Was mich immer wieder an Bitcoin fasziniert, ist die Tatsache, dass es ein komplett sich selbst regulierendes System ist, das durch eine Vielzahl von ineinandergreifenden Regelkreisen funktioniert. Man könnte sagen, es ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst.
Dies betrifft unterschiedliche technische und ökonomische Aspekte rund um Bitcoin, die ich nachfolgend kurz erläutern möchte:
1. Mining und Schwierigkeitsgrad (Difficulty)
Einer der fundamentalsten Regelkreise bei Bitcoin ist das Mining und der damit verbundene Schwierigkeitsgrad.
-> Bitcoin-Preis steigt:
Wenn der Preis von Bitcoin steigt, wird das Mining attraktiver, da der Ertrag in Form der Blockbelohnung und Transaktionsgebühren wertvoller wird.
-> Hashrate steigt:
Mehr Miner schließen sich dem Netzwerk an, was zu einem Anstieg der Hashrate (Gesamt-Rechenleistung im Netzwerk) führt.
-> Erhöhter Schwierigkeitsgrad:
Um sicherzustellen, dass Blöcke weiterhin im Durchschnitt etwa alle 10 Minuten generiert werden, passt sich der Schwierigkeitsgrad des Minings alle 2016 Blöcke (etwa alle zwei Wochen) an die aktuelle Hashrate an. Je höher die Hashrate, desto schwieriger wird es einen gültigen Block zu finden.
-> Ausstieg unprofitabler Miner:
Wenn der Schwierigkeitsgrad zu hoch wird, bekommen die ineffizientesten/unprofitabelsten Miner Schwierigkeiten und scheiden zwangsläufig irgendwann aus dem Netzwerk aus.
-> Abnehmende Hashrate:
Dies führt zu einem Rückgang der Hashrate und einer darauf folgenden Anpassung des Schwierigkeitsgrades nach unten, wodurch das Mining für die verbleibenden Miner wieder profitabler wird.
Dieser Kreislauf sorgt dafür, dass das Netzwerk stabil bleibt und Blöcke konsistent generiert werden, unabhängig von kurzfristigen Schwankungen in der Miner-Aktivität.
2. Effizienz und erneuerbare Energien
Dieser Punkt gehört eigentlich mit zu Punkt 1, wird aber so oft missverstanden, dass ich mir gedacht habe, ich mache daraus einen separaten Punkt.
-> Effiziente Miner:
Nur die effizientesten Miner, die den günstigsten Strom nutzen, können langfristig profitabel wirtschaften.
-> Günstiger Strom:
Der günstigste Strom stammt oft aus überproduziertem Strom aus erneuerbaren Energien wie Solar- und Windkraft.
-> Förderung erneuerbarer Energien:
Die Nachfrage nach günstigem Strom kann dazu führen, dass mehr in erneuerbare Energiequellen investiert wird, um diese Nachfrage zu decken. Dies führt zu einer Förderung und Weiterentwicklung erneuerbarer Energien.
Durch diesen Mechanismus trägt Bitcoin indirekt zur Förderung erneuerbarer Energien bei, indem es den Einsatz von überproduziertem, grünem Strom zusätzlich monetarisiert und die Effizienz in der Energienutzung vorantreibt. Deswegen wird Bitcoins Energiemix von ganz allein ständig „grüner“, ohne dass es irgendwelche Regulierungen aus der Politik braucht, wie im folgenden Link zu sehen ist:
https://woocharts.com/esg-bitcoin-mining-sustainability/
3. Block-Belohnung und Halving-Events
Ein weiterer zentraler Regelkreis ist die regelmäßige Halbierung der Block-Belohnung, die sogenannten Halving-Events.
-> Block-Belohnung:
Miner erhalten als Belohnung für das Hinzufügen eines neuen Blocks zur Blockchain eine bestimmte Anzahl an Bitcoin (aktuell 3,125). Diese Belohnung wird ca. alle vier Jahre, genauer gesagt alle 210.000 Blöcke, halbiert.
-> Weniger neue Bitcoin im Markt:
Durch die Halbierung wird die Anzahl der neu in Umlauf gebrachten Bitcoin reduziert, was die Inflationsrate der Bitcoin senkt.
-> Steigender Preis:
Ein geringeres Angebot bei gleichbleibender oder steigender Nachfrage führt tendenziell zu einem Preisanstieg.
-> Mediale Aufmerksamkeit:
Durch das Halving wird zusätzlich medial alle 4 Jahre erhöhte Aufmerksamkeit auf Bitcoin gelenkt, was die Nachfrage steigen lässt.
Interessanter Side Fact: Das Bitcoin Halving findet immer im 4-Jahres-Rhythmus statt und interessanterweise immer im US-Wahljahr. Kommt ein neuer Präsident, wird meist viel investiert, was so viel bedeutet wie: „Wir drucken ganz viel Geld, um die Wirtschaft anzutreiben“. Dementsprechend trifft Bitcoin als absolut knappes Gut hier immer wieder auf eine steigende US-Dollar Menge. (Die Frage, die ich mir stelle ist, ob Satoshi Nakamoto auch an so etwas gedacht hat, oder ob hier Rainer Zufall am Werk war🤔)
Diese Halvings sind integraler Bestandteil des Bitcoin-Protokolls und sind der Grund für Bitcoins absolute Knappheit von knapp 21 Millionen Einheiten, die bis ins Jahr 2140 gemined werden können.
4. Transaktionsgebühren und Netzwerk-Nutzung
Die Dynamik zwischen Transaktionsgebühren und der Nutzung des Bitcoin-Netzwerks stellt einen weiteren wichtigen Regelkreis dar, der von vielen immer unterschätzt wird.
-> Hohes Transaktionsvolumen:
Wenn viele Transaktionen im Netzwerk stattfinden, steigen die Transaktionsgebühren, da Nutzer bereit sind, mehr zu zahlen, um ihre Transaktionen priorisieren zu lassen und damit schneller in einen Block aufgenommen zu werden.
-> Höhere Gebühren:
Miner bevorzugen natürlich Transaktionen mit höheren Gebühren, was zu schnelleren Bestätigungen dieser Transaktionen führt.
-> Netzwerkauslastung:
Eine hohe Netzwerkauslastung und dementsprechend hohe Gebühren führen dazu, dass weniger Transaktionen durchgeführt werden und die Menschen z.B. auf 2nd-Layer Technologien wie dem Lightning Netzwerk ausweichen, um Gebühren zu sparen.
-> Gebühren sinken:
Dies führt wiederum dazu, dass die Gebühren auf dem Main-Layer sinken, was dazu führt, dass wieder mehr Transaktionen auf dem Main Layer durchgeführt werden.
Dieser Mechanismus hilft, das Netzwerk effizient zu nutzen und die Priorisierung von Transaktionen zu steuern.
5. Ökosystem-Entwicklung und Adoption
Die technologische Weiterentwicklung und die Adoption von Bitcoin bilden einen weiteren Regelkreis, der das Wachstum und die Stabilität des Netzwerks fördert.
-> Technologische Weiterentwicklung:
Verbesserungen im Bitcoin-Ökosystem und der Infrastruktur (wie bessere Wallets, sicherere Börsen und effizientere Zahlungsabwickler) machen die Nutzung von Bitcoin sicherer und einfacher.
-> Steigende Adoption:
Mehr Unternehmen und Individuen adoptieren Bitcoin, was die Nachfrage erhöht.
-> Preissteigerung:
Mit steigender Nachfrage steigt auch der Preis von Bitcoin, was wiederum mehr Interesse und Investitionen anzieht.
-> Infrastruktur-Investitionen:
Ein höherer Preis und steigende Nutzung führen zu mehr Investitionen in die Infrastruktur, was wiederum die Adoption weiter antreibt.
Dieser positive Rückkopplungskreis sorgt dafür, dass Bitcoin ständig wächst und sich weiterentwickelt.
6. Marktpsychologie und Volatilität
Die Marktpsychologie und die Volatilität von Bitcoin gehen ebenfalls Hand in Hand und bilden einen wichtigen Regelkreis. Der Mensch wird immer von Angst und Gier getrieben, was sich auch in Bitcoins Marktbewegungen in den einzelnen Zyklen immer wieder gezeigt hat.
-> Preissteigerung:
Wenn der Preis von Bitcoin steigt, zieht dies oft mehr Aufmerksamkeit und Spekulation an.
-> Marktpsychologie:
Die gestiegene Aufmerksamkeit und der Hype führt zu FOMO (Fear Of Missing Out), was wiederum zu weiteren Preisanstiegen führt. Dann steigt der Preis, weil der Preis steigt.
-> Korrekturbewegungen:
Extreme Preisanstiege führen oft zu Marktüberhitzungen, gefolgt von Korrekturen, wenn Investoren Gewinne realisieren oder Panikverkäufe auslösen. Die Gier schlägt dann in Angst um und die Menschen verlassen den Markt so schnell wieder, wie sie ihn betreten haben.
-> Stabilisierung:
Nach einer Korrektur kann sich der Markt stabilisieren, bis dann ein neuer Marktzyklus beginnt.
7. Regulatorische Unterschiede und globale Anpassung
Auch interessant sind die regulatorischen Unterschiede auf globaler Ebene.
-> Strenge Regulierungen:
Wenn ein Land strenge Regulierungen oder Verbote einführt, können Miner und Investoren gezwungen sein, in andere, freundlichere Jurisdiktionen zu wechseln.
-> Neue Chancen:
Länder, die offen für neue Technologien sind, nutzen diese Gelegenheiten, um von der Abwanderung von Minern und Investoren aus restriktiven Ländern zu profitieren. Ein prominentes Beispiel ist die Verlagerung des Bitcoin-Minings von China in die USA nach dem chinesischen Verbot. Die Miner sind nicht mehr Computer-Nerds im Keller – es sind professionelle Unternehmen, die Gewinne erwirtschaften und Steuern zahlen.
-> Wettbewerbsfähigkeit:
Länder mit günstigen regulatorischen Rahmenbedingungen und niedrigeren Energiekosten ziehen Miner an, was ihre wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit im Technologiebereich stärkt.
-> Förderung von Innovation:
Diese Dynamik fördert Innovation und Investitionen in Ländern, die Bitcoin unterstützen, was zu einem globalen Wettbewerb um die besten Rahmenbedingungen für diese Technologien führt.
Dieser Regelkreis zeigt, wie sich die globale Landschaft der Bitcoin-Nutzung und des Minings ständig an regulatorische Veränderungen anpasst, wodurch sich Chancen für wirtschaftliches Wachstum und technologische Entwicklung eröffnen.
Fazit
Das Bitcoin-Ökosystem ist voller sich selbst regulierender Regelkreise, die zur Stabilität und Robustheit des Netzwerks beitragen. Diese Mechanismen sorgen dafür, dass Bitcoin nicht nur als Wertspeicher oder digitale Währung, sondern auch als technologisches und wirtschaftliches System funktioniert und wächst. Indem Bitcoin die Miner dazu zwingt, möglichst effizient zu sein und auf günstigen, oft erneuerbaren Strom zurückzugreifen, trägt es zudem zur Förderung nachhaltiger Energiequellen bei. Zudem zeigt die Anpassung an unterschiedliche regulatorische Rahmenbedingungen, wie dynamisch und widerstandsfähig das Bitcoin-Ökosystem wirklich ist.
Würde mich natürlich freuen, wenn ein paar von euch meinen Beitrag lesen und ihren Senf dazu geben.
Lasst gerne ein Like👍 da falls euch solche (etwas längeren) Beiträge interessieren, dann werde ich sowas öfter posten oder lasst alternativ auch gerne auch ein 🆘 da falls euch dieser Content überhaupt nicht interessiert und ihr euch denkt "Was hat der eigentlich geraucht🚬".
Euer Burner
(Sorry, den Joke konnte ich mir nicht verkneifen😂)