Geld für Kinder anlegen
Freunde,
Da ich für meinen dreijährigen Patensohn neben den materiellen Geschenken gerne auch etwas für die Zukunft anlegen möchte, habe ich mich mit den Alternativen einmal beschäftigt.
Disclaimer I: Bin kein Steuerberater, Wissen zusammengegoogelt & Beispielrechnungen etc. nach eigenem Wissen- daher gern challengen
Disclaimer II: Nachdem ich mit der Recherche fertig geworden bin, habe ich den Post von @freakyfinance
gesehen habe . Der sich das ganze schon einmal in ähnlicher Form vor einem Jahr angeschaut hat (danke dafür). Dort gibt es aber z.T. einen anderen Fokus, also unbedingt zusätzlich lesen.
Tdlr: Optimale Steuerersparnis bei Depotanlage auf Namen des Kindes, bei sehr hohen Beträgen aber eventuell Probleme mit Krankenkassenmitversicherung und BAfÖG. Bei Depotanlage auf Name der Eltern verzichtet man auf die Steuerersparnis, hat aber weniger Probleme bei Krankenkasse und BAföG & kann steuerfrei bis 400.000 EUR je Kind verschenken. Als "Dritte" Person grundsätzlich schwierig - hier lieber vorzeitig mit den Eltern sprechen. Wenn Depotanlage auf Kind, dann sollten - für eine optimale Minimierung der Steuerlast - Gewinne realisiert und reinvestiert werden.
Alternative 1: Depotanlage auf eigenen Namen
Bei einem Broker wird ein separates Depot im eigenen Namen eingerichtet, auf das dann nach eigenem Gusto eingezahlt und investiert werden. Ab einem bestimmten Stichtag kann das Depot dann überschrieben/geschenkt werden. Dann fällt allerdings auch die Schenkungssteuer für den Beschenkten an, da es sich hier um eine - dem Gesetz nach - Fremde Person handelt, gilt diese schon bei Kleinstbeträgen (ab 20.000 EUR). Daneben unterliegt man - da formal ein eigenes Depot - auch der eigenen Besteuerung, ist der Sparerpauschbetrag schon aufgebraucht, nagt die Steuer an dem ersehnten Zinseszins für das Patenkind.
Hier überwiegen klar die Nachteile:
- Schenkungssteuer (ab 20.000 EUR)
- Kapitalertragssteuer (sofern selbst ausgeschöpft)
- Depot gehört dem Beschenkten erst nach der Schenkung
- Wenn weitere Personen etwas dazugeben möchten, müssen diese auf den Goodwill des Depotinhabers vertrauen.
Alternative 2: Eltern legen Depot für das Kind an
Hier gehört das Depot rechtlich uns steuerlich dem Kind, die Eltern verwalten dies treuhänderisch bis zum 18. Lebensjahr. Neben dem Sparerpauschbetrag (1.000 EUR) kommt hier auch der Grundfreibetrag (11.604 EUR 2024) zu Gute, da das Kind ja noch kein steuerpflichtiges Einkommen hat. Insofern könnten bis zu 11.604 EUR steuerfreie Kapitalerträge pro Jahr erzielt werden. Hierfür muss alle 3 Jahre eine Nichtveranlagungsbescheinigung beim Finanzamt beantragt werden. Allerdings wird das Depotvermögen auch bei einem späteren BAföG-Antrag angerechnet, hier entfällt der Anspruch ab einem Vermögen von 15.000 EUR. Weiterhin gilt, sobald das jährliche Einkommen (auch Kapitaleinkommen) des Kindes über 5.820 EUR (485 EUR monatlich) liegt, ist es über die Krankenkasse der Eltern nicht mehr mitversichert. Zusatzinfo für die Highperformer: ein Kind kosten in der privaten Krankenversicherung wohl etwa 110 - 150 EUR im Monat.
Vorteile:
- Steuerspareffekt (und damit schnellerer Vermögensaufbau)
- Depot gehört Kind direkt und somit kann es Teil der finanziellen Bildung sein
- One Face to the Customer: Ein Depot, auf das alle überweisen können
Nachteile:
- Eltern müssen eine gewissen finanzielle Bildung haben
- Komplexität: BAföG, Familienversicherung…so beispielsweise Minijob nebenbei schwerer, wenn schon höhere Kapitaleinkünfte erzielt werden (eventuell kündigt Krankenkasse die Mitversicherung)
Alternative 3: Depotanlage der Eltern
Analog 1, nur hierbei haben die Eltern ein zusätzliches Depot auf Ihren Namen für das Kind angelegt (Grundsätzlich empfiehlt sich die Anlage eines eigenen Depots, für eine klare Trennung). Freunde und Verwandte können dann auf dieses Konto einzahlen und die Eltern investieren dies dann. Zu einem bestimmten Stichtag wird das Depot dann übertragen, wobei - durch das engere Verwandtschaftsverhältnis - bis zu 400.000 EUR steuerfrei geschenkt werden dürfen. Nachteilig ist, dass die Steuerfreibeträge des Kindes nicht genutzt werden; dafür muss allerdings auch nicht darauf geachtet werden, dass das Kind eventuell aus der Krankenversicherung ausgeschlossen wird aufgrund der hohen Kapitaleinkünfte. Auch bei BAfÖG kann es vorteilhaft sein, da hier nicht das Vermögen der Eltern, sondern deren Einkünfte (auch Kapitaleinkünfte) betrachtet werden.
Vorteile:
- Einfachheit
- Ein Depot, an das alle überweisen können
- Steuerfreie Schenkung bis 400.000 EUR
Nachteile:
- Eltern müssen eine gewissen finanzielle Bildung haben
- Kapitalertragssteuer (sofern selbst ausgeschöpft)
- Depot gehört dem Beschenkten erst nach der Schenkung
Wo das Junior-Depot eröffnen:
Hierzu hat Finanzfluss kürzlich ein Video veröffentlicht, in welchem die besten Junior-Depot-Anbieter vorgestellt wurden. Die jeweilig aktuellen Ergebnisse des Vergleichs sind >hier< zu finden. Sieger sind hier derzeit ING - insb. aufgrund des kostenlosen ETF Sparplans sowie der Mindestsparrate und finvesto, letztere wohl aufgrund des Affiliateprogramms ;) - Spaß, hier sind wohl die Kosten für die Einmalanlage besonders niedrig, was insbesondere zur Ausnutzung von Steuervorteilen (Stichwort Gewinnrealisierung und Reinvest) interessant sein könnte, dazu aber im späteren Zahlenbeispiel mehr. Da ich persönlich finvesto nicht kenne, würde ich das Depot bei ING eröffnen.
Zahlenbeispiel I:
Nachdem wir uns dafür entschieden haben, für unsere Kleinen etwas anzulegen, gilt es nun das ganze natürlich innerhalb der Konstrukte nochmal zu optimieren. Um die verschiedenen Optionen besser greifbar zu machen, habe ich ein paar Zahlenbeispiele mitgebracht:
Nachfolgende Beispielrechnung basieren auf folgenden Meta-Prämissen:
- Anlagezeitraum: 18 Jahre (bei Volljährigkeit wird Depot aufgelöst)
- Anlagebetrag p.a.: 3.000 EUR (Kindergeld 2023 x 12)
- Basiszins für Vorabpauschalberechnung: 2,55 % (Basis 2023)
- Anlagekonstrukt: ACWI-ETF ($ISAC & $VWRL ), Aktienquote: > 51 %
- Steuerbefreiung für Vorabpauschalberechnung: 30 %
- Renditeprognose: thesaurierender ETF = 7 %, ausschüttend = 5 % + 2 % Dividende
- Steuersatz: 26,375 % (Kapitalertragssteuer + Soli)
Option 1:
Depot auf Kind angelegt & thesaurierender ETF / Ergebnisse:
- Einzahlungen: 54.000 EUR
- Depotwert: 105.567 EUR
- Über Vorabpauschale abgegolten: 12.668 EUR
- Bei Verkauf zu versteuernder Gewinn: 38.899 EUR
- Steuern: 10.260 EUR
- Auszahlungsbetrag: 95.307 EUR
Option 2:
Depot auf Eltern angelegt & thesaurierender ETF / Ergebnisse:
- Einzahlungen: 54.000 EUR
- Depotwert: 100.914 EUR
- Über Vorabpauschale abgegolten: 12.309 EUR
- Bei Verkauf zu versteuernder Gewinn: 34.605 EUR
- Steuern: 9.127 EUR
- Auszahlungsbetrag: 91.787 EUR
Option 3:
Depot auf Kind angelegt & ausschüttender ETF / Ergebnisse:
- Einzahlungen: 68.105 EUR (Reinvest der Dividende)
- Depotwert: 104.642 EUR
- Über Vorabpauschale abgegolten: 0 EUR (Wenn Dividende > Vorabpauschale = 0)
- Bei Verkauf zu versteuernder Gewinn: 36.537 EUR
- Steuern: 9.637 EUR
- Auszahlungsbetrag: 95.005 EUR
Option 4:
Depot auf Kind angelegt & thesaurierender ETF. Gewinne werden jeweils zum Jahresende realisiert und neuinvestiert, um den Steuerfreibetrag stärker auszunutzen (Handelsgebühr 10 EUR p.a.) / Ergebnisse:
- Einzahlungen: 105.237 EUR (Reinvest der Gewinne)
- Depotwert: 105.237 EUR
- Über Vorabpauschale abgegolten: 0 EUR (Wenn Buchgewinne > Vorabpauschale = 0)
- Bei Verkauf zu versteuernder Gewinn: 0 EUR
- Steuern: 0 EUR
- Auszahlungsbetrag: 105.237 EUR
Fazit:
Erwartungsgemäß ist die Option des Elterndepots am schlechtesten, jedoch ist der Abschlag kleiner als ich es erwartet hätte. Hier gilt es für sich selbst zu bewerten ob einem die Versicherung gegen das Risiko, dass das Kind mit 18 das Geld auf den Kopf hauen wird 4.000- 14.000 EUR Wert ist. Option 1 & 2 nehmen sich nicht viel, dies liegt vor allem an dem aktuellen Basiszinssatz von 2,55 % der mit 70 % in die Vorabpauschalberechnung eingeht, sodass sich eine ähnliche Versteuerung wie bei einem 2 % Dividenden-ETF ergeben. Es gilt, je niedriger der Basiszins, desto besser ist die Option des ausschüttenden ETFs im direkten Vergleich. Option 4 erzeugt den meisten Aufwand, da hier 1x im Jahr Gewinne realisiert werden müssen, jedoch wird dieser gut vergütet. Sollte diese Strategie gefahren werden, gilt es sich für ein Depot mit niedrigen Einmalinvestitionsgebühren zu entscheiden.
Zahlenbeispiel II:
Hier werden die Depots bis zum Ende des 35. Lebensjahres gehalten und dann bspw. für einen Hauskauf aufgelöst. Es gelten die Prämissen wie oben, mit folgenden Anpassungen:
- Anlagezeitraum: 36 Jahre
- Anlagebetrag bis Ende 20: 3.000 EUR p.a.
- Anlagebetrag 21-25: 0 EUR (Studium)
- Anlagebetrag 26-36: 6.000 EUR p.a. (Arbeit & Erhöhung Sparquote)
- Ab 26 Arbeitseintritt und daher kein Grundfreibetrag mehr.
Option 1:
Depot auf Kind angelegt & thesaurierender ETF / Ergebnisse:
- Einzahlungen: 123.000 EUR
- Depotwert: 453.632 EUR
- Über Vorabpauschale abgegolten: 86.334 EUR
- Bei Verkauf zu versteuernder Gewinn: 244.298 EUR
- Steuern: 64.434 EUR
- Auszahlungsbetrag: 389.198 EUR
Option 2:
Depot auf Eltern angelegt & thesaurierender ETF / Ergebnisse:
- Einzahlungen: 123.000 EUR
- Depotwert: 428.196 EUR
- Über Vorabpauschale abgegolten: 81.539 EUR
- Bei Verkauf zu versteuernder Gewinn: 223.658 EUR
- Steuern: 58.990 EUR
- Auszahlungsbetrag: 369.207 EUR
Option 3:
Depot auf Kind angelegt & ausschüttender ETF / Ergebnisse:
- Einzahlungen: 218.735 EUR (Reinvest der Dividende)
- Depotwert: 447.238 EUR
- Über Vorabpauschale abgegolten: 0 EUR (Wenn Dividende > Vorabpauschale = 0)
- Bei Verkauf zu versteuernder Gewinn: 228.503 EUR
- Steuern: 60.268 EUR
- Auszahlungsbetrag: 386.970 EUR
Option 4:
Depot auf Kind angelegt & thesaurierender ETF. Gewinne werden jeweils zum Jahresende realisiert und neuinvestiert, um den Steuerfreibetrag stärker auszunutzen (Handelsgebühr 10 EUR p.a.) bis zum Beginn des Arbeitslebens (26), danach keine Gewinnrealisierung pro Jahr mehr. / Ergebnisse:
- Einzahlungen: 254.718 EUR (Reinvest der Gewinne bis 26)
- Depotwert: 468.841 EUR
- Über Vorabpauschale abgegolten: 54.066 EUR (Jahre 26 bis 36)
- Bei Verkauf zu versteuernder Gewinn: 160.057 EUR
- Steuern: 42.215 EUR
- Auszahlungsbetrag: 426.626 EUR
Fazit:
Hier wirkt die Option des Elterndepots schon schmerzhafter mit Abschlägen von 20.000 bis 57.000 EUR im Vergleich zu den anderen Optionen. Deutlicher Gewinner ist hier die steueroptimierte Anlage (Option 4). Die Unterschiede von Option 1 & 3 sind vernachlässigbar und können bei verändertem Basiszins mal in die eine oder andere Richtung ausschlagen.
Sonderfall Elterndepot auf Kind übertragen:
Natürlich könnte man jetzt auf die Idee kommen einfach das eigene Vermögen zur Geburt dem Kind zu schenken und dann steuerfrei vermehren zu lassen, um es dann später wieder nutzen zu können. Zumal dem Kind je Elternteil 400.000 EUR übertragen werden können. Dies birgt jedoch einige Gefahren, u.a. kann ist eine Schenkung von dem Kind auf die Eltern nur bis 20.000 EUR je Elternteil möglich. Die Schenkung von Kind auf die Eltern würde also die gesparte Steuerlast überkompensieren, sodass es ein Verlustgeschäft wäre. Eventuell bieten sich andere Möglichkeiten wie der Kauf einer Immobilie etc. ein aber das würde zu weit führen & ich bin kein Steuerexperte.
#juniordepot
#etfs
#vorabpauschale
#dividende
#steuer
