„Investieren wie die Reichen!!!“ „Wird der ELTIF der neue ETF???“ "Endlich Private Equity für die Kleinen!!!" hagelt es an reißerischen Headlines zurzeit. Dabei handelt es sich aber nicht um einen IKEA-Outdoor-Sessel oder den neusten Hot Pick vom bodenständigen Flo Pharell, sondern um eine Fondskategorie, die gar nicht mal so neu ist, aber trotzdem so langsam in den Fokus gerät.
Ich dachte mir, ich nehme das Ganze mal ein wenig unter die Lupe, damit ihr euch die Recherche sparen könnt – falls ihr dann mal wirklich konkret über den Begriff stolpert, so wie ich zuletzt.
ELTIF steht für European Longterm Investment Fund. Diese Fondsstruktur ist kein neuer Stern am Himmel, sondern existiert bereits seit 2015, war aber bisher einfach für Privatanleger nicht wirklich zugänglich. Die Bandbreite an verschiedenen Fonds war eher mau. Interessant wird das Ganze eigentlich auch nur durch ELTIF 2.0, da diese Reform neue Türen für Kleinanleger öffnet.
ELTIFs investieren in Privatmärkte, also in nicht-börsennotierte Anlagen. So kann man als Privatanleger oder auch institutioneller Anleger durch ELTIFs beispielsweise in Unternehmen investieren, die nicht börsengelistet sind (Private Equity, kurz PE), man erhält aber auch Zugang zu Assetklassen wie Fremdkapitalfinanzierung (Private Debt), Infrastruktur oder Immobilien (zum Beispiel Krankenhäuser, Schulen, etc.). Es gibt also hier recht vielfältige Projekte. ELTIFs sind streng reglementiert und auf langfristige Investments ausgelegt.
It’s all about the money
Infrastrukturprojekte und Ähnliches kosten eine ganz schöne Summe. Das weiß die EU. Unternehmen erhalten somit die Möglichkeit, auf bankenunabhängige Finanzierungsmittel zuzugreifen. Und die Privatanleger? Die können sich auf Zugang zu eLiTäReN Anlagen wie Private Equity freuen, die bisher super exklusiv waren und mit unrealistischen Renditen locken.
Zeit für ein paar Rap-Lines über PE:
Private Equity, moving silently,
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Cash flow, ROI, they calculate proficiently,
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Voraussetzungen für die Anlage
Schwierige Sache, denn Mindestanlagen für Privatanleger waren in der Regel ab einem Schnäppchenpreis von 10.000 Euro möglich, zudem musste man ein Vermögen von 100.000 Euro aufweisen. Durch die Reform in diesem Jahr entfällt dieser Mindestbetrag, sowie auch die Vermögenshürde und eine Reihe an weiteren Einstiegshürden, die es Geringverdienern wie uns zuvor sehr schwer machten, auf den ELTIF-Zug aufzuspringen.
Chancen
- Diversifikation: Wenn man auf dem Börsenparkett alles abgesteppt hat, warum dann nicht mal außerbörslich die Realwirtschaft erkunden? Wer Lust hat seine herkömmlichen Investments zu ergänzen, wird hier ggf. fündig – vor allem wer Alternativen sucht zu offenen Immobilienfonds.
- Impact Investing: Erinnert mich irgendwie an ESG-Fonds – der Wunsch nach einer Unterstützung von Projekten, die einen positiven Beitrag für unsere Umwelt und die Gesellschaft leisten. ELTIFs können hierbei den Einstieg erleichtern und einen Anhaltspunkt bieten.
Risiken
- Illiquidität: Investiertes Kapital ist langfristig gebunden – circa 8-10 Jahre. Früherer Ausstieg? Fehlanzeige. Oftmals ist das nur mit Abschlägen möglich, denn die Anbieter sind nicht zur Rücknahme verpflichtet und wir spielen hier nicht nach den Regeln der Börse. (insert evil grin)
- Intransparenz: So nett es sich die EU vielleicht vorgestellt hat – die Reform führt leider auch zu einigen Nachteilen für Kleinanleger. So ist es zum Beispiel möglich, dass Fondsmanager von ELTIFs statt der früher vorgeschriebenen Direktinvestments ab sofort Dachfonds kaufen können, die nicht nur komplex und intransparent sind, sondern auch mit höheren Gebühren und Kosten einhergehen.
- Verwässerung: Durch die Reform wird der Anteil an möglichen liquiden Anlagen auf 45 Prozent angehoben (vorher: maximal 30 Prozent). Wenn man nun extra einen Fonds erwirbt, der sich groß „PRIVATMARKT“ auf die Fahne geschrieben hat und dieser dann auf einmal auch die Möglichkeit hat, wild in liquide Anlagen zu investieren…well. Ich wollte doch agiler Private Equity Investor #linkedintopvoice
#forbes30under30 in meine LinkedIn Bio packen :( :( :( :( - Irreführende Renditeversprechen: Beschäftigen wir uns mit Private Equity, werden einem oft wunderschöne Renditen präsentiert, die jeden World schlagen (Nimm das, Finanzfluss!). Man sollte sich jedoch zu Gemüte führen, dass Private Equity Fonds anders in ihrer Rendite-Berechnung (Interner Zinsfuß – mit dem Teil hab ich zurzeit zu kämpfen) funktionieren und nicht von Anfang an komplett investiert sind. Das verzerrt die eigentliche Rendite enorm, sie ist deutlich niedriger als man zuerst annimmt!
ELTIF vs ETF – zum Verwechseln ähnlich?
Ganz sicher nicht. Es handelt sich hierbei um sehr verschiedene Produkte. ELTIFs sind aktiv gemanagete Fonds außerhalb des Börsenparketts, während ETFs passiv verwaltete Produkte an der Börse sind. ELTIFs richten sich nach Entscheidungen eines Managements, ETFs bilden einen Index nach. Sie ähneln sich nur in ihrem Namen – hier sollte man mal aufpassen. Ich vote hiermit für eine Umbenennung der ELTIFs.
Fazit
ELTIFs werben mit coolen Buzzwords. Leider hapert es in meinen Augen stark in der Umsetzung: Aktiv gemanagte, intransparente Fondsstrukturen und höchst illiquide Anlagen klingen für mich nun mal nicht nach dem Börseninvest des Jahrhunderts. Die Reform scheint dieses Problem nochmals zu verschlimmern. Aber wer weiß – eventuell lernen wir irgendwann in der Zukunft durch eine breitere Produktpalette ja auch sinnvollere Angebote kennen, die sich daraus entwickeln. Aktuell empfinde ich das Ganze als ungeeignet.
Lori Product-Rating: ⭐ / ⭐⭐⭐⭐⭐ (respectfully)
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QUELLEN:
(2) https://klimavest.de/de/wissen/ratgeber/eltif/
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