Sektoren tendenziell geringere Drawdowns aufweisen, während zyklische Sektoren anfälliger für größere Rückgänge sind. Es sieht also so aus, als ob Sektoren wie Konsumgüter und Gesundheitswesen, tendenziell geringere maximale Drawdowns aufweisen, während Sektoren wie Finanzen und Energie die stärksten Rückgänge hatten.


Im nächsten Schritt habe ich mir die aktuelle (2024) Marktgewichtung der Sektoren im S&P 500 angehen, also eine marktkapitalisierungsgewichtete Allokation, wie sie ein passiver ETF sie widerspiegeln würde:


Informationstechnologie 28 %

Gesundheitswesen 13 %

Finanzdienstleistungen 12 %

Nicht-Basiskonsumgüter 10 %

Kommunikationsdienste 8 %

Industrie 8 %

Basiskonsumgüter 6 %

Energie 4 %

Versorger 3 %

Materialien 2.5 %

Immobilien 2.5 %


Hier wird mir das erste Mal klar, wie stark man einen Sektor überhaupt über- oder Untergewichten muss, um im fiktiven, ideal Szenario die größte Wahrscheinlichkeit zu haben mittels Sektoraler Über- und Untergewichtung den Markt hypothetisch zu schlagen.


Zum Beispiel, hätte erst eine Gewichtung von Informationstechnologie von deutlich über 28 % zu einer möglichen Überrendite geführt.

Umgekehrt hätte erst ein kompletter Verzicht des Immobiliensektors Einen positiven Beitrag leisten können. (rückblickend betrachtet)

Natürlich ist das stark vereinfacht, denn jeder Sektor besteht aus einer Vielzahl an Unternehmen mit sehr unterschiedlicher Qualität. Dennoch lassen sich daraus wertvolle Erkenntnisse für die strategische Portfolioausrichtung ableiten.


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Nun stehe ich aber an einer Weggabelung.


Option A

Ich analysiere aktuelle Bewertungskennzahlen wie KGV, Shiller KGV oder Gewinnwachstum je Sektor und entscheide auf dieser Basis, welche Sektoren für die Zukunft am attraktivsten erscheinen, also ein aktiver, zukunftsgerichteter Ansatz.


Option B (mein Favorit):

Ich orientiere mich an den langfristigen, historischen Durchschnittsrenditen und Risiken und nutze sie als Richtwert für eine strategische Allokation – also ein eher regelbasierter Ansatz mit rationaler Herleitung.


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Mein sektorales Zielportfolio, basierend auf Risiko-Rendite-Profil und persönlicher Präferenz könnte wie folgt aussehen:


Beginnen wir von hinten, die schwächsten Sektoren wie Energie, Immobilien, Versorger und Grundstoffe haben sich langfristig als unterdurchschnittlich rentabel und oft volatil erwiesen. In Summe möchte ich diese daher auf maximal 10 % meines Portfolios begrenzen.


Industrie 8 %


Finanzdienstleister mit 9 %


Kommunikationsdienste 10 %


Basiskonsumgüter mit 13 %,


Gesundheitswesen 15 %


Nicht-Basiskonsumgüter 15 %


Informationstechnologie 20 %


Die obige Gewichtung zielt darauf ab, ein Portfolio zu schaffen, das langfristig sowohl wachstumsorientiert als auch risikooptimiert ist.


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Fazit 🤓


Mit diesem Gedankengang verfolge ich einen systematischen und langfristig orientierten Ansatz, der sowohl Chancen als auch Risiken berücksichtigt. Das Ziel ist es, ein Portfolio zu schaffen, das in verschiedenen Marktphasen stabil und rentabel bleibt. Natürlich wird es in der Praxis nicht immer einfach sein, diese Gewichtungen perfekt umzusetzen, aber als Grundlage gibt diese Strategie eine klare Richtung vor.


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Quellen 🤯


www.portfoliovisualizer.com

www.spglobal.com/spdji

JP Morgan Asset Management – Guide to the Markets

www.ishares.com

www.vanguard.com Principles for Investing Success

Global Industry Classification Standard (GICS)

www.investopedia.com

www.bogleheads.org

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4 Kommentare

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Klingt gut! Sehr spannend auch mit der Performancen über die Jahre!
Ich versuche auch ein wenig umzubauen! Hast du schon Aktien etc. im Blick?🙁🫡
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Hey, Kate @Iwanowitsch, das sind sehr berechtigte und sehr gute Gedanken, die du dir da gemacht und hier vorgestellt hast 🚀✅

Kannst du noch erklären, warum du Option B favorisierst und umzusetzen gedenkst?

...ich bin nämlich ganz klar bei Option A...aber das ganze dann trotzdem vollkommen regelbasiert und mit monatlicher Re-Allokation.
Und (es kommt noch besser): das ganze nicht selfmade, sondern von Profis entwickelt, als ETF handelbar, seit rund 10 Jahren am Markt und größer 1 Mrd. Volumen

Der ETF mit der Sektor-Rotation auf den S&p 500 ist der Ossiam Shiller Barclays Cape US Sector Value ETF.
$216361 (in €)
$CAPU (in $)

Hier hatte ich mal auf einen Artikel hingewiesen:
https://getqu.in/LDuKhj/

...in dem getqu.in-Post ist ein weiterer Link, der zu anderen, grundlegenderen Artikeln über den ETF führt.

...kannst ja mal schauen, ob das irgendwie zu deiner momentanen Gedankenwelt passt und ob das eventuell auch für dich in Frage kommt 😎
[wenn ich allerdings tippen müsste, würde ich dich nach bisherigem Kennen so einschätzen, dass du viel, viel lieber selbst "steuerst" und sehr, sehr vermutlich dir einen so strukturierten ETF nicht ins Depot legen wirst 😉🤷]

Gruß
🥪
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Hallo Kate,
gute Frage ob es Sinn macht die Sektoren aus historischer Performance Sicht zu gewichten.
Denn niemand kann sagen ob sich die Krisen der Vergangenheit wiederholen.
Den Finanz- und Immobilien Krisen haben natürlich auch diese Sektoren underperformt. Ebenso könnte aber auch eine wieder steigende Inflation Zurückhaltung bei den Konsumgütern bedeuten. Oder eine Atomkatastrophe würde Versorger nach unten reißen.
Doch Kriesen und Katastrophen lassen sich nicht vorhersagen. Ebenso Wissenschaft nicht, wie die Entdeckung der KI, welche dem Technologie Sektor einen Schub verpasst hat. Deshalb sehe ich es als etwas schwierig an die Performance der Sektoren Hervorzusagen, um Sie dementsprechend gewichten zu können.
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