Die US-Regierung stützt Bayer im Streit um den Unkrautvernichter Glyphosat. Das liegt auch an einer kaum bekannten Mine: Dort fördert Bayer ein wirtschaftlich und militärisch bedeutendes Mineral.....
Gerade im Handelsblatt einen Artikel über $BAYN (-1,2 %) gelesen, der zum Nachdenken anregen sollte. Wer sich kritisch zu Glyphosat stellt, die USA "verteufelt" für ihr hegemonisches Verhalten, wer die Aktionäre von Bayer in den letzten Jahren belächelt hat... eine interessante Sicht auf das "Große und Ganze".....
Quelle: Handelsblatt vom 14.12.2025

Überraschend deutlich hat sich die US-Regierung vor wenigen Tagen an die Seite der Bayer AG gestellt. Das Weiße Haus unterstützt vollumfänglich eine Klage der Leverkusener vor dem obersten US-Gericht.
Bayer will am Supreme Court ein Grundsatzurteil erwirken, um die milliardenschwere Last der Klagen wegen des Unkrautvernichters Glyphosat loszuwerden.
Nach dem positiven Votum der US-Regierung stehen die Zeichen dafür nicht schlecht. Für die unerwartet klare Rückendeckung nennt die Regierung von Präsident Donald Trump vor allem juristische Gründe. Doch im Hintergrund geht es um handfeste politische und wirtschaftliche Ziele.
Bayer droht damit, die Glyphosat-Produktion in den USA einzustellen, sollten die Prozesse und Klagen nicht enden. Das könnte die Versorgung der amerikanischen Landwirtschaft gefährden. Für die USA steht dabei aber weit mehr als die Nahrungsmittelversorgung auf dem Spiel, zeigen Recherchen des Handelsblatts.
Was öffentlich kaum bekannt ist: Bayer ist in den USA einer der größten Minenbetreiber zur Förderung von Phosphat. Aus diesem Mineral wird das Pflanzenschutzmittel Glyphosat gewonnen. Mitte Oktober hat der Konzern die Erlaubnis für eine neue Mine im US-Bundesstaat Idaho bekommen, für die Bayer ein riesiges Abbaugebiet erschließen wird.
Wenige Wochen später hat die US-Regierung Phosphat zu einem Mineral erklärt, das „unverzichtbar für die US-Wirtschaft und für die nationale Sicherheit“ ist. Das zuständige US-Innenministerium hat am 6. November eine Liste von 60 solcher strategisch wichtiger Stoffe veröffentlicht.
Man werde dafür sorgen, dass diese Mineralien ausreichend in den USA abgebaut und verarbeitet werden und das Land wieder zu einer „Mineralien-Großmacht“ werde, sagte US-Innenminister Doug Burgum. In amerikanischen Industriekreisen heißt es: „Die Bayer-Mine wird in den USA als kritisch für das Vorhaben gewertet, in der Rohstoffversorgung unabhängig zu bleiben – besonders gegenüber China.“
Phosphat ist als Düngemittel von Bedeutung. Doch im Fall von Bayer geht es vor allem um den daraus hergestellten weißen Phosphor. Dieser Stoff wird für die Herstellung von Medikamenten, Chemikalien, Flammschutzmitteln oder Batteriematerialien gebraucht und ist dabei teils unersetzlich. Der Stoff wird außerdem für Rüstungsgüter wie Blend- oder Rauchgranaten und Bomben verwendet.
Bayer gilt als einer der bedeutendsten Produzenten in den USA. In einer Mine in Soda Springs/Idaho baut der Konzern Phosphat aus der Erdkruste ab und gewinnt daraus in einem nahegelegenen Werk weißen Phosphor. Die Anlage gibt es seit 65 Jahren, sie ist über den Kauf von Monsanto 2018 in den Bayer-Konzern gekommen.
Bayer verwendet weißen Phosphor für die eigene Glyphosat-Herstellung, versorgt aber mit dem Stoff nach eigenen Angaben auch andere Industriefirmen. Der Konzern unterstreicht zugleich, derzeit nicht das amerikanische Militär zu beliefern.
Bayer wirbt für Gesetzesänderungen in den USA
Zu den Motiven für die Rückendeckung durch Trump wollte sich Bayer nicht äußern. Nur so viel: „Wir begrüßen, dass die US-Regierung die große Bedeutung von Phosphat für die amerikanische Wirtschaft durch die Aufnahme in die Liste der kritischen Mineralien anerkennt“, teilte der Konzern auf Anfrage mit.
Bei den politischen Lobby-Vorstößen von Bayer in den USA dürfte dies ohne Frage nützlich sein. Der Gang zum Supreme Court der USA ist für die Leverkusener nur ein Weg, um die Welle von Klägern zu stoppen, die die Verwendung von Glyphosat für ihre Krebserkrankung verantwortlich machen. Bayer weist dies zurück und stützt sich auf Zulassungsbehörden wie die US-Umweltbehörde EPA, die Glyphosat als sicher einstufen.
Bayer verwendet weißen Phosphor für die eigene Glyphosat-Herstellung, versorgt aber mit dem Stoff nach eigenen Angaben auch andere Industriefirmen. Der Konzern unterstreicht zugleich, derzeit nicht das amerikanische Militär zu beliefern.
Bayer wirbt für Gesetzesänderungen in den USA
Zu den Motiven für die Rückendeckung durch Trump wollte sich Bayer nicht äußern. Nur so viel: „Wir begrüßen, dass die US-Regierung die große Bedeutung von Phosphat für die amerikanische Wirtschaft durch die Aufnahme in die Liste der kritischen Mineralien anerkennt“, teilte der Konzern auf Anfrage mit.
Bei den politischen Lobby-Vorstößen von Bayer in den USA dürfte dies ohne Frage nützlich sein. Der Gang zum Supreme Court der USA ist für die Leverkusener nur ein Weg, um die Welle von Klägern zu stoppen, die die Verwendung von Glyphosat für ihre Krebserkrankung verantwortlich machen. Bayer weist dies zurück und stützt sich auf Zulassungsbehörden wie die US-Umweltbehörde EPA, die Glyphosat als sicher einstufen.
Doch sind noch immer 65.000 Klagen anhängig. Seit vergangenem Jahr setzt sich Bayer bei US-Politikern für Gesetzesänderungen ein, mit denen Klagen weniger Aussicht auf Erfolg hätten und die Welle so gestoppt werden könnte. In einzelnen US-Bundesstaaten hatten die Leverkusener damit Erfolg. Auf nationaler Ebene stehen dazu noch Entscheidungen in Washington aus.
Rückendeckung auf höchster Ebene kann Bayer dort gebrauchen. In den vergangenen Monaten zeigte sich: Das Weiße Haus will die Glyphosat-Produktion schon deshalb im Land halten, weil sonst die Abhängigkeit von China in der Landwirtschaft droht.
Bayer ist der einzige große Produzent des Herbizids in den USA. Die dortige Landwirtschaft ist abhängig vom Einsatz des Mittels, um hohe Ernten zu sichern. Andernfalls drohen in den USA noch deutlich höhere Nahrungsmittelpreise.
Sollte Bayer die Vermarktung beenden, müssten die Landwirte das Herbizid aus China einkaufen. Die US-Farmer warnen seit Monaten in groß angelegten Kampagnen vor den Folgen und fordern die Sicherung von Glyphosat in den USA. Bayer initiiert diese Proteste mit.
Bayers großes Phosphatvorkommen in Idaho
Weniger laut geht es beim Thema Phosphat und weißer Phosphor zu. Hier taucht der Name Bayer gar nicht direkt auf: P4 Production LLC heißt die Tochtergesellschaft der Leverkusener, die den Tagebau in Idaho betreibt.
Mitte Oktober gab es für das Bergbaumanagement der Leverkusener Anlass zum Feiern: Das US-Innenministerium erteilte P4 die endgültige Genehmigung eines neuen Tagebaugebiets in der Region.
Dies war für Bayer wichtig, weil sich die Phosphatvorkommen in der bestehenden Mine dem Ende neigen. Nun darf der Konzern auf weiteren rund acht Quadratkilometern Fläche im Caldwell Canyon das Mineral fördern. Die Arbeiten dafür starten im nächsten Jahr.
Auf die Freigabe hatte Bayer mehrere Jahre warten müssen. Umweltschützer hatten 2023 erfolgreich gegen das Projekt geklagt – sie sahen den Lebensraum des in der Region lebenden Beifußhuhns gefährdet. Bayer einigte sich mit ihnen und sicherte zu, rund fünf Millionen Dollar für einen Treuhandfonds zur Wiederherstellung oder Erhaltung des Lebensraums zur Verfügung zu stellen.
Die US-Politik beklatscht die Einigung. Für das Land hat der Phosphat-Abbau in Idaho insgesamt große strategische Bedeutung. Nach Angaben des US-Innenministeriums kommen schon jetzt bis zu 30 Prozent des im Inland produzierten Phosphats aus der Region.
Das Vorkommen, das jetzt von Bayer erschlossen wird, gilt als eines der größten der USA. In Florida gibt es weitere große Fördergebiete, aber nur fünf Firmen bauen das Mineral im Land ab. Weltweit liegen die größten Phosphatvorkommen nach Angaben des US Geological Survey in Marokko, China und Russland – allesamt keine Länder, auf die Amerika angewiesen sein will.
Vorzugsstatus im Genehmigungsprozess
US-Präsident Trump hat daher mit seiner Executive Order 14241 angeordnet, die Unabhängigkeit des Landes bei seltenen Erden und wichtigen Mineralien herzustellen. „Die Freigabe des Bayer-Projekts unterstützt diese Executive Order und schafft eine stabile Quelle für Phosphat“, sagte Robert Taylor, der eine zum Innenministerium gehörende Landesbehörde in Idaho vertritt.
Die Mine bekam im Genehmigungsprozess der Behörden sogar einen Vorzugsstatus. In beteiligten Industriekreisen heißt es: „Das Bekenntnis zu Glyphosat und seiner Wertschöpfungskette ist in den USA groß.“ ...........

