Rivian ($RIVN (+0,29 %) ) präsentierte auf seiner Telefonkonferenz zum vierten Quartal 2024 eine klare Strategie zur Verbesserung der Profitabilität. CEO RJ Scaringe hob hervor, dass das Unternehmen mit positiven Bruttomargen im vierten Quartal einen wichtigen Meilenstein erreicht hat. Entscheidende Faktoren waren Kostensenkungen von 31.000 USD pro Fahrzeug, eine verbesserte Produktmix-Strategie, höhere regulatorische Gutschriften und der neue Joint-Venture-Deal mit Volkswagen.
Ein zentraler Aspekt der Produktstrategie ist die Einführung des leistungsstarken Tri-Motor-Antriebs sowie der Dune Edition des R1T, die beide stark nachgefragt sind. Die R1-Plattform hat nicht nur zur Markenstärkung beigetragen, sondern auch für hohe Kundenzufriedenheit gesorgt. Die Sicherheitszertifizierungen durch das Insurance Institute for Highway Safety (IIHS) als „Top Safety Pick+“ für den R1S und R1T unterstreichen Rivians Positionierung als Premiumhersteller.
Die Erfahrungen mit dem R1 haben direkte Auswirkungen auf die Entwicklung des R2, der in der ersten Hälfte des Jahres 2026 auf den Markt kommen soll. Rivian optimiert die Produktionskosten erheblich: Die Materialkosten des R2 sollen nur halb so hoch sein wie beim R1, und die Zahl der Karosseriebauteile wird durch den Einsatz großer Hochdruckguss-Teile drastisch reduziert. Gleichzeitig setzt das Unternehmen auf eine weiterentwickelte Softwarearchitektur und eine neue Sensorikplattform für Autonomie-Funktionen, die in künftige Modelle integriert werden.
Das Werk in Normal, Illinois, wird derzeit ausgebaut, während das geplante Werk in Georgia langfristig die Produktion des R2 und R3 übernehmen soll. Trotz der Kapitalintensität dieser Projekte bleibt Rivian finanziell flexibel – das Unternehmen sicherte sich eine Kreditzusage des US-Energieministeriums über 6,6 Milliarden USD.
CFO Claire McDonough unterstrich den Fortschritt in der Profitabilität: Im vierten Quartal wurden 14.183 Fahrzeuge ausgeliefert, was einen Umsatz von 1,5 Milliarden USD generierte. Der Bruttogewinn im Automobilsegment belief sich auf 110 Millionen USD, was einer Bruttomarge von 7 % entspricht. Rivians Software- und Servicegeschäft erzielte 214 Millionen USD Umsatz mit einer Bruttomarge von 28 %, insbesondere durch Remarketing, Reparaturen und Software-Abonnements.
Das Joint Venture mit Volkswagen wird in den kommenden Jahren etwa 2 Milliarden USD an Einnahmen bringen. Die Betriebsausgaben wurden im Vergleich zum Vorjahr um 15 % gesenkt, und der bereinigte EBITDA-Verlust verringerte sich auf 277 Millionen USD – die beste Performance seit Produktionsbeginn. Die liquiden Mittel stiegen auf 7,7 Milliarden USD, inklusive der ersten Tranche aus der VW-Kooperation.
Für 2025 erwartet Rivian 46.000 bis 51.000 Auslieferungen, wobei im ersten Quartal aufgrund saisonaler Effekte und externer Störungen – wie den Bränden in Los Angeles – weniger Fahrzeuge ausgeliefert werden. Das Unternehmen plant, seine Lagerbestände weiter zu reduzieren und so zusätzliche Barmittel zu generieren.
Besonders intensiv wurde die Entwicklung der Herstellkosten diskutiert. Rivian sieht signifikante Fortschritte und erwartet, dass sich die Kosten pro Einheit bis Jahresende dem durchschnittlichen Verkaufspreis annähern. Besonders die Einführung der zweiten Generation des R1 führte zu mehr als 50 % neu beschafften Materialien, was Kostenreduktionen ermöglichte. Beim R2 soll die Materialkostenbasis weiter optimiert werden, was eine aggressive Preisstrategie ermöglicht.
Die Software- und Autonomieplattform war ein weiteres zentrales Thema. Rivian setzt auf eine eigene, vertikal integrierte Architektur und entwickelt eine „Hands-free“- sowie eine „Eyes-off“-Funktion für den Autobahnverkehr. Ein Analyst fragte, wie Rivian plant, diese Funktionen zu monetarisieren. Kurzfristig soll das „Level-3“-System als kostenpflichtige Zusatzfunktion eingeführt werden, langfristig hängt die Preisgestaltung von der Marktentwicklung ab.
Auch die Monetarisierung des Joint Ventures mit Volkswagen wurde hinterfragt. Die erwarteten 2 Milliarden USD Umsatz aus der Kooperation sind nicht linear verteilt, sondern hängen vom Entwicklungsfortschritt ab. Analysten interessierte, wie sich dieser Deal konkret auf das Unternehmensergebnis auswirken wird. Rivian stellte klar, dass diese Einnahmen als reiner Gewinn verbucht werden, was die Finanzstabilität weiter verbessert.
Ein wichtiger Punkt war die Produktionsstrategie für 2025. Ein etwa einmonatiger Produktionsstopp im zweiten Halbjahr wird notwendig sein, um die R2-Produktionslinie zu integrieren. Dies könnte kurzfristig die Produktionszahlen beeinflussen, langfristig aber die Skaleneffekte deutlich verbessern.
Das US-Energieministerium stellt Rivian ein 6,6-Milliarden-USD-Darlehen zur Verfügung, das 7.500 neue Arbeitsplätze schaffen soll. Analysten fragten, ob politische Unsicherheiten – insbesondere im Hinblick auf den Inflation Reduction Act (IRA) – Auswirkungen auf Rivians Planungen haben könnten. Das Management betonte, dass die Kostenstruktur des R2 auch ohne die 7.500-USD-Steuergutschrift wettbewerbsfähig bleibt und Rivian flexibel auf regulatorische Änderungen reagieren kann.
Schließlich wurde das Wachstum des Software- und Servicegeschäfts analysiert. Rivian erwartet 2025 einen Umsatz von über 1 Milliarde USD in diesem Segment, wobei regulatorische Gutschriften rund 300 Millionen USD ausmachen werden. Die langfristige Strategie sieht vor, durch Connect+ und die weiterentwickelte Selbstfahrplattform zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen. Kurzfristig wird eine Marge von 30 % angestrebt, langfristig bleibt die Rentabilität des Segments jedoch abhängig von der Marktdurchdringung und Wettbewerbsdynamik.
Rivian hat mit dem vierten Quartal 2024 einen Wendepunkt erreicht: Die ersten positiven Bruttomargen zeigen, dass das Unternehmen auf einem nachhaltigen Kurs ist. Die aggressive Kostenoptimierung im Automobilbereich, die Einführung des R2 als skalierbares Massenmarktprodukt und die wachsenden Software-Umsätze bilden die Eckpfeiler der zukünftigen Profitabilität.
Ich hoffe euch hat die Zusammenfassung gefallen!