Indien möchte mit Fabs und eigenen CPU-Designs zur Halbleiternation werden. Die erste Made-in-India-CPU muss möglicherweise aber noch im Ausland gefertigt werden.
Im Schatten der großen Förderprogramme für die Halbleiterbranche in China, Europa, Japan, Südkorea und den USA versucht auch Indien, sich als Fertigungsstandort zu etablieren. Dafür hat das Land 10 Milliarden US-Dollar an Subventionen in Aussicht gestellt. Diese Bemühungen sollen 2025 erste Früchte tragen, wie Ashwini Vaishnaw, als Minister unter anderem zuständig für Elektronik und Informationstechnologie, am Rande des World Economic Forums in Davos ankündigte.
Im laufenden Jahr soll der erste, vollständig in Indien entwickelte 28-nm-Prozessor vorgestellt werden. Was zunächst unspektakulär klingt, ist für das Land ein großer Schritt: Bislang konnten lediglich 180-nm-Chips im Land gefertigt werden. Indien möchte unabhängiger werden, vor allem aber mehr vom Umsatz mit Halbleitern im Land behalten. Seit Jahren werden in Indien auch moderne Halbleiter entwickelt, die Fertigung erfolgte aber andernorts.
Unklar ist, um welchen Chip es sich handelt. Am wahrscheinlichsten dürfte ein Shakti-Prozessor sein. Shakti entwickelt RISC-V-Kerne und startete als Projekt am Indian Institute of Technology (IIT) in Madras, 2018 erfolgte ein erfolgreiches Tape-out in Intels 22-nm-Finfet-Prozess. Auch ein Vega-Prozessor, eine am Centre for Development of Advanced Computing (C-DAC) in Kerala entwickelte Reihe von RISC-V-Kernen, ist denkbar.
Wirklich schon made in India?
Ebenso unklar ist, ob der Chip anfangs tatsächlich in Indien gefertigt wird: Die erste 28-nm-Serienfertigung soll erst 2026 beginnen, gebaut wird erst seit Anfang 2024. Das Projekt soll im Zeitplan sein, es handelt sich um ein Joint Venture des indischen Großkonzerns Tata Group mit Powerchip aus Taiwan, geplant sind 28-, 50- und 55-nm-Prozesse. Monatlich sollen 50.000 Wafer Starts erfolgen. Die Tata Group stellt unter anderem Autos her, in denen viele der Chips landen dürften.
Möglich, dass also der Made-in-India-Chip anfangs noch in Taiwan gefertigt wird. Gedacht ist er für den Einsatz in Autos und Zügen. Indien setzt aktuell auf ältere Prozesse. Die bringen zwar geringere Margen, dafür ist der Aufbau der Werke günstiger und die Nachfrage seitens der Automobil-, Telekommunikations- und Unterhaltungsindustriebranche hoch.
In den vergangenen Jahren wuchs in diesem Bereich der Marktanteil chinesischer Unternehmen stark, was bereits die US-Regierung auf den Plan rief. Indien könnte somit für westliche Unternehmen eine interessante Alternative sein – Analog Devices etwa plant eine Zusammenarbeit mit der Tata Group.
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