Aber wie eigentlich?
Und wann ist man so "reich", dass man sein Vermögen "schützen" soll - und vor wem?
Diese Frage ging mir in den letzten Tagn immer mal durch den Kopf. Daher dachte ich, ich lasse euch mal an meiner Recherche (die nicht völlig fehlerfrei sein muss) teilhaben und verbinde den Beitrag mit der Frage: kennt sich hier jemand damit gut/sehr gut aus - also über das "gefährliche Halbwissen" hinaus? Dann wäre ich froh und dankbar, wenn mögliche falsche Darstellungen schnell kommentiert werden...
Zunächst: Wie bin ich auf die Idee gekommen mich mit dem Thema zu befassen?
Zusammen mit meinem Bruder habe ich mir ein Mehrfamilienhaus genauer angeschaut und durchgerechnet - als Renditeobjekt zum vermieten.
Schnell war die Frage auf dem Tisch, wie eine sinnvolle Aufteilung und Organisation erfolgen kann, damit im Sreitfall "die Verhältnisse" klar sind. Wir kamen auf den Gedanken, dass eine GbR oder GmbH eine möglichkeit sein könnte.
Warum? Weil dann die GmbH die Immobilie besitzt; eine [juristische] Person im Grundbuch und wir als zwei Gesellschafter die Unternehmensteile gut untereinander aufteilen können, ohne Teilungserklärung der Immobilie, ohne diverse persönliche Eintragungen im Grundbuch etc.
Außerdem genießt eine GmbH, wie der Name schon sagt, Haftungsbeschränkungen.
Letztlich wurde nichts aus der Immobilie, aber der Gedanke hat mich weiter beschäftigt - wie kann Vermögen gut verwaltet, geteilt, teilweise veräußert oder vererbt werden. Wie machen das "die Reichen"?
"Die Reichen" schützen ihr Vermögen z. B. durch Firmen.
Während ich als Normalo der arbeiten geht und Steuern bezahlt im schlechtesten Fall auf 42 % Spitzensteuersatz komme, so werden Firmen in aller regel deutlich niedriger besteuert.
Das "Firmengeflecht" - Holding und GmbH
Zunächst eine sehr grobe Zusammenfassung, nachher im Detail mehr davon:
Wir gründen eine Holding (also eine Firma, deren Aufgabe lediglich darin besteht, Anteile an anderen Firmen zu halten).
Wir gründen zudem eine Vermögensverwaltende GmbH die nicht gewerblich tätig ist und daher lediglich 15 % Körperschaftssteuer zahlt - die weiteren 15 % Gewerbesteuer entfallen, da keine Gewerbetätigkeit vorliegt.
Die GmbH kauft nun eine Immobilie und vermietet diese. Nach Abzug aller Kosten wie Zinsen und Instandhaltungsaufwendungen bleibt nun ein Gewinn übrig. Dieser Gewinn würde bei einer Privatperson mit dem persönlichen Steuersatz von bis zu 42 % besteuert werden.
In einer Vermögensverwaltenden GmbH fallen allerdings nur 15 % Körperschaftssteuer an.
Durch die geringere Steuerlast der GmbH lässt sich also schneller ein neues Barvermögen aufbauen und somit schneller eine neue Immobilie, Aktien oder Unternehmensanteile kaufen.
Das Beispiel zeigt schon mal, dass vor allem bei langer Haltedauer des Vermögenswert und Thesaurierung der Erträge ein positiver Effekt entsteht.
Nun haben wir das "Problem", dass auch die GmbH gewisse Haftungsrisiken hat. Diese lassen sich nicht gänzlich ausmerzen. Aber: Als Gesellschafter einer GmbH kann ich mir (als Privatperson) Gewinne ausschütten. Diese unterliegen jedoch der Kapitalertragssteuer von 25 %. Also relativ sinnlos, erst 15 % Körperschaftssteuer zahlen und dann doch 25 % für Kapitalerträge?!
Ja und nein: denn - für regelmäßige Auszahlungen an die Privatperson ist das "Geflecht" nicht gedacht.
Nun kommt unsere Holding ins Spiel.
Die Holding setzten wir an Stelle eines privaten Gesellschafters nun als Gesellschafter (Anteilseigner) der GmbH ein. Es ist also eine Firma, die eine Firma besitzt.
Hält die Holding mindestens 15 % der Anteile an der GmbH, werden Gewinausschüttungen der GmbH an die Holding zu 95 % nicht besteuert. Ledichlich 5 % unterliegen der Körperschafts- und Gewerbesteuer - effektiv entsteht also eine Gesamtsteuerlast von 1,5 % bei dem Transfer an die Holding.
Aber warum eingentlich der Übertrag von der GmbH an die Holduing?
Vor allem, um die letzten Haftungsrisiken auszumerzen. Hat eine GmbH Gewinne ausgeschüttet (sagen wir mal 20 Jahre lang, jedes Jahr Ausschüttungen) und dann läuft etwas "schief", die GmbH gerät in Schieflage und muss Insolvenz anmelden? Dann ist das angesammelte Vermögen nicht mehr Teil der Vermögensmasse der GmbH, sondern für lediglich 1,5 % Steuern "in Sicherheit" gebracht. Und zwar schon Jahre vorher. Würde die GmbH das Geld selbst "auf der hohen Kante" liegen haben, wäre es sofort Teil der Insolvenzmasse.
Weitere GmbH's mit Beteiligung durch die Holding
Natürlich kann man durch weitere Firmen das Ganze weiter ausbauen - z.B. eine GmbH die dafür Zuständig ist, die Immobilien zu "vermakeln" (also gewerblich tätig ist), eine GmbH die besonders risikobehaftete Teile abbildet wie bspw. den Bau oder die Sanierung einer Immobilie etc.
Nun war das Ganze sehr Immobilienlastig. Wie steht es mit Aktien?
Hier kann man ganz pauschal sagen: in den meisten Fällen lohnt sich das Invest in Aktien durch eine Holding (Formal: erwerb von Unternehmensanteilen druch die Holding) nur bei Wachstumstiteln, da lediglich die Veräußerungsewinne steuerfrei sind.
Da bei Dividenden die Steuerbegünstigung wie oben beschrieben auch davon abhängt, dass die Holding mindestens 15 % an dem Unternehmen hält ist es für uns Normalos eher unwahrscheinlich, dass wir an einem börsennotierten Unternehmen 15 % halten. Wäre das so, hätten auch Dividenden diese Steuervorteile. Halten wir aber unter 15 % des Unternehmens, fallen 15 % Gewerbe- und 15 % Körperschaftssteuer an, was mehr als die Kapitalertragssteuer ausmachen würde.
@DonkeyInvestor so kommst du nun an dein Geld,
Nachdem du natürlich dein Auto als Firmanwagen wertest:).
Das Stichwort heißt "Teileinkünfteverfahren" das wäre ein ganz neuer, kompletter Themenpost. Aber im Kern bedeutet es, dass du unter bestimmten Umständen nur 60 % der Kapitalerträge aus der Holding versteuern musst, wenn du sie privat entnimmst. Vielleicht kommt ja mal ein Beitrag dazu :). Ansonsten kann der Tochterkonzern unseres permanenten Umfragegewinners sicherlich Auskunft geben
Ihr seht, das Thema ist komplex. Vielleicht ist ein Steuerberater mit Fachkenntnissen im Unternehmenssteuerrecht unter uns, der mögliche Fehler in der Darstellung korrigieren kann.
Bei allen Beispielen habe ich jetzt Soli/Kirchensteuer außen vor gelassen - nur zur Info :)
Im Netzt finden sich unterschiedliche Angaben, ab wann sich solch ein Geflecht lohnen kann (oder erst mal nur eine VV GmbH) - ca. 100.000 Reinvermögen das Erträge erwirtschaftet gilt wohl als unterste Grenze. Also gar nicht sooooo viel - wie war das: die ersten 100.000 sind die schwersten.
Gute Nacht! #learn
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