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HenRes | AI Valuation

Der aktuelle Hype um AI weckt Erinnerungen an die Dotcom Blase, aber vor allem die Ära der Competitive Local Exchange Carriers (CLECs) in den späten 1990er-Jahren. CLECs waren neue Telekommunikationsanbieter, die nach der Deregulierung des US-Marktes entstanden, um etablierten Anbietern wie $T (+1,29 %) Konkurrenz zu machen. Sie expandierten aggressiv, sammelten Milliarden an Investorengeldern und prägten die Dotcom Blase  und scheiterten jedoch später spektakulär an Überschuldung und mangelnder Profitabilität.


Heute zieht die AI Branche ähnliche Aufmerksamkeit auf sich: Hohe Valuation, ein Wettlauf um Infrastrukturausbau und euphorische Wachstumsprognosen dominieren die Nachrichten. Doch trotz oberflächlicher Parallelen gibt es entscheidende Unterschiede in Profitabilität, Nachfragedynamik und financial stability.


Was verbindet AI & CLECs?

  • Wie damals bei den CLECs sieht man heute bei AI extreme Bewertungen. $NVDA (+0,22 %) etwa wird mit einem P/E von über 70 gehandelt , ähnlich wie die 200-fache Umsatzbewertung von Level 3 Communications im Jahr 1999.
  • Der AI Sektor zieht aktuell Milliarden an, vergleichbar mit den 30 Mrd. USD, die CLECs bis 2000 einsammelten. Goldman Sachs prognostiziert 200 Mrd. USD globale KI-Investitionen bis 2025.
  • AI Companies stehen unter Druck, Infrastruktur massiv auszubauen, während Preise für Cloud Dienste sinken. Dies erinnert an die CLECs, die trotz fallender Telefontarife Infrastruktur aufblähten.


Warum AI anders ist

In der aktuellen Bewertung unterscheidet sich die AI Branche fundamental von den CLECs.


Während $MSFT (-1,69 %) oder$GOOG (+0,1 %) mit stabilen Betriebsmargen von über 40% profitabel wirtschaften, operierten CLECs damals defizitär, also  ihr Geschäftsmodell beschränkte sich weitgehend auf das kostspielige Reselling standardisierter Telekomdienstleistungen ohne Mehrwert. Finanziell agiert die AI Branche zudem deutlich disziplinierter. Big Tech Companies halten Schuldenquoten unter 15% und verfügen über hohe Cash Reserven, wohingegen CLECs sich bis zu 70% verschuldeten und schließlich in der Massenpleitewelle um 2001 untergingen.


Ein entscheidender Unterschied liegt auch in der Nachfragedynamik. AI Tech wird heute branchenübergreifend eingesetzt, von präziser Medikamentenentwicklung in der Pharmaindustrie bis zur Routenoptimierung in der Logistik. Diese reale, skalierbare Nachfrage steht im Kontrast zu den CLECs, die Infrastruktur für spekulative Kundengruppen aufbauten, die nie materialisierten.


Hinzu kommt der Innovationsvorsprung. Proprietäre Chips (wie Googles TPUs oder Nvidias GPUs) und andere Softwarelösungen schaffen technologische Wettbewerbsvorsprünge. CLECs hingegen boten lediglich standardisierte Telekomdienste an, die sich kaum differenzierten.


Auch im Risikomanagement zeigt sich ein Paradigmenwechsel. Unternehmen wie Meta investieren gezielt in Projekte mit klarem ROI Fokus, statt wie die CLECs Schulden für überdimensionierte und letztlich nutzlose Infrastrukturprojekte einzusetzen. Diese strategische Agilität unterstreicht die Reife der heutigen Tech Branche im Vergleich zur Dotcom-Ära.


Kein Dotcom 2.0

Aus meiner Sicht ist der AI Boom keine Blase, sondern ein struktureller Wandel. Die Kombination aus realer Nachfrage, finanzieller Stabilität und technologischem Mehrwert unterscheidet AI fundamental von den CLECs.

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1 Kommentar

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Guter Beitrag, sehe ich genauso
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