Die Rohstoffwelt könnte vor einer ihrer größten Veränderungen stehen: Rio Tinto $RIO (-0,68 %) und Glencore $GLEN (-0,79 %) sollen Gespräche über eine mögliche Fusion geführt haben, berichtet der US-Nachrichtensender Bloomberg. Ziel wäre ein neuer Branchenriese, der es mit dem Marktführer BHP Group aufnehmen könnte. Der Deal würde als größte Fusion in die Bergbaugeschichte eingehen.
Die Gespräche zwischen Rio Tinto, dem zweitgrößten Bergbaukonzern der Welt mit einem Marktwert von 104 Milliarden US-Dollar, und Glencore, dessen Wert auf 56 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, fanden Ende letzten Jahres statt. Derzeit gebe es aber keine weiteren Gespräche, berichten Insider.
Zum Vergleich: Der größte Konkurrent BHP wird mit 126 Milliarden US-Dollar bewertet.
Eine Fusion würde jedoch erhebliche Herausforderungen mit sich bringen. Glencore ist stark im Kupfersegment positioniert, einem wichtigen Rohstoff für die Energiewende. Gleichzeitig verfügt das Unternehmen über ein großes Kohlegeschäft, das für Rio Tinto aufgrund der strategischen Ausrichtung auf nachhaltigere Rohstoffe problematisch werden könnte.
Der Bergbausektor erlebt seit Jahren eine Konsolidierungswelle, die durch den Wunsch der größten Produzenten nach Wachstum auf dem Kupfermarkt angetrieben wird. Kupfer gilt als Schlüsselmaterial für die Elektrifizierung und die Energiewende, aber die bestehenden Minen sind überaltert und neue Projekte sind teuer und schwierig umzusetzen. Ein Zusammenschluss mit Glencore würde Rio Tinto Zugang zu einigen der besten Kupferminen der Welt verschaffen, darunter die begehrte Collahuasi-Mine in Chile.
Trotz strategischer Synergien würde eine Fusion auf kulturelle und regulatorische Hürden stoßen. Während Glencore für seine aggressive Geschäftspolitik bekannt ist, hat sich Rio Tinto in den letzten Jahren auf eine nachhaltigere Unternehmenskultur konzentriert, insbesondere nach dem Skandal um die Zerstörung einer heiligen Stätte der Aborigines. Darüber hinaus könnte die Marktmacht eines fusionierten Unternehmens zu einer genauen Prüfung durch die Kartellbehörden führen.
Rio Tinto hat sich von fossilen Brennstoffen verabschiedet und setzt auf Wachstum in den Bereichen Kupfer und Lithium. Glencore hingegen bleibt einer der größten Kohleproduzenten der Welt und hat sich kürzlich gegen eine Abspaltung dieser Sparte entschieden. Diese gegensätzlichen Strategien könnten den Verhandlungsprozess erschweren.
Sollte die Fusion zustande kommen, würde der weltweit größte Kupferproduzent entstehen – ein Meilenstein in der Branche. Doch sowohl kulturelle Unterschiede als auch strategische Differenzen werfen die Frage auf, ob Rio Tinto und Glencore langfristig zusammenpassen. Branchenbeobachter bleiben skeptisch, ob sich die beiden Unternehmen auf eine gemeinsame Vision einigen können.