Teil 1: Mein größenwahnsinniger Bitcoin Plan
TL;DR Glück. Durch pures Glück. Glück, gepaart mit jugendlicher Dummheit / Idealismus, einiges an Pech aber letztendlich doch noch mehr Glück. Das hatte selbstverständlich rein gar nichts mit Können zu tun.
Um was geht es hier?
Um meine Investmentgeschichte, falsche und richtige Entscheidungen, Karrierepfade und Vermögensaufbau mit vielen Abzweigungen aber ohne zu Erben. Interessiert euch nicht? Kann ich verstehen. Einfach weiterscrollen.
Ich hatte vor kurzem, von @Simpson inspiriert, einen Benchmark der gängigen Indizes mit meinem öffentlichen (und echten!) Portfolio auf getquin durchgeführt. Das Ergebnis für mein Portfolio im mittleren, 6-stelligen Bereich, hat mich doch etwas überrascht.
- 👍 TTWROR MSCI World von 2011 bis 2024: weniger als 400%
- ♥️ TTWROR S&P500 von 2011 bis 2024: Gute 650%
- 🚀 TTWROR Nasdaq von 2011 bis 2024: Knappe 1.200%
- 🤯 TTWROR meines Portfolios von 2011 bis 2024: Fucking 26.150%
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Der Gute @Alpalaka kommentierte, dass es ja mal ganz interessant wäre, meine Investmentgeschichte zu hören. Keine Ahnung ob er das ernst gemeint hat. Jetzt muss er sie jedenfalls lesen 😁.
Die Anfänge
Der kleine Esel hat eine Realschule in einer kleinen Stadt besucht und mit 16 eine Ausbildung im IT Bereich gestartet. Das war dann auch der erste Grund für meine Eltern, die sich zwar immerhin mit Finanzen beschäftigen aber nur ihrem Bankberater vertrauten, mich zu verschiedenen Bankterminen, Versicherungen, ... zu schleppen. Interessierte mich mit 16 natürlich 0,0. Hab einfach das gemacht, was meine Eltern gesagt haben. Das sah dann wie folgt aus:
- Riester-Rente abgeschlossen. Immerhin fondsgebunden und läuft bis heute nicht schlecht
- Kapital-Lebensversicherung gekoppelt mit BU abgeschlossen
- Bausparer abgeschlossen. Fast meine komplett Verwandtschaft bewohnt selbstgenutzte Immobilien. Ist ja logisch, dass sich der Esel auch irgendwann mal eine Immobilie zur Selbstnutzung kauft oder baut
- Bonussparen bei der örtlichen VR Bank abgeschlossen
Dazu musste ich noch ein paar Euro "Miete" an meine Eltern abgeben. Schon waren meine 600 Euro Bruttogehalt im ersten Lehrjahr weitestgehend aufgebraucht 😭
Aber es war immerhin besser als vorher. Die Jahre vor meiner Ausbildung erhielt ich von meinen Eltern 10 Euro Taschengeld. Pro Monat. Hab mir mit dem Austragen von Zeitungen etwas dazuverdient. Vermutlich habe ich mir in dieser Zeit auch meinen doch eher sparsamen Lebensstil angeeignet.
Das erste große Geld und die erste große Panik
3 Jahre später hatte ich meine Ausbildung erfolgreich beendet und wurde für ca. 26.000 Euro Brutto / Jahr übernommen. Mit 20 erhielt ich außerdem das einzige größere Geldgeschenk meines Lebens: 10.000 Euro hatten meine Eltern für mich gespart ♥️. Die sind dann auch direkt in den Kauf eines Autos geflossen. Das machte meine damalige Fernbeziehung einiges einfacher. Und auch wenn die "Miete" bei meinen Eltern stieg, konnte ich jetzt erstmals auf großem Fuß Leben, mir regelmäßig etwas gönnen und auch ein paar Euro auf dem Girokonto sparen.
Bis ich mich dazu entschieden habe, auszuziehen. Richtige Miete ist teuer. Dazu kamen weitere Ausgaben für Möbel, Essen, ein berufsbegleitendes Studium und Empfehlungen meiner Eltern: weitere Versicherungen (die man unbedingt braucht. Nicht.) und Aufstockung der bestehenden Verträge (BU, Riester für die maximale staatliche Förderung, mehr in den Bausparer, ...). Gleichzeitig stieg mein Gehalt seit Ende der Ausbildung nur marginal. Das war das erste Mal, dass ich wirklich Panik hatte. Ich hatte Angst, dass ich mir ein unabhängiges Leben nicht leisten kann. Und irgendwann kam das Gefühl in mir hoch, dass ich einfach komplett überversichert bin und viel zu viel in Riester / Bausparer stecke. Zu diesem Zeitpunkt beschloss ich, in den nächsten Jahren hoffentlich ein paar Mini Gehaltserhöhungen mitzunehmen und Versicherungen / Sparraten unter keinen Umständen nach oben anzupassen.
Piratenpartei und Bitcoin
In meinen Zwanzigern hatte die Piratenpartei ihre großen Auftritt als Protestpartei in Deutschland. Leider wurde sie dann von der AfD abgelöst. Aber das tut hier nichts zur Sache. Der Esel war jedenfalls noch jung, rebellisch und wollte mit seinem Idealismus die Welt verbessern. Da kamen die Piraten genau rechtzeitig. Sie liebten die Freiheit und ich war einer ihrer Anhänger. Alle Macht dem Volke. Mehr direkte Demokratie. Nieder mit dem alten System. Mit diesem Gedankengut und meinem Dasein als IT Nerd musste ich zwangsläufig über den Bitcoin stolpern.
2011 war es dann soweit. Ich weiß nicht mehr wie, aber irgendwo habe ich das erste Mal von $BTC (+0,74 %) gehört und war sofort fasziniert. Ich hatte keine Ahnung von der Technologie (obwohl ich ITler war) und auch keine Ahnung von Finanzen und Wirtschaft. Aber ich wusste, es muss sich irgendwas ändern. Und da klangen die Versprechen von Bitcoin einfach zu gut. Also legte ich mir einen Account bei der damals größten Bitcoin Börse der Welt, Mt. Gox, an und kaufte mir für ca. 300 USD Bitcoin. Mehr konnte und wollte ich damals nicht investieren. Zusätzlich schürfte ich noch ein paar Sats auf meinem Laptop.
Kursschwankungen und mein Bitcoin Exit Plan
In der Anfangszeit von Bitcoin waren Kursschwankungen von 5-10% täglich ganz normal. Als ITler programmierte ich mir eine Software zur Mustererkennung im Bitcoin Kurs und begann mit dem Daytrading - natürlich wieder ohne Sinn und Verstand. Ich hatte ja keine Ahnung. Da die Schwankungen aber so hoch waren, konnte ich einige Gewinne mitnehmen. Zwischenzeitlich sackte der Kurs aber soweit ein, dass ich das Interesse an Bitcoin (und der Piratenpartei) verlor.
Funfact an dieser Stelle: Da ich die Schwankungen des frühen Bitcoin Marktes gewohnt bin, interessieren mich heute Schwankungen am Aktienmarkt herzlich wenig. Als ich Jahre später begann, mich mit der Börse zu beschäftigen, hörte ich in den Nachrichten, dass der DAX eingebrochen sei. Ich rechnete mit mindestens Minus 30% an einem Tag und war fast enttäuscht, als es tatsächlich nur ein gutes Prozent runter ging 🥲.
Als die Bitcoin Preise 2013 wieder stark stiegen kam auch mein Interesse zurück. Irgendwann hatte ich aus den 300 USD knappe 10 Bitcoin und 1.000-2.000 USD gemacht. Zu diesem Zeitpunkt schmiedete ich einen größenwahnsinnigen Plan. Meinen Bitcoin Exit Plan:
Ich wollte bei jeder 1 und jeder 5 am Anfang des Kurses einen Bitcoin verkaufen. Also einen bei 100 USD, den nächsten bei 500 USD, dann bei 1.000 USD, 5.000 USD, 10.000 USD, 50.000 USD, 100.000 USD, 500.000 USD und 1.000.000 USD.
Und an diesen Plan hätte ich mich auch gehalten. Leider kam mir aber meine eigene Dummheit dazwischen und ich verlor alles. Zweimal 🤦. Wie es dazu kam, lest ihr im 2. Teil: https://getqu.in/Ptei6g/